Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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FRIEDRICH KRUPP
Im heften Mannesalter, noch nicht 40 Jahre alt, wurde Friedrich Krupp von feinem
Werke weggerifTen, in einem Augenblick, wo die ganze Vollkraft eines Mannes erfor-
derlich (chien, um das Unternehmen vor dem gänzlichen Untergang zu bewahren.
. Äußerlich betrachtet, endete diefes Leben, das fo vielveiTprechend angefangen hatte,
mit einem völligen Mißerfolg. Die lebten Jahre hatten keine Fortfehritte, fondern nur
noch Enttaulchungen gebracht, und als Friedrich Krupp fein Teftament fchrieb, war der
tieffte Punkt in der Entwicklung der Gußftahlfabrik erreicht. Aber dennoch hat er den
Glauben an feine Sache felbft in den trübften Tagen nicht aufgegeben, und fein lester
Wille machte es den Seinen zur Pflicht, das Werk fortzuführen. Das große Ziel feines
Lebens, von dem er einft geträumt, hat er felbft nicht erreichen können. Aber den tech-
nifchen Erfolg, der in der Zukunft ausreifen Polite, hat er doch in gewifTem Umfang
errungen; das ift fein bleibendes Verdienft. Sein feftes Vertrauen auf das fchließliche
Gelingen ging als ein Vermächtnis auf die Seinen über, und das hat den endgültigen Sieg
in der nächften Generation, die «mehr Glück hatte», wie Alfred Krupp befcheiden
fagte, bedeutfam vorbereitet. So ift das Lebenswerk Friedrich Krupps — um einen an-
dern Ichönen Ausdruck feines Sohnes zu gebrauchen — «Saat für fpätere Ernte» gewor-
den, und mit Recht trägt darum das Werk, das jener begründet, noch heute feinen Namen.
In keinem Bilde, keiner Zeichnung ift die äußere EiTcheinung Friedrich Krupps der
Nachwelt erhalten. Aber fein Wefen und Charakter fpiegeln (ich in feinem Lebensgang
und Schicksal, in nachgelafTenen Schriftftücken und in Äußerungen feiner Bekannten
deutlich wieder. Friedrich Krupp war keine Natur, deren Züge (ich zu dem harmonifchen
Bilde eines einheitlichen undwiderfpruchslofen Charakters zufammenfügten. Wie durch
fein äußeres Leben ein Riß ging zwilchen Wollen und Vollbringen, fo klaffte in feinem
Wefen ein Zwiefpalt. Er befaß eine intellektuelle Begabung, die weit über das Mittelmaß
hinausging: CcharfenVerftand, rafcheAuffaffungsgabe und eine fehrlebendige Phantafie.
AuchEntfchlußfähigkeit und Tatkraft waren ihm in nicht geringem Maße eigen. Aberwie
feine Vorftellungskraft nicht gezügelt wurde durch den Sinn für das Erreichbare, fo fehlte
feiner Energie die Ausdauer. Diefer Wefenszwielpalt wurde je länger je mehr zu einem
tragifchen Zuge im Charakter Friedrich Krupps, und darin liegt es auch vor allem be-
gründet, daß die Wirklichkeit fo oft hinter dem Hochflug feiner Phantafie zurückblieb.
In jüngeren Jahren machte (ich das naturgemäß weniger bemerkbar. Die Leb-
haftigkeit feines Geiftes, feine rege Phantafie und ein überfprudelndes Temperament
machten ihn bei jedermann und zumal im gelelligen Verkehr beliebt. Sein Erzähler-
talent und der der ihm zu Gebote ftand, fefTelten in der Unterhaltung und machten
ihn leicht zum Mittelpunkt eines fröhlichen Kreifes. Daß er dabei nicht immer Maß zu
halten wußte und feiner heiteren Laune manchmal allzu freien Lauf ließ, wird in einem
Briefe feines Schwagers Bohnftedt getadelt, der im übrigen anerkennt, wie fehr fonft jene
Gabe der Unterhaltfamkeit an Friedrich Krupp gefchä^t werde. Das Bedürfnis nach
froher Gefellfchaft hatte er fein Leben lang; es wurde genährt und befriedigt durch den
lebhaften Verkehr unter den Gliedern der weitverzweigten Familie. Auch zu den Män-
nern, mit denen der gefchäftliche Verkehr ihn zufammenführte, wie Dinnendahl, feine
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