Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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Werken beftand, fo kam Krupp dadurch wiederholt in große Verlegenheit. Das war für
ihnVeranlafTung, nach dem Kriege feine Fabrik zurHerftellung der für Küßen- und Schiffs-
lafetten erforderlichen Bauftoffe einzurichten, um (ich von jenenWerken unabhängig zu
machen. Bei Beginn des Krieges waren diele Verlegenheiten befonders empfindlich, denn
es mußte mit größter Eile die Küftenverteidigung an den durch die franzöfifche Flotte be-
drohten Punkten der Elbe-, Ems- und Wefermündung eingerichtet werden. Krupp half
fo gut es ging. Er ließ mit äußerfter Anfpannung aller Kräfte und ohne Rückficht auf Geld-
opfer, zum Teil fogar ohne Beftellung, auf Vorrat arbeiten; vieles wurde behelfsweife zu
notdürftigem Gebrauch fertig gemacht, und einen erheblichen Teil der Materialliefe-
rungen ftellte er koftenlos den Behörden zurVerfügung. Er fchrieb damals an die Prokura:
«Wenn wir folcheTätigkeit entwickeln, als fie von unferen Landsleuten im Felde verlangt
und geleiftet wird, wenn wir unfere Kräfte nach Möglichkeit vermehren, und alle Ànftalten
ohne Raft gehen, dann können wir Unglaubliches, Unmögliches leiften. Warten wir alfo
keine Beftellung ab und gehen wir vor mit der Fabrikation.» Mit verdoppeltem Eifer be-
nu^te er je^t, da das Vaterland in Gefahr war, jede Gelegenheit, zur Stärkung der Wehr-
kraft Deutfchlands, fowohl an der See als zu Lande, beizutragen. Hier fei erinnert an die
heute wieder aktuell gewordene Erfindung derBallonkanone durch Krupp, die zwar im
Kriege felbft nicht mehr zur tätigen Verwendung kam, jedoch nur deshalb nicht, weil fie
durch ihrVorhandenfein die weitere Entfendung von Luftballons aus Paris verhinderte.
Die preuBiPche Küftenartillerie hatte in diefem Kriege keinen Anlaß, in Tätigkeit zu
treten. Auch von der jungen Flotte des Norddeutfchen Bundes war es nur dem kleinen
Kanonenboot «Meteor» vergönnt, feine Krupp-Gefchü^e gegen den franzofifchen Avifo
«Bouvet» vor Havanna erfolgreich ins Gefecht zu bringen, während fich der deutfchen
Panzerflotte keine Gelegenheit bot, die Kruppfchen Gußftahlkanonen auf ihre Leiftungs-
fähigkeit am Feinde zu erproben. Um fo mehr war dies aber der Fall bei der Artillerie der
deutfchen Landheere, welche zumeift mit Gefchü^en in den Kampf zogen, die aus Krupp-
fchem Stahl gefertigt waren. Wie das Zündnadelgewehr im Jahre 1866, fo kehrte je^t
das GuCftahlgefchüts ruhmbekränzt aus dem Kriege zurück. Ihm war in dem Siegeslauf
der deutfchen Heere eine bedeutfame Rolle befchieden, und kein Geringerer als Kaifer
Napoleon, der gelehrte Artillerift, hat es ausgefprochen, daß die deutfche Feldartillerie
die entfcheidendeWaffe des Krieges gewefen fei. Sie hatte fich durch ihre Leiftungen das
unbedingte Vertrauen aller andern Waffengattungen erkämpft und nahm von jet^t an,
während fie bisher noch zu den «technifchen»Tnippen zählte, den Rang als dritte Haupt-
waffe des Feldheeres ebenbürtig neben der Infanterie und Kavallerie ein. Sie war auch
die populärfteWaffe geworden. Wie der Name Dreyfe nach dem Kriege von 1866, fo
erlangte je^t durch die glänzenden Erfolge diefer Waffe auch der Name Krupp, des
«Kanonenkönigs», eine felteneVolkstümlichkeit. Und wenn die öffentliche Meinung da-
bei überfah, daß nicht Krupp es war, der den Gefchü^en ihre Einrichtung gegeben hatte,
wenn fie an den Gußftahl anknüpfte, aus dem die Gefchü^e hergeftellt waren, fo traf fie
doch infofern das Richtige, als diefem Material felbft ein wefentlicher Anteil an der Zu-
verläffigkeitderGerchü^e und damit an ihren Erfolgen zukam. Freilich: diefelbenKanonen,
die in Frankreich unferem Heere zu feinen Siegen verhalfen, hatten auch fchon auf den
Schlachtfeldern Böhmens neben dem Zündnadelgewehr gekämpft, wie es!870/71 gefchah;
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