ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
dem Betreten diefes Weges bald neue Aufgaben, vor allem der Bau der Lafetten und die Herftellung von Munition, den Tätigkeitsbereich der Fabrik noch weiter ausdehnen würden. Naturgemäß wurde die ganze Tragweite diefes Entfchlunes nur allmählich er- kannt, und die dadurch herbeigeführte Entwicklung der Fabrik ging (chrittweife vor (ich, immerhin konnte (ich ein Mann von KruppsWeitblick und Erfahrung über die Bedeutung feines Schrittes nicht täufchen. Es war wohl die bedeutfarnfte Wendung in der Gefchichte der Kruppfchen Fabrik, die mit Aufnahme derGerchü^konftruktion eingeleitet wurde, und bei vollerWürdigung der fachlichen Gründe, die für den Entfchluß Alfred Krupps fprachen, wird man doch Tagen können, daß es in erfter Linie die Perfönlichkeit gewefen ift, welche den Ausfchlag gegeben hat. Die Entfcheidung mußte fo fallen, weil es für einen Mann wie Alfred Krupp unmöglich war, fich auf die Herftellung von Stahlblöcken für Kanonenrohre zu berchränken, denn da- mit hätte er fich feines EinflulTes auf die Entwicklung der Gefchü^e zu höherer Leiftung begeben. Das hätte ihn in Widerftreit gebracht mit feinem ganzen Wefen, das von dem Reiz der neuen, bedeutfamen Aufgabe lebhaft erfaßt wurde. Unverkennbar ift auch hier der innere Drang einer im höchften Grade felbftändigen Natur, aus kleinen Anfängen her- aus durch fortgefe^te Arbeit und Beharrlichkeit eine begonnene Sache zur vollen Ent- faltung zu bringen. Über die großen Bedenken führten ihn die Schwungkraft feines in die Zukunft blickenden Geiftes und der Glaube an feine Sache hinweg. Dazu kam noch, daß der Weg, welcher je^t befchritten wurde, feinen Neigungen und Fähigkeiten entfprach. Alfred Krupp befaß ein bedeutendes konftruktives Talent, das fchon bisher in der Aus- geftaltung der Mafchinen und Betriebseinrichtungen für die Gußftahlfabrik zutage ge- treten war und je^t ein neues weites Feld der Betätigung fand. Schon aus den erften Jahren der Gefchü^fabrikation liegen eine Reihe Zeichnungen von feiner Hand vor, in welchen manche bemerkenswerte Gedanken enthalten find. Häufig eilte er damit feiner Zeit vor- aus; interefTant ift z.B. ein Blatt aus dem Jahre 1855, das eine Feldlafette mit elaftifcher Vorrichtung zur Aufnahme desRückftoßes darftellt, in das er vier Jahre fpäter einen um- klappbaren Sporn am Lafettenfchwanz, ein an diefen mit den Enden eingehaktes und durch die Räder gezogenes Hemmtau, Cowie auf der Lafette einen Si^ für den Richtkanonier und ein Triebwerk für feine Seitenrichtung des Gefchü^rohrs hineinlkizzierte. Erbeab- fichtigte damit eine größere FeuerTchnelligkeit zu ermöglichen. Erft Jahrzehnte fpäter find derartige Einrichtungen an den Lafetten für peldgefchü^e in Gebrauch gekommen. Die neue Arbeit wurde eifrig gefördert, und fchon im Jahre1862 konnten auf derWelt- ausftellung in London verfchiedene Gußftahl-Hinterladekanonen KruppfcherKonftruktion vorgeführt werden. Es waren fünf Rohre von 9,52 bis 22,86 cm Kaliber ausgeftellt, von denen das fchwerfte 9000 kg wog. Es erregte feiner Größe, des reinen GuOftahls und der ausgezeichneten Bearbeitung wegen berechtigtes Auffehen; denn damals war es nur Krupp möglich, einen Gußftahlblock von der für ein folches Rohr erforderlichen Größe und vollkommenen Gleichförmigkeit des Materials herzuftellen. Um lettere Eigenlchaft erfichtlich zu machen, hatte man die Seele nicht mit Zügen verfehen, Condern hochpoliert gelafTen. Um jedoch zu zeigen, daß die Fabrik nunmehr auf das vollftändige Fertigmachen gezogener Gefchü^e eingerichtet fei, wurden gleichzeitig die oben erwähnten fieben Rohrftücke mit verfchiedenen Zugmuftern ausgeftellt. An diefe Àusftellung knüpften fich 149