Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Fisch e.
Einieitttitg.
Gier gewisser Lachse, int Spatherbste unter Wasser auf-
betoahrt, nach 20 Mochen noch unverborben maren und
unter gunstigen Untstanben fich entwickelten. Man ztoei-
felt nicht, basi bei gehoriger Vorficht notbametikanische
Flusifische durch Versetzung des LaicheS in Nordeuropa
tourben einheitnisch geniacht werden tånnen. Der in der
Geschichte der Saugethiere ost ettoahnie Oberst ShkeS
erzihlt, basi die FestungSgtaben in Indien abwechselnd
vollig vertrocknen und dann mit Regenwafser sich wieder
fullen, tind basi bald nach Eintritt des letzteren zahllose
Brutfische erscheinen, bie? int Eie eingeschlossen, an funf
Monate unter dem vollig verharteten Schlamme mussen
zugebracht haben. Dasi Fischeier unverdauet und der
LebenSkraft nicht beraubt von Enten und Wasservogeln
ausgeleert werden und die Verbreitung gewisser Fische
hierdurch ztinehnte, unterliegt keinem Zweifel. Man
hat sogar gesehen, das Aale durch den Darmeanal
der Reiher, die fie verschlungen hatten, lebend ge-
gangen sind. Die Ausbildung der Jungen int Eie
erfordert uberhaupt nur kurze Zeit; in der ersten Zeit
halten sich die Jungen mancher Arten an ihre Mutter,
lassen fich von diesen fuhren und zehren von dem
Schleime, der auS ihren Hautporen Hervortritt. Das
Wachsthum schreitet immer sehr rasch vorwarts, und
die Umgestaltung deS in der ersten Lebenszeit von sei-
nen Aeltern tneist sehr verschiedenen Jungen erfolgt in
kurzen Ztoischenraumen. Durch Storung dieser Ent-
wickelung entstehen Misifornten, die man Misigebnrten
hoherer Thiere vergleichen kann, und die an Teichfischen
haufiger bemerkt werden als an jenen des Meeres.
Mahrscheinlich besttzen alle Fische eine ansehnliche na-
turliche Lebensdauer, fie ntogen indessen selten eines na-
turlichen Todes, am gesetzlichen Ende ihres Lebenslan-
fes, sterben. Ueber das Alter manchet Flnsi- und Teich-
fische giebt es Nachweise, indeni man biSweilen beson-
derS groyen Metallringe mit der Jahreszahl an die Kie-
mendeckel oder an andere Korpertheile befestigte. ES soll
anf diese Art erwiesen worden sein, basi Hechte an 200
Jahre alt werden konnen. Einen wesentlichen Schutz
finden Fische schon in ihrer meistenS starken Lebensza-
Higkeit; ihre Munden heilen leicht, von Krankheiten
scheinen fie selten befallen zu Werden und eigentlich ben-
selben als epidemischen eben nnr ntehr int Halbzahmen
Zustande (als Teichfische) unterworfen zu sein; fie er-
tragen sogar sehr schlimme Derstummelungen. Aufge-
schnitten und ausgeweidet leben manche Stunden lang,
und der abgehackte Kops des Aales versucht wohl nach
einent halben Tage noch zu beisien. Manche Halten
sehr hohe Temperaturen auS, ein Sparns bewohnt so-
gar 60° R. Warnte Duellen des nordlichen Afrika, toah-
rend viele Flusifische Nordamerika's, im Eise eingefroren,
fich weit transportiren lassen und in reinem, kalten Mas-
ser wieder aufleben. Indessen mug auch diese Lebens-
zahigkeit ihre Granzen haben, zumal wenn die zersto-
renden Einflusse unvermindert andauern. Es wird da-
her nicht zu glauben sein, dasi z. B. Haringe einen gro-
sien Theil des Jahres fich fonten am Boden des arkti-
schen Meeres verbergen konnen, wie Pennant vermu-
thet, benn fie find so toenig als ein anderer Fisch im
Stande, den bleibenden Druck einer Wassermasse auszu-
Halten, deren Boden zwischen Nortoegen und Island
mit einer 780 Klaftern langen Senkbleileine nicht erreicht
toerben konnte, unb bie ztoischen Englanb unb Neufunb-
lanb minbestens 683 Klaftern tief ist. Diesen passiven
Bertheibigungsmitteln gegenuber bestehen ost sehr be-
beutenbe Werkzeuge beS Angriffs, furchtbareS Gebisi,
Stacheln an Flossen, Kopf ober Rumpf, bie mit Ge-
schick unb Absichtlichkeit gebraucht toerben, unb bei ei-
nigen bie toeiterhin zu besprechenbe nterkwurbige Fahig-
keit, elektrische Schlage zu ertheilen.
Wenn auch sammtliche Fische ein Familienansehen
haben, toelcheS selbst ba Bertoechselungen nicht zulasit,
too, toie bei bent Monbsische, ben Meerablern, ben Kof-
sersischen u. s. to., bie Gestalt abenteuerlich abtoeicht, so
bieten fie boch innerhalb bieser Granzen bie mannigfach-
sten Mechsel ber Grosie unb Form. Ertreme ber erste-
ren fittb in ber vorweltlichen Schopfung allerbings ge-
toåhnlicher getoesen als in der nits untgebenben, inbessett
finb ost genug Haie von 25—30 Fusi Lange unb 12 —
15 Fusi im Utnfange getobtet toorben. Jhnen entgegen
stehen getoiffe auSlanbische ben Grttnbeln vertoanbte
Fische (Fundulus), bie, auSgetoachsen, A Zoll messen,
unb unter ben einheimischen bie ettoa boppelt so langen
Stichlinge. Die Mehrzahl freilich bleibt in ben Granzen
einer ztoischen 1—6 Fusi betragenben Lange. Hinsicht-
lich ber Schåne ober Lebhaftigkeit ber Farbung konnen
bie nteisten sich mit ben Lanbthieren messen, viele uber-
treffen burch Pracht bie herrlichsten ber letzteren, bie
buntesten Bogel unb Schmetterlinge, benn ber an Coli-
bris unb an ben Blumensaugern betounberte Ebelstein-
glanz ist bas Eigenthum unzahlicher. Leiber aber toiegt
bie Bergfinglichkeit bieses SchmuckeS seine Schonheit
auf, benn toenn ber Fisch schon burch baS Herausneh-
men auS seinettt naturlichen Elentente augenscheinlich
verliert, so schreitet ber Mechsel zur Misifarbigkeit unt
so schneller fort, je ubler jener fich in ber ungetoohnten
Umgebung zu fuhlen beginnt, unb mit bent Tobe bleiben
kaum Spurett ber eigentlichen Pracht. Die besten Thier-
maler, namentlich Einer, ber fich um bie Jchthhologie
Jnbiens verbient gemacht, sprachen unverhohlen ihre
Berzweiflung auS uber bie Unmbglichkeit, bas Farben-
spiel tropischer Fische toieberzugeben; basi bieser Schmuck
burch kein knnstliches Mittel fich toill erhalten laffen,
mag es zum Theil erklaren, basi Fifche in zoologischen
Sammlungen toenn auch nicht vernachlassigt, boch in
geringer Zahl angetroffen toerben. Auch in ber Beklei-
butig bieser Thierelasse liegt nicht selten eine grosie Schon-
heit. Nur toenige ben letzten Familien angehorenbe unb
niebrig stehenbe Formen finb toirklich mit nackter Haut
bekleibet, alle anbere tragen enttoeber allerlei Rauheiten,
Hocker unb Dornen ober ber Mehrzahl nach Schuppen, bie
biStoeilen sehr klein unb unter einent Schleintuberzuge
versteckt liegen, meistetts aber eine allgemeine burch ihre
Sdmmetrie gefallenbe Decke bilben, gelegentlich wohl
auch zu Schilbern ober Panzern verwachsen unb ben
Befitzer fast unvertounbbar machen. Bei ben meisten er-
langen bie entlang ben Seiten in einer einfachen ober
boppelten Reihe gestellten Schuppen ntehr Untfang ober
Hohe unb bilden banit bie oben ertoahnte Seitenlinie,
toelche fur bie Ztoecke ber Systematik nicht ohne Be-
beutung ist. Manche Fische tragen an verschiebenen Kår-
pertheilen allerlei Dornen, Hervorragungen, Fiben
ober Hautlappen unb erlangen burch biese ein ost recht
tounberlicheS Ansehen.
Die Lebensmeise ber Fische ergiebt sich zum grotzten
Theile schon auS ihrent angeren Bane unb ihren phy-
siologischen Einrichtungen. Bermogen auch einige
Arten langere Zeit int Trocknen auszubauern, z. B.
jene Kugelfische, bie Linne AnfangS noch unter bie Rep-
tilien stellte, inbetn er sie als abtoeichenbe Formen ber-
selben ansah, so bleibt bennoch ber Aufenthalt im Was-
ser fur sie toie fur alle anbere Glieber ber Classe ber
eigentliche, naturgemage. Da nun bas Wasser toeit toe-
niger als bie Atmosphare grogen unb Plotzlichen Ver-
anberungett ber Temperatur unterliegt, Fische aber leicht
bie Temperatur ihrer Umgebungen zur eigenen machen,
also ben Abstanb zwischen ber ilineren Warnte unb an-
geren Katte toeniger empfinben als warmblutige Thiere,
so finb fie auch Weniger an bestimmte Breiten unb eng
begranzte Zonen gebunben als biese, ziehen uber Weite
Ratinte unb machen selbst ihre grosien, vom Fortpstan-
.zungstriebe entspringenben Wanberungen nicht von ber
Jahreszeit allein abhangig. Hingegen unterliegen fie
Beschrankungen, welche bem lustathmenben Thiere frentb
bleiben, ber verschiebenen Dichtigkeit namlich unb ber
chemischett Zusammensetziing, bie in ben susien Gewassern
fich anberS verhalten als int Meere. Es giebt nur
Wettige, bie ohne Schaben ben Aufenthalt in Flussen mit
jenem in der See vertauschen konnen, und solche, die
dazu das Berntogen besttzen, bedienen sich desselben nur
periodisch, namentlich unt ihren Laich in Fluffen abzu-
setzen. Dasi einige unreine Gewasser vorziehen, theils
auch im tttoderigen Schlamme touhlen, w^hrend andere,
tvie Forellen, nur in den klarstett Bachen unb Gebirgs-
flussen leben fånnen, weisi Jebertnann. Giebt eS auch
viele, bie niemals freiwillig an bie Oberflache kommen,
so lebt wohl keitte Art fur gewohnlich tiefer als 600—
800 Fusi ; ber gewaltige Druck, bie zunehmenbe Ditnkel-
Heit, ber Mangel an thierischen ober pflanzlichett Nah-
rungSstoffen, bie Schtoierigkeit ber Bewegung in noch
grosieren Tiefen, wo enblich fogar metallene Korper
schwebenb bleibesi tourben, verbieten nothwenbig jebent
Fische, fich borthin zu verlieren. Man bars mit vollent
Rechte vermuthen, bag selbst bie in ber Regel nur in
grogeren Tiefen wohnenben, unt ihren Laich abzusetzen,
fich entweber Kusten nahern, wo Felsen steil unb toeit
hinabreichen, ober Untiefen im Ocean aufsuchen, wie
bie burch ihren Reichthum an Fischen bekannte Bank
von Neufuublanb unb ahnliche, wenn auch nicht gleich
ausgebehnte Erhohungen bes Meeresbobens entlang ber
Ostkuste Subanterika's, bes ostafrikanischen unb inbi-
schen Oceans. Ueberhaupt beherbergt bas offene Melt-
nteer toett. toeniger Fische, als man im gemeinen Leben
nteint, unb bie bort vorkommenben scheinen ihren Auf-
enthalt nteist von jenen getoaltigen Mengen schtoim-
menbeit Seetanges abhangig zu machen, bie in einer
begranzten Zone gleichsam einen Berbinbungsgurtel
ztoischen Afrika unb Amerika herstellen unb zahllosen
Mollusken, Pstanzenthieren unb Krustern zum Mohn-
orte bienen. Wenige Fische unternehmen Reisen uber
bie ganze Breite ber Oceane, unb baher kontmt eS, bag
bie Zahl ber int inbischen unb atlantischen Ocean ober
an beiben Seiten Subanterika's zugleich vorkommenben
uberhaupt gering bleibt. Ausnahmen machen inbessen
Haie, Dorabcn, fliegenbe Fische unb einige anbere.
Getoiffe Familien bleiben aufbestimntie Zonen beschrankt
unb konnten bebeutsame Zuge in einent Bilbe ber Fisch-
faunen gebett. So bewohnt bie Mehrzahl ber Salmen
bie hiheren Breiten unb bie Familie ber eigentlichen
Karpfenfische hauptsachlich bie norblicheHalbkugel. Zur
willkurlichen unb schnellen Vertauschung ihres Mohn-
ortes besitzen Fische toeit vollfommenere Befahigung alS
bie kraftigsten ber Wanbervogel. Bei ber nach allen
Richtungen gleichen Dichtigkeit bes umgebenben Massers
unb einer Hochst zweckmigigeit Gestalt betoegen fie sich
nicht allein mit einer ost an bas Unbegreifliche granzen-
ben Schnelligkeit, sonbern auch mit grogter AuSbauer
unb, toie eS scheint, ohne erheblichen Kraftaufwanb.
Man Hat Haie beobachtet, bie, ohne zu ermuben, einem
segelnben Schiffe von ber europaischen Kaste bis
Mestinbien folgten unb auf ber langen Reise noch toeite
Umtoege machten, unb vom LachS toarb berechnet,
bag er in einer Stutibe Zeit 86,400 Fug, in einer Se-
cunbe 24 Fug schwirnmenb zurucklege, eine Schnellig-
keit, bie ihin gestatten tourbe, in einigen Mochen bie
Erbkugel zu untkreisen.
Nachst ben Saugethieren besitzt keine Claffebes Thier-
reiches fur ben Menschen eine irgenb so grosie Michtigkeit
als biejenige ber Fische. Man batf ohne Uebertreibung
wohl behaupten, basi von biesen int Ganzen so passiven
Geschopfen bie Entwickelung unb baher bie Geschichte
grosier Bolksstamme bebingt worben ist. Sie sehlen
nur ber wasserlosen, bem Menschen auf bie Daner nicht
bewohnbaren Muste, finben sich in jebem Melttheile,
unter ben kiltesten Breiten nteist ebenso zahlreich als in
ben Tropenzonen, erfullen bas Meer nicht tninber als
bie mehrere Tausenb Fusi hohet liegenben Alpenseen,
besitzen eine unerschopstiche Fruchibarkeit unb mågen ei-
ner Aernbte verglichen werben, bie, zu jeber Jahreszeit
reif, ohne je bie Arbeit bes Pstugers unb Saentannes
zu erheischen, nur auf ben Schnitter wartet. Ohne
Fische tourbe in manchen Lanbern bie Bevolkerung