Krupp 1812-1912

den kleinften Dienft, der ihm erwiefen wurde, für Aufmerkfamkeiten, die andere als felbftverftändlich ihrer Perfon und Stellung gegenüber betrachten, hielt er nie mit feinem Danke zurück, der durch feine überzeugende Herzlichkeit doppelt erfreute. Gerade im Verkehr mit Untergebenen und Dienenden, fei es auf dem Hügel, fei es auf der Fabrik, machte (ich diefer Zug in einer zarten Fürforge und Hilfsbereitfchaft oft bemerkbar. So übte Krupp neben der allgemeinen Fürforge die perfönliche, um auch in eigener Perfon als dienendes Glied in der großen Kette (ich zu betätigen und einen Teil feiner Dankesfchuld an feine Mitarbeiter abzutragen. Aber wie feine allgemeinen InterefTen, Co ging auch feine Herzensgüte und Hilfsbereitfchaft weit über den Rahmen der nächften Umgebung und der Fabrik hinaus. Wohltun und andere erfreuen war ihm ein natürliches Bedürfnis, und wo immer fein GewifTen es geftattete, half er Not und Sorge lindern. Das erfuhr vor allem feineVaterftadt Effen, deren gemeinnütjige Bedürfniffe bei ihm jederzeit eine offene Hand fanden. Aber auch im weiteften Umfang des Vaterlandes entbehrte kaum ein größeres Unternehmen auf diefem Gebiete feiner Unterftütjung. Diefe ftark ausgeprägte Menfchenliebe im Charakter E A. Krupps brachte ganz von felbft auch in fein Verhältnis zu feinen Mitarbeitern einen perfönlichen Zug. Es lag ein eigener Zauber in feinem Wefen, der es auch den Neueingetretenen leicht machte, im Kruppfchen Kreife heimifch zu werden. Nicht nur der gefellige, auch der gefchäftliche Verkehr war auf diefen Ton der preundfchaft und des Vertrauens geftimmt Kleinlichen Regungen nicht zugänglich, vertrug Krupp auchWiderfpruch ohne Empfindlichkeit und verlangte dasfelbe von feinen Beamten untereinander. Und wen im Gefpräch der Strahl feines freundlichen Auges traf, der fügte (ich gern diefer notwendigen Forderung und unterdrückte perfönliche Regungen. Das kollegiale Zufammenarbeiten wurde dadurch wefentlich gefördert. Mit Krupp felbft wares leicht zu arbeiten, denn erprüfte befonnen und verftändig dieVorfchläge feiner Mitarbeiter, fobald er nur vom redlichen Willen überzeugt war. Es war ihm eine wirkliche Freude, wenn er den Leiftungen anderer Anerkennung zollen konnte. Wen er feines Vertrauens würdigte, dem Pchenkte er es fdft unbegrenzt. Wenn auch diefer Zug feines Wefens ihn manchmal fehlgreifen ließ, fo war er doch eines der ftarken Mittel, mit denen Krupp tüchtige Kräfte an (ich zu feiïeln und zu hingehender Arbeit für feine Sache anzufpornen wußte. Sein perfönlicher Einfluß befchränkte (ich nicht auf die leitenden Männer, fondern erftreckte (ich weiter und übte feinen Zauber in allen Kreifen der Werksangehörigen aus. Seine Perfönlichkeit wurde ein feftes Band für den Zufammenhalt des Ganzen, für die Einigkeit, deren ein fo großes und weitverzweigtes Werk fo dringend bedarf, und diefe einigende Kraft war wohl das Befte, was Friedrich Alfred Krupp als der oberfte Leiter für die Fabrik leiften konnte. Es war das, was dem Unternehmen nach Alfred Krupps Hingang am meiften not tat und was feine Entwick- lung in den nächften 15 Jahren mit in erfter Linie gefördert hat. Bei all feiner Liebenswürdigkeit und Güte war Krupp keineswegs eine weiche oder (chwankende Natur. Er befaß nicht das ftarkeTemperament feines Vaters, aber er war ein felbftändiger Charakter von feftem und entfchiedenemWillen. Das trat namentlich in feinem Verhältnis zum Direktorium hervor, in dem er fich dieSelbftändigkeit des Urteils und die Freiheit der Entfchließung unter allen Llmftänden wahrte. Vom Eingreifen in die Einzelheiten des Gefchäftsganges hielt er fich fern, da er von der Notwendigkeit einer tQ