Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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Fweitc Ordnung.
V o ge l.
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inbessen geranschlos ben Jnsecten nach, lieben Walber,
Dickichte unb uberhanpt ben Schatten, iheils mehr bie
Ebenen, iheils Hohere Gebirge, erscheinen im derhen als
Zugvogel, bie jebech roahrenb sehr milber Winter bas
Wegziehen unterlassen, in Subeurovaregelniå^ig uberwin-
tern unb entweber uber ganz Europa verbreitet ltnb, ivie
bieHeckenbraunelle, ober'nur in ben subostlichen Lan-
bern unb im westlichen Asien vorkommen, wie bie Berg-
brannelle, ober, ausgenommen in ber Zngzeit, bie
Hochsten Gebirge nicht Verlassen, wie bie Alpenbran-
nelle. Sie lansen unb Hupfen schnell, Halten sich lieber
am Beben auf als in ben Baumkrenen, fliegen in kurzen
Bogen unb ohne Schnelle unb Geroanbiheit, Haden laute
nnb nicht nnangenehme Stimmen, allein keinen eigentli-
chen Gesang. Das Nest uerfterfen sie im Dickicht, roahlen
zn seiner Herstellnng gleiche Materialien, wie bie Pieper,
bie sie bnrch Knnsttrieb weit ubertreffen, inbem sie bem
Ban nicht allein eine mehr regelmahige Gestalt, sonbern
auch mehr Festigkeit geben bnrch sorgfaltiges Verarbeiten
ber Halme mit Haaren unb Moos. Jhre 5 — 6 Eier sinb
blaugrunlich unb nngefleckt. Der gewohnlichsteii in
Dentschlanb allenthalben vorkommenben Art, ber Hecken-
brannelle, soll ber Knkuk vorzngsroeis gern ein Ei in bas
Nest legen; sie mag es schwer genug finben, ben Anspru-
chen bes aufgebrungenen Psteglings zn genugen. Die
Heckenbrannelle, bie auch Grankehlchen Heiht, ist aus
bem Rucken zimmetbraun, schtoarz gefleckt, an ben Seiten
braunlich, braun gefleckt, am Borberhalse brannlich asch-
grau; bie Alpenbraunelle ober Fluevogel ist oberhalb
aschgrau, am weisien Borberhalse schwarz getupfelt, am
Hinierbanche unb an ben Seiten rostroth gefleckt; sie ver-
fliegt sich nicht ans bie Ebenen bes norblichen Dentschlanb.
Siebente Familie.
Drosseln.
Die Familie ber Drosseln begreift eine bebeutenbe An-
zahl von Gattungen, bie bnrch bas allgemeine anhere An-
sehen sich als Verwanbte knnb geben, aber bem festgestell-
ten systematischen Character ber Gruppe nicht immer ganz
genan entsprechen. Es herrscht baher einige Ungeroihheit
uber bie Granzen ber letzteren, nnb wahrscheinlich wirb
mancher auslanbischen, zn ben Drosseln gerechneten Gat-
tung eine anbere Stelle im Systeme angewiesen toerben,
sobalb man uber bie Lebensart nnb Sitten genauere
Kennimh erhalt. Der nnterscheibenbe Familiencharacter
besteht in Folgenbem: Schnabel nicht besonbers kraftig,
oon ber Mitte an ober vorn zusammengebrnckt, an ber
SSursel ziemlich schmal, ubrigens gerab, auch an ber
Spitze nicht ubergebegen, Oberkiefer vorn mit flachem
Ansschnitte; Bartborsten um bie Schnabelwnrzel knrz,
schtoach. Flugel mittellang, bisweilen sehr knrz unb
abgerunbet, niemals sehr lang unb sehr zugespitzt. Fuhe
mittelmahig; bie ztoei åu§eren Zehen bnrch kurze Binbe-
Hant bis fast an bas erste Gelenk vereinigt; Krallen in ber
Regel groh. — Die brosselartigen Bogel sinb vonMittel-
grohe, biejenigen ber milberen nnb ber kalten Breiten
meistens von bnsterer, toenugleich nicht unschoner, bie ben
heihen Lanbern angehorenben Hingegen ost von prachtiger
Farbung. Sie leben zum Theil von Jnsecten, wechseln«
inbessen ihre Nahrung nach Uinstanben schnell unb ohne
Nachtheil nnb fressen bann nicht soroohl Saamen als saf-
tige Fruchte unb Beeren.
XXXI. Pirol. (Oriolus.)
Gattungscharakter: Schnabel stark, lang kegel-
formig; Oberkiefer ztoischen ben Nasenlochern breit, mit
hoher, stnmpfer Firste, vor ber leicht gekrnmmten Spitze
mit seichtem Einschnitte; Stasenlocher an ber Schnabel-
wurzel, seitlich, verkehrt eisormig; schwache Bartborsten.
Flugel mittelmahig, bie erste Schtoingfeber sehr knrz, bie
britte unb vierte bie langsten. Fuhe knrz nnb stark.
Schtoanz abgestntzt.
I. Der Kirschpirol. (Oriolus galbula.) Sig. 1418, 1419.
Alle Arten ber Gattnng Pirol bilben nicht allein eine
geographische Gruppe, sonbern kommen auch bnrch gewiye
Eigenihumlichkeiten ber Farbung uberein. Sie gehoren
ber ostlichen Halbkngel allein an, sinb zninal im sublichen
Afrika nnb im warmen Asien Hanfig nnb bieten in ihrer
Farbung mehrentheils scharfe Gegensatze von Saiumet-
schwarz nnb lebhaftem Dottergelb. Europa besitzt nur
bie einzige, als Kirschvogel ober Pirol auch in Deulsch-
lanb sehr bekanute, aber insofern schen anherlich merkrour-
bige Art, als sie, weit entfernt, bas im Allgemeinen bustere
ober boch anspruchslose Kleib norbischer Bogel zn tragen,
mit einer sonst nur innerhalh ber Wenbekreise gewohnli-
chen Farbenpracht leuchtet unb nebst ber Manbelkrahe
unb bem Eisvogel sich ganz frembartig in ber Mitte einer
schmuckloseren Fauna ausnimmt. Den Winter verbringt
berPirol in Afrika, too er bis nach Sennaar unb vielleicht
noch sublicher verbringt; anf Malta unb Sicilien soll er .
bistoeilen bas ganze Jahr vertoeilen; nm Rom erscheint
er im April unb zieht Mitte Septembers wieber fort, ge-
Hort in Italien, Subfrankreich unb Griechenlanb zn ben
gemeinsten Bogeln unb toirb uber Deuischlanb sogar bis
Finnlanb unb bis in bas mittlere Schiveben nnb Norroe-
gen angetrosfen. In Englanb sieht man ihn nicht aller
Orten, in Jrlanb sehr selten, in Schottlanb nie. Gegen
Kalte sehr empfinblich unb Frennb bichter Belanbung,
Hutet er sich vor voltiger Entwickelnng bes Fruhlings in
Deulschanb einzntressen unb Heisit Psingstvogel, toeil er
gemeinlich erst um bie Zeit bieses Kirchensestes bemerkt
toirb. Laubholzern giebt er ben Borzug vor Nabeltoalbern,
bleibt vorzuglich gern an ben bunner betoalbeten Fluhnsern
unb in ben um bgutsche Wiesen unb Dorfer nicht seltenen
lichten Helznngen, in Baumgarten unb Kirschbaumpflan-
znngen. Mit vieler Lebhaftigkeit in ben Baumkrenen
herumhnpfenb unb, im etroas schroerfalligen, inbessen ra=
schen Fluge, seinen Ort Hanfig veranbernb, laht er sich
aus ben Boben felten unb uur bann nieber, roenn ihn ein
Jnsect Herablockt, beachtet inbessen solche Nahrung gar
nicht, roenn bie Garten ihm reisenbe Fruchte, zunial snhe
Kirschen barbieten, roelchen er, zum Berbruh ber Eigner,
grohen Schaben zufugt. Beeren verschmaht er ebenfalls
nicht unb erroeist sich als geschickter Jnsectenfanger zn ber
Zeit, roe bie Jungen Futter verlangen ober ihn selbst bie
Noth zroingt. In Subeuropa roirb er ben fruhen Trau-
bensorten unb Feigen sehr verberblich, leibet inbessen
roenig burch bie ernst gemeinten Berfolgungen ber Lanb-
leute, inbem er zu keiner Zeit sein naturliches Aliptrauen
ablegt, scharfsichtig ben herbeischleichenben Feinb enlbeckt
unb selbst burch geroohnlichen Jagerlist nicht leicht sich be-
trugen laht. Mit anberen Bégeln leben bie Pirolen im
Unsrieben, scheuen burchaus nicht ben Kamps gegen bie
groheren unb starteren, roie Krahen unb Dohlen, gerathen
auch unter einanber, zninal aus Kirschbaumen, in Hesti-
gen Kamps unb sechten mit solcher Wuth, bah sie sogar
ben herbeieilenben Schutzen nicht immer beachten. Trotz
bieser Leibenschaftlichkeit roerbeu sie im Sommer sehr fett
unb gelten, minbestens in Subeuropa, sur sehr schmack-
Haft. Der alte Ornitholog Willughby sah bei einem
Wilbprethanbler in Neapel eine Menge Pirolen, fanb bas
Fleisch sehr roohlschmeckenb ui b erklart es fur eine „sehr
gesunbe Nahrung." Kaum argekommen unb burch bie
Kurze ber zugemessenen Zeit zur Eile gezroungen, schrei-
ten bie Pirole zur Paarung; roeithin horbar ertont bann
ber Helle Lockton unb ber floteube laute Gesang ober viel-
mehr Ruf, ber aus einer kurzen, mit Unermublichkeit
roieberhelten Strephe besteht, inbessen von grublen Jagerit
unb Bogelstellern treffenb nachgeahmt roirb. Das sehr
kunstliche Halbkugelige Nest Hangt gemeinlich zroischen ben
anhersten Gabelenben bunner Baumzroeige, bie mit ben
Wanbungen bes sorgfaltig ausgefuhrten Banes genau
verbunben sinb, bemselben aber bie eigenen Schroankun-
gen mittheilen. Um bas Heraussturzen ber Eier zu ver-
Hinbern, roirb ber obere Ranb bes Nestes nach Jnnen um-
gebogen gebauet. Mannchen unb Weibchen banen ge-
meinschastlich unb bebienen sich Hierzu allerlei Halme,
schmaler Blatter, seiner Stengel, Pflanzenfasern u. s. ro.
bie, mit grohlem Fleihe bnrchflochten, zn einem unzerreih-
licben Ganzen roerben. Zur Ansfutterung ber inneren
Hohle bienen Wolle, Febern nnb roeiche Pftanzentheile.
Die 4—5 roeihen, hellbraun punktirten Eier roerben von
beiben Gatten abroechselnb bebrutet, bie Jungen von bei-
ben mit roeichen Raupen unb anberen Jnsectenlarven ge-
futtert. Der Anfenthalt bes Pirol im Norben bauert zu
kurze Zeit, um eine ztoeite Brutung zu erlauben; sinb bie
Jungen erzogen, so losen bie Aeltern bie bisher bestanbene
Berbinbung nicht anf, sonbern gesellen sich familienweis
znsammen, verbringen noch einige Zeit im Genusse ber
spater reifenben Fruchte unb ziehen bereits in ben ersten
Tagen Angusts bavon. Uebrigens haben schen bie Alten
biesen Bogel ber Aufmerksamkeit geronrbigt. Plinius
beschreibt ihn unb sein Nest, halt ihn jeboch fur einen
Specht. Das Mannchen ist am ganzen Korper unb an
ber Schroanzspitze hochgelb; Flugel, Schroanz unb ein
Fleck oberhalb bes Auges sinb tiefschroarz; bas Weibchen
ist grunlich, unterhalb roeihlich, schroarz gestrichelt; bie
Jungen gleichen bem Weibchen unb erlangen erst im britteit
Jahre bas vollstanbig ausgefarbte Kleib. Im vierten
Jahre nngefahr erscheint b^s Mannchen im schonsten
Schmncke einer sehr gesattigten Farbung unb Hat bann
bunkelrothe Iris, rethbraunen Schnabel unb grane Fuhe.
Eine sehr ahnliche, jebech verschiebene Art beroohnt Jubieii.
XXXII. Drossel. (Turdus.)
Gattungscharakter: Schnabel mittelmahig, ge-
rab, vorn etroas zusammengebrnckt; Oberkiefer vor ber
Spitze mit flacher Kerbe; Nasenlocher ber Schnabelrourzel
genahert, eiformig; Bartborsten einzeln, nicht steif noch
lang. Flugel mittelmahig; bie erste Schroingfeber sehr
knrz, bie britte unb vierte bie langsten. Fuhe mit groher
Hinterzehe unb grohen, jeboch roenig gebogenen Krallen.
1. Der Kramincisvogel. (Turdus pilaris) Sig. 1421a. 1422.
Die Drosseln bilben eine sehr umfangliche, uber bie
ganze Erbe verbreitete unb von neueren Ornithologen viel-
fach zerfallte Gattung, bie auch in Dentschlanb burch viele
Arten vertreten roirb. Man theilt bie bekannteren in
Walbbrosseln, roelche meistens in Walbern nisten,
olivenfarbig unb aus ber roeihen Bauchseite braun gefleckt
sinb, unb in Steinbtofseln, roelche in felsigen Ge-
birgsgegenben roohnen unb burch entschiebenere Farben
unb Mangel an Flecken sich auszeichnen. Zu ben etsteten
gehoren bie beutschen Arten Krammetsvogel ober Wach-
Holberbrossel, Weinbrossel, Singbrossel, Mistelbrossel
ober Ziemer, Schroarzbrossel, Ringbrossel unb zroei sel-
tenere; zu ber anberen Gruppe ist bie Blaumerle zu
technen. Der zuerst genannte Krammetsvogel fann nach
Maahgabe bes oben (Einleitung S.1I. Sp.2.) mitgetheil-
ten Grunbfatzes uber bas roahre Baterlanb ber Zugvégel,
eigentlich nicht als Dentschlanb angehérenb betrachtet
roerben. Er verbringt bie bessere Jahreszeit nnb brutet
im Hohett Norben Enropa's unb Asiens, erscheint bei nus
in ber zroeiten Halfte bes Octobers unb im November, unt
ben Winter zu verleben, unb verlaht nns, roenn bie Kalte
einen ungeroohnlichen Grab erreicht. Sehr viele ziehen
gleich Anfangs roeiter nach Snben, bis Italien, Grie-
chenlanb, Kleinasien unb Syrien, kommen im Marz unb
April burch Dentschlanb nnb nehnten bann biejenigen ntit,
welche baselbst uberrointert haben. Diese erstannlich zahl-
reichen Schaaren begeben sich nach ben Birkenroalbern bes
Norbens, roe sie im Mai sich paarett. Jhr Nest besteht
ans Grashalmen unb Stengeln, roelche mittels kleiner
Meugen von Lehin zusammengehalten roerben, ruht aus
ben Aestett ber Birke nnb enthalt 4—6 blah meergrune,
rothlichbrann gefleckte unb pnnktirte Eier. Wahrenb ber
Brntung, roelche zum zroeiten Male im Junius stattfinbet,
nahren sie sich von Jnsectenlarven, roahrenb bes Winter-
ausenthaltes von ben Beeren einer Menge von Baumen
unb Stranchen, tinter roelchen in Dentschlanb bie Eber-
esche nnb Wachholber obeitan stehett; in England sollen
bie Fruchte ber Stechpalme ober Htilsen (Jlex) ben Borzug
erhalten. Im sublichen Europa bieten sich anbere Fruchte
bar. Bei sehr kaltem Wetter ober Heftigem Schneesalle