ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
Ha.kcr. Vogel. 89 Gefiever, einent weihen Slreife uber dem Auge, ntittel- starken Fuhen, fast keilforittigem Schmanze. Alle hierher gehorende Vogel sind klein und leben meist in der Nahe des Wassers, vorzuglich gern zwischen dem hohen Schilfe stehender Gewasser, nahren stch von Jnsecten, kaum von Beeren und bauen recht kunstliche Rester von napffor- miger Gestalt. Die unseren Welttheil bewohnetibeu haben ein unbedeutendes Aeuhere und fo grohe Aehn- lichkeit unter einander, bah schon ein geubter Blick erfordert wird, um nahe verwandte zu unterscheiden. Deutschland besitzl acht Arten, die zugleich uber den grohlen Theil des tuilbereu Europa verbreitet sind. Der zum Beispiele dienende Schilf-Rohrsanger ist oben- Her olivenbraun, mil dunkelbraunen, nuf der Mitte einer jeden Feder stch wiederholenden Flecken, unten Weihlich, ungesteckt, an Seiten und Steih mit rostbraunem An- stuge ; uber dem Auge steht ein welher Streif-, Schwin- gen und Steuersedern stnd malt dunkelbraun mit Hellerer Einfaffung. Zwifchen Mannchen und Weibchen Herrfcht kein erheblicher anherer Unterfchied. In Deutschland erfcheint diefer Vogel auf dem Zuge gegen Ende Aprils und geht Ende Septembers wieder weg; niedriges Schilf und die mit hohen Riedgrasern und Binsen besetzteu Teichuser zieht er zum Mohnen dem eigentlichen Schilf- rohre weit vor und komult uberhaupt in trockenen Ge- geudeit nicht vor. Wo Sumpse weite Raunte einneh- meu, Wie in Mestphalen und Holland, ist er in dichten Flugen anzutreffen. An Beweglichkeit und Heiterkeit giebt er keinem anderen nach, auyerl nicht viel Scheu vor dem Menschen und stngt in angenehmer und dabei in sehr eigeuthuntlicher Art. Englische Ornithologen wollen beobachtet haben, bah er mit vieler Meisterschast die Tone der Schwalbeu, Sperlinge, Zeistge und Lerchen nachahme, jedoch mit Kehllauten untermenge. Die feden- salls zuverlasstgeren deutschen Forfcher erwahnen Hiervon nichts. Bei dem Jnfectenfange beweist er viele Gefchick- lichkeit, inbem er seine Beute ebenso im Fluge, wie durch plotzliches Springen ergreift; zum Beereufutter beguemt er stch nur dann, wenn an tenen Thieren voltiger Mangel eingetreten ist. Die Paarung beginnt im Mai und zieht, wie gewohnlich, den Bau des Restes (Fig. 1393. 1394.) nach stch, welches an moglichst unzuganglichen Orten der Sumpfe und im Schatten der Binsen und hoher Sumpfpstanzen angelegt wird. Wenn gleich dem Bo- den sehr genahert, ist es doch allezeit zwischen den Sten- geln der zunachst stehenden Pstanzen bergestalt aufge- Hangt, day dieselben uuzerreihbar mit den Wandungen des Baues verbunden sind. Es besteht aus Grashalmen und Grasblattern der verschiedensten Arten, die, ohne viele Kunst, zu einent verkehrt kegelformigen Ganzen verwebt sind, in dessen innerer, mit allerlei fremden Fe- dern austapezirten Hohle die 4—6 weihlichen, braun- oder graupunktirten und gestrichelten Eier liegen. 14. Der Teich-Rohrsanger. (Sylvia arundinacea.) Der Teich-Rohrfanger ist oberhalb, wie gewohnlich, graulich braunschwarz, etwas rostgelblich, aber unge- fleckt, an der Kehle weiy, sonst an der Nnterseile Hell rostgelblich, hat oberhalb des Auges einen weiylichen Streif, braune Schwing- und Steuersedern und schwache, gelbliche Fuhe; er miht 5 Vs Zoll in der Lange, gehort im groyten Theile von Europa zu den gemeinsten Arten seiner Gattung, Halt stch vorzugsweis zwischen dem ho- hen Rohr der Teiche und Sumpfe auf, komnit als Zug- vogel im April an und entfernt stch in der zweiten Halfte des August. Seine Nahrung besteht in solchen Jnsecten, die an und uber dem Wasser wohnen; er ergreift sie, indent er mit groher Gewandtheit an den Rohrstengeln auf- und ablauft. Der Gesang ist unbedeutend. Das Rest (Fig. 1395.) besindet sich immer vom User entfernt und wird zwischen mehreren Rohrstengeln so sicher auf- gehangt, bah selbst ein starker Sturm die Verbindung nicht zerreiht. Da es wegen der Nachgiebigkeit des Rohrs ost sehr weit herabgebeugt wird, so hat es nicht II. Band. die gewohnliche stache, sondern eine verlangerte Gestalt und tiefe Hohlung, aus welchcr weder die Eier noch der brulende Vogel herausgeworfeu werden kunnen. Zu der Verfertigung dieneu Halme, Bastfasern, Grasblat- ter ti. s. w., ztir Aitsstitterung allerlei Arten von Saa- menwolle. 15. Der Wald-Laubs^nger. (Sylvia sibilatrix.) Fig. 1396. Die letzte Gruppe der Sylvien begreist die sogenann- ten Laubsanger, sehr kleine Vogel, mit oben grunlich- grauern, unten blaHgelben Gesteder und einein gelben Streife uber dem Auge. Sie uehnien ihren Llufenthalt in lichten Laubholzwalberu, leben von kleinen, auf den Baumblattern wohneuden Jnsecten und bauen im Ge- busche kunstliche, oben uberwolbte Nester. In Deutsch- land kommen vier Arten vor, unter welchen der Wald- Laubsauger oder Weidenzeisig zwar das der ganzen Gruppe gemeinsaine Kleib tragt, aber am Bauche nnd Steihe weiy ist, durch Auge und Zugel einen schwarz- lichen Streif Hat; die erste Schwingfeder ist sehr klein, die zweite von der Lange der vierten. Nach Deutsch- land kommt dieser niedliche Vogel gegen Ende Aprils und verweilt hhchstens vier Monate, verrstth viele Leb- Hastigkeit, Hi'ipft in den Maldern, mit Fliegen- und Muckenjagb beschaftigt, von Ast zu Aste und layt eine, im Verhaltnisse lånte, jedoch nicht angenehnie Stimrne horen, die man nicht wohl Gesang neniten kann. Sein Rest erbauet er zwischen den Buschett nahe an der Erde aus Grashalmen, giebt ihm eine etwas flachgedrnckte Kugelform und seitliches Zugangsloch und legt 5 —6 weihe, dunkelviolett punktirte Eier. Nahe verwandt ist der Filis-Laubsanger (Syl- via Trochilus), ein gleichsalls in allen Landern des ge- mapigten Europa vorkommender sehr kleiner, 4Vs Zoll langer Vogel, der oben gruttlichgrau, tinten durchans gelb ist ;• an ihm ist die zweite Schwingfeder von der Lange der sechsteu. Hinsichtlich der Lebensweise gleicht er dem vorhergehenven und banet ein ahnliches gewolb- tes Rest (Fig.1397.) aus Grashalmen, trockeneit Baum- blattern und etwas Moos. Immer steht dasselbe an der Erde in kleinen, zufallig entstandenen Vertiefungen, un- ter den uberhangenden Randern trockener Fluyufer oder zwischen den Hervorragenden Murzeln kleinerer Busche. Es ist ziemlich fest, von den Umgebungen nicht leicht zu unterscheiden und enthalt 4—5 gelbliche, rostbraun ge- steckte Eier. Es gehoren endlich zu den Sylvien verschiedene kleine Vbgel Afrika's und Indiens, die, von jeher wegen ihrer Baukunst beruhmt, im Ganzen weniger bekannt stnd, als fle verdienen, und von welchen man in den Sammlungen eher die Nester als ausgestopste Eremplare antriffi. Die langgeschwanzte ^Ylvie (Sylvia macroura) oder Kapok nach Thunberg bewohnt Sudafrika und bauet zwischen Gabelasten aus feitien Pstanzenfasern, Baunt- wolle und Moos ein nach Umstanden etwas verschieden gestaltetes, mit seitlicher Oeffnung versehenes Nest (Fig. 1398.). Auswendig erscheint ver Bau gerade nicht sehr sorgfaltig, allein nach Jiinen sind die dicken Wandungen der ovalen Hohle so dicht und fein gewebt, wie wollenes Tuch. Vaillant berichtet, day er gesehen, wie ein Paar dieses Vogels volle steben Tage zur Herstellung des Ne- stes brauchte und eine gattz erstaunliche Menge von Stofsen verwendete. Das Rest war gegen 9 Zost lang, auswendig schneeweiy und so geschickt angelegt, day mehrere Harte Zweige in den Wandungen fest eingewebt erschienen, ohne in das Jnnere der Hohlung Hineinzu- ragen. — In Indien gebraucht der sogenanute Schnei- bervogel (Sylvia sutoria) die Vorstcht, seine Jungen gegen die dort Hausigen Bautnschlangen dadurch zu schu- tzen, dah er ein Baumblatt fur sie zur Wiege erwahlt. Er nimmt Hierzu ein grohes, am Ende schwankender Zweige stehendes Blatt, deffen Rander er so verbindet, dah es eine Art von Tasche darstellt (Fig. 1399.). Reicht ein Blatt allein nicht aus, so wird ein zweites, trockenes daratif befestigt durch eine wirkliche Naht, bei welcher seine, ziisammengedrehle Pstanzenfasern die Stelle des ZwirttS vertreteu. Das Jnnere enthalt ein weiches Polster von Pflanzentheilen, Wolle und Federn. Sudeuropa besitzl ubrigens eine kleine Sylvie (Sylvia cisticola), welche ebenfalls das Nahen verstehl und Schilfblalter verbindel, inbem sie Pstanzenfasern durch Stiche ziehl, welche mit dem Schnabel gemacht stnd. — Eine dritte merktvurdige Restfornt Hat Vaillant abge- bildet (Fig. 1401.). Sie rithrl von einent Sanger (Sylvia textrix) her, welchen Vaillant Pinc-Pinc nettnl, und der in Sudafrika nicht selteu sein soll. Ein solches Rest besindet sich gewohnlich an den Aesten dorniger Busche, zumal der Mimosen, aufgehangt und Hat im Jnneren immer dieselbe Hohlung, wenn es gleich aus- wendig bald groher bald kleiner unb uberhaupt uttregel- mahig unb nachlassig gebauet scheint. Da bie Wande aus verschiebenen Arten von Pstanzeuwolle bestehen, so stub sie nach Untstandeu dalb schueeweih, bald rostbraun, je nachbem gerabe eine ober bie attbere Pflanzeuart in ber Nahe vorherrschl. Der Umfatig ist ost niehr als ein Fuh, bie itmere Hbhlutig miht tue tttehr als 3 —4 Zoll im Dtirchmefser. Die nahen Dornenaste sinb so fest mit ben Nestwanbungen verwebt, bah man sie von biesen nicht ohne Zerreihuug bes Ganzen entfernt. Ant obereit Enbe befinbet sich eine kurze, zum Eingange die- nenbe Rohre, vor berselben ein concaver Vorsprung, ber wie ein kleines Nest an bem grohen angeheftet scheint unb als LanbungSplatz fur ben Herbeifliegenben Vogel bient, ber es auf anbere Art schwer ober untnog- lich finbeti wiirbe, btirch ben engen Eingattg in bas Jtt- nere zu bringen, unb butch Anklammern an bie Rohren- munbung, tvegen ber losen Beschaffenheit ihrer auheren Ntnkleibung, ittt Kurzen Zerstoruitgen veranlassen muhte. Das Jnnere bieses Nestes ist ein Miister ber sorgsaltig- sten Weberei unb ebenso weich als fest. Augettscheinlich Hat Sonnerat, nach welchent Fig. 1400. copirt ist , das- selbe Nest abbilben wollen; bie Zeichnuttg ist aber durch- aus verfehlt unb uunaturlich steif zu nennen. 16. Der schone Laubsanger. (Sylvia formosa.) Fig. 1402. Als Beispiel einer auslanbischen Art von Laubsauger verbient ber von Wilson so genattnle Kentucky-Sanger seiner schonen Farbung wegen Erwahniing. Er miht an 6 Zoll in ber Lange, ist oberhalb olivengrun, unter- halb lebhaft hochgelb, hat uber bem Auge einen goldgel- ben Streif, unter bemselben einen schwarzen Fleck, tief schwarzen, hell geschackten Scheitel, einen kleinen Feder- kamm auf bem Kopfe, fleischfarbene Ftihe. In Kentucky unb Tenessee bewohnt er in auherorbentlichen Zahlen sumpfige Walbungen, bauet sein Rest ettiweber auf bie Erbe ober zwischen Gabelaste, bedient stch zu bemselben eines Gemisches von Grashalmen unb Pserdehaaren unb legt 5—6 weihe, roth besprengte Eier. Er ist leb- haft, keck, zugleich auch rastlos unb tinvertr^glich, liegt nicht blos mit allen anberen kleinen Vogeln, sonbern auch mit seiner elgenen Adl im ununterbrochenett Kampfe unb zieht itu Winter nach Suben. XXVI. Zailuschliipfer. (Troglodytes.) Gattungscharakter: Schnabel vorn stark zu- sammengedruckt, gerab att ber europaischen, schwach ge- krummt an auslanbischen Arten; Oberkiefer mit etwas kantiger Firste; Nasettlocher att ber Schnabelwurzel spaltformig. Fuhe mittelmahig ; Lhufe geschilbet; Kral- lett groh. Flugel kurz, runb, vierte unb funfte Schwing- febern bie langsteti. Schwanz kurz. 1. Der europliische Zaunschlupfer; Zaunkonig. (Troglodytee parvulus.) Fig. 1403. 1404 Der zunachst zn besprechenbe kleine, aber bis zur Unerntublichkeit lebhafte Vvgel ist nicht allein in ganz Europa vom norblichen Schweben bis Griechenlattd unb sogar in Mesopotamien zu Haus, sonbern auch uberall wohl bekannt unb beliebt. Es giebt in allen Sprachen Sprichworter unb Vergleiche, bie sich auf iHu 12