Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
Mit 492 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Weichflosser.
Fisch e.
129
1, Der gemtine 8a$4. (Salmo salar.) Jig. 2473.
Dah mindestens in Europa kein anderer Fisch durch
Menge und zugleich Schmackhastigkeit des Fleisches den
LachS uberireffe, barf fur ebenjo bekannt erachtet wer-
ben, als die groste Wichtigkeit, die jener als Gegen-
stand des Handels befitzt. Jm Norden unsereS Welt-
theileS giebt eS Gegenden , wo das Recht deS LachS-
fangeS ein betrachiliches Eigenthum anSmacht, besondere
Gesetze diese Fischerei uberwachen und ihre Betreibung
Wahrhafi grostartig genannt werden must. Der Lachs
gehsrt zu ben Wanbernben Fischen ; einen Theil beS
Jahres verbringt er im Meere, ben anberen in ben
Fluffen, in welchen er geboren wirb, unb bie er zur
regelmastigen Zeit besucht, um zu laichen. Ohne
Hinbernisse zu scheuen, unb sie uberwinbenb burch Eni-
wickelung gewaltiger Krast, steigt er in ben Stromen
Hoch empor unb rastet nicht vor Erreichung bes auser-
sehenen OrteS, ben er, ebenso wie ber Zugvogel seinen
Nestort, im nachsten Jahre wieberzufinben weist. Die
Zeit seineS Eintretens in bie Flusse ist je nach ben Oert-
lichkeiten eine gerabe entgegengesetzte. In bie Strome
unseres Festlanbes bringt er im April unb Mai unb
nerligt ste wieber im Herbste, allein in Schottlanb unb
einigen Gegenben Englanbs bringt er ben Winter in ben
Seen zu, laicht im Januar bis Mirz unb geht bann in
baS Meer Hinab. Schon im Mai bemerkt man bort
bie Brut, bie zusolge eines alten Reimes burch bie
Hochwasser bes FruhlingS ber See zugesuhrt wirb.
Eine genugenbe Erklårnng bieser abweichenben Wanbe-
rung ist noch nicht gegeben worben; Uarrell vermuthet,
bah besonbere Temperaturverhaltnisse einzelner Seen
unb ihrer Abflusse, wenigstens in Schottlanb, im
Spiele sein mogen. Die eigentliche Wanberung beginnt
nicht sogleich nach Erreichung einer Flustmunbung, viel-
mehr verweilt ber Lachs einige Zeit in berselben, solgt
ben Bewegungen ber Fluth unb Ebbe unb scheint stch
langsam an bie Vertauschung bes Suhwassers mit bem
Meere gewohnen zu wollen. Nicht alle zugleich ein-
getroffenen Lachse bringen gleich hoch in bas Jnnere bes
Lanbes ein, benn bie grohere Reise bes Laiches zwingt
viele, bie Reise abzukurzen. Die Mehrzahl inbessen
zieht gesellig flustauftvarts; wie hinunbwieber erzahlt,
anberwarts aber in Abrebe gestellt wirb, soll Hierbei
eine gewiffe Orbnung beobachtet toerben, bas starkste
Minnchen an ber Spitze schtoimmen, ein Hausen ber
Jungsten ben Schluh bilben. Wassersalle unb Wehre
uberspringt ber Lachs unb lastt burch viele mihgluckenbe
Versuche von neuen Anstrengungen stch nicht abhalten.
An solchen, naturliche Hinbernisse barbietenben Orten
finbet ber Fischer seine Rechnung, sei es nun, bah er
bie stch brange^ben Fische mit ber Lanze erlege ober in
besonberen Vorrichtungen nach Zurucklegung beS Sprun-
ges einsange. Unermublich bringen bie Wanberer vor-
wartS, bis ste an Orte gelangen, too ber Fluh
flacher zu toerben beginnt unb auf kiestgem Grunbe
hinrauscht. In ber Dammerung bes Morgens unb
Abenbs beschaftigen stch bann bie Weibchen bamit,
fluhaufwaris schtoimmenb mit ber Schnautze flache
Furchen auszugraben, in welchen ber Laich untergebracht
wirb. Um jene Zeit finb sowohl Mannchen als Weib-
chen får bie Tafel ganz unbrauchbar unb erfahren manche
auherliche Urngestaliung. Das Mannchen erhalt auf ben
Wangen orangengelbe Streifen unb Goldglanz uber ben
ganzen Korper, wihrenb ber Unterkiefer burch Entstehung
eineS Knorpels stch verlangert unb zur Spitze stch um-
krummt, bie in eine Vertiefung bes Oberkiefers einpaht.
Das Laichen erforbert 8 — 10 Tage; nach Beenbung
besselben begeben stch bie Lachse beiber Geschlechter in
tiefere, aber wenig bewegte Stellen beS FlusseS, um stch
zu erholen. Sie find dann fehr mager, und die Mann-
chen haben den verganglichen Farbenschmuck verloren.
Die mit Sand bedeckten Eier beburfen geraume Zeit zur
Entwickelung. Der Hergang der letzteren ist mehrmalS
von Phyfiologen beobachtet worden. Knor in Ebin-
III. Baud.
burg entdeckte am 2. Novbr. unfern von den Quellen ber
Tweeb LachSeier, bie am 25. Febr., also 116 Tage spiter,
aufgegraben unb unverinbert gefunben tourben. Am
23. Mirz Hatten bie Jungen bie Eihaut zerrissen unb la-
gen ztoischen ben Kiesen, am 1. April verliehen fie enblich
ihren Geburtsort. Hogarth in Aberbeen sammelte Eier
unb beobachtete ihre Entwickelung im Zimmer, inbem er
sie in GlaSgefihe unter Wasser brachte, welches sorgfiltig
erneuert warb. Das befruchtete Ei (Fig. 2474. A.) ist
kugelig unb von ansehnlicher Grohe, ber Embryo roth-
lich unb bereits mit unterscheibbaren Augen versehen;
aus bem berstenben Eie (B.) tritt ber Fisch mit bem Kopfe
Hervor. Acht Stunben nach Durchbruch ber Eihaut ist
bisweilen bas Junge erst halb enthullt (Fig. 2475. C.,
stark Vergrohert Fig. 2476. F.) ; weiterhin liegt es mit Her-
abhangenbem Schwanze ba (D.), ber erst nach einiger Zeit
stch gerabe streckt (B.stark vergrihert Fig. 2476. G.) unb
freieS Schwimmen gestattet. Vorher ist er Herurnge-
schlagen um bie an bem Bauche befestigte Dotterblase,
burch beren bunne Wanbungen man bei fehr starker Ver-
groherung (Fig. 2477.) ben Blutlauf beutlich wahrnimmt,
welcher in ber auf ber Zeichnung burch Pfeile angebeu-
teten Richtung unb zwar so geschieht, bah bas Blut in
einem an bem unteren Ranbe ber Dotterblase verlaufen-
ben Gefahe sich sammelt, von bort in baS Herz gelangt,
welcheS als ein Reihe von Knoten Hinter ber Brustsiosse
erscheint, unb enblich burch regelmahige Pulsationen in
ben Kopf unb zu ben Kiemen gelangt, von wo eS, nach
Erhaltung einer rotheren Farbung, sich nach bem Rucken
verbreitet. Anfangs verweilen bie jungen Lachse in ben
ruhigen unb flachen Untiefen, nach einigen Tagen wagen
fie sich in ben Strom, suchen aber balb in ruhigen, jeboch
tiefen Stellen von Neuem Zuflucht, gehen enblich mit
bem Hochwasser Hinab, verweilen noch einige Zeit in
bem brakischen Wasser ber Munbnngen unb vertiesen sich
enblich in baS Meer. Sie toachsen ausnehmenb schnell;
Uarrell, ber hieruber muhsame Versuche gemacht, in-
bem er fehr junge Fische in verwahrten Stellen ber Fluffe
mit Abzeichen versah, giebt an, bah bie im Marz
etwa ausgekommenen im Juni schon gegen 3 Pfunb, im
August baS Doppelte wogen. Spaterhin schreitet bas
Wachsthum langsamer vorwarts. Wenige Lachse mb-
gen wohl ihr naturlicheS Alter erreichen, unb baher finb
sehrgrohe unb schwere ziemlich felten. In Deutschlanb be-
tragt bas Gewicht ber ansehnlicheren von 15 — 25
Pfunb, sehr felten biS 40 Pfunb, inbessen Hat man
Kenntnih von einzelnen, bie bis 80 Pfunb gewogen, aber
auch als halbe Munber betrachtet worben finb. Uarrell
kennt ein einziges Beispiel von einem 83 Pfunb schweren
Weibchen, welche 1821 nach Lonbon kam unb einige Tage
lang zur Schau gestellt warb; er halt schon bie Halfte
bieseS Gewichtes fur sehr bebeutenb unb giebt als Mit-
telzahl fur bie auf bie Markte gebrachten groheren Lachse
12 Pfunb an. Die Nahrung bes LachseS wahrenb bes
AufenthalteS in ber See soll Hauptsachlich in Sanbaalen
(Ammodytes tobianus), einem fingerlangen unb sehr
Haufigen Fische, bestehen. Knor behauptet, bah er sehr
gern gewiffe Kruster unb Stachelhinter freffe. Dah er
sehr gefrahtg sei, beweist sein schnelleS Wachsthum unb
sein furchtbares Gebih. In Fluffen weilenb, treibt er
Jagb auf fliegenbe Jnseeten, bie er, wie bie Forelle, burch
Hervorspringen erhascht. Sein rotheS Fleisch ist zwar
immer wohlschmeckenb, boch Hangt bie Gute besselben vom
AufenthaltSorte u. von bem Futter ab. Der Rheinlachs ist
allezeit besser als ber inber Elbe unb Obergefangene. In
Schottlanb unb Norwegen wirb ber Fang sehr im Gro-
hen betrieben; man bebient stch bazu vieler verschiebener,
theilweiS sehr finnreicher Vorrichtungen, in ben Fluh-
munbungen auch ber Netze, in Stromschnellen ber
Speere, bie zurnal bei Fackelschein angewenbet werben.
Geriuchert ober gesalzen bilbet ber Lachs in man-
chen Gegenben einen sehr bebeutenben HanbelSgegen-
stanb. Seine gewohnliche Lange betrigt 2 — 4
Fuh; obenher ist er schwarzlich, gegen bie Seiten bliu-
lich, am Bauche rolhlich, im Ganzen filberglinzenb,
bisweilen schwarz gefleckt, auf ber Stirn schwarz. Die
unteren Flossen finb gelblich.
2. Die Bachsorelle. (Salmo Fario.) Fig. 2478.
Die Bachsorelle bewohnt bie meisten klaren unb
schnellfliehenben GebirgSbache beS mittleren unb nbrb-
lichen Europa. Sie anbert bebeutenb ab in Grohe
unb Farbung unb ist baher irriger Meise von einigen
Jchthvologen in mehrere Arten zersillt worben. Ge-
wvhnlich miht fie8—12 Zoll unb wiegt etwa % Pfunb;
in Englanb, wo man bas Angeln ber Forellen eifrigst
betreibt unb fast einer Wissenschaft gleich schatzt, giebt
es Stucken von 6—8 Pfunb unb, toenn auch felten,
von 15 unb fogar 20 Pfunb. Sie fchwimmt fchnell,
fpringt uber 6 Fuh hohe Wehre unb Felfen, laicht im
Oetober unb November an kiesigen Stellen, nahrt fich
von Jnfeetenlarven, fliegenben Jnfeeten, Wasserschnek-
ken, ber Brut anberer Fische unb ist toegen ihrer Scheue
schtoer zu fangen. Am Nollkommensten ist ste im Mai
unb zugleich am Lebhaftesten gefarbt, mager unb flir
bie Kliche nicht paffenb wahrenb unb unmittelbar nach
ber Laichzeit. Sie ist gewbhnlich bunkel olivengrsin,
auf bem Rucken mit schwarzen, ben Seiten mit rothen
Flecken gezeichnet, bistoeilen auch ganz einfarbig, in
utanchen Alpenfeen fast schwarz unb variirt in ber
Grunbsarbe von Silberweih in ntetallisch glanzenbeS
Golbgelb. Die Schmackhaftigkeit unb Zartheit ihreS
Fleisches bebars nicht ber Erwahnung.
3. Die Ritterforelle. (Salmo umbla.) Fig. 2479.
Diese unb einige verwanbie, bie Alpenseen bewoh-
nenbe Forellen haben ben Systematikern viele Muhe
verursacht. Noch jetzt ist eS unentschieben, ob ber
sogenannte Ritter eine unzweifelhaft åchte Art sei
ober mit anberen zusammenfalle. Er finbet fich in ber
Schweiz, in Tyrol, in Schottlanb, Jrlanb unb in
ben Seen bes norblichen Englanbs unb gilt uberall stir
einen ber zartesten unb schmackhaftesten Fische. Die
auf November unb December fallenbe Laichzeit auSge-
nommen, verweilt er stetS in grohen Tiefen ber Seen
unb beginnt im Oetober in bie Flusse zu treten, inbem
er ben mit felsigem Bette verfehenen ben Vorzug giebt.
Man fangt ihn baher nie in groherer Zahl unb allein
burch Angeln, an welche man Schmerlen als Kober
Hingt. Er wåchst langsam, Wirb selten langer alS 20
Zoll unb 5—6 Pfunb schwer, ist von mehr zierlicher
Gestalt alS bie Bachsorelle, obenher grunlich, unbeut-
lich gefleckt, an Seiten unb Bauch golbglanzenb, Hat
kleine Schuppen, gerabe Seitenlinie, stumpse Schnautze,
etwaS gebogenen, nicht vorragenben Unterkiefer, grun=
lichgelbe Ruckenflosse, rothe Brust-, Bauch- unb
Schwanzflosse unb anbert in ber Farbung, je nach bem
Vaterlanbe, etwaS ab.
4. Die schottische Grauforelle. (Salmo ferox.) Fig. 2480.
Agasfiz hat biese Forelle fur verschieben von allen in
ben Gewbffern beS europaischen FestlanbeS lebenben Ar-
ten erklart. Sie ist bie grohte aller Verwanbten unb
bewohnt bie griberen unb tieferen Seen von Schott-
lanb, Jrlanb unb bem norblichen Englanb, war ben
bortigen Fischern von je bekannt, Hat aber in systemati-
schen Werken erst seit wenigen Jahren Ausnahme erhal-
ten. Obgleich nichts weniger alS selten, streist fie boch
nur einzeln Herum, inbem fie bei uberauS groher Ge-
frahigkeit gegen alle schwichere Fische Krieg fuhrt. Die
gewohnlichen aus Jnseeten bestehenben Kober achtel fie
nicht, springt nicht auS bem Wasser hervor, um fie zu
erfassen, packt aber, zurnal beS Nachts, bie mit kleinen
Fischen gekoberte Angel mit solcher Begierbe, bah man
fie funfzig unb mehr Schritte an ber Schnur fortziehen
kann unb selbst eine starke Verletzung fie nicht Hinbert,
umzukehren unb, wenn sie zufallig entkarn, bie Angel
von Neuem zu packen. In Flusse steigt fie nicht Hin-
auf. Ihr Fleisch ist nicht roth wie jenes beS gemeinen
LachseS, sonbern bunkelorangengelb, babei grob unb
17