Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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V o g e 1.
Zweite Vrdnung.
und Uertungert ihr Lied bis (angc nad )Sonnenunter-
gang. Nichl felten Hort man zu gleicher Zeit niehrere,
die im Wettkampfe fteb zu ubertreffen scheinen. Das
Nest dieser Art besindet sich gewohnlich auf einem nie-
drigeren Horizontalen Aste der nordamerikanischen Cor-
nelkirsche(Dogwood) und besteht, nach Andubon, autzer-
lich aus truckenen Baumblattern, in seiner inneren
Sckichl aus verstochtenen Grashalmen ; zuinnerst giebt
eine Lage non zaher Lehmerde dem Bane grohere Fe-
stigkeit.
10. Die Spoitbroffet. (Turdus polyglottus.) Sig. 1432. 1433. 1434.
Wenn die Berichte der Nordamerikaner nicht an Ue-
bertreibung streifen, so steht die Spottdrofsel als Sing-
vogel unubertroffen da im weiten Reiche der Vogel.
Wie viel man anch von jenen Angaben abrechne, so
bleibt doch geiitig, um Verwundernng zu erregen und
das Bekenntnih zu veranlassen, dah Europa nichts
jettern Sanger Aehnliches besitze. Im Aeuheren erscheint
die Spottdrofsel so einfach und anfprnchslos, wie die
Mehrzahl ihrer Verwandten; indeffen verrath die zier-
liche und ebemnahige Gestalt, die Leichtigkeit und Leb-
Hasligkeit der Bewegungen und das glanzende Auge
etwas minder Gewohnliches. Kein anderer Vogel
besttzt die Gabe, fremde Tone so genau zu beobachlen,
so sest stch einznpragen und so tren wiederzugeben.
Keine Stimine, vom eigentlichen melvdischen Gesang bis
zum Heiseren Krachzen , ist der Spottdrofsel unnachahm-
bar; sie sucht ihren Vorrath von fremden Klangen zu
vermehren, studirt sie und freuet sich, wenn irgend ein
noch nie gehorter Ton in ihrer Nahe laut wird , weil sie
Gelegenheit erhalt, sich an ihm zu uben. Unterstutzt
von einem wunderbar biegsamen Organe, giebt fte das
Gehorte nicht nur bald zuruck, fondern verbeffert fogar
das fremde Lied, indem sie die gezwitfcherte Melodie
stotend absingt, ohne jedoch die Jntervallen und den
Rhythmns deffelben zu andern. Sie allein vertritt eine
Menge anderer Sanger, denn ruhig auf einem Bufche
sitzend, laht sie die verfchiedensten Melodien stch folgen.
Ihr eigener Gesang ist nicht unbedeutend und besteht
aus funf oder inehr kurzen Strophen; selten ertont er
jedoch in voller Reinheit, sondern bricht plotzlich ab und
wird mit Nachahmungen untermengt, dauert aber eine
halbe bis ganze Stunde mit unverminderter Starke.
Von der Treue der Nachahmung erzahlt Wilson wun-
derbare Dinge. Durch sie getaufcht, lauert der Jager
auf einen Vogel, der vielleicht manche Meile in der
Runde nicht anzutreffen ist; selbst manche Vogel laffen
sich betrugen und eilen entweder herbei, wenn sie den
Lockton vernehmen, den sie ihren Gatten zufchreiben,
oder sie fliehen und verbergen sich, erschreckt durch den
nachgeinachlen Schrei des Sperlingsfalken. In der
Gefangenfchaft geht wenig von jener naturlichen An-
lage verloren; einmal zahm und an ihre Umgebungen
gewohnt, fpielt die Spottdrofsel andern Hansthieren
mancherlei Streiche; sie pfeift in der bekannten Weife
des Hausherrn und veranlaht den schlafenden Hund,
eiligst aufzuspringen, um dem Zeichen zu gehorchen,
kreischt wie ein geangstigtes Huhnchen, setzt alle Brut-
Hennen in Aufruhr und eopirt mit Genauigkeit die
Stimmen junger Hunde und Katzen und selbst das la-
stige Gerausch eines ungetheerten Schiebkarrenrades.
Die ihr von ihrem Herren vorgetragene Melodie eines
langen Liedes lernt sie in kurzer Zeit tren tviederholen,
singt bald wie ein Canarienvogel, bald wie die virgi-
nische Nachtigal und bringt alle anderen Singvogel Hier-
durch in solche Verwirrung, dasi, wo sie einmal ihren
Posten eingenommen, bald alle andere Sanger schwei-
gen. Diefe ausnehmend grohe Neigung zur Nachah-
mung schadet jedoch ihrem Gefange. Das fchonste Lied
unterbricht sie durch plotzliches Krahen wie ein Haus-
hahn, und in die treti wiedergegebenen sanften Tone der
blauen Sylvie (Sylvia sialis S.87 Sp. 1) mengt sie den
unheimlichen Ruf des Whip-poor-Will (S. 56 Sp. 2)
oder das unpoetische Gackern der Huhner. Immer inacht
ihr das Singen grosies Vergnugen ; mit wahrem En-
thustasmus fpringt sie im Kafig hin und her und fcheint
ihre Tone durch eine Art von taktmasiigem Tanz zu be-
gleiten. Vorzuglich in den Nachtstunden lebhaft, singt
sie attch ain Besten nach Eintritt der Dunkelheit. Nicht
alle sind gleich gute Sanger, und manche gewohnen sich
nie vollkommen an die Gefangenfchaft. Der Preis fur
die eingefangenen unterliegt daher fehr vielen Wechfeln
und steigt von 7 auf 15 und 20 Dollars. Wilson sah
ntehrmals 50 Dollars fur eine gute Spottdrossel erle-
gen und kantite eine befonders ausgezeichnete, die ihrem
Herrn fur angebotene 100 Dollars nicht feil war. Man
Hat verschiedene Verfuche mit fogenatt titen Hecken, d. H.
mit Erziehung einer Familie in der Gefangenfchaft ge-
macht tind gefnnden, dah bei gehoriger Vorsicht die
Paare anch im Kafig sich fortpflanzen nnd die Jungen
am Leben bleiben. — Die Spoitdroffel wird nicht allein
in Nordamerika von der eanadifchen Grenze an, fondern
liter Merico und Venezuela bis Brasilien angetroffen
und fcheint auch auf einigen westindifchen Jnfeln vorzu-
komitien. In den Staaten nordlich vom Delaware ist
sie indeffen weit feltener als in den fudlichen, Zugvogel
in jenen, Standvogel in diefen. Ein mildes Klima und
Niederungen in geringer Entfernung von der Seekt'tste
fagen ihr am Meisten zu; sie wird daher tstlich von dem
langgestreckten Alleghany-Gebirge viel haufiger ange-
troffen als jenfeits deffelben. Wo sie einmal bleiben
will, wahlt sie sich einen testimmten Ort zum bevorzug-
ten Aufenthalte, einen eiiifamen Dornenbufch, ein nit-
durchdringliches Dickicht, einen Orangenbattm oder Ceder
und fcheint sich wenig daratts zu machen, dah Menschen
haufig vorfibergehen oder menfchliche Wohnungen in
der Nahe sich befiitden. Jtnitier bereit, fur die Familie
zu kampfen, fucht sie ihr Nest nicht mit der Aengstlich-
keit zu verbergen, welche viele Singvogel verrathen, und
bauet nicht felten mitten in einem Garten , auf einem
Apfel- oder Birnbanm tind kanin hsher als 6—7 Fritz
nber dem Boden. Die Zeit der Paarnng lind des Ne-
sterbanes andert je nach der geographifchen Breite; sie
fallt inr Sfideit der Vereinigten Staaten anf den Anfang
Aprils, im Norden auf die zweite Hfilfte des Mai.
Nicht minder ist das Nest nicht fiterall atts denfelben
Stoffen gebauet; gemeinlich hat es eine Unterlage aus
allerlei trockenen Reifern, abgestorbenen Enden vorjah-
riger Pstanzenstengel, Hen, feinett Slrohhalmen, Werg
nnd Holzstficken. Das eigentliche Nest besteht ans einer
dickeit Lage von Wurzelfafern, die, napfformig verbnn-
den, eine Hohlung bildeit, welche mil den feinsten nnd
weichsten Fafern nuSgefuttert ist. Das Weibchen brfi-
tet zwei Male im Jahre, sttzt 14 Tage auf den Eierti
und verlaht sie, wenn es oft gestort wird. Wahrend
der Brtttung kann weder Hund noch Katze, ohne ange-
griffen zii werden, sich dem Neste nahern. Die letzteren
werden durch das eben fo muthige als beharrliche
Mannchen regelmahig in die Flncht gefchlageii. In die
auherste Wuth gerath diefes bei dem Anblicke der
fogenannten fchwarzen Schlange (black snake, Coluber
constrictor), welche unter den Nestlingen aller Vogel
grotze Verheerungen anrichtet. Mit der Schnelligkeit
des Blitzes fchieht jenes auf die entdeckte Schlange, ver-
meidet ihren Bitz, bringt ihr am Kopfe zahllofe Flfigel-
fchlage ttnd Schnadelhiebe bei tind verfolgt sie mit ver-
doppelter Wuth, wenn sie, das Gewicht des Angriffs
empfindend, sich zurfickzuziehen beginnt. Gar nicht felten
erliegt das Reptil dem Vogel, der, zu dem Neste seiner
Jungen zurfickkehrend, bald auf der hochsten Spitze des
Bufches sichtbar wird und durch fchmetternde Laute fei-
nen Sieg verkfindet. Die Nahriing der Spottdrofsel
besteht fibrigens in Beeren, von welchen die Niederun-
gen und Bergabhange Nordamerika's eine grohe Menge
von Arten darbieten, im Fruhjahre und Vorfommer
aus fliegenden Jnfeeten, die mit groher Geschicklichkeit
ergriffen werden und in den ffidlichen Staaten auch im
Winter nicht fehlen. — Die Farbung des Mannchens
ist obenher dunkel braiingrau und bleich brannlichgrau;
Schwingsedern nnd Flfigeldeckfedern sind braunschwarz,
die ersteren an dem unteren Theile weih, die mittelsten
Steuerfedern ruhschwarz, die seitlichen niehr oder min-
der weih an der inneren Fahne; die auherste jederseits
ist reinweih, die Iris goldgelb; Schnabel und Ffihe
sind schwarz. Am Weibchen sind alle Farben verwa-
schener. Nenere Ornithologen haben ohne genfigenden
Grtiitd die Spottdrossel als Reprafenlanten einer eige-
nen Gattnng (Orpheus) Hingestellt, die stch sehr wenig
von den Arnseln unterscheidet.
11. Die schwarzkopfige Glanzdrossel. (Turdus melanocephalus.)
Fig. 1436,
Zu den Abtheilnngen, in welche man die Gattnng
der Drosseln zerfallt Hat, gehort attch die der Glanz-
drosseln (Ixos), die, streng genontmen, eine eigene Gat-
tnng nicht bildeit kann, indem sie sich nur durch niiwe-
sentliche Kennzeichen unterscheidet. Die Glanzdroffeln
gleichen zumal den Arnseln, sind von dunkler, utehren-
theils metallisch glanzender oder schillernder Farbung;
der Schnabel ist etwas kfirzer als der Kopf, und die
Latife steheit um ein Geringes niedriger als bei anderen
Drosselii. Alle Glanzdroffeln gehoren der alten Welt
an ttnd bewohnen besonders die indischen Jnseln. In
der Lebensart weichen sie von ihren Verwandten nichl
ab, hallen sich am Liebsten in dunkleren Waldern anf
und besitzen nicht unangenehme Stimmen. Die als
Beifpiel abgebildete Art ist obenher bleigran, nitten
afchgrau, am Batiche weihlich; der durchaus fchwarze
Kopf fchillert mit Metallglanze in Violett; die Schwing-
federn sind fchwarz, die Steuerfedern gran, mit schwar-
zeiit Quertande gegen das Ende und mit weihen Spitzen.
Das Weibchen entbehrt den Glanz und ist fiberhaupt ein-
farbiger. Die Lange betragt 7 Zoll; das Vaterland ist
Java.
XXXIII. Timalia. (Timalia.)
Gattung scharakler: Schnabel mittelmahig,
zufainmengedrfickt; Oberkiefer von der Wurzel bis zur
Spitze gleichmahig gebogen, vor der Spitze kaunt atts-
gerandet, mit abgertindeter, zwifchen den Nafenlochern
stark Hervortretender Firste; Nasenlocher feitlich inner-
halb einer ovalen Grube. Flfigel knrz, dritte bis sechste
Schwingfeder an der auheren Fahne ausgerandet, fechste
und stebente die langsten. Ffihe mittellang, fehr stark;
Latife geschildet; Kralle der Hinterzehe zweimal langer
als die ubrigen. Schwanz lang, abgestuft.
1. Die braunkøpfige Timalia. (Timalia pileata.) Fig. 1437.
Die Timalien bildeit den Uebergang von den eigent-
lichen Droffeln zn einer Gruppe von Vogeln, die zwar
noch derselben Familie angehoren, indeffen durch Statur
und Lebensart sich unterfcheiden und unter dem Namen
der Ameifendrosseln oder Fliegenjager bekannt sind. Die
Timalien bewohnen fanimtlich das Festland, theils auch
die Jnfeln Indiens, sind stark gebaut und Halten sich in
lichtereit Waldungen auf, wo sie Hauptsachlich von Jn-
feeten leben. Die abgebildete Art ist eine der Haufigsten,
nahert sich gern den Dorfern, verweilt mehrentheils in
Hecken und Bfifchen, wo sie auch brutet, vermeidet
die dichten und dunkeln Walder, verrath Neigung zur
Gefelligkeit, nimmt sich ziemlich furchtlos und wird
fiberall gern gefehen und gefchont, weil sie recht ange-
nehtit singt. Ihr Lied ist zwar einfach, aber ausgezeich-
net durch die genaueste Beobachtung der musikalifchen
Jntervallen; es besteht nur aus funf Ttnen (C DEF G)
der diatonischen Leiter, die ntehrmals Hinter einander
mit voller Regelmahigkeit und ohne Einmengung von
Halbeti oder Vierteltonen wiederholt werden. Horsfield
bemertte, dah gelegentlich ein fechster Ton Hinzugefetzt
ward, dessen Hervorbringung indeffen unverkennbare
Anstrengnng erforderte nnd deshalb genfigende Reinheit
nicht befah. Nur jeite funf Noten fchienen innerhalb
des natfirlichen Umfanges der Stinime zn liegen. Der