Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
96
Vogel.
3iDcitc (Ørbitung.
megen pe nicht felten groHen Mangel letten und burch
diesen mehr als durch die niedrige Temperatur gezwungen
toerben, uach dem Suden aufzubrechen, benn Erfahrung
lehrt, bap fte Kalie wohl vertragen unb gegen fte weniger
enipsinolich ftub als gegen enten mittleren Warmegrab.
Nur toahrenb bes Winters hat man Gelegenheit, fte als
gefellige, in starten Flugen zusantmenhalteube Sogel
fennen zu lernen ; in ihrein eigentlichen Baterlanbe lisen
fle biese Vereine aus unb leben Anfangs paarmeis, uach
Ausbrutung ber Jungen in Familien, bie erst spater, burch
ben Wanbertrieb veranlaht, mit anberen stch vermischen.
Niemals bleiben fte bemselben Orte lange Zeit treti, son-
dern streisen, Nahrung suchenb, weit unb breit Herum,
vermeibeit inbessen am Tage bie bichtett Walber unb
lieden solche Gegenben, too beerentragenbes Gebusch nnb
vereinzelte Baumgruppen mit Wiesen unb Grastristen
wechteln. Des Nachts pstegen ste in ben Walbern gegen
die Winterkalte Schutz zu suchen. Jhre Stinime klingt
nicht angenehm, inbessen bekommt man in Deutschlanb
ben eigentlichen, bie Paarungszeit begleitenben Gesang
nicht zu horen, ber, ohne ausgezeichnet zu feitt, minbe-
stens bas Winterlieb ubertreffen soll. Dap ihr Fleisch
wvhlschnteckenb ist, fann als allgemein bekannt vorans-
gesetzt toerben. Diese Eigenschaft zieht ihnen grohartig
betriebene Verfolgungeu zu. Dem Schutzen toerbeu fte
nicht leicht unb nur in geringer Zahl zur Bente, inbeitt fte
scheu unb vorsichtig ihn vermeiben unb burch ben Anf-
enthalt an ossenen Orten ohnehin gegen Beschleichung ge-
stchert toerben. Dasur erliegen ste zu Tausenben ben
Kunsten geubter Vogelsteller, bie ste mittels aufgesparter
Beeren auf bie Vogelheerbe unb in Dohnen torfen, wenn
ber burch auperen Mangel gesteigerte Hunger ste zum Ver-
gessen ber getoohnlichen Vorsicht bringt. Das Mannchen
bes Krammetsvogels hat bunkelbraunen Oberrucken, Hell-
grauen Burzel unb Kops, gelbliche Kehle, bie rostsarbene
Briist unb ben weihlichenBauch mit schtvarzbraunen Lattgs-
stecken bebeckl, orangengelben Schnabel; an bent Weib-
chen ist bie Farbung burchgangig bleicher, bieZahl unb ber
Untfang ber Flecken geringer. Die Lange betragt 1l Zoll.
2. Die Singdroffel. (Turdus musicus.) gig. 1420 c. 1422 b.
Die Singbrofsel finbet stch im gropten Theile von
Europa, vom nirblichen Schottlanb unb von Dront-
Heint bis uach Sicilien unb Griechenlanb, am Hanfig-
sten in walbreichen Gegenben, nie in sanbigen Haibe-
gegettben ober aus buschlosen Marschlanbern. In
Deutschlanb erscheint ste als Zugvogel, ber gegen Enbe
Marz ankouimt unb in ber ztoeiten Halfte Septembers
bavon zu ziehen beginnt; in Englanb, bem groheren
Theile von Frankreich unb in Subeuropa verhalt ste
stch als Stanbvogel. Dort beginnt sie schon int Januar
zu stigen, bei uns nicht vor Enbe bes Marzmonats-,
Paarung unb Nesterdau scheinen jeboch in biesen gegen-
seitig toeit entlegenen Lanbern aus bieselbe Zeit, ben
Anfang Aprils, zu fallen. Der Gesang gehort zu ben
ausgezeichneten, ist reich an vielfachen Mobulationen,
laut unb kraftvoll unb erschallt von hohen Walbbåu-
men herab bis nach Eintritt ber Dunkelheit. Man
unterscheibet, wie bei anberen Singvogeln, von ihm bie
Locktone unb bie mancherlei anberen Klange, burch
welche Angst, Zorn ober Noth angebeufet werben. Die
Mannchen, toelchen allein bie Gabe bes eigentlichen
Gesanges verliehen ist, schweigen, sobalb um bie Mitte
bes Sommers bie jungen erwachsen stnb, unb vergefsen
ihre Kunst auch in ber Gefangenschast nicht, obtoohl
nicht jebes ste gleich guttoillig stbt. Int Allgemeinen
erweist stch bie Singbrossel, wie bie ubrigen Arten ihrer
Gattung, lebhaft, rascher unb ununterbrochener Bewe-
gung zugethan, scheu unb vorfichtig-, ste ist basur
toeniger gesellig als jene, sehr unvertraglich mit ihres
Gleichen unb uberhaupt von Heftigem Naturell. Aus
ben Walbern geht ste selten Heraus, wagt stch nur aus
solche Wiesen, too verstreuete Baumgruppen unb Striche
mit bichtem Gebusch ihr Zuflucht barbieten, unb nahrt
stch, toie ber Krammetsvogel, theils von Jnsectenlarven,
theils von Beeren, scheint ben ersteren ben Vorzug zu
geben unb toirb baher aus bem Vogelheerbe, in Schlin-
gen unb Sprenkeln feltener in solchen Jahren gesangen,
welche an Jnsecien ungetoohnlich reich stnb. Ausgedil-
bete unb zitntal fliegenbe Jnsecten verschmaht fte. In
Englanb Hat man beobachtet, bast sie auch Schnecket,,
sotoohl nackte als mit Gehatis versehene, gern sriht; bie
letzteren soll fle ergreifen unb so lange gegen einen Stein
schlagen, bis bie Schaale zerbricht. Int Fruhjahre sucht
ste aus Wiesen ttttb Angern Regetttourtuer, spaterhin
bieten ihr bie an ber Oberstacke fauligen Bauntstamme
mancherlei Larven unb Maben. Das Nest (Fig. 1425.)
toirb an einsamen Orten bichter Laubholzwalber, dalb
naher dalb ferner vom Boben, aus ben getoohnlichen
Pflanzeutheilen erbauet-, bas Binbemittel ber Halttte ist
toeber Kuhntist noch thonige Erbe, tvie man ehebent
glaubte, fonbern fein zerdissenes fattles Holz, toelches,
mit fledrigent Speichel getnifchi, tvie eine glatte Schicht
bie Wanbung ber tuneren Hohle uberzieht, ohne ben
oderen Ranb berfeldett vollig zu erreichett. Diefe Aus-
kleibung ist toafserbicht unb gattz geeignet, bie Eter ttttb
Jungen zu fchtttzett, toelche schon Anfang Aprils auszu-
kriechen pstegen, also zu eitter Zeit, too sehr ratthe
Winbe feinestveges zu ben Seltenheiteii gehiren. Die
Jungen ber ersten Britt ftnb Enbe Aprils flugge. Un=
mitteldar nachher schreiten bie Aeltern zittit Batt eines
netten Nestes unb zur ztoeiten Brutung, bei toelcher stch
Mannchen unb Weibchen ablisen. Die 4—6 Eter ber
ersteu Brut unb bie 4 Eier ber ztoeiten Brut ftnb in
Nichts unterschieben, von meergruner Farbung unb ant
stumpfen Enbe schtoarzbrauit punftirt. Die Singbrossel
ist odeuher vlivengrau, an ber Kehle weih, an Brust
unb Bauch geldlichtoeih, schtoarzbrauit gesteckt unb Hat
rostgelbe untere Flugelbeckfeberu unb gelben Schnabel.
Das Weibchen ist vom Mannchen faurn zu unterschei-
beu. Die Lange betragt 9 Zoll.
3. Tie Wcindroffcl ober Rothbroffek. (Turdus iliacus.) Sig. 1421 b.
So gentein zu getoissen Jahreszeiten bie Weinbrossel
in Deutschlanb ist, so fann sie boch edenso toenig als bie
Wachholberbrossel , mit toelcher ste bas Baterlanb theilt,
fur einheimisch augesehen toerbeu. Auf bem Zuge fommt
sie bei uns im Octoder von Norben unb Norbosten,
bleidt zurfick ober setzt ihre Wanberung nach Suben fort,
falls ber Winter sehr zeitig unb Hart beginnt, unb toenbet
sich int Marz toieber uach Norben, too sie allein briitet.
Sie scheint im Herbste nicht besonbers eilig, halt sich
ohne Nothtoenbigfeit dalb Hier dalb bort eiuige Zeit auf
unb toirb baher nicht felten burch Schneesturme in offe-
uerett Gegenben uberrascht, welchen sie mit vielett Ge-
uosseu erliegt, weil sie bie Uuempfinblichfeit ber Wach-
holberbrofsel nicht besitzt. In Norwegett begruht ber
Laubmauu sie mit Freube det ber Ankunft, benn nicht
allein schreidt er ihr bie Gade ber Wetterverfunbigung
zu unb fieht in ihr ben sicheren Boten bes Fruhliugs,
fonbern er freuet sich auch bes Gesanges mit ber Em-
pfinglichfeit, toelche vorzugsweis ber norbische Meusch
fur bie Reize setuer arntereu Natur besitzt. In ber Mitte
ber entsteu Walbungeu bes Norbeus soll ber Gesang ber
Weinbrossel ober „ttortoegischeu Nachtigal" eine grohe
Wirfuug Haben; man faun Gleiches von ben Tiuen
nicht sagen, welche berselbe Vogel bei uns hiren laht,
benn wenn auch mit vieler Unermublichfeit Hervorge-
bracht, eutbehren sie Reinheit, genatte Jutervalleu unb
Hangen nicht als eigeutliche Melvbie zusatumen. Dasi
toahrenb ber Brutezeit ber Gesang gauz aubere Eigeu-
schasten eutwickele, geht auch aus bem Zeuguisse ber
Oruitholvgen ber russischen Ostseeprvviuzeu Hervor.
Das Fritter besteht aus beuselbeu Gegetistaubeu, welche
ber Wachholberbrossel angenehm ftnb, Jnsectenlarven,
Wurmern unb Beeren, jeboch nicht beujenigen bes Wein-
stockes, welche verschmaht toerbeu. Nach Naumanu's '
Bermuthung bezieht sich ber soust unerflarliche Name i
„Weinbrossel" nicht auf bie Nahrung, sonberu auf bie i
i Zeit ber Anfunst in Deutschlanb, ben Weiumonat. Was
man uber bas Sontiuerleben toeisi, verbanft man ben
Beobachtuugen uorbischer Forscher. Die Weinbrossel
ledt in ihrer Heimath ant Liebsten in feuchten Birfentoal-
bern unb Erlengestrauch, futtert ihr Nest, wie bie Sing-
broffel, ntit eittent aus Lehttt unb Holzspanen gemengten
Stosse unb (egt ahuliche Eier. Sie ist obenher oliveu-
bratitt, itu ten tveitz unb olivenbrauu gesteckt, tutter ben
Flugeln/ unb in ben Weichen rostroth; fiber bent Auge
steht eitt weisier Streif, an ber Seite bes Halses ein bun-
felgelber Fleck. Die Weibchen gleichen bis auf mattere
Farbung ben Mannchen. Die Lange betragt 8 Zoll.
4. Die Schwarzdrossel oder Amsel. (Turdus merula.) gig. 1420d.
Die Schtoarzbtossel bewohnt fast gauz Europa unb
einen groheit Theil von Asien unb scheint nur in ben nirb-
lichsteu Gegenben an eine bestiininte Zugzeit gebuuben,
soust aber balb Stanbvogel, balb Strichvogel zu fein.
Obwohl ber Einsainfeit zugethan unb nie in Gesellschaf-
ten, fonbern eiitzeln lebenb, ist sie uirgeubs felten unb
theils aus biesent Grunbe, theils toeit sie als Zitumer-
vogel Haufig gehalteu toirb, befanut geititg. Am liebsten
ftnb ihr solche Gegenben, tvo bicht vertoachseite Walber
mit fleiuen, rings untschlosseueu Wiesen abwechselu unb
ber Boben ettvas sumpfig ober boch feitcht ist. Au biesent
unb nicht auf ben Ztoeigen sucht fte ihre aus Jnsecten unb
ihrett Larven, aus Schneckeii unb Wurmern besteheube
Nahrung, bie fte mit Beeren verschiebener Art vertauscht,
sobalb bie Zeit ber Fruchtreife gefomntett ist. Geztoungeu,
aus bem Walbe Hervorzugehett, um jene aufzusucheu, toett-
bet sie bie grosite Vorsicht an, beobachtet mit Scheu bie
Umgebungen, getvahrt jebeit Verbacht eiuflisieubett Gegen-
stattb unb eutflieht tinter einent lauten Ruse, ber, von
anberen Vigelu toohlverstaubeu, allett als Warnuugs-
zeicheu bient unb allgemeine Flucht hervorbriugt. Zigernb
unb gleichsam versuchenb nahert sie sich auch ben Garten,
um Kirtchbaume unb Erbsenfelber zu plunberu, toirb aber
jogleich unb auf immer verscheucht, toentt sie, au so
ossenen Orten uberrascht, eitter Nachstellung glucklich ent-
gittg. Dem Jager gelingt es baher seltett unb nur niittels
vieler Vorsicht, sie zu beschleichett, unb ber Vogelsteller Hat
gegen sie weniger Gluck als gegen bie meisten anberen eiu-
Heimischen Vigel. Sie scheint bie Gesahrlichkeit ber
Faugschlingett unb Sprenfel zu fennen unb geht nur in
solche, bie von geschickter Hattb so aufgestellt ftnb; bah
fte feinett Verbacht erweckeu. Sogar ber zutu Kober bie-
nettben Beereutrauben verfteht sie sich zu bemachtigeu,
ohne ihre eigette Sicherheit zu gefahrben. Diese Listigfeit
mag ben Vogelstelleru um fo tttehr Verbruh beretten, als
gerabe bie Amsel ihres lauten nnb augettehtuen Gesanges
wegett geschatzt unb als Zimmervogel von Vielen geru ge-
halfett wirb. Einnial au bie Gefaitgeuschast getoohnt, er-
reicht sie nicht seltett bas fur fleinere Vigel ansehuliche
Alter von acht bis zehu Jahren. Ihr Nest banet fle in ,
geringer Hohe fiber bem Boben unb wohlverborgen, balb
zwischett ben Stammen unb Ztoeigen starferer Bfische,
balb in hohlen Baunteu, verwenbet zu bemselben bie ge-
wihulichen Pstauzeustoffe unb fleibet bas Jnnere mit
einer Lage von nasser Erbe aus, bie, gut verarbeitet, balb
erhartet, inbessen stets einen gewiffen Grab von Feuchtigfeit
bewahrt. In Baunthihleu ober fonst au geschutzteu Orten
erbauete Nester eutbehren biese Ausfleibung. (Fig. 1423.)
Die 4—5 blaulichgrunen, rothbrauu punftirteu Eier (Fig.
1424) toerben 14—15 Tage lang von ben Gatten abtoech-
selub bebrutet. Die erste Paarung fallt auf bie jtoeite
Halfte bes Marz, bie ztoeite auf ben Mai. Das Mann-
chen ift einfarbig schtoarz unb ohne allett Metallglanz unb
Hat Hochgelbeu Schnabel unb Augeuliberranber. Das
Weibchen ist oben schwarzbrauu, au bem obereu Theile
bes Vorberhalfes Heller 6raun, uubeutlich buufel gesteckt,
au ber Kehle fast weihgrau unb Hat im Herbste unb in ber
Jugenb einen braunlichen Schnabel. Graue unb wethe
Spielarten kommen gelegeutlich vor. Der gauze Vogel
miht 10 Zoll, fein Schwanz 4 Zoll.