Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe
År: 1916
Forlag: R. Oldenbourg
Sted: München
Sider: 176
UDK: St.f 622.74 Gas
Mit 444 Abbildungen Im Text
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einer derselben hatte die Freude, unsere Ballone in Przemysl
als alte Bekannte wieder zu sehen; sie sollten am Schlüsse
der 2. Belagerung dazu dienen, eine Anzahl von Offizieren
zu entführen und vor der Gefangenschaft zu bewahren.
Leider führte sie ein ungünstiger Wind in Feindesland und
Feindeshand!
So nahmen die Ballone, die mit ihren herrlichen Alpen-
fahrten so viele Menschen glücklich gemacht und in alpinen
und aeronautischen Kreisen Aufsehen und Bewunderung erregt
haben, fern von ihrer schönen Heimat ein ehrenvolles Ende!
Nach Schluß des Krieges wird der Verein seine Tätigkeit von
neuem und hoffentlich mit nicht minderem Erfolg fortsetzen.
Zurückkehrend zum rein Fachlichen, möchte ich darauf
verweisen, daß alle Gaswerke am Nordrande der Alpen sich
für Füllstationen zu Alpenfahrten eignen; der günstigste
Wind hierfür ist der häufige NW. und der beste Zeitpunkt
unmittelbar nach Aufhören des Schlechtwetters und begin-
nender Aufheiterung. Für mehr als drei Personen im Korbe
gehören hierzu Ballone mit wenigstens 2000 cbm Fassung
und ca. 1700 cbm Gasfüllung. Dem Führer dürfen Alpenfahrten,
die sich in vielem von Flachlandsfahrten wesentlich unter-
scheiden, nicht fremd sein. Für Flieger, die sich im Hoch-
gebirge betätigen wollen, sind alpine Ballonfahrten die beste
Schule!
Der Ballonsport ist schon heute ein recht ansehnlicher
Gasabnehmer, allerdings und leider nur weniger bevorzugter,
großer Gaswerke. Das Beispiel Innsbrucks zeigt, daß bei
Pflege besonderer Seiten dieses Sportes manches Gaswerk
sich denselben für Mehrung seines Gasverbrauches dienstbar
machen kann.
In den Fig. 424 bis 427 sind einige der schönen Ballon-
aufnahmen wiedergegeben, die eine Wand der Abteilung Luft-
schiffahrt in Halle VI zierten.
18. Verschiedenes.
Es erübrigt noch einiger Ausstellungsgegenstände zu ge-
denken, die in den Hallen V und VI aufgenommen wurden,
weil in den Hallen, denen sie hätten zugeteilt werden sollen,
bei der Anmeldung bereits Platzmangel eingetreten war.
Hierzu gehört der Gasheizofen »Vulkan« von Fleischer,
Stuttgart, Moltkestr. 57. Fleischer sucht in seinem Ofen durch
sternförmige Gestaltung des Heizkörpers auf kleiner Grund-
fläche eine möglichst große Heizfläche zu erzielen. Die Aus-
nutzung direkter Wärmestrahlung der Flammen ist mit Ab-
sicht vermieden. Der Ofen wird von der Firma Haegele &
Zweigle in Eßlingen a. Neckar ausgeführt.
Ferner seien zwei Arten von Laternen-Fernzündungen
erwähnt, von denen die eine, Gasdruckfernzündung »Meteor«
von der Gaslaternen-Fernzündung G. m. b. H., Berlin-Schöne-
berg, die andere, Gasdruckfernzünder »Rex« von Eugen
Zinser, Ebersbach a. d. Fils (Württemberg), ausgestellt war.
Die Arbeitsweise dieser Zünder wurde durch mittels eines
Gasbehälters gegebene Druckstöße vorgeführt und erläutert.
Zu den Anwendungsarten des Steinkohlengases als Heiz-
mittel im Gewerbe, die bereits besprochen sind, gesellten sich
noch einige ganz spezielle Fälle, so der von Fr. Pfrommer,
Stuttgart, in Betrieb vorgeführte Geflügelbrütofen mit
Gasheizung, der die Aufmerksamkeit des Publikums in hohem
Maße fesselte; leider konnten die jungen Küken infolge des
Kriegsausbruches das Licht der Ausstellung nicht mehr er-
blicken.
Von weiteren Anwendungen des Gases in gewerblichen
Betrieben seien noch die von Trebst, Wilhelmsburg, ausgestell-
ten Pläne einer Preßgasanlage für eine Lackfabrik sowie die
Pläne der Continental-Gasgesellschaft, Dessau, für ein mit Gas
betriebenes Krematorium hervorgehoben.
Die von Martini & Hüneke, Maschinenbau-Akt.-Ges.,
Berlin SW. 48, Wilhelmstr. 122, ausgestellten Vorrichtungen
zur explosions- und feuersicheren Lagerung von
Benzin sind bereits bei Besprechung der Halle I erwähnt
worden.
Schließlich sei auch noch auf eine Mikroskopierlampe für
Gasglühlicht von F. W. Dannhäuser, Leipzig, Plagwitzerstr. 1,
hingewiesen, die einem vielseitig empfundenen Bedürfnis
abhelfen dürfte.
Schluß.
Das rege Interesse, das die Abteilung der gewerblichen Gas-
verwendung beim Publikum fand, beweist am deutlichsten, daß
hier ein Gebiet vorliegt, auf dem das Gas ein wichtiger Kultur-
faktor ist und in immer noch steigendem Maße zu werden ver-
spricht. Die Vorträge, die in dem großen Vortragssaal der Aus-
stellung über das Gas im Gewerbe im allgemeinen, in der
Bäckerei und Metzgerei im besonderen gehalten wurden,
waren von den hierzu geladenen Vereinigungen dieser Ge-
werbe gut besucht. Auch größere allgemein-technische Ver-
einigungen, wie der Polytechnische Verein in München, nahmen
an den für sie veranstalteten Vorträgen und Sonderführungen
lebhaften Anteil, und es ist nur zu bedauern, daß diese befruch-
tende Wirkung der Ausstellung durch den Ausbruch des Krieges
unterbrochen wurde.
Ihr segensreicher Einfluß wird aber, dessen bin ich über-
zeugt, wenn wieder Frieden herrschen wird, noch nachhalten
und neu belebt werden, so daß der reiche Aufwand an Mühe
und Kosten, wie ich hoffe, auch seine wohlverdienten Früchte
tragen wird.
Zum Schluß sei noch eines Umstandes gedacht, der den
Behörden anfänglich viele Sorgen bereitete: die angebliche
Feuergefährlichkeit des Gases. Es ist im Laufe der
Zeit bei Behörden und Publikum der irrige Glaube verbreitet
worden, die »offene Flamme« berge eine besondere Gefahren-
quelle. Die vielen im Betrieb befindlichen gewerblichen Feuer-
stätten, Gebläseflammen und nun gar die Azetylenapparate und
Schweißpistolen erweckten deshalb bei der Feuerpolizei man-
cherlei Bedenken. Feuersichere Wände und Imprägnierungen,
Schutzwände gegen Funken, Asbestverkleidungen und ähn-
liche Schutzmittel wurden anfänglich in übertrieben ängst-
licher Weise gefordert. Nachdem man sich jedoch durch den
Betrieb überzeugte, daß die Gasflamme in der von der Technik
beherrschten Form ein gefügiges Werkzeug ist, und daß die
Gasrohrleitungen bei entsprechender Herstellung und Prü-
fung das denkbar sicherste Transportmittel der Wärme-
energie sind, hat auch die Feuerpolizei in dankenswerter
Weise von übertriebenen Maßnahmen Abstand genommen.
Der Erfolg hat ihr Vertrauen gerechtfertigt. Möchte sich
doch allgemein die Tatsache immer mehr Geltung verschaffen,
daß die Gasflamme nicht eine Gefahr, sondern ein Segen
für die Menschheit ist!
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