Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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V o g e l.
Lwcite Vrdnung.
beziehen und auå fetner sich klar durlegendett Heiierkeit,
stiner Kleinheit und åhnlichen offenbaren Cigenschuften
Herzuleiten sind. Woher ihm aber der eben auch åberull
sich wiederholende Titel eines Konigs habe werden ton-
nen, mochte Niemand entråthseln, zumal weil derselbe
uralt ist und unter anderen schon bei den Griechen zu
Aristoteles' Zeiten als Presbys und Basileus (Aeltester
und Konig) gewohnlich war. Weder Grohe noch åuhe-
rer Schnrnck berechtigen den Zuunschlupfer zu so Hoch
klingenden Namen, die indessen vielleicht im komischen
Sinne genommen worden stin ntogen. In Deutschland
ist er Standvogel, Strichvogel hochstens in sthr kulten
Wintern, nirgends wuhrer Zugvogel. Er bewohnt
schuttige Luubholzer, Busche, Hecken und Zaune, Wird
sich schwerlich freiwillig auf offene Felder und Triflen
begeben und liedt desonders solche Orte, wo Brombeer-
busche zu wilden Rosen unc hohen Grasern sich gestl-
len und die Wuldrunder vollig undurchdringlich machen.
Zwischen den verwuchstnen Stengeln schlupft er nuhe um
Boden mit der Schnelligkeit einer Muus Hindurch, Hupst
Hoher oben in den Zweigen umher und fliegt von Busch
zu Busche in kurzen Strecken. Im Angenblicke des Nie-
derlaffens stoht er einen kurzen, zirpenden Laut uus,
Hupst mit fast senkrecht gestelltem Schwanze und ver-
ruth fast unter ullen Umstunden grosien Lebensmuth unv
Heiterkeit. Selbst Mangel und hohe Kåltegrade brin-
gen ihn nicht um feine gute Lanne; den ersteren mag er
im Ganzen nicht ost zu erdulden haben, weil er gerude
die Snfecten an Orten verfolgt, wohin nicht leicht ein
anderer Bogel dringt. Im Sputherdste behilft er sich
mit Fliederbeeren, im Winter mit Eiern und Puppen
von Jnsecten, die er in genugender Menge zwischen dem
dichten Gestrupp sindet, wo ste zum besseren Schutze ge-
gen die Katte niedergelegt sind. An denselben Orten,
wo er wohnt, pstegt er auch stin Nest zu bauen, scheuet
aber auch die Nuhe des Menschen nicht und nistet unter
dem vorspringenden Duchrunde von Wuldhutten, in
Englund gern unter dem dichten Epheu, der uuf dem
Lunde die meisten ulten Gebånde und Muuern uber-
zieht. Dieses Nest (Fig. 1404.) ist von gewolbter Ge-
stalt und kunstlicher Bauurt. Zu stiner Berfertigung
bedurs der kleine Bogel 12 — 16 Tage, indem er nicht
zufrieden ist, Wandungen ullein Herzustellen, sondern
vor allen Dingen uus trockenem Buumluube, stårkeren
Pflunzenstengeln, Stuckchen von ubgebrochenett Aesten,
Flechten und Moos eine uus mehreren Schichten beste-
Hende llnterlage zusatitmentrågt und dunn erst uus åhn-
lichen, uber viel seineren und sorgfultiger gewahlten
Stofsen das Nest selbst erbuuet. Mehrentheils sollen
die eigentlichen Nestwånde nur uus sorgfultig verbunde-
nem Buummoose bestehen, welches, uusierlich mit ullerlei
Pflunzenresten, lrockenen Blåttern u. s. w. umgeben,
nicht leicht vom Boden zu unterscheiden ist. Zu der
inneren Hohle gewåhrt eine Seitenoffnung Zugung;
jene ist mit genuu verfilztem Moose uustapezirt, enthult
aber auch Huare, Wolle und Federn zum Schutze der
6 — 8 uusnehmend kleinen, weisilichen, rolhpunktirten
Eier. Im Berhultniffe zu der Kleinheit des Buuntei-
sters kunn ein solches Nest um so mehr ein Riesenwerk
heisien, als sener uuf ein einziges Werkzeug, seinen
dunnen Schnubel, beschrunkl ist. Die Puurungszeit
fållt uuf die zweite Hålfte des Mårzmoituts und nur in
sthr langdauernden Wintern um ein puar Wochen spa-
ter. Englische Ornithologen wollen bemerkt huben,
dasi dus Månnchen, wåhrend das Weibchen uuf den
Eiern sitzt, vom Drange nuch Thåtigkeil ergriffen, noch
ein bis zwei 'Nester zu bauen beginne, ste uber unvollen-
det, oder doch ohne innere Ausfutterung Hinzuzufugen,
verlasse. Biel wuhrscheinlicher ist es, dasi solche Nester
zur gewohnlichen Zeil begonnen und, weil irgend ein
Hitidernih eingetreten, von den Erbauern unvollendet
gelasstn worden sind. Der Zuunschlupfer ist im Uebri-
gen ein leicht zu erschreckender, uber stine Furcht im
Angenblicke wieder vergeffenver Bogel, gegen Unbilden
des Welters und Klima's gerude nicht empfindlich,
ullein in der Gesungenschaft zårtlich und nur bei vor-
sichtiger Behandlung långere Zeit um Leben zu erhul-
ten. Er singt zwur mit leistr, uber doch ungenehmer
Stimme und selbst durch Kulte, wenn unders nur die
Sonne scheint, nicht ubgehalten, uuf einem Zweige
sitzend und uls einziger Sånger in einer erstorbenen
Natur, stin Lied ertonen zu lassen. Seine Fårbung ist
zwar einsach, indessen angenehm, obenher rostbruun,
mit elwas dunkleren, gewusserten Querstreifen, unten-
her weisilich, zur Seite bråunlich, mit schwarzbraunen
Wellenlinien. Zwischen Månnchen und Weibchen Herrscht
kein anderer Unterschied, uls duh dieses kleiner und eiwus
heller gefårbt ist; uuch sind sich Herbst- und Fruhlings-
kleid sthr åhnlich. Die Långe betrågt 4 Zoll.
Neben dieser einzigen europåischen Art stehen mehrere
auslåndische, uus Nordameriku, Brustlien und vielleicht
uuch uus Indien; sie zeichnen sich mehrentheils durch
etwas gekrummten Schnubel uus. Als zweifelhaft zie-
hen wir hierher den juvunischen Zuunschlupfer
(Fig. 1405.), die Prinya der Juvuner (Prinya familiaris),
welche den llebergung zu den Sylvien herzustellen scheint
und von Swuinson zu denselben gerechnet worden ist,
ein Bogel, der dem Zuunschlupser durch rustige Beweg-
lichkeit, muthwilliges Wesen und den kurzen, ungeneh-
men Gesung ebenso gleicht, wie durch åusiere Gestalt
und die Sitte, die Schwanzfedern håufig senkrecht uuf-
zurichten. Er gehort uuf Java zu den gewohnlichen
Bewohnern der Gårten, Hålt sich gern zwischen dichtem
Gebusch und in niedrigen Båumen uus, wo er stin Nest
banet. In der Fårbung nåhert er sich den Laubsångern
mehr uls den Zuunschlåpferii, indem er obenher dunkel-
braun mit orangengelbem Anfluge ist, eine Weisie Kehle,
schwefelgelbe Brust, uuf den Schwingen zwei weisie
Binden un6 gelbliche Fusie hat ; die Steuerfedern sind
durchuus bruun, uusgenommen die zwei mittelsten, mit
weisien Spitzen versehenen.
XXVII. Steinschmåtzer. (Saxicola.)
Gattungschurakter: Schnubel gerude, schwuch,
un der Wurzel breiter uls hoch und dreikantig; Ober-
kiefer un der Spitze etwus abwårts gebogen, kuum aus-
gerandet; Nasenlocher un der Schnubelwurzel, stitlich,
unbedeckt. Fusie hoch; Krallen ungleich, die hintere.
kurzer. Flugel mittelmåhig; die Hinteren Schwing-
federil kurzer uls die vorderen, die dritte und vierte die
långsten. Schwanz breit, kurz, gerude abgestutzt,
zwålffederig.
1. Der graue Steinschmåtzer. (Saxicola Oenanthe.) Fig. 14Q6.
Die Steinschmåtzer bilden ein Berbindungsglied zwi-
schen den Sångern und der nåchstfolgenden Fumilie der
Drosseln, indem sie mit beiden Berwundtschust Huben
und besonders gewissen Fliegenjågern (Myiotliera) nuhe
kommen. Sie stellen eine artenreiche, zumul in wårme-
ren Lånbern Heimische Gattung dar, sind von geringer
Grohe, vermeiden die Wålder, halten sich, wie schon der
deutsche Slume es,undeutet, an steinigen Orten uus, lie-
ben uberhuupt offene, lrockene Gegenden und kommen in
Europa nur uls Zugvogel vor. Der gruue Steinschmå-
tzer trifft ein gegen Ende Mårz, geht aber Ende August
schon wieder weg und ist uber gunz Europu, von dem
Mittelmeer bis Norwegen, Lapplund und sogar bis Is-
land, verbreitet. Neberull sucht er offene Tristen, sun-
vige Haiden und Biehweiden uuf, beweist sich ungesellig,
scheu, lebhaft und unruhig. Die Pårchen halten zusåm-
men und leben sthr vertråglich, leiden uber undere nicht
in ihrer Nåhe. In seinen Bewegungen hut der Stein-
schmutzer einige Aehnlichkeit mit der Buchstelze, Hupst
um Boden mit ziemlicher Schnelligkeit und Gewundt-
Heit, fliegt geschwind, indessen niedrig, sitzt fast nie lun-
gere Zeit rubig und hut die Gewohnheit, den Schwunz
uus- und ub zu bewegen. Zur Nahrung wåhlt er vor-
zugsweis Kåfer, indessen frisit er uuch undere Jnsecten
und zwur in solcher Menge, duh er gegen den Herbst so
ungemein fetr ist, duh Ausstopfer es schwer sinden, nn-
besclmiutzte Stucke fur Sammlungen herzustellen. Dus
Månnchen Hat einen kurzen, nicht sthr ungenehmen Ge-
sung und pstegt in der Gesungenschaft denselben sowohl
im Sommer uls im Winter uitd des Nachts ebenso wie
um Tuge horen zu laffen. Dus Nest ist von flach Halb-
kugeliger Gestalt, besteht uus los verflochtenen Gras-
Hulmen, Wurzelfusern, Federn, Wolle und Huuren und
wird unter hohlliegenden Sieinen und Erdschollen oder
in Lochern von Felsen und Muuern mit Sorgfalt ver-
borgen. Es enthålt 5 — 6 blaugriinliche und unge-
fleckte Eier, welche vom Weibchen ullein 14 Tage lang
bebrutet werden. Gegen den Herbst ist dus Fleisch sthr
wohlschmeckend und gilt besonders in Englund fur eine
Leckerei. Im September werden auf die Mårkte von
London, Kent und Suffer grohe Mengen dieses Bogels
gebrucht, welcl'e uuf den offenen, buschlosen Flåcken und
den sundigen Dunengegenden jetter Provinzen zur ge-
meinsamen Reise sich verfammeln. Das Månnchen ist
oberhulb aschgrau, tinten mehr oder minder rostfarbig
angeflogen; von der Schnubelwurzel entspringt ein wei-
Her Streis, der uber dem Auge einen Bogen beschreibt
und unten schwarz eingefuht ist; die mittleren Steuer-
federn sind durchuus braunschwurz, die ubrigen trugen
diest Furbe nur im letzten Drittheile ihrer Långe und
sind sonst weih und mit weihen Schåften verfehen. Am
Weibchen hut dus Gran einen rothlichen Ton, der Streif
oberhulb des Auges ist verwaschen und bruun eingefuht,
und die Fårbung erscheint uberhuupt unreiner; die Flå-
gel sind nicht schwurz wie um Månnchen, sondern brumt.
2. Der rothliche Steinschmlyer. (Saxicola rubetra.) Fig. 1407.
Die zweite Art der in Deutschland gewohnlichen
Steinschmåtzer behauptet einen åhnlichen Berbreitungs-
bezirk tvie die erste ; sie sindet sich von Nordafrika bis in
das mittlere Schweden, im ganzen europåischen Ruh-
laiid mit Ausnuhme feiner nordlichsten Gegenden und
gilt in England får gemein. Nordlich vom Mittelmeere
ist ste nur als Zugvogel bekannt, der ziemlich spåt, in
Deutschland z. B. erst gegen Ende Aprils, ankommt, im
August wieder nach dem Suden zuruckkehrt, den Winter
in der Berberei, Aegypten, Nubien und Kleinasien ver-
bringt und z. B. um Smyrna ungemein håufig stin soll.
Im Geaensutze zu der vorhergehenden Art vermeidet sie
sthr trotfene und steinige Gegenden und wåhlt zum
Wohnorte solche, wo zwischen verstreuetett Båumen
und Båschett hohes Gras den Boden deckt; bergige
Wiesen und uberhuupt Hochgelegene Striche scheinen ihr
ungenehmer zu sein, uls weite und niedrige Ebenen.
Sie gehort zu denjenigen Hockern, die in den Alpen sich
um Hochsten erheben und gegen dichten Wuld ebensoviel
Abneigung verruthen uls gegen sumpfige Niederungen.
Den in manchen Gegendeti gewohnlichen Numen „Kraul-
vogelchen" verdunkt sie der. Sitte, nuch vollendeter Bru-
tung sich in Kruutfelderti einzufinden, die bekantttlich
von Jnsecten und ihren Lurven sthr heimgesucht werden.
Durch die Bertilgung zuhlloser Ruupen des genteinen
weihen Schmetterlings (des Kohlweihlings) wird sie
ungemein nutzlich, indessen verzehrt sie uuch undere, mit
Hurten Bedeckungen verseheite Jnsecten, kleinere Kåfer,
Fliegen und sogar Ameisett und, wie englische Ornitho-
logen angeben, auch kleine Schnecken. Diest verschie-
detturtige Beute liest sie theils um Boden und uuf den
Pflunzen znsummen, theils erhascht sie einzelne Jnsecten
im Fluge, indem sie emporsteigt und durch einige Flå-
gelschlåge den entfliehenden Ranb einholt. Sie Pflegt,
um zu jugen, auf einen niedrigen Busch oder einen
Pflanzenstengel sich zu setzett, den sie ungenblicklich ver-
låht, wenn eine Bente naht, tind wieder uufsncht, sobald
jene ergriffen ist. Scheint ihr der Stundort nicht gun-
stig, so eilt sie von Busch zu Busche in kurzen Flågen,
steigt uber nicht leicht freiwillig in hohe Buutngipfel
empor. Bei dem Niedersitzen stoht sie kurze, abgebro-
chene Lunte uus, die mit einer eigenthumlich schnellenden