Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
Mit 492 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
112
Fisch e.
Erfte Ordnung.
nen oder im Seegrase mil Hånden ergriffen. Mit an-
dern Schleimfischen theilt er die Fahigkeit, lange am
Lande aushalten zu fonnen, wenn anders SeegraS und
nasse Felsen ihm nothdurflige Feuchtigkeit geroahren.
In tieferem Wasser schwimmt er schnell, entkommt in
die kleinsten Felsenspalten und wird schwer gefangen,
entschlupft auch, durch den schleimigen Ueberzug begun-
stigt, sehr leicht der greifenden Hand. In Gronland
trocknet man ihn zum Wintervorrathe, obgleich sein
Fleisch Hart und trocken ist, in Europa dient er nur als
Koder fur grohere Fische. Er wird 8—9 Zoll lang,
ist nach Hinten spitziger und scharf zusammengedruckt,
rothlich oder gelblich braun, dunkler gefleckt, gebandert
oder marmorirt und mit niedriger, dunkelgrauer Ru-
cken. und Afterflosse versehen.
LIV. Seewolf. (Anarrhichas.)
Gattungscharatter: Korper matzig verlangert,
zusammengedruckt, fast schuppenlos. Ruckenflosse uber
den ganzen Rumpf reichend, auS einfachen, aber weichen
Strahlen bestehend. Bauchflossen fehlen. Kiemen-
Haut sechsstrahlig; Kiefern vvrn mit langen, kegelfor-
migen Fangzahnen, Hinten mit tleineii, auf knochernen
Hockern aufsttzenden Schmelzzahnen. (Fig. 2424.)
1. Der nordische Seewolf. r (Anarrhichas lupus.) Fig. 2425.
Ungeachtet der Grose des Korpers, des Mangels
an Bauchflossen und der ebenso sonderbaren als gefahr-
lichen Bildung der Zahne gehort die Gattung Seewolf,
welche vor der Hand nur auS zwei betannten Arten be-
steht, voch in die Familie der Schleimfifche. Alle
Charaktere deffelben, den fchlupfrig schleimigen Ueber-
zug nicht ausgenommen, finden fich an ihr wieder,
und der einzige autzere Widerspruch besteht in der an-
sehnlicheren Grohe. Der eigentliche nordische See-
wolf, der mit einer zweiten wenig bekannlen, wahr-
scheinlich der Sudsee eigenen Art (A. Leopardus) nicht
verroechselt werden kann, wird bis 4 und sogar 5 Fus
lang, dabei an 6 Zoll Hoch, ist obenher gran, an den
Seiten stahlblau, schwarz gefleckt und durch die bedro-
Henden, oben in suiiffacher, unten in dreifacher Reihe
stehenden, rundlichen oder tegelformigen Zahne vor al-
len andern Verwandten auSgezeichnet. Solche autzer-
ordentlich Harte Waffen befahigen den Seewolf zur
Rolle eines kecken RaubfischeS, die er, seiner eben
nicht bedeutenden Grotze ungeachtet, kraftig durchfuhrt.
Den Fischern widersetzt er fich mit so vieler Entschlos-
senheit und Kraft, das diese, durch alte Erfahrung be-
lehrt, den Gefangenen flets erschlagen, statt ihn le-
bend an das Land zu bringen. Auch setzt ihn dieseS
Gebis in den Stand, allerlei Hartschaalige MeereSthiere,
Conchylien, Muscheln und Kruster zur Nahrung zu
wahlen, obgleich er auch weichere Nahrung, Laich
und die Jungen anderer Fische, nicht verschmaht. Er
bewohnt die nordlichen Meere bis unter den Polarkreis,
gilt schon an den deutschen Kusten fur eine Seltenheit
und wird an den franzofischen Mestkuflen kanin jemalS
gesehen. Die Fortpflanzung geschieht nicht wie bei
anderen Schleimfischen, indeni das Meibchen iin Mai
und Juni wirklich laicht und, wie in Island beobach-
tet worden, die Eier an Seegeroachse anhangt. Die
Jungen wachsen fo langsam, das ste nod; im Januar
und sogar im Mai nur ivenige Zolle messen. Im Ho-
Heren Norden ist der Seewolf Gegenstand der Fischerei;
auf Island vermehrt er im getrockneten Zustande die
Wintervorrathe, auf den Markten von Edinburg wird
er frisch feilgeboten, indeffen nur von Einigen gern ge-
geffen, von Anderen aber verworfen. Im hohen Nor-
den benutzt man das Fell zum Leimsteden, zu Riemen
oder zu Ueberzugen anderer Gegenstande als technisch
so genannten Chagrin.
LV. Tpiimeilfisch. (Callionymus.)
Gattungscharakter: Korper spindelformig,
ganz schuppenlos. Ruckenflosse doppelt, der erste
Strahl verlangert. Bauchflossen gros, vor den
Brustflossen. Kopf plalt; Augen obenaus stehend,
genahert; Kiemenspalte klein, im Nacken geossnet.
Zahne in beiden Kiefern, Hechelformig; Kiemenhaul
sechsstrahlig.
1. Der grøpe Spinnenfisch. (Callionymus Lyra.) Fig. 2426.
Von den Spinnenfischen find zwar mehrere Arten
bekannt, indessen keine besser als die hier dargestellle.
Sie gehort einer durch die Stellung und Enge ihrer
Kiemenspalte wohl unterschiedenen Gattung an und
kann wohl zu den schonsten Fischen des gerade nicht
farbereichen Nordens gezfihlt werden. Im Mittel-
meere ist sie zwar gesehen worden, indessen zieht sie
jedenfalls die kalteren Breiten vor. Sie lebt trupp-
weis auf sandigem Boden der Untiefen, nahrt sich da
von ganz kleinen Thieren verschiedener Classen, von
Krustern und Schnecken so wie von Zoophyten, und
bewahrt sich uberhaupt als durchauS Harmloses Ge-
schopf. Ihr Fleisch soll weitz, fest und von angeneh-
mem Geschmacke sein. Anderen starteren Fifchen wird
sie leicht zur Beute, laicht aber im Mai und zwar in
so reichlichem Maase, das das Aussterben nicht zu
furchten sein kann. Bon den Fischern wird sie den-
noch nicht allzu Haufig gefangen. Den Namen Leier-
fisch (Lyra) erhielt sie von Linno, der, in seiner be-
kannten clasfischen Weise, die Llehnlichkeit der sehr
verlangerten Flossenstrahlen mit fliegenden Saiten
nicht unbenutzt lassen wollle. Ausgewachsene Erem-
plare sind an 11 Zoll lang, gelb, Hier und da etwas
dunkler, soiist noch an Kopf und Seiten schon blau
gestreifl und gefleckt. Dic Augen sind, bei blauer
Pupille, orangenroth, die Ruckenflossen blasbraun,
der Lange nach schwarz gestreift, Kopf und Bauch
weis.,
Zwolfte Familie.
Armflosse r.
Die wichtigsten Kennzeichen dieser Familie bestehen
in dem fast vollstandigen Mangel von Schuppen, welche
bei einigen Gattungen durch knochige Hocker, bei ånde-
ren durch kleine, in Stacheln auslaufende, kornerarlige
Hervorragungen der Haut ersetzt werden, ferner in der
engen, runden oder spaltformigen, hinter der Brustflosse
gelegenen Kiemenoffnung, vor Allem in der eigenthum-
lichen Gestalt der Brustflossen selbst. Anstatt, wie ge-
wohnlich, an dem Rumpfe festzusitzen, stehen diese auf
eincm Mittelgliede, einer Art von Hervorragendem Arme,
der aber nicht aus jenen fur Unterarmknochen geltenden
Theilen des oben (S. 84. Sp. 2.) beschriebenen Knv-
chengurtels, sondern aus den verlangerten Handrourzel-
knochen besteht. Die Familie zahlt nur menige Gattun-
gen , die durch geroohnliches, eigentlich ungestalteteS
Aeutzere ubereinkommen und ziemlich richtig mit Kroten
oder Kaulguappen verglichen roorden sind, sehr breiten
und platten Kops, aufgetriebenen Rumpf und kurzen,
spitzigen Schroanz haben. Faden, Hautlappen oder
Warzen ver Oberflache und dustere Farbung tragen da-
zu bei, daS Unangenehme, roo nicht Widerliche des An-
fehens zu erhohen. Die Armfloffer leben nur im Meere,
besonders unter roarmeren Breiten, schroimmen schlecht
oder liegen im Schlamme oder Sande verborgen, um
anderen Fischen aufzulauern.
LVI. Fledermausfisch. (Malthe.)
GattungScharakter: Kopf breit, platt; Ober-
kiefer vorspringend; Maul nach unten gerichtet. Eine
einzige, sehr kleine, weichstrahlige, roeit nach hinten ste-
Hende Ruckenflosse. Karper uberall mit Hornigen Un-
ebenheiten und Hautfasern bcsetzt.
1. Der genteine Flcdermauisisch. (Malthe vespertilio.) Sig. 2427.
Die roenigen Arten dieser Galtung haben einen vorn
sehr breiten, platten Korper, der in seinen Umrissen an
einen Rochen erinnern kann, die Augen roeit vorn und
fich nahe stehend, eine runde lochfbrmige Kiemenhffnung
oberhalb der breiten, nach auhen abstehenden und den
ausgebreiteten Schroimmfutzen eines FroscheS nicht un-
ahnlichen Brustflosse und roeiche, fast knorpelige Kno-
chen. Sie enlbehren die Schroimmblase. Alle bekann-
ten Arten gehhren den roarmeren Meeren Amerita'S an
und enlfernen sich kaum von den Kusten; vorzuglich
sagen ihnen schlammige Untiefen der Fluhmundungen
zu, und daher sind sie an den Gestaden von Surinam
und Cayenne haufiger, als um die felsigen Jnseln West-
indiens. Datz sie bie Kehle aufblasen und einige Zeit
im Trockenen aushalten tonnen, unterliegt keinein Zroei-
fel. Ihr Ansehen ist so roiderlich, zugleich aber auch
so sonderbar, datz man sie nirgends zur Speise benutzt,
aber haufig als Seltenheiten sammelt und an europaische
Sammlungen sendet. Der gemeine Fledermausfisch
roird 8 — 9 Zoll lang, 5 Zoll breit, ist oben braun,
schroarz gefleckt, unten ziegelroth und niitgelblichen Fa-
den und Hockern besetzt. Ueber das enge, eine einzige
Reihe burstenformiger Zahne bergende Maul ragt der
Oberkiefer roic ein Horn hinaus. Die Flossen sind
schmutzig gelb.
LVIL Kriitellfisch. (Chironectes.)
GattungseharakteriKopf seitlich zusammenge-
druckr; Oberkiefer zuruckweichend; Maul^ schief nach
oben geossnet. Statt der ersten Ruckenflosse drei freie
Strahlen auf dem Kopfe; zroeite Ruckenflosse lang.
Rumpf mit Faden besetzt.
1. Der rauhe Krotenfisch. (Chironectes scaber.) Fig. 2428.
Man Hal mil vielem Rechte die Chironeeten mitKro-
ten verglichen, bie unter der Einroirkung des Zornes sich
aufblahen und dabei den verkurzten Rumpf auf die Futze
stammen. Wirklich dienen die Bauchfloffen zu dem
letzteren Zroecke, roahrend die Brustflossen nach der Seite
hin herabhangen, ohne den Boden zu beruhren. Die
Aufblahung des Rumpfes hangt ubrigens von der Will-
kuhr ab und scheint ein Mittel zu sein, um Feinde in
Furcht zu setzen. Ueberhaupt ist die ganze Gestalt eine
Hochst abenteuerliche, indem auf dem Oberkopfe zwei
Horner hinter einander emporstreben, daS Maul schief
nach oben gerichtet ist und die ganz vorn stehenden
freien Ruckenflossenstrahlen an der Spitze Hautlappchen
tragen und hoch aufgerichtet werden konnen. Hornige
Hocker fehlen, werven aber durch zahlreiche kleine Rau-
Heiten ersetzt, zwischen welchen fleischige Faden lang Her-
abhLngen. Bermuthlich bienen biese Besatze zur Tau-
schung kleinerer Fische, bie bem lauernben Rauber zur
Beute roerben, wenn sie Herbeikommen, um bie scheinba-
ren Muriner zu freffen. Die Gattung besteht aus vie-
len uber alle roarmere Meere, zumal aber bie asiatischen,
verbreiteteii Arten. Die abgebilbete scheint in Westin-
bien ziemlich gentein zu sein, roirb, wie alle anbere, fel-
ten langer als 4 — 5 Zoll, tragt in ber Jugenb auf-
fallenb lange Faben unb auf gelbbraunem Grunbe zahl-
reiche schroarze Flecken.
Dreizehnte Familie.
Lippfische.
Die Lippfische bilben eine jener grohen Familien, bie
bei roeiter Verbreitung fur ben Menschen vielen Nutzen
haben. Die Naturlichkeit ber Familie bebarf nicht bes
Beweises, inbem fur ste eine unverkennbare, ge-
meinsame Phystognomie zeugt. Der langliche, zusam-
mengedruckte Korper ist mit grohen Schuppen bekleiber,
die Seitenlinie fortlaufenb ober unterbrochen, bie wei-
chen Strahlen bes Hinteren Theils ber Ruckenflosse tra-
gen an ber Spitze kleine Hautlappchen, bie Kinnlaben
sinb mit fleischigen Lippen bebeckr, bem Gaumen fehlen
bie Zabne, roahrend Hingegen bie Kiefern unb Schlund-
knochen start beroassnel erscheinen, die Bauchflossen stehen
unter den Brustflossen, die Schroimmblase ist grotz. Mit
roenigen Ausnahmen leben die Lippfische im Meere und
liefern reichliches, roohlschmeckeudeS und leicht verdau-
liches Fleisch.