Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Stachelflosser.
Fisch e.
113
LVIII. Lippfisch. (Labrus,)
Gattungscharakter im Allgemeinen demjeni-
gen der Familie entsprechend, jedoch: Kiemendeckel und
Vorderdeckel ohne Stacheln oderZ^hne, nebst den Wan-
gen beschnppt; Kiestrnzahne kegelformig; Lippen dop-
pelt, fleischig; Kiemenhaut funsstrahlig. Seitenlinie
nicht unterbrochen.
1. Der gefleckte Lippfisch. (Labrus maculatus.) Fig. 2429.
In den systematischen Verzeichnissen werden sehr viele
Arten von Lippfischen aufgeffihrt, die auS den ver^chie-
densten Weltgegenden stammen und in betrachtlicher Zahl
auch der eurvpfiischen Fauna angehoren, dennoch aber
nicht alle mit genugender Sicherheit festgestellt sind, in-
dem sie, bei aller auheren Farbenverschiedenheit, andere
minder verfinderliche Kennzeichen nicht immer darbieten.
Um sie zu unterscheiden, muh man fich an die gegenseiti-
gen Verhaltniffe des KopfeS und Rumpfes, an die Um-
risse der Kiemendeckel, die Lage der Floffen und die Zahl
ihrer Strahlen Halten. Von den europaischen Arten
kann man im Allgemeinen annehmen, dah sie nicht zu
tiest und mit Felsboden versthene Meeresgegenden be-
wohnen, von den Kusten flch nicht weit entstrnen und
im Fruhjahre, wo fie laichen, mit sonst verganglichen
Farden geschmucki sind. Sie nahren sich von kleinen
Muscheln und Schnecken, von Seeigeln und Krustern,
deren Harte Bedeckungen sie mittels ihrer stark gezahn-
ten Schlundknochen leicht zermalmen, leden gesellig,
ohne gerade grohe Haufen auszumachen, und verbringen
ihr erstes Jugendalter zwischen den nuf Felsen in dichter
Menge wachsenden Seepslanzen. Niemals gelangen sie
zu sehr bedeutender Korpergrohe, vermehren sich aber so
schnell, dah fie nirgendS felten sind, obwohl sie des gu-
ten Fleisches tvegen vielsache Verfolgungen zu erleiden
haben. Das Mittelmeer besttzt einige Arten auSschlieh-
lich, andere in Gemeinschaft mit dem atlantischen Ocean
und den sudlichen Gegenden der Nordsee, Ivahrend im
hoheren Norden, jedoch nicht bis nach JSland nur eine
vorkommt. Den Griechen und Romern waren viele be-
kannt. — Der gefleckte Lippfisch bewohnt die West-
kuste FrankreichS, die Kusten Englands und Norwegens,
jedoch nur an felsigen Orten. Er geht leicht an die An-
gel, erscheint aber auf den MSrkten weniger haufig als
andere Verwandte, indein stin Fleisch weich, ziemlich
schmacklos und daher nicht geschatzt ist. Englifche Fischer
wollen bemerkt haben, dah Anfangs nut grohe Erem-
plare, kleinere erst nach einigen Tagen an denselben Or-
ten gefangen werden, und schliehen hierauS auf geselli-
ges Herumziehen und vie Sitte der alteren, die Nach-
kommenschaft au8 dem eigenen Gebiete entstrnt zu Hal-
ten. Alter und ZSrtlichkeit scheinen auf Abanderung
der Farbe einzuwirken, wenigstenS sindet man die Far-
bung nicht in allen Werken gleich beschrieben. Sie zeich-
net fich nus durch Vuntheit und Reinheit; Kopf und
Mangen sind schon blaugrun, mit dunkel orangenrothen,
netzformigen Zeichnungen, Rucken und Seiten einfach
blaugrun, weiter unten weihlich, die einzelnen Schuppen
orangenroth eingefaht, die Flossen spangrun gefleckt, ihre
Strahlen roth,die Lippen fleischfarbig. Die Lange be-
trågt 20 — 22 Zoll.
2. Der rothliche Lippfisch. (Labrus carneus.) Fig. 2430.
Eigentlich heimisch ist diest Art im Mittelmeere, in-
deffen besucht sie gelegentlich auch die Kusten der Bre-
tagne, Irlands, deS westlichen Englands, Schottlands
und selten diejenigen Norwegens. Der von der Schnau-
tzenspitze bis zum Hinterrande des Kiemendeckels genres-
sene Kopf macht ein Dritttheil der ganzen Leibeslange
aus, die Schuppen finv klein, Rucken und Seiten lebhaft
orangenroth, diest gegen den weihen Bauch hin gelblich,
die Floffen gelbroth, dunkel eingefaht, der vordere Theil
der hartstrahligen Ruckenflosse und drei auf dem Hinte-
ren Rucken stehende Flecken schon purpurroth; mit den
letzteren wechseln jederseits zwei etwaS tiefer stehende
rostnrothe Flecken. Die Lange betragt 9 — 12 Zoll.
III. Band.
3. Der grune Lippfisch. (Labrus Hneatus.) Fig. 2431.
Unter den meist schbnen Lippfischen Europas ragt
dieser durch besonderen Glanz hervor. Er wird uber
1 Fuh lang, Hal grasgrfinen Rucken, gelbgrfine Seiten,
gelbe Kehle und Bauch, lange Schnautze, etwaS einge-
druckien Nacken, starke Zahne in beiden Kiefern, verlan-
gerten Oberkiefer, eckigen Kiemendeckel, grune Flossen,
nach hinten bogenformig gekrfimmte Seitenlinie; das
Weibchen ist von gleichartig gruner Farbung auger an
dem silberweihen Bauche. Grfine Streifen auf rothli-
chem Grunde, die man dem Mamichen ehemals zuschrieb,
sind nirgends von Neueren bemerkt worden. Man fangt
diesen Lippfisch an der Angel und halt ihn fur schmack-
Hafl; in Frankreich wird er eingefalzen. Er lebt im
Mittelmeere und an der atlantifchen Kfiste Europa's und
Norwegens, wo er als der schonste der einheimischen
Fische gilt.
3. Der schwarze Lippfisch. (Labrus merula.) Fig. 2432.
Der Statur und den starken Formen nach sollte die-
ser Fisch zunachst auf den zuerst befchriebenen gefolgt
stin; er unterfcheidet sich indessen von jenem durch man-
che wesentliche Kennzeichen und durch weit ein faddere
Farbung. Der Kopf bildet den dritten Theil der gan-
zen Lange des iin Verhaltnifse zu feiner Hohe etwas
kurzen Korpers. Im Oberkiefer stehen 16, im Unter-
tiefer 10 —12 gerade, fegelfårnuge Zfihne von ziemlicher
Stfirke, auf den Mangen etwa 10 Reihen kleinerSchup-
pen,die weiterhin an Grohe zunehmen, aber felbst in der
Mitte des Rumpfes dunn bleiben und einen Hfiutigen
Rand behalten. Die ziemlich gerad verlaufende Seiten-
linie besteht aus einer Reihe von feinen Rohren und
reicht bis zur Wurzel der Schwanzstoffe. Die Haupt-
farbe ist violettbraun, durch kleine blauliche Punkte et-
was gehoben, an der Ruckenflosse etwas heller, sehr dun-
kel, fast schwarzlich an Brust und Bauchfloffe; die letz-
tere ist, ebenfo wie die Afterfloffe, hellviolett eingefaht.
Spielarten oder Altersverfchiedenheiten scheinen auch Hier
oft vorzukommen. In hoheren Breiten ist dieser Fisch,
der im Mittelmeere gemein stin soll, noch nicht gefan-
gen morden.
LIX. Junkerfisch. (Julis.)
Gattungscharakter der fichten Lippfifche, je-
doch: Mangen und Kiemendeckel schuppenlos; Zahne
in doppelter Reihe, in der auheren kegelformig, vorn
stårker, in der hinteren Hockerformig. Seitenlinie nach
hinten im Bogen abmårts gekrfimmt, nicht nnterbro-
chen.
I. Der gewl'hniiche Junkerfisch. (Julis medlterraneus.) Fig. 2433.
Die gegenwartige Gattung erscheint nicht allein als
die artenreichste der Familie, sondern auch als die bun-
teste; sie steht in dieser Beziehung nicht hinter den
Klippfischen, fibertrifft diest vielleicht sogar durch die
Reinheit und das Abstechende der Farben. Diesem au-
heren Schmucke entfpricht allerdings auch die Heimath,
die fast fur alle Arten der Gattung unter marineren Brei-
ten liegt. Vorzfiglich reich an diefen ist das Mittel-
meer und der Ocean bis an die eanarifchen Jnfeln ; jen-
feits der letzteren schliehen andere, niemals nach Europa
vordringende sich an. Keine einzige wird groh, und da-
her suchen alle in der Nahe felfiger Kfisten in geringen
Tiestti und zumal zwischen den Gehegen von astigen
Corallen Sicherheit gegen Stfirme und machtige Ranb-
fische. Auch sie nahren sich von allerlei Hartschaaligen
Meerthieren und ziehen in kleinen Gesellschaften umher.
Bei ihrer oft faunt einige Zolle betragenden Kleinheit
betrachtet man fie nirgends al g Gegenstande der Fifcherei
und britigt sie selten zu Marke. Der Norden Europas
befltzt allein die abgebildete Art, jedoch nicht einmal ei-
genthfimlich, sondern in Gemeinschaft mit dem Mittel-
meere. Sie geht nicht ostlich von Cornwallis und mag
dort selten genug stin, gehort aber an den Gestaden
Sfidfrankreichs zu den genteinsten, obwohl vom Dolke
nicht unterschiedenen. Sie Hat einen seitlich zusammen-
gedrfickten Kopf, dicke Lippen, langen, nicht hohen
Rumpf, dfinne und kleine Schuppen, grfinlichblauen
Rucken, entlang der Seite einen breiten, orangengelben
Streifen, weiter unten mehrere auf Silbergrund stehende
lilafarbene Streifen, auf dem Kopfe mannichfache braune,
gelbe und blaue Zeichnungen, rothgelbe Rfickenfloffe
mit einent Purpurfleck zwischen den drei ersten Stachel-
strahlen und wird hochstenS 6 Zoll lang.
LX. Lippenkarausche. (Crenilabrus.)
Gattungscharakter der fichten Lippfifche, je-
doch: Vorderdeckel gezhhnelt; eine Reihe kegelformiger
Zfihne in den Kiefern.
I. Die norwegische Lippenkarausche. (Crenilabrus norvegicus.)
Fig. 2434.
Der Name diefer Gattung bezieht fich nicht auf ir-
gend eine wirkliche Verwandtfchaft mit den eigentlich
sogenannten Karauschen, die unter den Weichflossern
ihren Platz sinden, fondern auf eine fehr oberflachliche
Aehnlichkeit in den Umrissen, welche auch in dem nor-
wegifchen Namen Karadfe ausgedruckt fcheint. Die Hier-
her gelchrenden Fische entfernen fich nur durch den oben
angegebenen unwefentlichen Charakter von den achten
Lippfischen, gleichen ihuen in LebenSart und geographi-
scher Vertheilung. In systematischer Beziehung ver-
dienen auch fie eine genaue Sichtung, indeni jedenfalls
nianche Arten mit einander verwechselt tvorden sind, be-
soitders die aus den tropischen Meeren stammenden,
welche man schwer und durch die Einwitkung deS Wein-
geisteS bedeutend verandert oder entfarbt erhhlt. Hin-
sichtlich der åuheren Schonheit stehen sie nicht Hinter
den andern Lippfischen und sollen inehrentheilS ehbar
stin. Von einer int Mittelmeere gewohnlichen Art
glaubten die Alten, dah sie aus Seegewachsen ein Rest
erbaue und den in ihin bemahrten Laich sorgfaltig bewache.
Die norwegische Lippenkarausche lebt nicht
allein an den englischen und an den norwegischen Kfisten,
somie in der Ostste, sondern auch iin Mittelmeere, wird
7 — 10 Zoll lang, andert etwaS ab in der Farbung,
scheint aber gewohnlich vbenher gelbgrun, auf dem Rfi-
cken dunkler zu fein; an den Seiten stehen dunkelgrfine,
bisweilen etwaS verwaschene Streifen und auf der Wur-
zel der Schwanzflosse ein fchwarzer, runder Fleck. Au-
herhalb der klippigen Kuflengegenden wird diefer Fifch
selten bemerkt; da er niemals an die Angel geht, eigent-
lich an Orten nicht lebt, wo man mit Netzen fischen
kann, so wird er selten und zwar noch am Ersten in
den auS Meidenruthen geflochtenen Korben gefangen,
die man fur Hummer und Krabben aufstellt.
2. Die blaukopfige Lippenkarausche. (Crenilabrus Tinca.)
Fig. 2435.
Dieser Fisch besttzt eine eben so weite Verbreitung
als der vorhergehende, indem er vom griechifchen Ar-
chipel bis in die Ostste streift. Ueberall lebt er nur
zwischen folchen Klippen, die bei niedriger Ebbe kanut
bedeckt bleiben, und gerfith daher den Fischern nur zu-
fallig in die Hande. Seine Laichzeit fallt auf den April.
Er Hat, wie die meisten feiner Verwandten, einen ziem-
lich dicken, rothen, grfingefleckten Rumpf, grohen, blauen,
orangenroth gestreiften und gefleckten Kopf, vorragende
ZLhne, grfinlichblaue, zum Theil dunkel gestreifte Flos-
sen und wird gegen 7 Zoll lang.
LXI. Rohrenlippfisch. (Gomphosis.)
Gattungscharakter der Jnnkerfische, jedoch:
Schnantze rohrenfhrmig mittels der verlangerten Zwi-
schenkiestr und Kinnladenknochen; Maulossnung spalt-
artig, sehr klein. Schwanzflosse groh.
1, Der grune Rohrenlippfisch. (Gomphosis viridis.) Fig. 2436.
Abgesthen von der eigenthfimlichen Bildung der
Schnautze unterscheiden sich die Rohrenlippfische fast
gar nicht von den Junkerfischen. Alle haben einen lan-
gen, stark znsammengedrfickten Rumpf, grohe Schnp-
pen, fleineS Ange, in einer Reihe stehende Kieferzahne,
tinter welchen die vorderen langer find, pflasterformige
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