Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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dagegen die Fabrik im Anfang der 70er Jahre, fo zeigt (ich zunächft eine riefige Ausdehnung
und Erweiterung in der Verwendung des Gußftahls und demgemäß in der Herftellung
der eben erwähnten neuen Erzeugniffe: einmal des Materials für den Mafchinenbau und
das Eifenbahnwelen und zweitens der Kanonenrohre, an die (ich auch die Herftellung
von fonftigem Kriegsmaterial, namentlich Lafetten und Munition, angefchloffen hatte.
Daneben aber ift die Fabrik mit der Aufnahme des Beflemer- und des Martinverfahrens,
mit der Erwerbung von Hochofenwerken, Kohlenzechen und Eifenfteingruben zu einem
großen Hütten-und Walzwerk geworden. Diefer vielfältigen Entwicklung entfprechend,
bewegt fich nun auch der Werdegang der Fabrik nicht mehr wie bisher auf einheitlicher
Linie: teils handelt es (ich um die Fortfe^ung des früher Gefchaffenen, teils um völlig
Neues, das den Charakter der Fabrik zu erweitern und umzugeftalten beginnt. Es ift des-
halb nicht möglich, die Entwicklung weiterhin in der bisherigen zufammenfafTenden Art
zu verfolgen. Doch Coll verfucht werden, durch einen kurzen Überblick den inneren Zu-
fammenhang zwilchen den nachfolgenden Einzeldarftellungen verftändlich zu machen.
Bis gegen Ende der 50er Jahre ift die Entwicklung der Fabrik im wefentlichen dadurch
bedingt, daß (ich der Gußftahl allmählich Eingang in den Mafchinenbau, das Eilenbahn-
wefen und denSchiffbau erzwang. Die Folge war die Gewichtsfteigerung derTiegelftahl-
güHe, die Anlage der Dampfhämmer und der Bau größerer mechanifcherWerkftätten. In
diefer Zeit wurde auch die Erzeugung von Puddelftahl aufgenommen, der bald an die
Stelle des Zementftahls als Einfatjmaterial bei der Befchickung derTiegel trat. Daneben
wurden dieVerfuche mit Kanonenrohren, die fchon in den 40er Jahren begonnen hatten,
zwar fortgefe^t, aber vielfach gehemmt durch das Eifenbahnmaterial, defTen Entwicklung
die Kräfte der Fabrik ftark in Ànfpruch nahm. Die erften größeren Beftellungen auf acht-
zehn 12-Pfünder und zehn 24-Pfänder Gefchü^rohre kamen von Ägypten in den Jahren
1856 bis 1858, und dann 1859 von Preußen mit 300 vorgearbeiteten 6-Pfünder Rohr-
blöcken. Nunmehr begann auch die konftruktive Betätigung Krupps zur Entwicklung eines
eigenen Gerchü^fyftems. In den 60er Jahren ging es rafcher vorwärts, und nacheinander
entftanden eine Reihe größerer Werkftätten für die Herftellung von Kriegsmaterial.
Diefe außerordentliche Ausdehnung feines Verwendungsgebiets hat der Gußftahl
gewonnen auf der Grundlage der früheren Fabrikation. Die Keime diefer Entwicklung
liegen fehrweit zurück in der Fabrikation derGußftahlwalzen, die einerfeits die fchwierige
Behandlung des Gußftahls für derartige Erzeugniffe zur Vollendung gebracht hat, und
andrerfeits in dem nahtlofen Gußftahlring der Lahnwalzen fchon den Vorläufer der naht-
lofen Eifenbahnradreifen, des gußftählernen Gewehrlaufs und des GuBRahl-Gefchii^-
rohrs gelchaffen hat. Zwilchen den erften Anfängen der neuen Fabrikationszweige und
der fchließlichen Eroberung dieferVerwendungsgebiete des Gußftahls liegen alfo fehr
erhebliche Zeiträume. Es hat, wie fpäter im einzelnen näher gezeigt wird, langwieriger
Anftrengungen bedurft, bis Tchließlich der durchfchlagende Erfolg erreicht war. Es ift
interefTant, den inneren Grund für diefe langfarne Entwicklung darzulegen. Trots a^er
Vorzüge des Kruppfchen Gußftahls, die im In- und Auslände fchon früh anerkannt
wurden, war ein Umftand vorhanden, der feine rafche Ausbreitung und Verwendung
zu neuen Zwecken oft verzögerte : das war der teure Preis, der bedingt war durch die
Verwendung nur befter Rohftoffe und durch den fchwierigen Fabrikationsprozeß. Diefer
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