ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
der Würdigung fremder Fort Tchritte kannte er keinen Erfinderneid und keine engherzigen Prioritätsbedenken. Den Erfindungen Beflemers, Martins und Siemens gab er als einer der erften in feiner Schöpfung Raum und [teilte neben das felbft Erdachte die großen Errungenfchaften fremden Genies. Aber wie er frets das Fremde mit eigenem Geift er- füllte, fo fchuf er gleichzeitig mit der Einführung des Benemerprozeffes eine vaterländi- (ehe plußftahl-Schieneninduftrie und verhinderte fo, daß Deutfchland zum zweiten Mal im Eifenbahnwefen von England abhängig wurde. In diefem rchöpferilchen Sinne faßte er überhaupt die Berechtigung auf. Pich fremder Gedanken und Erfindungen zu bedienen. Wie Goethe es ausfpricht: «Was da ift, das ift mein, es kommt nur darauf an, daß ich es recht benutje», fo handelte Krupp im Reiche derlnduftrie. Nicht die Erfindung hatte in feinen Augen den Wert, fondern die aus ihr mit Weitblick und Ausdauer entwickelte Tat. Dem Übereifer der Erfinder innerhalb feiner Fabrik begegnete er mit kühler Abwehr: «Es arbeiten (ich viel mehr Erfinder aus der Belle Etage in die Dachkammer als umgekehrt.» Die Beamten feiner Betriebe warnte er ausdrücklich: «Eine Erfindung macht (ich nicht wie der Fund einer Münze. Ift auch die Anregung eine Beobachtung, ein Gedanke, ein Blitj, fo abforbiert in der Regel eine nennens werte VerbefTerung oder Neuerung Zeit und Koften, die unberechenbar find, weil die Schwierigkeiten erft vor und nach ins Licht treten...Alfo überldd'en wir das Erfinden anderen Leuten. Es ift viel beHerund billiger, das bereits Erfonnene von anderen zu benu^en und einen Preis dafür zu zahlen.» So hoch (teilte er die Arbeit über die Erfindung, die Rolle des weitblickenden Tatmenfchen, des fchöpferirchen Volkswirts über die des Technikers. Lind fo nur konnte ihm die Fülle feiner Unternehmungen gelingen. Auf die Entwicklung der Technik hat er durch die Ein- führung des Gußftahls tiefen Einfluß geübt. Er gewöhnte die Induftrie an den Verbrauch edlen Stahles in großen Mengen und zwang das Ausland, das deutfehe Erzeugnis feiner überlegenen Güte wegen zu achten und zu kaufen. Die Verwendung Kruppfchen Stahles in franzöfifchen Kriegs>rchiffen und englifchen Ozeandampfern, in den amerikanifchen Münzen, oftindifchen Lokomotiven und ägyptifchen Kanonen trug den Ruf deutfeher Induftrie in die Welt hinaus, als das politifche Deutfchland in feinem Zuftande nationaler Zerrinenheit noch fchwer unter der Mißachtung des Auslandes litt. Die heften Erfin- dungen Englands und Frankreichs in der Stahlinduftrie verpflanzte Krupp dagegen als erfter auf deutfehen Boden und ficherte (ich und feinem Vaterlande auch auf dem wei- teren Felde des plußRahls einen ehrenvollen Platj. In einer Zeit, wo ganz Deutfchland vom Aktienraufch ergriffen fehlen, lehnte Krupp alleVerfuche, (ich «gründen» zu laHen, unbeugfam ab und lieferte den Beweis, daß red- liche Arbeit und weiter Blick, vereint mit großzügiger Organisation, auch ein Einzel- unternehmen zur höchften Entfaltung bringen können. Ja, in der Schöpfung eines autonomen Riefenbetriebes durch Sicherung aller Grundlagen und Unabhängigkeit von den Schwankungen der Marktlage ging er allen ähnlichen Unternehmungen voran. Mit feinen Schmelzbetrieben vereinte er Hochöfen, Erzgruben und Kohlenzechen, feine Dampfer furchten das Weltmeer, und als deutfcherWaffenfchmied machte er fich durch den größten Schießplatj der Welt unabhängig von dem gemeffenen Gang amtlicher Prüfungen. Sein Arbeitsfeld umfaßte die ganze Welt. Die oft gebotene Gelegenheit, feine Werke im Ausland zu fchnellerer Entfaltung zu bringen, wies er zurück und behielt 305