Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Fisch e.
Zweite Ordnung.
fuhrten, indessen scheint der Ertrag, wenn auch reich-
lich, doch niemalS ein so fiberschwanglicher zu feitt, wie
itit Falle senes FischeS. Die niedere VolkSclasse an den
Kusten des Miltelmeeres verzehrt allerdings alljahrlich
einige Monate lang viele frische Sardellen, doch geben
diese tein eigentliches NahrungSmittel ab, sondern er-
weisen fich eigentlich eintraglich nur in der Gestalt einer
fur den Norden bestimmten und dort sehr beliebten
Waare. Soviel man weis, gleicht die Sardelle den
auderen Heringen in Lebensart und in der Sitte des
ZiehenS gegen die Kuste zur Zeit deS Laichens. Cuvier
unterschied fie noch als besondere Art unter dem oben
angefuhrten Namen, Valenciennes erklart fie fur iden-
tisch mit dem Pilchard und behauptet, das irgend ein
Unterschied zwischen den an der franzofischen Westkuste
und dem Mittelmeere gefangenen Sardellen und den ei-
gentlichen PilchardS nicht bestehe. Die nordlichen Pil-
chardS find allerdings um zmei Dritttheile groHer als die
sfidlichen (die Sardellen), von welchen fie durch Zart-
Heit deS FleischeS und feineren Geschmack weit ubertrof-
sen werden. Der Fang soll ubrigens nur alle 4 —5
Jahre wirklich ergiebig sein.
XVII. Alse. (Alosa.)
GattungScharakter: Gestalt und Floffen der
achten Heringe. Gaumeu und Zunge vollig zahnlos;
kleine auSfallende Zfihne auf den Kiefern; Oberkiefer in
der Mitte ausgerandet.
1. Die gemeine Alse. (Alosa vulgaris.) Sig. 2468.
Ghedem betrachlete man die Alse und die Finte (Venth
der Flanilander) alS verschiedene Arten. Valenciennes
hat fie vereinigt, obgleich fie einen ungemein weiten Ver-
breitungsbezirk einnehmen und ebenso in der Nordsee
als dem mittellandischen und schwarzen Meere, in den
Flfissen des sudlichen und westlichen Frankreichs und in
den Seen der italienischen Schweiz leben. Ungeachtet
der verschiedenen Heimathen gleicht fich die Alse fiberall,
und kaum vermag man ortliche oder vielleicht von der
JahreSzeit abhangige Spielarten wahrzunehmen. An-
dere Jchihyologen Haben diese Verschmelzung von zwei
Arten freilich nicht anerkennen wollen, und namentlich
trennen die Englander die Finte von der Alse und wol-
len sogar den ganz Lhnlichen Fisch der oberitalienischen
Seen alS dritte Species abscheiden. Die eigentlich
sogenannte Alse wird bis 3 Fus lang, 4 Pfund schwer,
ist silberweiH, auf dem Rucken blaulich, hinter der
Kiemenspalte mit einem schwarzen, vor der gabelformi-
gen Schwanzflofse mit zwei braunen Flecken gezeichnet
und entbehrt alle Zahne; die Finte soll schlanker sein,
4 — 5 schwarze Flecken oberhalb der Seitenlinie und
kleine, deutliche Zahne haben. Nach neuercn Anstchten
ist fie der junge, die Alse der alte Fisch. Beide gehen
im Fruhjahre aus dem Meere weit die Flusse Hinauf,
erlangen durch den Aufenthalt im Susmasser vieles Fett
und ein sehr schmackhaftes Fleisch und waren schon den
Alten bekannt. Im Rheine gelangen fie bis Basel,
durch den Po in die italienischen Seen, in der Themse
steigen fie bis Putney oberhalb London und durfen da-
selbst , um Ausrottung zu verhfithen, nach dem 30. Juni
nicht gefangen werden. In Frankreich, England und
Italien legt man ihnen je nach der JahreSzeit, in
welcher fie gefangen werden, und nach ihrem Alter ver-
schiedene Namen bei.
XVIII. Anschovi. (Engraulis.)
GattungScharakter: Gestalt der Heringe.
Bauchstossen etwas vor der Ruckenflofse. Bauch glatt.
Schnautze stumpfspitzig, Oberkieferknochen weit Hervor-
tretend, schmal, geradlinig; Maul weit; kleine Zfihne
auf den Gaumenknochen.
I. Die gcwohnliche Anschovi. (Engraulis Encrasicholus.)
gig. 2469.
Im Suden unsereS WelttheileS Hat zwar die Anschovi
von je eine gewifse Beruhmtheit genofsen, nie aber eine
sehr grotze Wichtigkeit besefsen, indem ste vermoge ihrer
Kleinheit nicht alS Nahrung, sondern eben nur alS
Leckerei oder, wie schon zur Zeit der Romer, zur Ver-
fertigung stark gewurzter Bruhen dienen konnte. Be-
sonders Haufig lebt fie im Mittelmeere, indessen fehit
fie auch alt den atlantischen Kusten unsereS Welttheiles
nicht, erscheint bisweilen in den englischen Gewfiffern
in solchen Mengen, das Varrell meinte, man Wurde
mit Vortheil fur fie besondere Fischereien einrichten fon=
nen, und streift sogar bis Gronland. Allen Berichten
nach wird fie in der Ostsee felten und nie in gråfjeren
Zahlen gefangen; Pallas fand fie an den Gestaden der
Krim. In Sicilien, Corstca, Elba und Sudfrank-
reich bildet fie den Gegenstand eineS nicht unbedeutenden
Handels und wird dort meistens deS Nachts durch star-
keS Laternenlicht in die Netze verlockt. Den gefangenen
Anschovis schneiden die Fischer durch einen Druck des
DaumennagelS mil merkwurdigem Geschick den Kops
ab und reisen zugleich den grosten Theil der Einge-
weide heraus. Andere schichten die verstfimmelten Fische
mit gleich groher Behendigkeit zwischen Salzlagen in
Fasser, die nach einigen Tagen geschlofsen und versen-
det iverden. Das ganze Geschast wird mit auherster
Schnelle und Gewandtheit verrichtet und wirft einen
ansehnlichen Gewimt ab. Die Stadte VanneS und
Quimper in der Bretagne versenden jahrlich von 12 —
15,000 Faschen AnschoviS. In England und an den
belgischen und Hollandischen Kusten vernachlasfigt man
diesen Fang. Die Anschovi wird ubrigens von 4 —5
Zoll lang, 1 Zoll breit, ist filberglanzend weih und
obenher schonblau.
XIX. Kaimanfisch. (Lepidosteus.)
GattungScharakter: Schnautze schnabelfor-
mig verlangeri, aus dem vereinigten Kiefer — Zwi-
schenkieser — und Gaumenknochen und gleich langem
Unterkiefer bestehend; Zahne nach innen hechelformig,
nach ausen kegelformig in einfacher Reihe stehend (Fig.
2471.); Korper mit knochigen Schildern bekleidet.
Flossen theilweis beschuppt; Rucken- und Asterfloffe
weit nach hinten stehend.
1. Der nordamerikanische kaimanfisch. (Lepidosteus gavialis.)
gig. 2470.2471.
Die Stellung dieseS Fisches im Systeme ist eine
durchaus zweifelhafte. Wir folgen dem Beispiele Cu-
vier's, indem wir ihn an daS Ende der Heringartigen
Fische stellen, die er allerdings mit den Hechten zu ver-
binden scheint. Die neuesten Jchthyologen scheinen je-
ner Entscheidung Cuvier'S nicht beipflichten zu wollen,
die alteren Hielten fich an das allgemeine Ansehen und
stellten jenen Fisch ohne Bedenken zu den Hornhechten
(S. 122.), mit welchen er mindestens durch Form, theils
auch durch Bewaffnung der Kiefern ubereinkommt, je-
doch keine wahre Verwandtschaft Hat. Im Aeuheren
erinnert der Kaimanfisch an einen Hecht durch langen,
fast cylindrischen Korper. Die Vekleidung besteht aus
steinharten Schildern, die, durch schies nach unten ver-
laufende Nathe getrennt, fich keinesweges ziegelformig
decken, offenbar die gewandte Beweglichkeit nach den
Seiten beschranken muffen, auf dem Rucken Herzformig,
an den Seiten langlich viereckig, am Bauche rauten-
formig gestaltet sind und in der hellen und dunkeln Far-
biing wie die Felder eines Bretspiels wechseln. Schon
das Gebis deutet auf grose Gefrahigkeit und allenfalls
auch auf die Fahigkeit des rustigen WiderstandeS; aller
Vermuthung nach ist der Kaimanfisch ein allen schwache-
ren Fischen hochst gefahrlicher Rauber. AuS den ei-
gentlich durftigen Bemerkungen nordamerikanischer Na-
turforscher geht hervor, das er mit grotter Begierde
jeglichen Koder erfasse und in Menge durch die Angel
gefangen werde. Wie er fich sonst nehme, Lleibt frei-
lich kunftigen Berichterstattern zu befchreiben uberlasfen.
Man sindet ihn zwar in allen gro fjeren Fluffen Nord-
amerika's, indessen ist er nur in denjenigen der westli-
chen und fudwestlichen Staaten eigentlich haufig. Das
Fleisch soll fett und fchmackhaft fein. Getrocknete Erem-
plare sind hornweih, im frifchen Zustande jedoch ist der
Rucken grunlich, der Bauch rothlich; auf den ziegelro-
then Hinteren Floffen stehen schwarze Flecke.
XX. Vielflofser. (Polypterus.)
GattungScharakter: Schnautze etwaS verlan-
gert; Zahne nach innen hechelformig, nach ausen kegel-
formig, eine einfache Reihe bildend; untere Augenhoh-
lenknochen die Wange deckelformig uberragend. Kor-
per mit knochigen Schildern bedeckt. Eine Reihe klei-
ner, getrennter, durch einen vorderen Stachelstrahl und
einige gegliederte Strahlen gestutzter Rfickenfloffen.
1. Der westasrikanische Lielfloss-r. (Polypterus senegalu.,)
Sig. 2472.
Kein einziger der bis jetzt bekannten Fische bietet die
Zerfallung der Ruckenfloffe in eine Reihe von I6 18
kleinen Flossen, welche den Vielsiosfer auSzeichnet. Jede
dieser kleinen Floffen ist, einzeln genommen, eine voll-
standige, indein ste durch einen vorderen Stachelstrahl
und zwei bis drei weiche Strahlen gestutzt wird. Der
Korper ist zieinlich genau cylindrisch, gegen den Schwanz
hin zugespitzt und mit Knochenplatten, die in schiefen
Reihen laufen, gepanzert, der Kopf platt wie bei dem
Hechte, das Maul breit und weit gefpalten. Auf dem
Oberkiefer stehen zwei kurze Faden, der Kiemenstrahl
stellt eine einzige Platte dar, die ovale, nach hinten ab-
gerundete Schwanzflosse umgiebt die ganze Spitze des
Schwanzes, die doppelte Schwimntblafe steht durch ein
Loch mit der Speifershre in Verbindung. Man kentit
zwei Arten, von welchen die eine im Nil lebt, aber
felten gefangen wird, die andere im Senegal und ande-
ren Flussen des westlichen Afrika vorkommt. Sie sol-
len meist unthatig im Schlamme liegen, schlecht schwim-
men und weises, wohlschmeckendes Fleisch liefern. In
Sammlungen sieht man sie selten; Geoffroh verstchert,
das von der agyptischen Art im ganzen Jahre ost kaum
3—4 Stuck gefangen werden.
Funfte Familie.
Salme.
Die Salme haben eine einzige wahre, von geglieder-
ten Strahlen gestutzte Ruckenflosse, hinter derselben eine
kleine Fettfloffe, mit Schuppen bekleideten Rumpf,
weites, meist mit Hakenzahnen bewaffnetes Maul,
uberhaupt zahlreiche Zahne auf Zunge, Gaumen und
Schlundknochen, endlich eine mit AusgangScanal ver-
sehene Schwimmblafe. Jhre nteist schone und regel-
mahige Gestalt und ost anfehnliche Grose zeugen von
der allen gemeinsarnen zur Rolle eigentlicher Raubfifche
befahigenden Starke und Gewandtheit. Sie bilden eine
zahlreiche, dem Menfchen sehr nutzliche und felbst unter
dem staatSokonotnischen Gesichtspunkte wichtige Familie,
die zumal im Norden der Welt heimisch, daher auch in
Europa durch viele Arten vertreten ist, die nicht allein
das Meer und die groheren Fluffe, sondern auch die
Bache bewohnen und zum Theil in den Gebirgen bis
an die Granze deS ewigen SchneeS hinaufsteigen. Zwar
giebt es auch im Nil, in Indien und Sudamerika
Salme, allein sie bilven Gattungen, die nur tin Allge-
ineinen dem Begriffe ter Familie entsprechen, durch ihre
sonstige Physiognomie Hingegen von den eigentlichen
Salmen deS Nordens sich entfernen.
. XXI. Lachs. (Salmo.)
GattungScharakter: Oberkieferknochen den
Zwischenkiefer uberragend, grohtentheils die Oberkinn-
lade bildend, ebenfo wie der Zwischen- und Unterkiefer
mit fråftigen, gebogenen Zahnen befetzt; Zahne am
Gaumen, an dem Pflugfchaarbeine, der Zunge und den
Schlundknochen. Ruckenfloffe fiber der Bauchflosse,
Fettfloffe uber der Asterfloffe. Kiemenhaut ohngefahr
zehnstrahlig.