ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
Weichsloffer. Fisch e. 127 theils von der Art und Menge deS Futters Herleiten zu muffen. Die spater gefangenen find allemal mage- rer, weil erschspster durch daS lange Herumziehen. Die Nahrung besteht in kleinen Krustern und Fischen, viel- leicht selbst aus den Jungen der eigenen Art, venn we- nigstens sand Neill fsinf junge Heringe int Magen eineS ausgewachsenen alten. Zu beiden Seiten des CanalS haben Angler nicht felten Heringe mit kunstlichen Flie- gen oder auch mit Garnelen gefangen und wollen an ihnen besondere Gierigkeit beobachtet haben. Heringe dienen hingegen anderen Fischen und Seevsgeln als Futter und werden in Mengen, die aller Berechnung spotten, verschlungen. Erwsigt man, welche Verwsi- stung der Mensch unter ihnen anrichtet, so wurde das Fortbestehen ihrer Art vollig unbegreiflich sein, wsihte man nicht, dah fie vollkommen befahigt sind, durch ausierordentliche Fruchtbarkeit jenen gewaltigen Adgang zu decken. Der Roogen eineS sogenannten Vollherin- ges wiegt int frischen Zustande 480 — 500 Gran und besteht aus 30 —40000 Eiern. — Der Fang des Herings ist fur viele Lander Europa's eine wahre Lebensfrage und wird, mindestens von den Hollsindem, schon seit dem Jahre ll64 int Grohen betrieben. Seine Ersiss- nung fallt in die Monate, in welchen der Hering je nach der Oertlichkeit fruher oder spater zu erscheinen pstegt. Dah den letztern die angeblich weiten Wanderungen, von welchen oben gesprochen ward, nicht herbeifsihrten, sondern dah er nur auftaucht aus der Tiefe, beweist wohl nichts siberzeugender als der Umstand, dah man im Magen der aus der Doggersbank gefangenen Stock- fische zu allen Zeiten Reste von Heringen vorfindet. Im Allgemeinen kann man annehmen, dah der Fang mit der Laichzeit zusammenfalle, einer Periode, in welcher jeder Fisch vollkommen und gut genahrt ist; fie tritt nicht aller Orte in derselben Zeit cin, und die Ertreme konnen leicht um 6 Wochen von einander entfernt sein. Hauptabsicht des grohen, viele Menschen beschaftigenden und ansehnliche Capitalien beanspruchenden Unterneh- mens ist jedoch nicht die Versorgung der Tafeln mit frischen Heringen, sondern das Bereiten derselben zu einem Gegenstande erstaunlichen Verbrauchs und fontit eines sehr grohartigen Handels. Wie schmackhaft und fett, daher fogar zum Einsalzen unpassend die zuerst ankommenden, mit Laich oder Milche nicht ersullten und fonach jungeren Heringe (Maatges-haring der Hollan- der) sein ntogen, fo ksnnen fie eben nur als Gegenstande deS LuruS und der Gastronvmie gelten. Nur die ihnen zunachst folgenden weit groheren Schaaren der trachti- gen Jndividuen (Vollheringe) haben fur den Weltver- kehr eine eigentliche Bedeutung, indem fie allein in den oben erwahnten unabfehlichen Zugen ankommen und die Netze bis zum Zerreihen fullen. Die Fischer werden bei dem Fange von manchen anderen Seefischen unter- stutzt, welche mit unersLttlicher Gesrahigkeit die Wan- dernden Schaaren vor sich Hertreiben und wohl auch zwingen, in engen Seearmen und Baien Zuflucht zu suchen. Grosie Walthiere, vor allen die Nordkaper, leisten diese Dienste und durfen daher in Norwegen um jene Zeit nicht getodtet werden; fie folgen der wehrlosen Beute mit folcher Gier, dasi fie Hsiufig selbst aus den Strand rennen und umkommen. Zu diesen grosieren Gehulfen gefellen sich drei Arten von nordischen Haien, die aber ungern gefehen und vertilgt werden, weil sie die Netze zerreisien oder wLhrend der kurzen Gesangenschast die mit ihnen eingeschlossenen Heringe zerbeitzen und vollig unbrauchbar machen. In die HeringSsischerei theilen sich gegenwartig alle um die Nordsee wohnende VSlker, am Grosiartigsten wird fie jedoch von den Eng- landern betrieben, welche jShrlich an 1200 wohleinge- richtete Fahrzeuge aussenden und durchschnittlich zwi- fchen 45—50 Millionen Heringe in einem Jahre erbeu- ten. Sehr gesunken ist hingegen die Hollandische Fi- fcherei, welche im 17. Jahrhunderte die Stsirke jenes LandeS auSmachte und dem Staate Seeleute und Mittel verschaffte, um mit Ersolg die grshten Kriege zu fsih- ren, machtigen Feinden zu widerstehen und siberseeische Reiche zu erobern und zu behaupten. Der deutsche Heringsfang, obwohlnicht unbedeutend, steht jetzt nicht aus der Stuse, die er noch vor 150 Jahren behauptete; betrieben ward er von den Hansestadten schon im 13. Jahrhunderte. Schweden und Norwegen haben von alten Zeiten her an jener Fischerei lebhaft Theil genom- men, das letztere Land sie sogar eine Zeit lang fast ganz an sich geriffen; jetzt hat sich der Hering von den Kusten Schwedens so weggewendet, dasi der 1770 — 1780 besonders bluhende Fang kaum noch im Grohen betrie- ben wird oder doch bei dergleichen Unternehmen kein Geminn mit Sicherheit erwartet werden varf. Die Norweger beschaftigen allerdings noch eine ziemliche Zahl von Fahrzeugen, suhren aber verhaltnisimahig wenige Heringe aus. Das bei dem Fange von ver- schiedenen Volkern beobachtete Versahren und die Be- reitung der Heringe ist in vielen Werken genau beschrie- ben; mit vorzuglichem Fleisie trug alleS hierher Geho- rende Duhamel zusammen, dessen Werk uber die Fische- reien von Schreber in das Deutsche sibersetzt ward. — ES wurde uberstussig sein, die weltbekannte Gestalt deS Herings zu beschreiben. Im srischen Zustande ist er aus dem Rsicken schwarzlichblau, auf dem Kiemen- deckel mit rothlichem Flecke und aderigen Streisen ge- zeichnet, untenher filberig, wird gegen 1 Fusi lang, 2 Zoll hoch, hat in beiden Kiefern schwache Zahne, ge- nau in der Mitte seiner Lange eine achtzehnstrahlige Ruckenflosse, darunter die Bauchstossen, sechszehn Strahlen in der Schwanzflosse und ctwas vorstehenden Unterkieser. 2. Die Sprotte. (Clupea sprattus.) Fig. 2465. Irre gefuhrt durch auhere Aehnlichkeit haben selbst Naturforscher geraume Zeit hindurch die Sprotte sur ei- nen jungen Hering gehalten; sie unterscheidet sich durch die scharsen, am Bauchkiele eine Reihe von Sagezahnen bildendenSchuppen, durch einfarbige und nicht geaderte Wangen und Kiemendeckel, durch einen allerdings nur in der Laichzeit deutlich hervortretenden goldigen Sei- tenstreifen und die auch im reisen Alter bestandige, ge- ringe Grosie von 5 Zoll, sowie durch die 16 Strahlen der Ruckenflosse. Ebensoweit uber die Nordsee ver- breitet wie der Hering, nicht minder gemein um Island als in der Ostsee, gleicht sie jenem auch dadurch, dasi sie sich vorzugsweise in der Tiese aushalt und in gro- sien Schaaren, um zu laichen, wahrend des Herbstes der Kuste sich nahert. Der Fang beginnt, mindestens um England her, im November und wird den ganzen Winter sortgesetzt; er ist so auherordentlich eintraglich, dah nicht allein alle MLrkte zu den niedrigsten Preisen mit frischen Sprotten versorgt werden, sondern gewisse niedrige und moorige Kustenstriche mit denselben nach Scheffelmaah verkauften Fischen gedungt werden. In England rechnet man 40 Bushels auf den englischen Acker, zieht solche Dungung jeder andern vor und be- dient sich ihrer weit landwartS und sogar bis in die un- mittelbare Nahe Londons. Fahrzeuge, welche 2500 Bushel Sprotten laden, gehen die Medway Hinauf und liefern den grohen Hopsenpflanzungen das beste Dunge- mittel. Der Fang wird von kleinen, fechs Mann fuh- renden Boten und mit langen Netzen betrieben, deren Maschen kaum einige Linien weit find und eben nur das Masser hindurchlaffen; man hat gegen solche Netze in England bereits laute Klagen erhoben, indem durch fie eine Menge junger Fische der verschiedensten Arten vertilgt wird und manche Fische, wie Zungen und Turbot, da verschwunden find, wo solche Netze seit 20 Jahren eingefsihrt worden. Ein Ausschuh deS Parla- ments verlangte 1833 daS Verbot dieser Fangmethode, hat es aber bisher noch nicht erlangt. Auch in Nord- deutschland gehsrt die Sprotte zu den gemeinsten See- fischen, ohne indessen ebenso wie in den Seestadten Eng- lands wahrend des Winters ein Hauptnahrungsmittel der niederen Classen auSzumachen. Obwohl etwaS olig, ist fie doch wohlschmeckend und von zartem Fleisch. Eingesalzen wird sie auch im Jnnern DeutschlandS in Mengen verzehrt. Sie ist gleich dem Heringe silberig, obenher dunkelblau. 3. Der Pilchard. (Clupea Pilchardus.) gig. 2466. Der Pilchard gleicht ebenfalls dem Heringe und wird ziemlich so groh wie dieser, weicht aber von ihm ab durch grohere Schuppen, gestreiften Kiemendeckel, wei- ter nach vorn stehende Ruckenflosse, die so genau im Schwerpunkte angebracht ist, dah der an ihr aufgehangte Fisch die Horizontale Linie behauptet, wsihrend am He- ringe der langere und grohere Kops siberwiegt. Die an Farbung ist silberglanzend, aus dem Rsicken grunlich, der Rsicken- und Schwanzflosse schwarzlich. Man trifft den Pilchard an der Sudkuste Englands in unglaublichen Mengen, fischt ihn aber auch, wenngleich in viel ge- ringerer Zahl, an der Mestkuste FrankreichS und an den nsrdlichen Gestaden Spaniens. Den Winter ver- bringt er in grohen Tiefen, kommt um England im Marz an die Oberflache und wird dort in Mengen ge- fangen, die man aufTausende von Stuckfassern anschla- gen muh. Nie bildet er vor Juli so vollkommen ge- sellige Zuge wie der Hering und wird daher erst im Spatsommer zum Gegenstande einer besonderen und sehr eifrig betriebenen Fischerei. Erlaichtbisweilen schon im Mai, in der Regel aber im October, zieht deshalb nach Untiesen, erweist sich aber in der Wahl derselben ebenso launenhaft wie der Hering. An keinem Orte der Kuste kann man sicher sein, dah der reiche Ertrag der Pil- chard - Fischerei mehrere Jahre hinter einander derselbe bleibe, oder dah die Richtung der Zuge und die Zeit ihrer Ankunft nicht abandern werde. Die grohten die- sen Fang betreibenden Stationen befinden sich an der Nordkuste von Cornwallis und an der Kuste von Devon. Zu dem Betriebe wird ein ansehnliches Kapital erfordert, indem allemal drei Bote und 18 Mann zur Bedienung eines grosien, eine englische Viertelmeile langen, 300 — 400 Pfd. Sterl. kostenden Netzes nothig sind. Aller- dings kann eine einzige gluckliche Fangzcit Hinreichen, um alle AuSlagen der ersten Einrichtung zu decken, denn man kennt Falle, wo 2000 Stuckfaffer PilchardS, etwa 5 Millionen Stuck, in einem Tage von wenigen Boten gefangen worden sind. Als Nahrungsmittel Wurden diese ungeheueren Mengen, weder im frischen noch ge- salzenen Zustande, aufgebraucht werden konnen; fie dienen daher zur Bereitung eines fur gewisse technifche Zwecke sehr gesuchten seineren Thrans und werden Hau- fenweis ausgeschuttet, gesalzen und dann in grosien Fassern ausgepretzt. Man rechnet, dasi 48 Stuckfasser, jedes etwa 3000 PilchardS enthaltend, 285 engl. Gal- ionen Thran geben, von welchem 1801 die Tonne mit 20—25 Pfd. Sterl. bezahlt ward, wahrend jetzt aller- dings der Preis weit niedriger ist. Die zerquetfchten Korper und das ubrig bleibende Salz bilden eine feste Masse, die von den Landwirthen als Dunger gern ge- kauft wird, indem man glaubt, dah ein Pilchard einen Quadratfuh Land vollkommen dunge. Bon welcher Wichtigkeit fur den Sudwesten Englands diese Fischerei sei, laht fich auS diesen allgemeinen Angaben zur Ge- nsige beurtheilen. An den deutschen Ksisten kennt man den Pilchard fast gar nicht oder nur alS Berirrten. 4. Die 5$tc Sardelle. (Clupea sardina.) Fig. 2467, Fsir das Mittelmeer ist die Sardelle ebenso wichtig als die Sprotte und der Pilchard fsir die Nordsee. Eine grohe Menge von Menschen lebt von ihrem Fange und dem Berkaufe der fur den Berbranch ferner Lander gut bereiteten. Um Sardinien und Corfica, von der fran- zofischen Ssidksiste bis nach Algarbien giebt es siberall Fischer, die, so gut es gehen will, einzeln ihr Glsick in diesem Fange versuchen oder als Mitglieder geschlos- sener Gesellschasten thsitig find. Im Ganzen gleicht daS beobachtete Versahren dem bei dem Pilchard kurz ange-