ForsideBøgerDie Deutsche Ausstellung …, im Haus und im Gewerbe

Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe

År: 1916

Forlag: R. Oldenbourg

Sted: München

Sider: 176

UDK: St.f 622.74 Gas

Mit 444 Abbildungen Im Text

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Side af 192 Forrige Næste
— 79 am vorteilhaftesten zur Ausnutzung gelangt. Um ein gleich- mäßiges Brennen aller Flammen zu erzielen, werden die seit- lich von den Herdplatten angeordneten Brenner durch be- sondere Kanäle mit Frischluft versorgt. Der Eintrittskanal der Frischluft befindet sich an der Decke des Backofens und ist durch eine Drosselklappe regulierbar. Auf dem Wege zu den Brennern durchströmt die Frischluft einen Doppelmantel und nimmt hierbei die von der Innenisolierung noch aus- strahlende Wärme auf, um alsdann vorgewärmt zu den Brenner- flammen zu gelangen. Zwischen und unter den seitlichen Brennern des Ofens befinden sich herausziehbare, mit Wasser angefüllte Scha- mottekästen, die zur Schwadenerzeugung dienen. Auf der Decke des Backofens sitzt außer dem Frischluft- kanal ein Abzugsstutzen mit Drosselklappe zum Abzug des Schwadens und der Verbrennungsgase. Um den Backprozeß beobachten zu können, sind in der Türe des Ofens vier Schauöffnungen vorgesehen. Ein weiteres durch Drehschieber geschlossenes Schauloch unten in der vorderen Ofenwandung dient zur Beobachtung des unteren Brenners. Ein Thermometer ist über der Türe eingebaut, um die Innentemperatur von außen leicht beobachten zu können. Die gleichmäßige Wärmeverteilung im Backraum, die für das gute Gelingen beim Backen von Schwarz- und Weißbrot unerläßliche Vorbedingung ist, übt auch auf das Backen und den guten Ausfall von Konditoreiwaren aller Art den besten Einfluß aus. Durch die eigenartige Anordnung der Brenner, durch die anpassungsfähigen Umstelleinrichtungen für die Wärmeerzeugung und -Aufspeicherung und die leichte Verstellbarkeit der einzelnen Etagen kann man je nach Er- fordernis entweder eine stärkere Unter- oder Oberhitze er- zielen. Wenn der Backofen an erster Stelle genannt wurde, so geschah es, weil er nach hervorragender Konstruktion, vor- züglicher Leistung, glücklichen Abmessungen und einfacher, aber vornehmer äußerer Ausstattung in der Abteilung 7 einzig dastand. Auch als Bratofen für Fleischgerichte läßt sich dieser Backofen verwenden. Wer aber die knusperigen frischen Semmeln und das köstliche Schwarzbrot, die aus ihm täglich hervorgingen, kostete, dem wird die Brauchbarkeit dieses Ofens in angenehmer Erinnerung bleiben. Bei den Kochapparateri ist die Centralwerkstatt nicht wesentlich von ihren früheren Modellen abgewichen. Sie hat zwar auch die Doppelsparbrenner eingeführt, führt aber auch noch die geschlossenen Platten mit Abzugsrohr, welches, mit einem Wasserbehälter umgeben, die abziehenden Heizgase zur Warmwasserbereitung ausnutzt (Fig. 216), eine Einrich- tung, welche sich auch heute noch stellenweise großer Beliebt- heit erfreut, ebenso wie die Platten mit Wärmestellen. In der Herrschaftsküche bringt sie einen großen dreiteiligen Gas- koch- und -Bratherd, System »Askania«. Die Fortwärmung fertiger Speisen geschieht in einem eigenen Speisen- und Tellerwärmschrank mit indirekter Gasfeuerung. Die Warm- wasserbereitung erfolgt durch einen in einem Nebenraum auf- gestellten Warmwasserdruckautomaten Askania-Therme Sy- stem B mit Gasfeuerung. Außerdem fallen noch ein Spieß- und Rostbrater mit selbsttätigem Uhrwerk, ein Askania- Grill- und Röstapparat u. a. m. durch die schöne Ausstat- tung, weiße Emaillierung mit Nickel, auf. Die Herde der Centralwerkstatt Dessau sind sehr schwer und gediegen ausgeführt, die Backrohre sind geschlossen, d. h. sie stehen mit den Heizgasen nur durch einen flachen Raum an der Deckwand des inneren Backmantels, der zum Abzug der Dämpfe dient, in Verbindung. Der Röhrenbrenner liegt unter der Bratkammer und erhitzt zunächst eine schwere gußeiserne Mulde. Die Heizgase ziehen innerhalb der Doppelwandung zwischen Bratkammer und dem Herd- mantel hoch, den ganzen Bratraum an den Seitenwänden, der Deck- und Rückwand umspülend. Die Türe ist schwer und isoliert. Über der Mulde liegt der Rost, auf den erst die Bratpfanne gestellt wird. Der Überschuß der Unterhitze wird durch diese Anordnung gemäßigt. Um die Unterhitze weiter abzudämpfen und gleichmäßig zu erhalten, wird beim Backen über den Rost ein Sandblech gelegt. Oberhitzblech ist nicht nötig, da die Hitze im ganzen Bratraum möglichst gleichmäßig ist. Diese gleichmäßige Temperatur des ganzen Bratraumes eignet sicli vorzüglicli zum Sterilisieren, d. h. zur Herstellung von Konserven aller Art in trockener Hitze. Hier bahn- brechend vorangegangen zu sein, ist wohl das Verdienst der Centralwerkstatt Dessau. Die Firma Junker & Ruh, Karlsruhe (Fig. 217) hält mit eiserner Folgerichtigkeit an dem Grundsatz fest, daß der neue Gasherd nicht der alten Gewohnheit der Köchin an- gepaßt werden darf, sondern daß die Köchin sich der Eigenart des neuen Herdes, dessen Konstruktion durch den neuen Brennstoff bedingt ist, anpassen muß. Daher bekämpft sie die Fortkochstellen, bei denen die für das Fortkochen not- wendige Hitze von einem Kochloch zum andern geleitet wer- den muß, und hält an den Doppelsparbrennern fest, welche sie wohl als erste schon vor Jahren auf den Markt brachte und bis heute, wie die Ausstellung zeigte, noch weiter ent- wickelte. Die ganze von dem Brenner erzeugte Hitze soll dem Kochtopf zugute kommen. Braucht die aufgestellte Speise nur mehr ein Minimum von Wärme, so soll die Flamme auf eben dieses Minimum reduziert werden können. Und diese große Regulierfähigkeit weist in der Tat der Doppelspar- brenner (Fig. 183 bis 185) auf. Um über dieses richtige und sparsame Kochen auf Gas Aufklärung zu verbreiten, scheut die Firma keine Mittel und ließ auch auf der Ausstellung mit einem Stab küchentechnisch geschulter Herren und Damen ihre mit Augenblicksgasmessern verbundenen Kochapparate und mit Thermometern ausgerüsteten Brat- und Backräume dem Publikum praktisch vorführen. Die guten Erfahrungen, die mit solchen Vorführungen gemacht werden, dürften die Gaswerke anspornen, in den praktischen Vorführungen der Gasherde auch ihrerseits nicht zu erlahmen. Zur Einführung der eingangs dieser Besprechung er- wähnten tulpenförmigen Steilbrenner konnte sich die Firma Junker & Ruh nicht entschließen und zieht die in einem Winkel von 45° aufwärtsbrennenden Flammen vor, da bei diesen die Speisen weniger leicht anbrennen sollen und die