Krupp 1812-1912

Die Krupp-Halle auf der Wiener Weltausftellung 1873 DIE WIRTSCHAFTSKRISE VON 1874 Der fiegreiche Krieg von 1870/71 hatte den deutfchen Stämmen die langerfehnte | Einigung in dem neu erftandenen Reiche gebracht; Nord und Süd waren end- Igültig wieder zufammengelchlofTen. Die Kruppfchen Gefchü^e hatten (ich in jenem Kampf aufs trefflichfte bewährt; und wenn nach den Worten des Geg- ners die deutfche Artillerie die entfcheidende Waffe des Krieges gewefen ift, fo darf Krupp einenTeil diefer Anerkennung gewiß mit Recht für (ich in Ànfpruch nehmen. Nach dem Friedensfchluß trat ein allgemeiner AufTchwung auf allen Gebieten desWirt- Pchaftslebens ein, und glänzende Zeiten fchienen der deutfchen Induftrie bevorzuftehen. Bei derEifeninduftrie machten fich befonders die notwendige Erneuerung des Eifenbahn- materiak und der Ausbau des Eifenbahnne^es geltend. Kapital ftand in reichlichem Maße zur Verfügung, wobei die Rückzahlung kündbarer Staatsanleihen eine Rolle fpielte; die Münzreform vermehrte die UmlaufsmitteL Die Preife aller ErzeugnilTe (liegen beträcht- lich. Wie in jeder Hochkonjunktur wurden Klagen laut, daß die Induftrie nicht genügend leiftungsfähig fei. Alles kam zufammen, um die Erweiterung der beftehendenWerke zu erleichtern und Neugründungen in großer Zahl zu veranlafTen. Ähnliche Erfcheinungen waren auch in den übrigen europäifchen Ländern zu beobachten. Schließlich entwickelte fich ein wahres Gründungsfieber, und eine Überfpekulation auf dem Kapitalmarkt trat ein, welche keinen dauernden Beftand haben konnte. 219