Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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ftift bereit lagen. Die Ausdrucks weife in dielen Schriftftücken ift charakteriftirch für feine
Geiftesarbeit. Der Stil, in der Jugend fchwerund fchwülftig durch die langen Sätje, fpiegelt
das Ringen feiner Gedanken treu wider. Er fordert Àufmerkfamkeit und Nachdenken,
weiß aber in der Regel das Gewollte zu treffen. Immer fucht er zu überzeugen und den
ausgefprochenen Gedanken dem Lefer zu fuggerieren. Im Laufe der Zeit wurde die Aus-
drucksweife kürzer, zuweilen telegraphifch gedrängt oder lapidar in kurzen Sä^en, die
unter Vermeidung jedes entbehrlichen Wortes das Gewollte gleichfam ins Gedächtnis
hämmern. Vor allem lag ihm daran, (ich verftändlich zu machen, unzweideutig das zu
fagen, worauf es ankam. Die Eleganz der Sprache war ihm gleichgültig. Dagegen finden
(ich oft Vergleiche und Ausdrücke, die erkennen laflen, wie lebhaft feine Vorftellungskraft
beim Schreiben mitarbeitete. Eine reiche und treffende Bilderfprache ftand ihm dabei
zu Gebote. «Mit der Ordnung ift es wie mit einem Kamme. Wenn man von Kindesbeinen
daran gewöhnt ift, fo ift er angenehm und findet keinen Widerftand. Wächft das Haar
aber mal ungekämmt durcheinander, dann ift das Einbringen des Kammes eine Pchmerz-
volle Operation.» Gern zog er aus gerdiildertenTatfachen die Nutzanwendung: «Ohne
diele Vorficht wäre ich hundertemal untergegangen.» Oder, wenn er von dem Stamm-
haus Ipricht: «Das Haus und feine Gelchichte mag dem Zaghaften Mut geben und
ihm Beharrlichkeit einflößen. Es möge warnen, das Geringfte zu verachten, und vor
Hochmut bewahren.» Für grundfäfcjiche Änfchauungen prägte er gern fcharf umrifTene
Sentenzen, wie fie (ich in diefen Schriftftücken häufig finden. Einige find bereits er-
wähnt: «Der Zweck der Arbeit Coll das Gemeinwohl fein»; «Ordinär arbeiten ift gegen
meine Neigung»; «Anfängen im Kleinen, Ausharren in Schwierigkeiten, Streben zum
Großen»; «Lotteriefpiel ift gegen mein Prinzip». Andere lauten: «Die Kraft Pchafft mit
Luft»; «Wer reüiïïert, hat Feinde»; «Die Schlafmü^en müfTen abgerifTen werden».
Der Schriftverkehr Alfred Krupps mit der Prokura ift noch vollftändig vorhanden.
Er enthält auf Taufenden von Blättern, welche mit feinen feften Schriftzügen bedeckt
find, feine ganze Anrchauungsweife und einen Schatj von Lebens- und Gefchäftser-
fahrungen. Es ift in gewiiïem Sinne das Ergebnis eines reich gelegneten Lebens, das
er hier in allgemeinen Betrachtungen wie in praktifchen Winken für die Behandlung
gefchäftlicher Fragen niedergelegt hat, eine unerfchöpfliche Quelle der Belehrung für
feine Nachfolger und alle, die an leitender Stelle der Fabrik zu dienen berufen find.
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In den 70er Jahren kam die Zeit, wo Alfred Krupp die Leitung der Firma mehr und
mehr der Prokura überließ und die Fabrik feltener befuchte. Mit Ungeduld hatte er
den Erlaß des Generalregulativs betrieben ; er erwartete damit Befreiung von den täg-
lichen Gefchäften, nach der er (ich, fchon leidend unter den Befchwerden des Alters,
fehnte. Er war wirklich in hohem Grade ruhebedürftig; die fchonungslofe Arbeit eines
halben Jahrhunderts hatte das Befte von feinen Kräften aufgezehrt «Ich bin fehr müde,
nervös, krank, kaputt und darf fo nicht weiter fortfahren,» fchrieb er 1877. Zudem war
die Fabrik inzwifchen fo groß geworden, daß es ihm auch aus diefem Grunde nicht mehr
möglich war, fo intenfiv wie früher an allem Anteil zu nehmen, was ihr Wohl und Wehe
berührte. Er felbft fah das klar ein. Er erkannte die Notwendigkeit, (ich vom Eingreifen
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