ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
Hacker. Voge l. 97 5. Die Misleldrofsel. (Turdus viscivorus.) Der Name dieser Drosselart deutet auf das Futter, welches fle vorzugsweis gern geniet. Der Mistelstrauch ist einer von jenen Schmarotzern, die, in Europa nur durch wenige Arten vertreten, in den tropischen Landern eine ganz eigene Flora ausmachen, theilweis durch ihre Pracht die Aufmerksamkeit aller Reisenden auf sich ziehen und in unseren Gewachshausern, trotz der Schwierigkeit ihrer Cultur, sehr geschatzt werden. Fehlt nun der Mistel auch die leuchtende Bluthe der naheverwandten Riemenblume (Loranthus), so bleil't sie doch eine sonderbare und der Beachtung werthe Pstanze; die gabelig getheilten, an den Gliedern verbickten Aeste, die nervenlosen, gelblichgrunen Blatter geben ihr cin ungewohnliches Ansehen und mogen erklaren, warum fte in der altnordischen Mythologie eine bedeutende Rolle spielt und den Druiden heilig war. Aus den weiflen, mit einem sehr zahen und klebrigen Safte er- fullten Beeren (besser noch aus der Rinde der dickeren Aeste) wird durch Kochung der Vogelleim bereitet. Der Misteldrossel sind sene so angenehm, bah fede an solchen Schmarotzerstrauchen reiche Gegend von ihr bewohnt wird. Nicht leicht duldet sie auf den Baumen, wo Misteln sich angesiedelt haben, irgend einen anderen beerenfressen- den Vogel, sondern fallt mit Zorn, und auch gegen ihres Gleichen hochst unvertraglich, uber jeden Eindringling Her. Jm Fruhjahre und Sommer nahrt sie sich von Wurmern und Jnsectenlarven, von kleinen Kafern und Schnecken, die sie, wie die Amsel, am Boden zusammen- sucht. Weniger furchtsam als diese streift sie gern im Freien Herum und last sich auf Wiesen und Felder nieder, bie ihr Futter darzubieten scheinen. Sonst wohnt sie int Vorzuge in Nadelholzwaldern, obgleich nicht in den zu- sammenhangenden und sehr dunkeln, sondern mehr in jungeren Anpflanzungen, die durch grasige Orte, Wiesen oder Sandstachen unterbrochen sind. Ueber ganz Europa verbreitet, nirgends jedoch sehr Haufig, an einzelnen Orten sogar fast unbekannt, tritt sie bald als Zugvogel auf, bald zieht sie als Strichvogel umher, der sogar den Winter nicht scheuet oder nur wenige Grade sudlicher Zuflucht sucht. In Deutschland kommi sie im Februar und Marz an. Lauter und angenehmer Gesang des Mannchens verkundet bie Paarung. Er dauert gewohnlich gegen drei Monate, vom Anfange Aprils bis Ende Juni's, und tragt sehr zur Belebung der von Singvogeln sonst nicht viel besuchten Nabelholzwalber bei. Das Nest (Fig. 1426.) besindet sich auf Nadelbaumen und ist nicht ohne Fleih und Ge- schick aus feinen Grashalmen, Wurzelfasern und dunnen Zweigen geflochten, anherlich mit Baumstechten bekleidet, ohne innere Lehmauskleidung, indessen sorgfaltig geglattet und so dicht gemacht und mit soweit ubergreifendem Rande versehen, dah die Eier villig gestchert liegen. Diese stnd derZahl nach 4—5, wie gewhhnlich meergrunlich, violett punktirt und werden 16 Tage lang von beiden Gatten ab- wechselnb bebrutet. Das Fleisch der Misteldrossel ist eben so wohlschmeckend als dasjenige der Amsel; Jager und Vogelsteller bemuhen stch daher im gleichen Grade mit der Verfolgung des eben so scheuen als listigen Vogels, der ubrigens dem letzteren eher zu Theil wird als dem erste- ren, auf sein Feuergewehr angewiesenen. Auch in der Ge- fangenschaft halt man ihn gern, des Gesanges toegen. Das Mannchen ist obenher gelblich olivengrau, unten weisi, schwarzbraun gesteckt; die autzeren drei Schtoing- sedern sind an der Spitze weisi; das Weibchen gleicht dem Mannchen ungentein und kann nur durch blaffere Farbung unterschieden werden. Beide Geschlechter haben einen rothlichbrannen Schnabel, gelbe Fusie und dunkelbraune Iris. Die Lange betragt 11 Zoll. 6. Die Ringdroffel. (Turdus torquatus.) Fig. 1427. Die Ringdrossel wird zwar in ganz Europa ange- troffen, gehort indessen nirgends zu den gemeinen und in Menge vorkommenden Vogeln. Zu ihrem Wohlbefinden ist vor Allem erforderlich, dah eine Gegend nicht den zahmen Charakter trage, welchen sorgfaltige Cultur einem grohen Theile des mittleren Europa aufgebruckt Hat. Sie II. Band. gefå((t stch allein in unzuganglicheren und zumal in gebir- gigen Waldungen, too Felsen und tiefe Schluchten mit dem busteren Hochwalbe toechseln, und siedelt sich Helten in den Waldern der Ebenen an. Selbstin der Schweiz, in Tyrol und den ubrigen deutschen Alpenlandern stuv ihr die Thaler zu lebhaft und zn offen, und daher geht sie dort an den Bergseiten so hoch empor, als die Vegetation es erlaubt. Dah ihr sonach Holland nicht zusagen kouue, bedarf kaum der Erwahnung; sie gilt dort fur ungemeiu felten und wird im ubervolkerten England fast nur in den felsigsten Gegenden von Cornwall, auf dem Pik von Derbyshire und in den rauhen Gebirgen von Schottlaud und Irland angetroffen. In Deutschland erscheint sie als Zugvogel im Marz und April und geht im September da- von. In Uebereinstimmung mit der Art ihrer bevorzug- ten Aufenthaltsorte entwickelt sie einen stillen und der Absonderung sich zuneigenden Charakter, vermeidet mit Scheu Menschen und Thiere und bleibt gern unter dem Schutze uberhangender Baume am Boden, wo sie, wie die vorher beschriebenen Arten, ihre Nahrung sucht und sindet. Tritt im vorschreitenden Jahre Mangel auJnseeteu ein, so friht sie Waldbeeren verschiedeuer Art. Der Ge- sang des Mannchens kann durchaus nur fur unbedeutend erklart werden, und bie Gelehrigkeit fehlt, bie manchen anberen, von ber Natur nicht viel mehr begunstigten Vogeln es moglich macht, mit ber Zeit unb mittels inensch- lichen ilnterrichtes zu Sangern sich umzngestalten. Der Charakter ber Ringbrofsel ist so unvertraglich toie berjeuige ber Misteldrossel und anderer Arten derselben Gattung; vorzugsweis tritt dieser Zug Hervor in der Zeit der Bro- tung, too beide Gatten nicht uur jeden fremden Vogel aus der Nahe ihres Nestes vertreiben, sondern auch sich nicht scheuen, auf Hunde und andere Saugethiere Herabzuflie- gen und unter lautem Geschrei sie, toenn auch mit ohit- machtigen Waffen, anzugreisen. Wenige Beobachter haben in Deutschland die Ringdroffel nistend angetroffen; toahrscheinlich brutet sie an so unzuganglichen Orten, dasi selten ein Forscher ihr begegnet. In Persien und unt den caspischen See soll sie sehr gewohnlich sein und ihre Nach- kommen regelmahig grosi ziehen, in Ruhland und Nord- asien niemals angetroffen werden. Bei aller Scheu be- sitzt sie geringe Klugheit und wird daher leicht vom Jager beschlichen und gethdtet, auch geht sie leicht in Schlingen. Das Mannchen ist ubrigens von braun- schwarzer Farbung, jedoch 6unt durch die weisilichen, jede einzelneFeder umgebenden Rander; an der Oberbrust tragt es einen ziemlich grosien, weisilichen, einem Ring- kragen vergleichbaren Fleck. Am Weibchen hat die Far- bung im Allgemeinen einen lichteren Ton; die Einfassung der einzelnen Federn ist breiter, der Halsfleck mehr gratt als weisi. Der Korper misit 7, der Schwanz 4% Zoll. 7. Die Blaumerle. (Turdus cyanus.) Fig. 1428. Die Metleii bilben, wie bereits obett erwahnt worden, eine zweite Abtheilung der groheu Gattung der Drosseln. Den Ebenen utld dichten, feuchten Waldungen gleich ab- geneigt, bewohnen sie die felsigen Gegenden hoherer Ge- birge und fehlen dem nordlichen Deutschland. In Tyrol, Oberitalien, Spanien, Griechenland kommen zwei Arten vor, die Blaunterle und die Steiumerle (Turdus saxatilis), die zwar nicht in Farbung, aber in Lebensweise uberein- kommeit. Das Mannchen der ersteren ist schieferblau, hat schwarzen Schnabel und Fusie, gelbeu Mundwinkel, dunkelbraune, blau eingefahteSchtoing-und Steuerfedern; an dem viel weniger schonen Weibchen ist das Gesteder im Allgemeinen braungrau, die Unterseite mit dunkleren, halbmondformigenFlecken ubersaet, Schwing- und Steuer- federn haben schmale, weihliche Sauttte. Die Steinbrossel unterscheidet sich leicht durch rostgelbe Unterseite bei blau- lich aschgrauer Farbung des Kopfes, Halses und Vorder- ruckens; das Weibchen ist oben dunkelbraun, unten rost- gelb mit feinen, schwarzlichen Wellenlinien guer gebandert, au der Kehle weihlich. Beide Arten verrathen ein sehr scheues Wesen, leben einsant, vermeiden, so weit als irgend moglich, die Nahe menschlicher Wohnungen, setzen sich lieber auf hoch Hervorragende Felsenspitzen als aus Baume, finden dort ihre aus 3nfecten bestehende Nahrung und lassen sich felten auf den Erdboden nieder. Wie andere Drosseln vertauschen sie im Spatjahre die Jnseeten- uahrung mit Beeren, toelche die unteren Abhange der Alpen und anderer Gebirge Sudeuropa's in Hinreichender Menge darbieten. Nur in der Zeit der Fortpflanzung Halten sie sich paarweis zusammen; in anderen Jahres- zeiten leben sie einzeln und ungesellig. Uebrigens stiegen sie schnell und macheu als Zugvogel nicht unbedeutende Reisen, indem sie im westlichen Asien und Nordafrika uberwintern, im April bis Suddeutschland ziehen, die Steinmerle bis in die Rheingegeitden wandert. Sehr selten versliegt sich die letztere bisweilen bis auf den Harz oder die Sudeten, wo die Blaumerle nie gesehen worden ist. Beide nisten an der Sudseite hoher Felsen oder groher Hansen von Steintrummern, nach Temmiuck auch in Rui- nen oder hohlen Baumen, banen unkunstliche Nester, legen spangruttliche, ungesteckte Eier und zeichnen sich durch angenehmen Gesang aus. Matt Halt sie in Tyrol und den ubrigen osterreichischen Alpenlandern gern als Zimmervogel und bringt sie bistoeilen lebettd nach Nord- deutschland, too sie zu ziemlich hohen Preisen Abnehmer sinden. Ob die Blaumerle in England vorkomme, ist noch unentschieden. Montagu und Betoick gedenken ihrer unter dem Natnen der einsamen Drossel in ihren Werken uber englische Vogel, scheinen aber nur das Weibchen gekannt zu haben. Ihre Schilderung der Lebenstoeise entspricht allerdings den in Sudeuropa von Anderen gesammelten Erfahrungen. Andere englische Ornithologen tvollett in jettent ztoeifelhaften Vogel nur einen jungen, noch tiitaus- gefarbten Staar vermuthen, der benn boch nicht wohl mit einer Art von Droffeltt vertoechselt toerben kann. 8. Die Scharrdroffkl. (Turd us strepitans.) Fig. 1429. Unter den uberaus zahlreichen auslanbischett Drosseln laht sich die Anordnung in Wald - und in Steindrosseln nur mit Schwierigkeit durchfuhren, indem man nur von wenigen die Lebensart genauer kennt. Man ist daher ge- nothigt, das auhere Kennzeichen des gesteckten und des einfarbigeit Gefieders als allein ntaahgebenb anzunehnteu. Zu ben gesteckten Drosseln gehort die eine, von dem afri- kattischen Reisenden A. Smith nicht feru vom sudlichen Wendekreise entdeckte, die darum H ervorhebung verdient, weil sie sich der Fuhe nach Art der Huhner bedient, unt scharrend das abgefallene Baumlaub und andere den Boden bedeckende Pflanzenreste aufzulockertt unb die dort verborgenen Jnseeten aufzufcheuchen. Diese bei keitter europaischen Drosselart bemerkte Eigenthumlichkeit muh stark Hervortreten, benn nach Smith's Versicherung be- legen bie Eingeborneit unt Kurrichane jene Drossel mit eittent Nanteit, ber Scharrvogel bebeutet. Das Scharren soll so kraftig geschehen, bah bas Hervorgebrachte Gerausch ben unter bichtem Gestrupp arbeitenben Vogel verrath. Die Form bes Schnabels, Lange ber Fithe unb Kurze bes Schwanzes scheinen benselbett von ben eigentlichen Dros- seln etwas zu entfernen. Er ist ubrigens auf bent Ober- kopfe, Hinterhalse unb Vorberrucken gelblichgrau, auf bent Hinterrucken schmutzig aschgrau, unten tveih, rost- gelblich angeflogen, an ben Seiten bes Halses, auf Brust unb Bauch bunkelbraun gesteckt; bie Flugelbeckfebern unb vorberen Schwingfebern stub rothbraun, bie letzereu mit gelblichen Ranbern unb Spitzett, bie Hinteren Schwiug- sebern an ber Spitze tveih. Die Lauge betragt 9 Zoll. 9. Die nordamerikanische Singdroffel. (Turdus mustelinus.) Fig. 1430. 1431. Jit ben Walbern Norbamerika's wirb unfere Sing- broffel burch eine ziemlich ahnlich gefarbte Art vertreten, toelche obenher lebhaft zimmetbrauu, am Hinterrucken unb Schtoanze olivengrau, unten weihlich unb mit fei- nett, bititkelbraunen Schaftstrichen gezeichnet ist. Sie ist sehr scheu, halt sich in ben einsamsten Orten ber Walber aus, zumal gern nn ben Ranbern bicht beschat- teter kleiner Bache, singt zwar nur kurze Melobien, itt- bessen mit groher Kraft unb angettehm f(6tenber Stimme 13