Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Fisch e.
Zweite Vrdnung.
nicht schmackhaft. Sie wird gegen 40 Zoll lang, 35
Pfund schwer, hat einen verhåltnihmahig gro^eren Kopf
als irgend eine andere Art derselben Gattung, ist olien-
her purpurbraun, an den Seiten gran, am Bauche
orangengelb, mit viclen nnregelmahigen Flecken bedeckt.
Rucken - und Schwanzflosse sind rothbraun, die andern
Floffen gelbgrun.
XXII. Stint. (Osmerus.)
Gattungscharakter: Knochen des Maules
wie bei den Lachsen; Zahne des OberkieferS klem;
Gaumenzåhne groh, zwei Reihen bildend. Rucken-
flosse uber den Bauchfloffen; Fettflosse uber der Aster-
flosse. Acht Kiemenstrahlen.
1. Der gemeine Stint. (Osmerus eperlanus.) Fig. 2481.
Dieser Fisch kommt vor in zwei durch Grohe und
Wohnort, nicht aber durch wesentliche Kennzeichen
verschiedenen Formen. Der in den Suhwaffern des
europaischen Nordens ledende Stint ist stets kleiner als
der Seestint, der, wie die Lachse, im Fruhjahre in die
Fluhmundungen eindringt, um zu laichen, dann in
grosien Mengen gefangen wird und im August in das
Meer zuruckkehrt, ohne sich von den Kusten weit zu ent-
fernen, und daher als achter Seefisch kaum angesehen
werden kann. Der Susiwasserstint Hingegen vertauscht
die Landseen nur mit den in sie einmundenden kleinen
Flussen, sobald sie vom Eise frei geworden, und setzt
in ihnen seinen Laich ab. In England hat man die im
Salzwafser gefangenen und zumal an der Ostkuste unge-
mein haufigen Stinte mit Erfolg in Teiche versctzt, wo
sie sich schnell vermehrten und durch vollkommenes Zu-
frieren der Oberflache durchaus nicht litten. Beide
Formen besitzen einen hochst auffalligen, am Suhwasser-
stint zumal unangenehmen und starker Hervortretenden
Geruch, der von Einigen mit demjenigen faulender Gur-
ken verglichen worden ist, indeffen durch Einwirkung
der Lust sich mindern oder ganz verlieren soll. Das
Fleisch ist weisi, gilt aber nicht fur gesund und widert
viele Personen an. Dennoch werden Stinte in unge-
Heueren Mengen auf die Markte der Seestadie gebracht
und von den niederen Volkselafsen aufgezehrt. Stinte
sind ubrigens sehr gefrahige Fische, leben von Larven
der im Masser auSkommenden Jnsecten, im Meere von
Fischbrut, Meichthieren und kleinen Krustern. In
der Gestalt gleichen sie ziemlich den Forellen; der ge-
meine oder Susiwasserstint wird singerlang, ist mit leicht
abfallenden, silberfarbenen Schuppen bekleidet, obenher
grau, an den Seiten silberglanzend, am Bauche roth-
lich; seine ganze Oberflache schillert in Grun und Blau,
alle Flossen sind bleich gclblichweisi.
XXIII. Marane. (Corregonus.)
Gattung scharakter: Oberkieferknochen kurz
und breit; Maul klein, zahnloS. Rumpf von He-
ringsgestalt, grosischuppig. Ruckenflosse etwas vor
den Bauchflofsen beginnend.
I. Die gemeine Marane. (Corregonus maraena.) Fig. 2482.
In unserem Melttheile wird diese Gattung durch so
zahlreiche Arten vertreten, dah die Feststellung specifi-
scher Charaktere nicht ganz leicht erscheint. Unter den
in Deutschland ledenden ist die abgebildete nicht allein
die ansehnlichste, sondern auch als Gegenstand eineS
im Grohen betriebenen Fanges wichtigste. Sie bewohnt
die meisten bedeutenden Landseen PommernS, Westpreu-
siens und Brandenburgs und scheint besonderS Hausig
in dem zwischen Stettin und Stargard gelegenen Ma-
duisee zu sein, der allein jahrlich an 3000 Stuck liefert.
In tiefen Orten dieser uber sandigen oder mergelichen
Boden ausgebreiteten Gewasser soll sie in Gesellschaften
vereint herumstreifen und nur im Fruhjahre an die
Oberflache kommen, ohne sich jedoch dem Ufer zu na-
Hern, und durch Gewitter sogleich verfcheucht werden.
Man fangt sie mit Netzen, schatzt sie wegen ihres gra-
tenlosen und sonst vortrefflichen Fleisches und verkauft
sie zu hohen Preisen in grotzen Stadten, wohin sie im
Winter, zwischen Schnee verpackt, gesendet wird.
Jhre fiånge betragt gegen 2 Fusi, daS Gewicht bis 5
oder 6 Pfund. Obenher ist fie blaulich, am Bauche
silberfarben, entlang der Seitenlinie mit 44 weisien
Punkten gezeichnet; der etwas langere Oberkiefer tragt
vorn zwei kleine Hocker.
XXIV. Aesche. (Thymallus.)
Gattungscharakter : Oberkieferknochen wie
bei der Marane, jedoch mit seinen Zahnen besetzt.
Ruckenflosse vor den Bauchfloffen beginnend. Sieben
bis acht Kiemenstrahlen.
1. Die gemeine Aesche. (Thymallus vulgaris.) Fig. 2483.
Die Aeschen gleichen zwar im Aeuheren den Forellen,
find indeffen keine Raubfische, was schon aus dem klei-
nen Maule und den seinen, dem Gaumcn und der Zunge
fehlenden Zahnen hervorgeht. Die gemeine Aesche wird
in den meisten Fluffen Europa's gefunden, bindet sich
aber dennoch im Vorzuge an gewisse Oertlichkeiten und
fehlt daher bisweilen dem einen Flusse, wahrend sie in
einem andern nicht entsernten hausig ist. Am Besten
gedeiht sie in måpig schnell uber Felsen oder Kiesdoden
stromenden Gewassern, die hinundwieder zu ruhigen
Stellen sich auSbreiten, und erreicht da bisweilen das
Gewicht von 4 Pfund. In England angestellte Ver-
suche haben bewiesen, dah fie in neu gegrabenen rein-
lichen, auf Hartem Boden gelegenen Teichen zwar lange
Zeit lebe, sich jedoch nicht fortpflanze. Sie nahrt sich
von Wasserinsecten und ihren Larven und vom Laiche
anderer Fische, besonders der gemeinen Forelle, wachst
schnell, schwimmt gewandt, lasit sich nicht leicht fangen
und gilt fur einen unserer vorzuglichsten Flusisische, des-
sen Fang im sudlichen Deutschland ehedcm zu den furst-
lichen Vorrechten gehorte. In den Flussen und Seen
der Schweiz ist fie nicht felten und verlaht dieselben nicht,
wahrend ihre in den Haffs der Ostsee lebenden Verwand-
ten im Fruhjahre in die Flusse hinaufgehen, die sie erst
im October wieder verlaffen. Englische Jchthyologen
leugnen diese Wanderungen, und H. Davh behauptet ge-
radezu, dah die Aesche selbst bei kurzem Aufenthalte im
brakischen Wasser sterbe. Der Korper ist'zusammenge-
druckt, mit grohen, Harten Schuppen bedeckt, blaugrau,
dunkel laugsgestreist, die Ruckenflosse hoch, mit roth-
lichen Querbandern geziert.
Zweite Unterordnung.
Kehlslosscr.
Die zweite grohe Gruppe der Weichflosser erhieltden
Namen Kehlflosser, weil die Bauchflossen in der Kehl-
gegend ftehen; die Knochen der letzteren sind mit den
Knochen der sogenannten Schulter, welche unfehlbar
die Brustfloffen stutzen, verbunden. Fur den Men-
schen sind die Fische dieser naturlichen Abtheilung von
groher Wichtigkeit, indem fie nicht allein der Bevolke-
rung ausgedehnter Kustenstriche zur wesentlichen Nah-
rung dienen, sondern als Gegenstand eines im grohar-
tigsten Berhaltnisse betriebenen Fanges zu dem Natio-
nalreichthume beitragen.
Erste Familie.
Schel1fisch e.
Die Schellfische haben freie, nicht verwachsene, un-
ter der Kehle stehende Bauchflossen mit schmalen, bis-
weilen fadenformig verlangerten Spitzen, eine einzige
sehr lange oder zwei bis drei kurze Ruckenflossen, sym-
metrischen, lang gestreckten, wenig znsammengedruck-
ten, mit sehr kleinen Schuppen bekleideten Korper, un-
beschuppten Kopf, spitzige, ungleiche, mittelgrohe oder
auch sehr kleine, mehrreihige Zahne in den Kiefern,
siebenstrahlige Kiemenhaut, alle Flossen ohne Stachel-
flrahlen, starken Magen und grohe Schwimmblase. Die
meisten leben in den Meeren der kalten oder der gerna-
Higten Breiten und liefern weiheS, leicht in Lagen
theilbareS, in der Regel gesundes und sehr schmackhaf-
teS Fleisch.
XXV. Stockfisch. (Gadus.)
Gattungscharakter: Bauchflossen zugespitzt;
drei Ruckenflossen ; zwei Afterflossen. Kinn mit einem
Bartfaden. Sieben Strahlen in der Kiemenhaut.
1. Der achte Stockfisch. (Gadus morrhua.) Fig. 2484.
Der Stockfisch oder Kabeljau sindet sich in allen Mee-
ren der nordlichen Halbkugel vom 40. —70. Brcitegrade,
nahert sich den englischen, norwegischen und islandi-
schen Kusten und dringt sogar in die Fluhmundungen
ein, ohne jedoch hoch Hinaufzusteigen. Wcstlich ver-
breitet er sich bis an die amerikanischen Gestade und
weilt zumal auf der beruhmten Bank von Neufundland
in ungeheueren Mengen. Er ist ungemein gesrahig,
verschlingt ohne Wahl alle leicht zu bewaltigende Fische,
Weichthiere, Krebse und sogar Seesterne und wird da-
her mit Angeln ohne Schwierigkeit gefangen. Fast
immer verhalt er sich in groheren Tiefen, laicht im
Februar und ist ungemein fruchlbar; man will gegen
9 Millionen Eier in einem einzigen Weibchen gefunden
haben, eine Angabe, die, ruhrte fie nicht von Leuwen-
hoek Her, Zweisel erregen rnuhte. Der Laich wird
nahe der Kuste zwischen Steinen abgesetzt. Wie ge-
wohnlich ist der Stockfisch kurz vor der Laichzeit in vor-
zugsweis gutem Zustande und besonders im December
ungemein fett. Obgleich er als einer der rustigsten
Wanderer das atlantische Meer durchstreift, so vertragt
er doch Gefangenschast und wird namentlich an mehre-
ren Orten Englands in kunstlichen, mit dem Meere in
Verbindung stehenden Becken gehalten und soll Hierdurch
an Schmackhastigkeit und Zartheit deS FleischeS sehr ge-
winnen. Solche Zucht setzt aber gute Abwartung und
regelmahige Futterung voraus und erheischt bedeutende
Geldmittel; Fortpflanzung sindet in der Gefangenschast
ubrigens nicht statt. Das gewohnliche Gewicht be-
tragt 12 — 14 Pfund bei einer Korperlange von 3 Fuh;
den grohten aller jemals gefangenen Stockfische erwahnt
Pennant; er wog 78 Pfund und ward zu Scarborough,
wegen eben Herrschenden Ueberflusses, sur einen engli-
schen Schilling verkauft. Fischer unterscheiden einige
Spielarten; an der englischen Westkuste und um die
Jnsel Man Hat der Stockfisch eine rothbranne, auf der
Doggerbank im Canal eine dnnkelbraune Farbung, an
den schottischeu Kusten giebt es eine gelbgrune sehr
stumpfnasige Varietat. In der Regel ist die vorherr-
schende Farbe des RumpfeS graugelblich, der Rucken
braun und gelb gefleckt, die breite Seitenlinie weih, der
Bauch weih; alle Floffen sind schwårzlich. Der Fang
wird an allen nordischen Kusten betrieben, indem der
Stockfisch im frischen Zustande als einer der besten See-
fische gilt; von dem ungeheuern Verbrauche zeugt der
Umstand, dah in den besten Monaten, vom October
bis Weihnachten, allein nach London taglich an 5000
Stuck gebracht werden. Weit bedeutender ist der durch
den Fang um Neufundland entstehende Verkehr. Er
beschaftigt uber 20,000 Seeleute, besindet fich freilich
jetzt fast allein in den Hånden der Englander und Nord-
amerikaner, von welchen die Hollander und Fran-
zosen, die einstjenen Gewinn last allein zogen, verdrangt
worden sind, und liefert im Ganzen gegen 200 Millio-
nen Stuck, die zumal gesalzen und dann getrocknet als
Klippfisch oder nur getrocknet als cigentlich sogeuaun-
ter Stockfisch einen uber die ganze Erde gehenden Han-
delsartikel auSmachen, gepokelt mehr im Norden Euro-
pa's als Laberdan Absatz finden. AuS den Lebern er-
halt man durch Faulnih den fur technische Zwecke sehr
wichtigen Leberthran. Die erstaunliche Verfolgung
durch Menschen und eine Menge von See-Raubfischen
Hat noch nicht vermocht, eine bemerkliche Verminderung
der Stockfische zu erzeugen. Jhr Fang geschieht mit-