Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Ha.kcr.
Vogel.
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Gefiever, einent weihen Slreife uber dem Auge, ntittel-
starken Fuhen, fast keilforittigem Schmanze. Alle hierher
gehorende Vogel sind klein und leben meist in der Nahe
des Wassers, vorzuglich gern zwischen dem hohen Schilfe
stehender Gewasser, nahren stch von Jnsecten, kaum von
Beeren und bauen recht kunstliche Rester von napffor-
miger Gestalt. Die unseren Welttheil bewohnetibeu
haben ein unbedeutendes Aeuhere und fo grohe Aehn-
lichkeit unter einander, bah schon ein geubter Blick
erfordert wird, um nahe verwandte zu unterscheiden.
Deutschland besitzl acht Arten, die zugleich uber den
grohlen Theil des tuilbereu Europa verbreitet sind.
Der zum Beispiele dienende Schilf-Rohrsanger ist oben-
Her olivenbraun, mil dunkelbraunen, nuf der Mitte einer
jeden Feder stch wiederholenden Flecken, unten Weihlich,
ungesteckt, an Seiten und Steih mit rostbraunem An-
stuge ; uber dem Auge steht ein welher Streif-, Schwin-
gen und Steuersedern stnd malt dunkelbraun mit Hellerer
Einfaffung. Zwifchen Mannchen und Weibchen Herrfcht
kein erheblicher anherer Unterfchied. In Deutschland
erfcheint diefer Vogel auf dem Zuge gegen Ende Aprils
und geht Ende Septembers wieder weg; niedriges Schilf
und die mit hohen Riedgrasern und Binsen besetzteu
Teichuser zieht er zum Mohnen dem eigentlichen Schilf-
rohre weit vor und komult uberhaupt in trockenen Ge-
geudeit nicht vor. Wo Sumpse weite Raunte einneh-
meu, Wie in Mestphalen und Holland, ist er in dichten
Flugen anzutreffen. An Beweglichkeit und Heiterkeit
giebt er keinem anderen nach, auyerl nicht viel Scheu
vor dem Menschen und stngt in angenehmer und dabei
in sehr eigeuthuntlicher Art. Englische Ornithologen
wollen beobachtet haben, bah er mit vieler Meisterschast
die Tone der Schwalbeu, Sperlinge, Zeistge und Lerchen
nachahme, jedoch mit Kehllauten untermenge. Die feden-
salls zuverlasstgeren deutschen Forfcher erwahnen Hiervon
nichts. Bei dem Jnfectenfange beweist er viele Gefchick-
lichkeit, inbem er seine Beute ebenso im Fluge, wie durch
plotzliches Springen ergreift; zum Beereufutter beguemt
er stch nur dann, wenn an tenen Thieren voltiger Mangel
eingetreten ist. Die Paarung beginnt im Mai und zieht,
wie gewohnlich, den Bau des Restes (Fig. 1393. 1394.)
nach stch, welches an moglichst unzuganglichen Orten
der Sumpfe und im Schatten der Binsen und hoher
Sumpfpstanzen angelegt wird. Wenn gleich dem Bo-
den sehr genahert, ist es doch allezeit zwischen den Sten-
geln der zunachst stehenden Pstanzen bergestalt aufge-
Hangt, day dieselben uuzerreihbar mit den Wandungen
des Baues verbunden sind. Es besteht aus Grashalmen
und Grasblattern der verschiedensten Arten, die, ohne
viele Kunst, zu einent verkehrt kegelformigen Ganzen
verwebt sind, in dessen innerer, mit allerlei fremden Fe-
dern austapezirten Hohle die 4—6 weihlichen, braun-
oder graupunktirten und gestrichelten Eier liegen.
14. Der Teich-Rohrsanger. (Sylvia arundinacea.)
Der Teich-Rohrfanger ist oberhalb, wie gewohnlich,
graulich braunschwarz, etwas rostgelblich, aber unge-
fleckt, an der Kehle weiy, sonst an der Nnterseile Hell
rostgelblich, hat oberhalb des Auges einen weiylichen
Streif, braune Schwing- und Steuersedern und schwache,
gelbliche Fuhe; er miht 5 Vs Zoll in der Lange, gehort
im groyten Theile von Europa zu den gemeinsten Arten
seiner Gattung, Halt stch vorzugsweis zwischen dem ho-
hen Rohr der Teiche und Sumpfe auf, komnit als Zug-
vogel im April an und entfernt stch in der zweiten Halfte
des August. Seine Nahrung besteht in solchen Jnsecten,
die an und uber dem Wasser wohnen; er ergreift sie,
indent er mit groher Gewandtheit an den Rohrstengeln
auf- und ablauft. Der Gesang ist unbedeutend. Das
Rest (Fig. 1395.) besindet sich immer vom User entfernt
und wird zwischen mehreren Rohrstengeln so sicher auf-
gehangt, bah selbst ein starker Sturm die Verbindung
nicht zerreiht. Da es wegen der Nachgiebigkeit des
Rohrs ost sehr weit herabgebeugt wird, so hat es nicht
II. Band.
die gewohnliche stache, sondern eine verlangerte Gestalt
und tiefe Hohlung, aus welchcr weder die Eier noch der
brulende Vogel herausgeworfeu werden kunnen. Zu
der Verfertigung dieneu Halme, Bastfasern, Grasblat-
ter ti. s. w., ztir Aitsstitterung allerlei Arten von Saa-
menwolle.
15. Der Wald-Laubs^nger. (Sylvia sibilatrix.) Fig. 1396.
Die letzte Gruppe der Sylvien begreist die sogenann-
ten Laubsanger, sehr kleine Vogel, mit oben grunlich-
grauern, unten blaHgelben Gesteder und einein gelben
Streife uber dem Auge. Sie uehnien ihren Llufenthalt
in lichten Laubholzwalberu, leben von kleinen, auf den
Baumblattern wohneuden Jnsecten und bauen im Ge-
busche kunstliche, oben uberwolbte Nester. In Deutsch-
land kommen vier Arten vor, unter welchen der Wald-
Laubsauger oder Weidenzeisig zwar das der ganzen
Gruppe gemeinsaine Kleib tragt, aber am Bauche nnd
Steihe weiy ist, durch Auge und Zugel einen schwarz-
lichen Streif Hat; die erste Schwingfeder ist sehr klein,
die zweite von der Lange der vierten. Nach Deutsch-
land kommt dieser niedliche Vogel gegen Ende Aprils
und verweilt hhchstens vier Monate, verrstth viele Leb-
Hastigkeit, Hi'ipft in den Maldern, mit Fliegen- und
Muckenjagb beschaftigt, von Ast zu Aste und layt eine,
im Verhaltnisse lånte, jedoch nicht angenehnie Stimrne
horen, die man nicht wohl Gesang neniten kann. Sein
Rest erbauet er zwischen den Buschett nahe an der Erde
aus Grashalmen, giebt ihm eine etwas flachgedrnckte
Kugelform und seitliches Zugangsloch und legt 5 —6
weihe, dunkelviolett punktirte Eier.
Nahe verwandt ist der Filis-Laubsanger (Syl-
via Trochilus), ein gleichsalls in allen Landern des ge-
mapigten Europa vorkommender sehr kleiner, 4Vs Zoll
langer Vogel, der oben gruttlichgrau, tinten durchans
gelb ist ;• an ihm ist die zweite Schwingfeder von der
Lange der sechsteu. Hinsichtlich der Lebensweise gleicht
er dem vorhergehenven und banet ein ahnliches gewolb-
tes Rest (Fig.1397.) aus Grashalmen, trockeneit Baum-
blattern und etwas Moos. Immer steht dasselbe an der
Erde in kleinen, zufallig entstandenen Vertiefungen, un-
ter den uberhangenden Randern trockener Fluyufer oder
zwischen den Hervorragenden Murzeln kleinerer Busche.
Es ist ziemlich fest, von den Umgebungen nicht leicht zu
unterscheiden und enthalt 4—5 gelbliche, rostbraun ge-
steckte Eier.
Es gehoren endlich zu den Sylvien verschiedene kleine
Vbgel Afrika's und Indiens, die, von jeher wegen ihrer
Baukunst beruhmt, im Ganzen weniger bekannt stnd, als
fle verdienen, und von welchen man in den Sammlungen
eher die Nester als ausgestopste Eremplare antriffi. Die
langgeschwanzte ^Ylvie (Sylvia macroura) oder
Kapok nach Thunberg bewohnt Sudafrika und bauet
zwischen Gabelasten aus feitien Pstanzenfasern, Baunt-
wolle und Moos ein nach Umstanden etwas verschieden
gestaltetes, mit seitlicher Oeffnung versehenes Nest (Fig.
1398.). Auswendig erscheint ver Bau gerade nicht sehr
sorgfaltig, allein nach Jiinen sind die dicken Wandungen
der ovalen Hohle so dicht und fein gewebt, wie wollenes
Tuch. Vaillant berichtet, day er gesehen, wie ein Paar
dieses Vogels volle steben Tage zur Herstellung des Ne-
stes brauchte und eine gattz erstaunliche Menge von
Stofsen verwendete. Das Rest war gegen 9 Zost lang,
auswendig schneeweiy und so geschickt angelegt, day
mehrere Harte Zweige in den Wandungen fest eingewebt
erschienen, ohne in das Jnnere der Hohlung Hineinzu-
ragen. — In Indien gebraucht der sogenanute Schnei-
bervogel (Sylvia sutoria) die Vorstcht, seine Jungen
gegen die dort Hausigen Bautnschlangen dadurch zu schu-
tzen, dah er ein Baumblatt fur sie zur Wiege erwahlt.
Er nimmt Hierzu ein grohes, am Ende schwankender
Zweige stehendes Blatt, deffen Rander er so verbindet,
dah es eine Art von Tasche darstellt (Fig. 1399.).
Reicht ein Blatt allein nicht aus, so wird ein zweites,
trockenes daratif befestigt durch eine wirkliche Naht, bei
welcher seine, ziisammengedrehle Pstanzenfasern die
Stelle des ZwirttS vertreteu. Das Jnnere enthalt ein
weiches Polster von Pflanzentheilen, Wolle und Federn.
Sudeuropa besitzl ubrigens eine kleine Sylvie (Sylvia
cisticola), welche ebenfalls das Nahen verstehl und
Schilfblalter verbindel, inbem sie Pstanzenfasern durch
Stiche ziehl, welche mit dem Schnabel gemacht stnd. —
Eine dritte merktvurdige Restfornt Hat Vaillant abge-
bildet (Fig. 1401.). Sie rithrl von einent Sanger
(Sylvia textrix) her, welchen Vaillant Pinc-Pinc nettnl,
und der in Sudafrika nicht selteu sein soll. Ein solches
Rest besindet sich gewohnlich an den Aesten dorniger
Busche, zumal der Mimosen, aufgehangt und Hat im
Jnneren immer dieselbe Hohlung, wenn es gleich aus-
wendig bald groher bald kleiner unb uberhaupt uttregel-
mahig unb nachlassig gebauet scheint. Da bie Wande
aus verschiebenen Arten von Pstanzeuwolle bestehen, so
stub sie nach Untstandeu dalb schueeweih, bald rostbraun,
je nachbem gerabe eine ober bie attbere Pflanzeuart in
ber Nahe vorherrschl. Der Umfatig ist ost niehr als
ein Fuh, bie itmere Hbhlutig miht tue tttehr als 3 —4
Zoll im Dtirchmefser. Die nahen Dornenaste sinb so
fest mit ben Nestwanbungen verwebt, bah man sie von
biesen nicht ohne Zerreihuug bes Ganzen entfernt. Ant
obereit Enbe befinbet sich eine kurze, zum Eingange die-
nenbe Rohre, vor berselben ein concaver Vorsprung,
ber wie ein kleines Nest an bem grohen angeheftet
scheint unb als LanbungSplatz fur ben Herbeifliegenben
Vogel bient, ber es auf anbere Art schwer ober untnog-
lich finbeti wiirbe, btirch ben engen Eingattg in bas Jtt-
nere zu bringen, unb butch Anklammern an bie Rohren-
munbung, tvegen ber losen Beschaffenheit ihrer auheren
Ntnkleibung, ittt Kurzen Zerstoruitgen veranlassen muhte.
Das Jnnere bieses Nestes ist ein Miister ber sorgsaltig-
sten Weberei unb ebenso weich als fest. Augettscheinlich
Hat Sonnerat, nach welchent Fig. 1400. copirt ist , das-
selbe Nest abbilben wollen; bie Zeichnuttg ist aber durch-
aus verfehlt unb uunaturlich steif zu nennen.
16. Der schone Laubsanger. (Sylvia formosa.) Fig. 1402.
Als Beispiel einer auslanbischen Art von Laubsauger
verbient ber von Wilson so genattnle Kentucky-Sanger
seiner schonen Farbung wegen Erwahniing. Er miht
an 6 Zoll in ber Lange, ist oberhalb olivengrun, unter-
halb lebhaft hochgelb, hat uber bem Auge einen goldgel-
ben Streif, unter bemselben einen schwarzen Fleck, tief
schwarzen, hell geschackten Scheitel, einen kleinen Feder-
kamm auf bem Kopfe, fleischfarbene Ftihe. In Kentucky
unb Tenessee bewohnt er in auherorbentlichen Zahlen
sumpfige Walbungen, bauet sein Rest ettiweber auf bie
Erbe ober zwischen Gabelaste, bedient stch zu bemselben
eines Gemisches von Grashalmen unb Pserdehaaren
unb legt 5—6 weihe, roth besprengte Eier. Er ist leb-
haft, keck, zugleich auch rastlos unb tinvertr^glich, liegt
nicht blos mit allen anberen kleinen Vogeln, sonbern
auch mit seiner elgenen Adl im ununterbrochenett Kampfe
unb zieht itu Winter nach Suben.
XXVI. Zailuschliipfer. (Troglodytes.)
Gattungscharakter: Schnabel vorn stark zu-
sammengedruckt, gerab att ber europaischen, schwach ge-
krummt an auslanbischen Arten; Oberkiefer mit etwas
kantiger Firste; Nasettlocher att ber Schnabelwurzel
spaltformig. Fuhe mittelmahig ; Lhufe geschilbet; Kral-
lett groh. Flugel kurz, runb, vierte unb funfte Schwing-
febern bie langsteti. Schwanz kurz.
1. Der europliische Zaunschlupfer; Zaunkonig. (Troglodytee
parvulus.) Fig. 1403. 1404
Der zunachst zn besprechenbe kleine, aber bis zur
Unerntublichkeit lebhafte Vvgel ist nicht allein in ganz
Europa vom norblichen Schweben bis Griechenlattd
unb sogar in Mesopotamien zu Haus, sonbern auch
uberall wohl bekannt unb beliebt. Es giebt in allen
Sprachen Sprichworter unb Vergleiche, bie sich auf iHu
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