Die Lokomotive In Kunst-witz Und Karikatur
År: 1922
Forlag: Hannoverische Maschinenbau-Actien-Gesellschaft
Sted: Hannover-Linden
Sider: 170
UDK: 625.282(06) Han
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I
HANOMAG, HANNOVER-LINDEN
Die Lokomotive im Urwalde.
Vor einiger Zeit betrachtete ich in Virginien einige
Stunden nach Sonnenuntergang eine Lokomotive, welche
auf der Eisenbahn von Pittsburg nach Roanoke daherkam
und mitten durch Tannen- und Eichenwälder hinzog. Die
Maschine bewegte sich mit ihrer gewohnten Schnelligkeit
durch eine enge Lichtung mitten durch die Urwälder,
die ehemals Eigentum des großen Königs Powhattan und
seiner kupferfarbigen Krieger waren. Der oben sich er-
weiternde Schornstein warf wie ein geöffneter Rachen
Tausende von Funken aus. Man vernahm aus weiter
Entfernung das Geräusch des schweren Atmens der
Zylinder.
Bei solcher Finsternis, in dieser Wildnis, milten in
einer großartigen Einsamkeit, umgeben von einer tiefen
Stille, mußte man entweder vom Unglauben des Jahr-
hunderts durchdrungen oder mit der Mechanik genau
vertraut sein, um nicht zum Glauben veranlaßt zu
werden, daß diese fliegende, schnaubende und flammende
Maschine ein geflügelter Drache sei, der Feuer und
Flamme speie.
Als vor einiger Zeit die Brahminen ein Dampfschiff
der Strömung des heiligen Ganges trotzen und sie besiegen
sahen, waren sie, die Väter der alten Wissenschaft, des
guten Glaubens, daß dies irgend ein unbekanntes, vor
kurzem erst durch die Engländer in fernen Landen ent-
decktes Tier sei. (Lettres sur l’Amérique du Nord)
Darstellung der Lokomotive im Kunstgewerbe.
Seltenes Stück aus der frühesten Zeit der deutschen
Eisenbahn uni 1845.
Abb. i!) Reisetasche (Größe 40x35 cm). 6174
Die Vorderseite in grüner und schwarzer Wollstickerei, in die aus farbigen
Perlen das Bild einer Lokomotive gestickt ist. Die Rückseite ist aus
Wachstuch.
(Erworben am 24. September 1921 von „Quellenforschungen zur Geschichte
der Technik und Industrie“, G. in. b. H. Berlin)
Auch im Kunstgewerbe kommt eine Darstellung
der Lokomotive auf Kunstgegenständen ab und zu
vor. Es handelt sich da wohl immer um Lieb-
haber-Ausführungen, bei denen der Künstler seinen
besonderen Neigungen freien Lauf gelassen hat.
So befindet sich im Deutschen Museum in München
eine Spitze (H a n cl k 1 ö p p e 1 e i aus Calais,
Stiftung eines Herrn Simon Dzialeszynski) mit der
Jahreszahl 1900, die eine Verherrlichung der Technik
darstcllt. Oben sind Blitze und Glühlampen, in
der Mitte ist eine Brücke mit Gaskandelabern und
elektrischen Bogenlampen, darüber ein Luftballon,
unten sind zwei 1 B-Lokomotiven mil Innenzylindern,
Belpaire-Feuerkiste und Westinghouse-Luftpumpe,
dem englischen Typ sehr ähnelnd, außerordentlich
naturgetreu dargeslellt.
Sehr interessant ist auch die in Abbildung 20
gezeigte Malerei eines ganzen Zuges auf der Rundung
eines Milchlopfes. Unser Bild zeigt nur den Anfang
des Zuges, die Lokomotive Northumbrian bei der
Eröffnung der Liverpool/Manchester-Eisenbahn.
Jug commemorating the opening of the Liverpool and
Manchester railway.
(„The engineer“, Fcbr. 3, 1922, S. 124)