ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
88 Vogel. Kalker. zwischen den Geschlechtern besteht tein autzerlicher Unter- schieb, und die Jungen gleichen bis auf geringe Zeichen den Erwachsenen. Wie die ubrigen Grasmucken besltzt auch diese einen nicht besonders lunten, jedoch recht angeneh- men, flotenden Gesang; das Mannchen singt im Fruh- jahre zu jeder Tageszeit und unterbricht sein Lied nur dann, wenn Sorge fur die Familie es erheischt. Diese naturliche Gabe zieht ihm manche Verfolgung zu, denn die in Deutschlaud besonders zahlreichen Liebhaber geben der Gartengrasmncke als Zimmervogel Haufig den Vorzug kor anderen Singvhgeln. In Italien, too man trotz des Klima's und der Schone des Landes geringe Empfindsam- keit besitzt oder toenigstens fur einfache Reize der Natur kein tiefes Gesuhl hat, befaht man sich nicht mit der ettoas muhsamen Pflege dieses im Ganzen zartlichen Vogels, sondern schatzt ihn nur des Fleisches toegen, roel- ches zur Zeit der Beerenreife sehr fett sein soli und selbst von Bonaparte als der feinste Leckerbissen gepriesen toird. Unter dem schon oben erwahuten allgemeinen Namen Beccafico bringen Vogelsteller die Gartengrasmncke auf die Markte grofjer Stadte und erhalten fur fte bessere Preise als fur irgend eine andere Art der fast ohne Unterschied gern gegefsenen Singvhgel. Sie scheint uberhaupt in Sudeuropa gemeiner zu sein als im Norden, roo sie das mittlereSchroeden roenig uberschreitet und selbst inDeutsch- land nicht aller Orten zahlreich vorkommt. Dunkles und einsames Gebusch beroohnt sie lieber als eigentlichen Hvch- roald, nistet auch in Garten und fuhrt ein abgesondertes, stilles Leben. Wie die anderen Sylvien nahrt sie sich abroechselnd von Jnsecten und allerlei Beeren, besucht da- her auch Garten und Kirschbaumpflanzungen und thut den Fruchten der letzteren nicht geringen Abbruch. In Deutfchland erscheint sie als Zugvvgel gegen Ende Aprils, in Schottland, roo sie am Liebsten in den dickbebuschten Ufern der Landseen nistet, roird sie var der Mitte des Mai kaum gesehen. Auf die Verbergung ihres Nestes scheint sie kaum bedacht zu sein und legt es nicht hoch uber der Erde zroischen Buschen an; auch in der Bauart verrath sie keine Sorgfalt, sondern begnugt sich, allerlei Halme in Napsform lose uber einander zu schichten. Die 5 —6 @ier roechseln sehr in der Farbung und sind daher von ver- schiedenen Ornithologen sehr verschieden beschrieben roor- den. Die geivohnlichste Farbe ist indefsen rothlichroeih mit matt olivenbraunen Flecken; sie geht theils in ziemlich ungeflecktes Weih uber, theils erlangen die Zeichnungen und Flecke einen dunkelbraunen Ton und vielen Umfang. 8. Die æorngrasmucfe. (Sylvia cinerea.) Sig. 1377 f. Die Dorngrasmucke ist ofters mit der vorhergehenden Art verroechselt roorden, van toelcher sie sich durch gelblich- roeihe Farbung der Unterseite, die rostrothliche Einfassung der Hinteren Schroingfedern und die auheren Steuerfedern, unterscheidet, roelche roeihlich und mit braunem Schafte ver- sehen sind. Obenher ist sie braungrau, imHerbste etroas rdth- licherals im Fruhjahre. AmWeibchenflnddie Farben un- deutlicher und unreiner als an dem allezeit groferen Mann- chen. Fast alles uber bie Lebensgeschichte der einheimischen Sanger im Allgemeinen Gesagte sindet aufdiese Art Anroen- dung. Auch sie gehort zu den Zugvogeln, kammt zeitig im April an, geht aber schon Ende August roieder forf, beroohnt vorzuglich niederes Gebusch und Dornenhecken, roeniger die Hochstammigen Walder, niemals die Nadelholzer, ver- rsith ungemein viel Lebhaftigkeit, hiipft geschickt und rastlos auf Aesten hin und her, fliegt schnell und Hat die eigenthumliche, sie sehr kennbar machende Geroohnheit, ihren Gesang zu unterbrechen, um senkrecht in die Luft emporzusteigen und unter auffallendem Schutteln des Gefieders auf die eben verlassene Stelle flch roieder Herab- zusenken. Jhre Nahrung besteht in Jnsecten und reisen Beeren; der Gesang ist angenehm, das nahe an der Erde besindliche lllest ist aus Grashalmen und Grasrispen, die manchmal durch Pserbehaare verbunden sind, zus»mmen- gesetzt, laht etroas sargfaltigeren Bau geroahren und ent- Halt 4—6 grunliche, olivenbraun gefleckte und punktirte Eier. Im Uebrigen sindet man diese Grasmucke in Deutschland allenthalben; nach Norden geht sie ebenso weit als die Monchsgrasmucke und gilt in England, Frankreich und Oberitalien fur gemein. 9. Der Provencer Sanger. (Sylvia provincialis.) Fig. 1389. In Spanien, dem mittagigen Italien und Sudfrank- reich kommt haufig ein Sanger vor, der in England felte- ner und in Deutschland nur an roenigen Orten einzeln ge- sehen roorden ist. Der von Latham 1773 zuerst beschrie- bene und benannte Sanger der Provence ist obenher ange- nehm aschgrau, an Kehle, Brust und Bauch rostrothlich, am Hinterbauche roeip; von den Schroingfedern ist die Auhenfahne aschgrau, die innere iveih, von den Steuer- federn die Spitze roeih. Das Weibchen Hat minder ent- schiedene Farbung und gefleckte Kehle, die Jungen sind am roeihfleckigen Oberkorper kenntlich. Eigentlich giebt der Schroanz allein diesem oVa Zoll langen Vogel ein etroas groheres Ansehen, benn hinsichtlich der Grohe des Rumpfes ubertrifft er kaum den Zaunkonig. Zum Auf- enthaltsorte erwahlt er die dichtverroachsenen, dornigen und ungemein vielastigen Gebusche, an roelchen die das Mittelmeer umgebenden Lander zum Berdrusse der Fuh- ganger um so reicher sind, jemehr ihnen Wasser, als Mittel zur Hervorbringung und Belebung einer Hohen und kraftigen Vegetation, abgeht. Auch in England ver- meidet dieser Sanger den Wald und durchsichtige Laub- Holzer, haust vielmehr nur in den verroachsensten Hecken von Schroarzdorn und roilden Rosen, im Brombeerenge- strauche und in dem hohenGestrupp des Haidekrautes, kennt im Nmkreise seines geroohnlichen Ortes jeden Schlupfroin- ,kel und versteht es, ohne zu fliegen, bei Ueberraschung im Augenblicke sich unstchtbar zu machen. Der Einsamkeit zugethan, autzerordentlich scheu und mihtrauisch, nahert er sich nie ben Dorfern ober Garten unb roirb, roenigstens in Englanb, nur an Orten angetroffen, roo Haibekraut unb ahnliches Gestrupp ben Boben beckt, ben Niemanb anzubauen unternehmen kann. Dergleichen Flachen fehlen bekanntlich selbst in ber Nahe Lonbons nicht. Nur im Fruhjahre legt er seine Scheu etroas ab unb roirb bann haufiger gesehen. Goulb bemerkt, bah er ganz nach Art unserer Dorngrasmucke, unter eigenthumlich vibrirenber Bewegung ber Schwingen, uber bas Gestrupp empor- steige unb schnell roieber herabsinke, bah auch sein Ge- sang an jene geroohulichere Art erinnere, unb bah er im Singen bie Kopffebern zum Kamme aufrichte, bie Kehle roeit ausbehne, uberhaupt rounberliche Stellungen an- nehme unb sich sonberbar hin- unb Hertveitbe. Der- selbe Ornitholog finbet einige Vertoanbtschaft zroischen ihm unb ben schonen, ber neuhollanbischen Gattung Malurus angehorenben Arten. Sein Nest besteht aus Grashalmen, Pflanzenfasern unb feinen Wurzeln unb liegt roohlverborgen an ben unburchbringlichsten Stellen bornigen Gestrupps unb nur einige Spannen von ber Erbe entfernt. Die grunlichroeihen Eier sinb braun ge- fleckt unb gran punktirt. Auf ber Abbilbung (Fig. 1389.) stellt bie obere Figur bas Mannchen, bie unterebas Weib- chen bar. 10. Der Marpkand-Sanger. (Sylvia marylandica.) Fig. 1390. Dah ber Kukuk seine Eier in frembe Nester lege, bort ausbruten lasse unb bie Erziehung ber Jungen an- deren Vogeln aufburbe, barf als allgemein bekannte Thutsuche vorausgesetzt roerben. Das Loos erzroungener Pflegalternschaft trifft, sonberbar genug, mehrentheils Heine Vogel, roelchen es ungemein schroer roirb, bem jungen unb sehr gefrahigen Kukuk Hinreichenbe Nah- rung zu verschaffen, unb bie sich baher, unb zroar auf Kosten ber eigenen Nachkommenschast, unablassig fur ben unbankbaren Einbringling bemuhen. Wie in Eu- ropa bie Zaungrasmiicke (Sylvia curruca) haufig bie Kukukseier ausbruten muh, so erfahrt in Norbamerika ber Marylanb- Sanger ein ahnliches Loos, inbem ihm ber Kuhvogel (Coro-bunting, Jcterus pecoris) eines seiner Eier ansburbet, bie einzeln in verschiebene Nester vertheilt roerben. Der junge Kuhvogel kriecht eher aus als bie Sanger, roirft biese aus bem Neste ober veran- laht burch seine Gefrahigkeit, bah sie an Mangel um- kommen. Er empfangt gerabe wie ber junge Kukuk bie sorgfaltigste Abroartung von feinen Pflegern (Fig. 1390.), bie fur ihn bieselbe Vorliebe zeigen unb ihn so angstlich uberroachen. als ob er ber eigenen Familie an- gehorte. Wirb er groher, so zerreiht er burch sein Ge- roicht unb seine Ilnruhe bas fur ihn gar nicht eingerich- tete Nest, roelches nahe am Boben zroischen trockenem Laube unb Brombeerstrauchen ungelegt unb aus Gras- halmen so kunstlich geroebt ist, bah es rings umher ver- schlofsen unb nur burch eine kleine Oeffnung zuganglich ist. In seiner Lebensart gleicht jener Sanger unseren Grasmucken. Er beroohnt sehr verroachsenes Gestrupp feuchter Orte, verlaht sie nicht leicht freiwillig, lebt von Jnsecten, untersucht baher jebe Spalte unb jebe kleine Oeffnung ber Stamme unb Wurzeln unb laht gelegent- lich ein kurzes Zroitschern Hbren. Das Mannchen ist obenher olivengrun mit schroarzer Stirn unb Backen, un ber Stirn, an Brust unb Bauch roeih, am Kinn unb an ber Kehle citronengelb ; bas Weibchen (Fig. 1390. obere Figur) ist oben olivengrun, unten gelb, am Bauche roeihlich. 11. Der gelbscheitellge Singer. (Sylvia coronata.) Fig. 1391. Die Sylvien Norbamerika's roanbern ebenso roie bie enropaischen im Fruhjahre von Suben nach Norben ; toenige verlaffen in ber kulten Jahreszeit bas ganze Ge- biet ber Vereinigten Stauten, bie meisten suchen Zuflncht in ben geschutzten Sumpfen unb in ben Kustenroalbern von Georgien unb Floriba, too geroiffe, roahrenb bes Sommers im Norben vereinzelte Arten zu grohen Flu- gen vereinigt angetroffen roerbeit. Zu biesen gehort auch ber gelbscheitelige Sanger ober Myrtenvogel, toie er in Amerika heiht, ber im April burch bie mittleren Stauten ber Union zieht, im Nvrben brutet unb im August zu- ruckkehrt. Um bie letztere Juhreszeit lebt er von ben Beeren bes virginischen Wachholbers unb besonbers ber Wachsmyrte (Myrica cerifera), fonst auch von Jnsecten, zumal von Heuschrecken unb Motten, bie er enttoeber auf Wiesen auffucht ober nach Art ber Fliegenfchnapper ergreift, inbem er plotzlich von einem Ztoeige Herabstoht unb baraus seinen Wachposten toieber einnimmt. Im Fruhjahre besucht er ber Jnsectenjagb roegen Baum- garten unb finbet ba zahlreiche Raupen. Seine gelvohn- liche Stimme besteht in einem kurzen Zirpen ; in ber Paarungszeit laht bus Mannchen des Morgens einen angenehmen, roenn auch etroas schroermuthigen, aus lauter kurzen Strophen bestehenden Gesang horen, ber viele Aehnlichkeit mit bem Herbstliebe bes enropaischen Gartenrothschrounzchens huben soll. Das Gefieber bie- ses uber 6 Zoll langen Vogels ist im Sommer obenher bunkelschiefergrau, schroarz gestrichelt, unten roeih, an ber Brust schroarz gefleckt ; ber Scheitel, bie Korperfeiten unb ber Hinterleib sinb gelb: auf ben Flugeln stehen zroei roeihe Binben; von ben schroarzen Steuersebern sinb bie duperett roeihgefleckt. Wahrend bes Winters erhalten bie Febern olivenbraune Einfassungen, unb dus Gelb bes Scheitels verliert an lim funge. 12. D-r gtaurudige Singer. (Sylvia plumbea.) Fig. 1392. Die fubarnerikaniichen Sanger leben im Ganzen nach Art ber europaifchen, unterfcheiben sich inbessen einiger- maahen baburch, bah fle bei ber Jnsectenjagb bas Ver- sahren ber Fliegenfchitupper nachahmen. Sie finb sonst sehr lebhafte, beroegliche unb kecke Vogel. Die abgebil- bete, in Brasilien geroohnliche Art ist obenher schon aschgrau, unten golbgelblich; ber Hinterrucken ist oli- venbraun, bie Flugelbeckfebern huben roeihe Spitzen. 13. Der Schilf-Rohrsingcr. (Sylvia phragmitis.) Fig. 1377 e. 1393. 1394. Rohrsunger nennt man eine Gruppe von Sylvien mit gestreckter unb verschmalerter Stirn, mittelmahigen Laufen, unbestimmt gefarbtem, b. H. aus bem Brann- lichen in bas Olivengrune ober Aschgraue ziehenben