Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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Nicht, daß er die treue Arbeit, die von feinen Leuten dem Werke gewidmet wurde,
verkannte; aber die Menfchen im allgemeinen wertete er im Alter nicht mehr fo hoch
wie früher, und darunter litt zuweilen auch fein Zutrauen zu den einzelnen. Er hatte zu-
viel der Kleinlichkeit, Selbftfucht und Schwäche gefehen, um feinen Kinderglauben an
die Menrchheit (ich zu erhalten. Lind doch konnte das feiner alten Güte und Menfchen-
Freundlichkeit keinen Eintrag tun. Wenn er gemachte Fehler fcharf und unnachfichtlich
rügte, fo hatte er doch immer noch ein Wort der Entfchuldigung für den, der in gutem
Willen, nicht ausTrägheit den Fehler begangen hatte; und oft wiederholte (ich feine Bitte,
den Betreffenden Unannehmlichkeiten zu erfparen, denn er fchreibe «nur für das allge-
meine Wohl» und verlange nur «Vorfchriften, die die Wiederholung verhüten». So blieb
er bis an fein Lebensende. Er wollte mit den Menfchen in Liebe und Frieden leben; uner-
bittlich blieb ernur, wenn er Niedertracht und Verrat als dieTriebfeder menfchlichenTuns
erkannte. Unter den Tchärfften MeinungsveiTchiedenheiten blieb ihm die alte treuherzige
Liebenswürdigkeit im perfönlichen Verkehr erhalten, der niemand widerftehen konnte.
«Herr Krupp ift fehr (chxver zu behandeln, obwohl perfönlich fehr liebenswürdig», und:
«Dabei ift er von einer kindlichen Liebenswürdigkeit; man kann ihm nicht gram fein»,
fo lauten die Urteile alter Freunde in der zweiten Hälfte der 70er Jahre. Seine Luft am
Wohltun und Erfreuen nahm eher zu als ab, und diefer Zug der reinen Menfchenliebe
wirft auch über den Lebensabend Alfred Krupps einen hellen, verföhnenden Schein.
In feinemTeftament, welches fich faft ausPchließlich mit der Zukunft der Fabrik be-
(chäftigt, hat fich Alfred Krupp noch einmal zu dem fetten Zukunftsglauben feiner heften
Jahre aufgelchxvungen. Indem er feine Nachfolger in den Bannkreis feiner Gedanken-
welt hineinzog, fchuf er eine in die Zukunft reichende Stütze für die Ideen, die ihn bei
der Arbeit feines Lebens geleitet hatten. Mit diefem wichtigen Dokument hält er heute
noch die forgende und fchü^ende Hand über feinem großen Werke. Vor allem lag ihm
daran, der Anfchauung auch fernerhin Geltung zu verfchaffen, daß nicht der perfön-
liche Erwerb des jeweiligen Inhabers das Maßgebende für die Fabrik fein dürfe, daß fie
vielmehr höheren Zwecken dienftbar, ak Grundlage dauernder Wohlfahrt für alle zu
ihr Gehörigen zu betrachten und zu behandeln fei. Deshalb follte der Fabrik die ein-
heitliche Spitze und Leitung auch weiterhin gefiebert bleiben, und mit der finanziellen
Unabhängigkeit follte die Vorbedingung dauernden portfehntts erhalten werden. Das
Teftament Tagt darüber: «Bei der getroffenen Anordnung habe ich den Zweck im Auge,
daß die von mir gefchaffenen Werke fo lange, ak nach dem Gelere möglich ift, konfer-
viert und auch nach Möglichkeit erweitert werden.» Die Beftimmungen find teils recht-
lich bindender Art, teils enthalten fie nur moralilche Verpflichtungen für die Erben. In
erfterer Hinficht hat Alfred Krupp feinen gefamten Nachlaß, d. h. die Gußftahlfabrik
mit allen Außenwerken und Zubehör, dem Beftand an Wertpapieren und den fonftigen
Aktiven und PaHiven zu einem Fideikommiß gemacht und zwar auf drei Erbfälle, wie
es nach Lage der Gefe^gebung zulädig war. «Mit Rückficht auf die im voraus nicht zu
berechnenden Wechfelfälle folcher induftriellen Werke» wurde eine Veräußerung unter
Lebenden nicht ausgerchloffen. Aber im Wege des Erbganges follte eine Zerfplitterung
des Fabrikbefi^es nicht ftattfinden, und an denjenigen Nachfolger, in deiïen Hand das
Fideikommiß wieder frei wird, richtete Alfred Krupp die dringende Bitte, «feinerfeits
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