Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe
År: 1916
Forlag: R. Oldenbourg
Sted: München
Sider: 176
UDK: St.f 622.74 Gas
Mit 444 Abbildungen Im Text
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am vorteilhaftesten zur Ausnutzung gelangt. Um ein gleich-
mäßiges Brennen aller Flammen zu erzielen, werden die seit-
lich von den Herdplatten angeordneten Brenner durch be-
sondere Kanäle mit Frischluft versorgt. Der Eintrittskanal
der Frischluft befindet sich an der Decke des Backofens und
ist durch eine Drosselklappe regulierbar. Auf dem Wege zu
den Brennern durchströmt die Frischluft einen Doppelmantel
und nimmt hierbei die von der Innenisolierung noch aus-
strahlende Wärme auf, um alsdann vorgewärmt zu den Brenner-
flammen zu gelangen.
Zwischen und unter den seitlichen Brennern des Ofens
befinden sich herausziehbare, mit Wasser angefüllte Scha-
mottekästen, die zur Schwadenerzeugung dienen.
Auf der Decke des Backofens sitzt außer dem Frischluft-
kanal ein Abzugsstutzen mit Drosselklappe zum Abzug des
Schwadens und der Verbrennungsgase.
Um den Backprozeß beobachten zu können, sind in der
Türe des Ofens vier Schauöffnungen vorgesehen. Ein weiteres
durch Drehschieber geschlossenes Schauloch unten in der
vorderen Ofenwandung dient zur Beobachtung des unteren
Brenners. Ein Thermometer ist über der Türe eingebaut,
um die Innentemperatur von außen leicht beobachten zu
können. Die gleichmäßige Wärmeverteilung im Backraum,
die für das gute Gelingen beim Backen von Schwarz- und
Weißbrot unerläßliche Vorbedingung ist, übt auch auf das
Backen und den guten Ausfall von Konditoreiwaren aller Art
den besten Einfluß aus. Durch die eigenartige Anordnung
der Brenner, durch die anpassungsfähigen Umstelleinrichtungen
für die Wärmeerzeugung und -Aufspeicherung und die leichte
Verstellbarkeit der einzelnen Etagen kann man je nach Er-
fordernis entweder eine stärkere Unter- oder Oberhitze er-
zielen.
Wenn der Backofen an erster Stelle genannt wurde, so
geschah es, weil er nach hervorragender Konstruktion, vor-
züglicher Leistung, glücklichen Abmessungen und einfacher,
aber vornehmer äußerer Ausstattung in der Abteilung 7 einzig
dastand. Auch als Bratofen für Fleischgerichte läßt sich dieser
Backofen verwenden. Wer aber die knusperigen frischen
Semmeln und das köstliche Schwarzbrot, die aus ihm täglich
hervorgingen, kostete, dem wird die Brauchbarkeit dieses
Ofens in angenehmer Erinnerung bleiben.
Bei den Kochapparateri ist die Centralwerkstatt nicht
wesentlich von ihren früheren Modellen abgewichen. Sie hat
zwar auch die Doppelsparbrenner eingeführt, führt aber auch
noch die geschlossenen Platten mit Abzugsrohr, welches, mit
einem Wasserbehälter umgeben, die abziehenden Heizgase
zur Warmwasserbereitung ausnutzt (Fig. 216), eine Einrich-
tung, welche sich auch heute noch stellenweise großer Beliebt-
heit erfreut, ebenso wie die Platten mit Wärmestellen. In
der Herrschaftsküche bringt sie einen großen dreiteiligen Gas-
koch- und -Bratherd, System »Askania«. Die Fortwärmung
fertiger Speisen geschieht in einem eigenen Speisen- und
Tellerwärmschrank mit indirekter Gasfeuerung. Die Warm-
wasserbereitung erfolgt durch einen in einem Nebenraum auf-
gestellten Warmwasserdruckautomaten Askania-Therme Sy-
stem B mit Gasfeuerung. Außerdem fallen noch ein Spieß-
und Rostbrater mit selbsttätigem Uhrwerk, ein Askania-
Grill- und Röstapparat u. a. m. durch die schöne Ausstat-
tung, weiße Emaillierung mit Nickel, auf.
Die Herde der Centralwerkstatt Dessau sind sehr schwer
und gediegen ausgeführt, die Backrohre sind geschlossen,
d. h. sie stehen mit den Heizgasen nur durch einen flachen
Raum an der Deckwand des inneren Backmantels, der zum
Abzug der Dämpfe dient, in Verbindung. Der Röhrenbrenner
liegt unter der Bratkammer und erhitzt zunächst eine schwere
gußeiserne Mulde. Die Heizgase ziehen innerhalb der
Doppelwandung zwischen Bratkammer und dem Herd-
mantel hoch, den ganzen Bratraum an den Seitenwänden,
der Deck- und Rückwand umspülend. Die Türe ist schwer
und isoliert. Über der Mulde liegt der Rost, auf den erst die
Bratpfanne gestellt wird. Der Überschuß der Unterhitze wird
durch diese Anordnung gemäßigt. Um die Unterhitze weiter
abzudämpfen und gleichmäßig zu erhalten, wird beim Backen
über den Rost ein Sandblech gelegt. Oberhitzblech ist nicht
nötig, da die Hitze im ganzen Bratraum möglichst gleichmäßig
ist. Diese gleichmäßige Temperatur des ganzen Bratraumes
eignet sicli vorzüglicli zum Sterilisieren, d. h. zur Herstellung
von Konserven aller Art in trockener Hitze. Hier bahn-
brechend vorangegangen zu sein, ist wohl das Verdienst der
Centralwerkstatt Dessau.
Die Firma Junker & Ruh, Karlsruhe (Fig. 217) hält
mit eiserner Folgerichtigkeit an dem Grundsatz fest, daß der
neue Gasherd nicht der alten Gewohnheit der Köchin an-
gepaßt werden darf, sondern daß die Köchin sich der Eigenart
des neuen Herdes, dessen Konstruktion durch den neuen
Brennstoff bedingt ist, anpassen muß. Daher bekämpft sie
die Fortkochstellen, bei denen die für das Fortkochen not-
wendige Hitze von einem Kochloch zum andern geleitet wer-
den muß, und hält an den Doppelsparbrennern fest, welche
sie wohl als erste schon vor Jahren auf den Markt brachte
und bis heute, wie die Ausstellung zeigte, noch weiter ent-
wickelte. Die ganze von dem Brenner erzeugte Hitze soll
dem Kochtopf zugute kommen. Braucht die aufgestellte
Speise nur mehr ein Minimum von Wärme, so soll die Flamme
auf eben dieses Minimum reduziert werden können. Und
diese große Regulierfähigkeit weist in der Tat der Doppelspar-
brenner (Fig. 183 bis 185) auf. Um über dieses richtige und
sparsame Kochen auf Gas Aufklärung zu verbreiten, scheut
die Firma keine Mittel und ließ auch auf der Ausstellung mit
einem Stab küchentechnisch geschulter Herren und Damen
ihre mit Augenblicksgasmessern verbundenen Kochapparate
und mit Thermometern ausgerüsteten Brat- und Backräume
dem Publikum praktisch vorführen. Die guten Erfahrungen,
die mit solchen Vorführungen gemacht werden, dürften die
Gaswerke anspornen, in den praktischen Vorführungen der
Gasherde auch ihrerseits nicht zu erlahmen.
Zur Einführung der eingangs dieser Besprechung er-
wähnten tulpenförmigen Steilbrenner konnte sich die Firma
Junker & Ruh nicht entschließen und zieht die in einem
Winkel von 45° aufwärtsbrennenden Flammen vor, da bei
diesen die Speisen weniger leicht anbrennen sollen und die