Die Lokomotive In Kunst-witz Und Karikatur

H A N O n A G , HANNOVER LINDEN Abb. 45 Er erzählte, erzählte, erzählte. 6135 Da saß er bei Braten und Bier, der hünenhafte Hilprich, wie ein Recke der Vorwelt. Seine schlauen Augen funkelten, und schalkhaft zuckte es ihm um die Mundwinkel. Er erzählte, erzählte, erzählte. Dem einen ging die Zigarre aus, dem anderen stand das Bier ab, der dritte schlich sich sachte beiseite. Endlich gab es auch solche, die aus Staunen ihr Essen vergaßen. Und diese waren Hilprichs beliebteste Zuhörer, denn mit affenartiger Geschwindigkeit verstand er es, ihnen seinen leeren Teller hinzuschieben und dafür ihren vollen zu sich herüber zu ziehen. — Hielt er uns alle zum besten oder war es ihm ein Bedürfnis, sein Eisenbahnerherz von den Märchen und l'raum- bildern zu befreien, die er sich, vor Haltesignalen wartend, ausgesponnen? Hatten sich in seinem Kopf die Fäden der Erinnerung zu einem wüsten Knäuel verwoben, oder ritt er auf demselben Gaul, den einst der scl,rfc Münchhausen an seinem eigenen Zopfe ziehend aus dem Sumpf gehoben hatte? Wer weiß es? Er aber führte uns sachte aus dem Gebiete des Unwahrscheinlichen in das Unmögliche und vom Unmöglichen in das Über- sinnliche, Geisterhafte. Dicke Qualmwolken entstiegen seiner Zigarre und seine Stimme erfüllte den Raum. Fahrgäste waren längst keine mehr zugegen und uns andere Eisenbahner ergriff eine gewisse Ehrfurcht vor dem alten Original, der sich zwar als Phantast, gleich- zeitig aber als Spaßvogel und kühner Dichter uns vor- stellte. Nachfolgend der Bericht über seine seltsamen, spannenden Abenteuer, die hier getreulich aufgezeichnet sind: 57