Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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einen eifernen Kern und diefer wieder auf eine ftähleme Achfe gezogen und endlich
die Oberfläche mit äußerfter Genauigkeit gePchlifFen und poliert. Jahre vergingen noch,
bevor die Lahnwalzen zu Krupps eigenerZufriedenheit gelangen, dann übertrafen fie aber
auch alles, was von anderer Seite gefertigt wurde und brachten der Fabrik gleichzeitig
Ruhm und Gewinn. Alfred Krupp fah in ihnen geradezu den Maßftab für die Leiftungs-
fähigkeit der Fabrik. Noch in den 70er Jahren, als die Walzenproduktion längft hinter
andere Gebiete zurückgetreten war, legte er Wert auf die Lahnwalzen als Gradmener
für den erreichten technifchen Höhepunkt. «Diefe Fabrikation — fchrieb er — erfordert
mehr Aufmerkfamkeit, zartere Behandlung, als die gewöhnliche Maffenfabrikation, fie
bedingt Nachdenken, Übung, Gewandtheit und begünftigt den portrchritt.» Nur deshalb
beftand er darauf, daß die Anfertigung von Lahnwalzen auch fpäter beibehalten wurde.
So führte diefe Zeit manchen technifchen Fortrehritt mit fich. Das Jahr 1836 ließ den
Erfolg der neuen Anlage voll erkennen. Es brachte eine Verdopplung des Llmrchlags und
eine Vermehrung der Arbeiterzahl auf 80, aber mit dem erweiterten Betrieb [teilten fich
auch neue Sorgen ein. Die zur Verfügung geftellten Mittel waren durch die Neuanlagen
vollftändig erfchöpft, ja die Ausgaben wuchfen weit über die veranPchlagte Höhe. Krupp
felbft bezifferte die Koften der Erweiterung auf etwa ISOOOTlr. So fehlte es gleichzeitig
an Bau- und Betriebskapital. Noch einmal, wenn auch gewiß mit geringen Hoffnungen,
hatte (ich Frau Krupp im Februar 1835 an die Regierung gewandt mit der Bitte um ein
zinfenfreies Darlehen von 10000 Tlr. auf 10 Jahre. Sie wies darauf hin, daß die unter-
nommene Erweiterung der Fabrik unbedingt notwendig, daß die Zahl der Arbeiter in
fechs Jahren von 6 auf 45 geftiegen fei, daß ein weiteres kräftiges Aufblühen der Fabrik
ganz außer Zweifel ftände, wenn nur der genügende Betriebsfonds vorhanden fei. Der
Erfolg war derfelbe wie in allen früheren Fällen. Man begründete die Ablehnung des
Gefuchs damit, «daß es Grundfag fei und dabei ftehen geblieben werden müffe, daß
der Staat bei Fabrikunternehmungen (ich mittelbar oder unmittelbar nicht beteiligen
dürfe». Krupp machte noch den VeiTuch, von der Ruhrfchiffahrtskane, aus welcher da-
mals häufig Kapitalien für induftrielle Zwecke ausgeliehen wurden, ein Darlehen zu
erhalten. Aber auch das blieb erfolglos, weil er die geforderte Sicherheit nicht leiden
konnte. Im Februar und März 1836 war feine Lage infolge der ftarken Geldbedürfniffe,
die die lebhafte Befchäftigung der Fabrik mit fich brachte, fehr ernft. Ein Verfuch, die
Walkmühle zu verkaufen, führte nicht zum Ziel, erft 1839 fand fich ein Käufer. — In diefer
Bedrängnis half Friedrich von Müller, fein altes Vertrauen beftätigend,im April 1836 noch
einmal durch ein Darlehen von 6000Tlr. aus. Damit war die Notlage der Fabrik für die
nächfte Zeit befeitigt, und es find keine weiteren Verfuche, von der Regierung Unter-
ftü^ungen oder Darlehen zu erhalten, gemacht worden. Auf das fehnlichft erwünfehte
Walzwerk und einen beabfichtigten Drahtzug hatte Alfred Krupp allerdings verzichten
müflen. Er machte den Verfuch, fein Ziel durch eine Gerchäftsverbindung mit Brüninghaus
zu erreichen, denn diefer befaß alles, was Krupp fehlte. Damit hätte er (ich zugleich von
den Barausgaben für feinen Eifenbezug befreit. Das Angebot wurde jedoch abgelehnt,
und das war zweifellos für die felbftändige Entwicklung der Gußftahlfabrik belTer.
Alfred Krupp nahm die Pflichten, die ihm die Erweiterung der Fabrik, die Vermehrung
der Arbeiterzahl und die Aufnahme fremden Kapitals auferlegten, fehr ernft. Durch