Die Lokomotive In Kunst-witz Und Karikatur
År: 1922
Forlag: Hannoverische Maschinenbau-Actien-Gesellschaft
Sted: Hannover-Linden
Sider: 170
UDK: 625.282(06) Han
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H A N O /A AG. HANNOVER-LINDEN
an, die roch hochfein. Es war eine echte Havanna. Jetzt
sah ich mir die Karte an, aber ich denke, mich rührt der
Schlag. Da steht ja drauf:
„Ernst Ludwig. Großherzog von Hessen“.
Na, das war eine schöne Geschichte! Als ich von der Fahrt
zurückkam, wurde ich schon abgelöst. Der Großherzog
hatte extra meinetwegen den Präsidenten in Mainz ai?
gerufen. Zu Ende war die Jägerzeit; nach Frankfurt
wurde ich versetzt mit der Maßgabe, mich nie mehr durch
einen Wildpark fahren zu lassen — zum Schutze des Wildes.“
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„Hilprich, um Gottes Willen, heut’ schwindelst clu
ja wieder entsetzlich!“ ertönte eine Stimme aus dem
Zuschauerraum, und ernsthaft versetzte der vielerfahrene
Lokomotivführer: „Erstens schwindele ich nie, zweitens
gilt als oberster Grundsatz jedes frommen Menschen das
Wort der heiligen Schrift: „Du sollst den Namen des
Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen. Gegen diesen
Grundsatz verstieß einst mein Heizer Bumfiedel und
wurde gehörig gestraft, denn wahrhaftig, der Herrgott hat
ihm das Tanzen eines schönen Tages gründlich abgewöhnt.
Die Sache verhielt sich so :
Als ich seinerzeit im Bezirk
Königsberg stationiert war,
hatte ich einen Heizer, der
konnte das Tanzen durchaus
nicht lassen, ja, er sang und
tanzte dauernd um die
Lokomotive herum. Beim
Schmieren der Lager, beim
Einwerfen der Kohle machte
er wenigstens Mazurka- und
Polkaschritte. Eines Abends,
als wir von Tilsit fortfuhren,
um den letzten Personenzug
nach Memel zu fahren, war
mein lieber Freund Bumfiedel
schon sorgfältig frisiert und
hatte einen Extraanzug in
der Reisetasche. „Heut’darf’s
keine Verspätung geben,“
rief er mir zu, „denn ich
muß noch einen großen Ball
in Memel mitmachen!“ Nun
nahm ich doch meinen
Freund ernstlich in’s Gebet
und stellte ihm vor, er möge
seine Gedanken auf den
Dienst richten, nicht auf das ,, __
lachte und sprach leichthin: „Das Tanzen kann mir nur
der Herrgott selber abgewöhnen.“
Ich dachte mein Teil und war auf Schlimmes gefaßt.
Es kam auch so. Kaum aus Tilsit herausgekommen, ging
ein Sturm los, von dem man sich in hiesiger Gegend
keinen Begriff machen kann. Die Äste von den Bäumen
flogen wie Hagelschauer in der Luft herum, ja, selbst
ganze Pappeln wurden entwurzelt. Es war eine schreckliche
Fahrt! Nach wenigen Stationen wurde der Sturm so
entsetzlich, daß ich mich nicht mehr auf den Beinen
halten konnte, obwohl ich mich dauernd mit den Händen
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Nr. W**2
Abb. 52 6142
Ich bemerke plötzlich im Lichte der Deckenlampe,
daß sich in der linken Ecke des Führerhauses ein
unruhiges Flimmern zeigt.
Tanzvergnügen. Er aber
festzuhalten versuchte. Es blieb mir nichts anderes übrig,
als die Stiefel auszuziehen, mich auf den Boden zu legen
und die Hebel mit den Füßen zu bedienen. Dabei be-
obachtete ich die Streckensignale mit Hilfe eines Taschen-
spiegels, den ich glücklicherweise bei mir trug. Diese
Sache ging verhältnismäßig leicht und erheblich einfacher,
als man sich nach meiner Schilderung denken mag.
Meinen Heizer Bumfiedel hatte ich dabei gänzlich ver-
gessen, denn der Wind selbst machte mir schon genug
zu schaffen. Als ich jedoch so am Boden lag und mehr
Zeit hatte, nachzudenken, sah
ich mich überall im Führer-
haus um, ohne vom guten
Bumfiedel etwas zu bemer-
ken. Mir wurde allmählich
ganz unheimlich. Wo sollte
er hingeraten sein? Es war
ganz undenkbar, daß er frei-
willig auf die Maschine hin-
ausgegangen sein sollte, da-
zu blies der Wind zu fürchter-
lich. Andererseits konnte er
aber auch nicht hinausge-
fallen sein, denn wir hatten
ja natürlich die Türen am
Führerhaus geschlossen.
Als ich mich nun immer
schärfer umsehe, bemerke
ich plötzlich im Lichte der
Deckenlampe, daß sich in
der linken Ecke des Führer-
hauses ein unruhiges Flim-
mern zeigt, ebenso, wie wenn
man in das Schwungrad einer
Dampfmaschine sieht, das
schnell rotiert. Kein Zweifel!
Bumfiedel wurde vom Herr-
zwar dadurch, daß sich eine
gebildet hatte, die ihn mit
golt selber gedreht, und
Windhose im Führerhaus
unheimlicher Geschwindigkeit im Kreise herumwirbelte.
Zeitweilig glaubte ich auch die Achse meines Heizers
in der Mitte zu erkennen, jedoch war das Licht zu un-
deutlich, um Genaueres festzustellen.
Da ich mir endlich Klarheit verschaffen wollte, nahm
ich ein Stück Putzwolle, die ich stets bei mir trage, und
warf sie auf den flimmernden Gegenstand. Sofort er-
kannte ich, daß die Putzwolle mit im Kreise rotierte und
folglich regelrecht mitgerissen wurde. Es war ein Glück,
daß ich diese Entdeckung machte; denn hätte ich darauf