Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Vogel.
Kalker.
zwischen den Geschlechtern besteht tein autzerlicher Unter-
schieb, und die Jungen gleichen bis auf geringe Zeichen den
Erwachsenen. Wie die ubrigen Grasmucken besltzt auch
diese einen nicht besonders lunten, jedoch recht angeneh-
men, flotenden Gesang; das Mannchen singt im Fruh-
jahre zu jeder Tageszeit und unterbricht sein Lied nur
dann, wenn Sorge fur die Familie es erheischt. Diese
naturliche Gabe zieht ihm manche Verfolgung zu, denn die
in Deutschlaud besonders zahlreichen Liebhaber geben der
Gartengrasmncke als Zimmervogel Haufig den Vorzug kor
anderen Singvhgeln. In Italien, too man trotz des
Klima's und der Schone des Landes geringe Empfindsam-
keit besitzt oder toenigstens fur einfache Reize der Natur
kein tiefes Gesuhl hat, befaht man sich nicht mit der
ettoas muhsamen Pflege dieses im Ganzen zartlichen
Vogels, sondern schatzt ihn nur des Fleisches toegen, roel-
ches zur Zeit der Beerenreife sehr fett sein soli und selbst
von Bonaparte als der feinste Leckerbissen gepriesen toird.
Unter dem schon oben erwahuten allgemeinen Namen
Beccafico bringen Vogelsteller die Gartengrasmncke auf die
Markte grofjer Stadte und erhalten fur fte bessere Preise
als fur irgend eine andere Art der fast ohne Unterschied
gern gegefsenen Singvhgel. Sie scheint uberhaupt in
Sudeuropa gemeiner zu sein als im Norden, roo sie das
mittlereSchroeden roenig uberschreitet und selbst inDeutsch-
land nicht aller Orten zahlreich vorkommt. Dunkles und
einsames Gebusch beroohnt sie lieber als eigentlichen Hvch-
roald, nistet auch in Garten und fuhrt ein abgesondertes,
stilles Leben. Wie die anderen Sylvien nahrt sie sich
abroechselnd von Jnsecten und allerlei Beeren, besucht da-
her auch Garten und Kirschbaumpflanzungen und thut
den Fruchten der letzteren nicht geringen Abbruch. In
Deutfchland erscheint sie als Zugvvgel gegen Ende Aprils,
in Schottland, roo sie am Liebsten in den dickbebuschten
Ufern der Landseen nistet, roird sie var der Mitte des Mai
kaum gesehen. Auf die Verbergung ihres Nestes scheint
sie kaum bedacht zu sein und legt es nicht hoch uber der
Erde zroischen Buschen an; auch in der Bauart verrath
sie keine Sorgfalt, sondern begnugt sich, allerlei Halme
in Napsform lose uber einander zu schichten. Die 5 —6
@ier roechseln sehr in der Farbung und sind daher von ver-
schiedenen Ornithologen sehr verschieden beschrieben roor-
den. Die geivohnlichste Farbe ist indefsen rothlichroeih
mit matt olivenbraunen Flecken; sie geht theils in ziemlich
ungeflecktes Weih uber, theils erlangen die Zeichnungen
und Flecke einen dunkelbraunen Ton und vielen Umfang.
8. Die æorngrasmucfe. (Sylvia cinerea.) Sig. 1377 f.
Die Dorngrasmucke ist ofters mit der vorhergehenden
Art verroechselt roorden, van toelcher sie sich durch gelblich-
roeihe Farbung der Unterseite, die rostrothliche Einfassung
der Hinteren Schroingfedern und die auheren Steuerfedern,
unterscheidet, roelche roeihlich und mit braunem Schafte ver-
sehen sind. Obenher ist sie braungrau, imHerbste etroas rdth-
licherals im Fruhjahre. AmWeibchenflnddie Farben un-
deutlicher und unreiner als an dem allezeit groferen Mann-
chen. Fast alles uber bie Lebensgeschichte der einheimischen
Sanger im Allgemeinen Gesagte sindet aufdiese Art Anroen-
dung. Auch sie gehort zu den Zugvogeln, kammt zeitig im
April an, geht aber schon Ende August roieder forf, beroohnt
vorzuglich niederes Gebusch und Dornenhecken, roeniger
die Hochstammigen Walder, niemals die Nadelholzer, ver-
rsith ungemein viel Lebhaftigkeit, hiipft geschickt und
rastlos auf Aesten hin und her, fliegt schnell und Hat die
eigenthumliche, sie sehr kennbar machende Geroohnheit,
ihren Gesang zu unterbrechen, um senkrecht in die Luft
emporzusteigen und unter auffallendem Schutteln des
Gefieders auf die eben verlassene Stelle flch roieder Herab-
zusenken. Jhre Nahrung besteht in Jnsecten und reisen
Beeren; der Gesang ist angenehm, das nahe an der Erde
besindliche lllest ist aus Grashalmen und Grasrispen, die
manchmal durch Pserbehaare verbunden sind, zus»mmen-
gesetzt, laht etroas sargfaltigeren Bau geroahren und ent-
Halt 4—6 grunliche, olivenbraun gefleckte und punktirte
Eier. Im Uebrigen sindet man diese Grasmucke in
Deutschland allenthalben; nach Norden geht sie ebenso
weit als die Monchsgrasmucke und gilt in England,
Frankreich und Oberitalien fur gemein.
9. Der Provencer Sanger. (Sylvia provincialis.) Fig. 1389.
In Spanien, dem mittagigen Italien und Sudfrank-
reich kommt haufig ein Sanger vor, der in England felte-
ner und in Deutschland nur an roenigen Orten einzeln ge-
sehen roorden ist. Der von Latham 1773 zuerst beschrie-
bene und benannte Sanger der Provence ist obenher ange-
nehm aschgrau, an Kehle, Brust und Bauch rostrothlich,
am Hinterbauche roeip; von den Schroingfedern ist die
Auhenfahne aschgrau, die innere iveih, von den Steuer-
federn die Spitze roeih. Das Weibchen Hat minder ent-
schiedene Farbung und gefleckte Kehle, die Jungen sind
am roeihfleckigen Oberkorper kenntlich. Eigentlich giebt
der Schroanz allein diesem oVa Zoll langen Vogel ein
etroas groheres Ansehen, benn hinsichtlich der Grohe des
Rumpfes ubertrifft er kaum den Zaunkonig. Zum Auf-
enthaltsorte erwahlt er die dichtverroachsenen, dornigen
und ungemein vielastigen Gebusche, an roelchen die das
Mittelmeer umgebenden Lander zum Berdrusse der Fuh-
ganger um so reicher sind, jemehr ihnen Wasser, als
Mittel zur Hervorbringung und Belebung einer Hohen
und kraftigen Vegetation, abgeht. Auch in England ver-
meidet dieser Sanger den Wald und durchsichtige Laub-
Holzer, haust vielmehr nur in den verroachsensten Hecken
von Schroarzdorn und roilden Rosen, im Brombeerenge-
strauche und in dem hohenGestrupp des Haidekrautes, kennt
im Nmkreise seines geroohnlichen Ortes jeden Schlupfroin-
,kel und versteht es, ohne zu fliegen, bei Ueberraschung im
Augenblicke sich unstchtbar zu machen. Der Einsamkeit
zugethan, autzerordentlich scheu und mihtrauisch, nahert
er sich nie ben Dorfern ober Garten unb roirb, roenigstens
in Englanb, nur an Orten angetroffen, roo Haibekraut
unb ahnliches Gestrupp ben Boben beckt, ben Niemanb
anzubauen unternehmen kann. Dergleichen Flachen fehlen
bekanntlich selbst in ber Nahe Lonbons nicht. Nur im
Fruhjahre legt er seine Scheu etroas ab unb roirb bann
haufiger gesehen. Goulb bemerkt, bah er ganz nach Art
unserer Dorngrasmucke, unter eigenthumlich vibrirenber
Bewegung ber Schwingen, uber bas Gestrupp empor-
steige unb schnell roieber herabsinke, bah auch sein Ge-
sang an jene geroohulichere Art erinnere, unb bah er im
Singen bie Kopffebern zum Kamme aufrichte, bie Kehle
roeit ausbehne, uberhaupt rounberliche Stellungen an-
nehme unb sich sonberbar hin- unb Hertveitbe. Der-
selbe Ornitholog finbet einige Vertoanbtschaft zroischen
ihm unb ben schonen, ber neuhollanbischen Gattung
Malurus angehorenben Arten. Sein Nest besteht aus
Grashalmen, Pflanzenfasern unb feinen Wurzeln unb
liegt roohlverborgen an ben unburchbringlichsten Stellen
bornigen Gestrupps unb nur einige Spannen von ber
Erbe entfernt. Die grunlichroeihen Eier sinb braun ge-
fleckt unb gran punktirt. Auf ber Abbilbung (Fig. 1389.)
stellt bie obere Figur bas Mannchen, bie unterebas Weib-
chen bar.
10. Der Marpkand-Sanger. (Sylvia marylandica.) Fig. 1390.
Dah ber Kukuk seine Eier in frembe Nester lege,
bort ausbruten lasse unb bie Erziehung ber Jungen an-
deren Vogeln aufburbe, barf als allgemein bekannte
Thutsuche vorausgesetzt roerben. Das Loos erzroungener
Pflegalternschaft trifft, sonberbar genug, mehrentheils
Heine Vogel, roelchen es ungemein schroer roirb, bem
jungen unb sehr gefrahigen Kukuk Hinreichenbe Nah-
rung zu verschaffen, unb bie sich baher, unb zroar auf
Kosten ber eigenen Nachkommenschast, unablassig fur
ben unbankbaren Einbringling bemuhen. Wie in Eu-
ropa bie Zaungrasmiicke (Sylvia curruca) haufig bie
Kukukseier ausbruten muh, so erfahrt in Norbamerika
ber Marylanb- Sanger ein ahnliches Loos, inbem ihm
ber Kuhvogel (Coro-bunting, Jcterus pecoris) eines
seiner Eier ansburbet, bie einzeln in verschiebene Nester
vertheilt roerben. Der junge Kuhvogel kriecht eher aus
als bie Sanger, roirft biese aus bem Neste ober veran-
laht burch seine Gefrahigkeit, bah sie an Mangel um-
kommen. Er empfangt gerabe wie ber junge Kukuk bie
sorgfaltigste Abroartung von feinen Pflegern (Fig.
1390.), bie fur ihn bieselbe Vorliebe zeigen unb ihn so
angstlich uberroachen. als ob er ber eigenen Familie an-
gehorte. Wirb er groher, so zerreiht er burch sein Ge-
roicht unb seine Ilnruhe bas fur ihn gar nicht eingerich-
tete Nest, roelches nahe am Boben zroischen trockenem
Laube unb Brombeerstrauchen ungelegt unb aus Gras-
halmen so kunstlich geroebt ist, bah es rings umher ver-
schlofsen unb nur burch eine kleine Oeffnung zuganglich
ist. In seiner Lebensart gleicht jener Sanger unseren
Grasmucken. Er beroohnt sehr verroachsenes Gestrupp
feuchter Orte, verlaht sie nicht leicht freiwillig, lebt von
Jnsecten, untersucht baher jebe Spalte unb jebe kleine
Oeffnung ber Stamme unb Wurzeln unb laht gelegent-
lich ein kurzes Zroitschern Hbren. Das Mannchen ist
obenher olivengrun mit schroarzer Stirn unb Backen,
un ber Stirn, an Brust unb Bauch roeih, am Kinn unb
an ber Kehle citronengelb ; bas Weibchen (Fig. 1390.
obere Figur) ist oben olivengrun, unten gelb, am Bauche
roeihlich.
11. Der gelbscheitellge Singer. (Sylvia coronata.) Fig. 1391.
Die Sylvien Norbamerika's roanbern ebenso roie bie
enropaischen im Fruhjahre von Suben nach Norben ;
toenige verlaffen in ber kulten Jahreszeit bas ganze Ge-
biet ber Vereinigten Stauten, bie meisten suchen Zuflncht
in ben geschutzten Sumpfen unb in ben Kustenroalbern
von Georgien unb Floriba, too geroiffe, roahrenb bes
Sommers im Norben vereinzelte Arten zu grohen Flu-
gen vereinigt angetroffen roerbeit. Zu biesen gehort auch
ber gelbscheitelige Sanger ober Myrtenvogel, toie er in
Amerika heiht, ber im April burch bie mittleren Stauten
ber Union zieht, im Nvrben brutet unb im August zu-
ruckkehrt. Um bie letztere Juhreszeit lebt er von ben
Beeren bes virginischen Wachholbers unb besonbers ber
Wachsmyrte (Myrica cerifera), fonst auch von Jnsecten,
zumal von Heuschrecken unb Motten, bie er enttoeber
auf Wiesen auffucht ober nach Art ber Fliegenfchnapper
ergreift, inbem er plotzlich von einem Ztoeige Herabstoht
unb baraus seinen Wachposten toieber einnimmt. Im
Fruhjahre besucht er ber Jnsectenjagb roegen Baum-
garten unb finbet ba zahlreiche Raupen. Seine gelvohn-
liche Stimme besteht in einem kurzen Zirpen ; in ber
Paarungszeit laht bus Mannchen des Morgens einen
angenehmen, roenn auch etroas schroermuthigen, aus
lauter kurzen Strophen bestehenden Gesang horen, ber
viele Aehnlichkeit mit bem Herbstliebe bes enropaischen
Gartenrothschrounzchens huben soll. Das Gefieber bie-
ses uber 6 Zoll langen Vogels ist im Sommer obenher
bunkelschiefergrau, schroarz gestrichelt, unten roeih, an
ber Brust schroarz gefleckt ; ber Scheitel, bie Korperfeiten
unb ber Hinterleib sinb gelb: auf ben Flugeln stehen
zroei roeihe Binben; von ben schroarzen Steuersebern
sinb bie duperett roeihgefleckt. Wahrend bes Winters
erhalten bie Febern olivenbraune Einfassungen, unb dus
Gelb bes Scheitels verliert an lim funge.
12. D-r gtaurudige Singer. (Sylvia plumbea.) Fig. 1392.
Die fubarnerikaniichen Sanger leben im Ganzen nach
Art ber europaifchen, unterfcheiben sich inbessen einiger-
maahen baburch, bah fle bei ber Jnsectenjagb bas Ver-
sahren ber Fliegenfchitupper nachahmen. Sie finb sonst
sehr lebhafte, beroegliche unb kecke Vogel. Die abgebil-
bete, in Brasilien geroohnliche Art ist obenher schon
aschgrau, unten golbgelblich; ber Hinterrucken ist oli-
venbraun, bie Flugelbeckfebern huben roeihe Spitzen.
13. Der Schilf-Rohrsingcr. (Sylvia phragmitis.)
Fig. 1377 e. 1393. 1394.
Rohrsunger nennt man eine Gruppe von Sylvien
mit gestreckter unb verschmalerter Stirn, mittelmahigen
Laufen, unbestimmt gefarbtem, b. H. aus bem Brann-
lichen in bas Olivengrune ober Aschgraue ziehenben