ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
98 V o g e 1. Zweite Vrdnung. und Uertungert ihr Lied bis (angc nad )Sonnenunter- gang. Nichl felten Hort man zu gleicher Zeit niehrere, die im Wettkampfe fteb zu ubertreffen scheinen. Das Nest dieser Art besindet sich gewohnlich auf einem nie- drigeren Horizontalen Aste der nordamerikanischen Cor- nelkirsche(Dogwood) und besteht, nach Andubon, autzer- lich aus truckenen Baumblattern, in seiner inneren Sckichl aus verstochtenen Grashalmen ; zuinnerst giebt eine Lage non zaher Lehmerde dem Bane grohere Fe- stigkeit. 10. Die Spoitbroffet. (Turdus polyglottus.) Sig. 1432. 1433. 1434. Wenn die Berichte der Nordamerikaner nicht an Ue- bertreibung streifen, so steht die Spottdrofsel als Sing- vogel unubertroffen da im weiten Reiche der Vogel. Wie viel man anch von jenen Angaben abrechne, so bleibt doch geiitig, um Verwundernng zu erregen und das Bekenntnih zu veranlassen, dah Europa nichts jettern Sanger Aehnliches besitze. Im Aeuheren erscheint die Spottdrofsel so einfach und anfprnchslos, wie die Mehrzahl ihrer Verwandten; indeffen verrath die zier- liche und ebemnahige Gestalt, die Leichtigkeit und Leb- Hasligkeit der Bewegungen und das glanzende Auge etwas minder Gewohnliches. Kein anderer Vogel besttzt die Gabe, fremde Tone so genau zu beobachlen, so sest stch einznpragen und so tren wiederzugeben. Keine Stimine, vom eigentlichen melvdischen Gesang bis zum Heiseren Krachzen , ist der Spottdrofsel unnachahm- bar; sie sucht ihren Vorrath von fremden Klangen zu vermehren, studirt sie und freuet sich, wenn irgend ein noch nie gehorter Ton in ihrer Nahe laut wird , weil sie Gelegenheit erhalt, sich an ihm zu uben. Unterstutzt von einem wunderbar biegsamen Organe, giebt fte das Gehorte nicht nur bald zuruck, fondern verbeffert fogar das fremde Lied, indem sie die gezwitfcherte Melodie stotend absingt, ohne jedoch die Jntervallen und den Rhythmns deffelben zu andern. Sie allein vertritt eine Menge anderer Sanger, denn ruhig auf einem Bufche sitzend, laht sie die verfchiedensten Melodien stch folgen. Ihr eigener Gesang ist nicht unbedeutend und besteht aus funf oder inehr kurzen Strophen; selten ertont er jedoch in voller Reinheit, sondern bricht plotzlich ab und wird mit Nachahmungen untermengt, dauert aber eine halbe bis ganze Stunde mit unverminderter Starke. Von der Treue der Nachahmung erzahlt Wilson wun- derbare Dinge. Durch sie getaufcht, lauert der Jager auf einen Vogel, der vielleicht manche Meile in der Runde nicht anzutreffen ist; selbst manche Vogel laffen sich betrugen und eilen entweder herbei, wenn sie den Lockton vernehmen, den sie ihren Gatten zufchreiben, oder sie fliehen und verbergen sich, erschreckt durch den nachgeinachlen Schrei des Sperlingsfalken. In der Gefangenfchaft geht wenig von jener naturlichen An- lage verloren; einmal zahm und an ihre Umgebungen gewohnt, fpielt die Spottdrofsel andern Hansthieren mancherlei Streiche; sie pfeift in der bekannten Weife des Hausherrn und veranlaht den schlafenden Hund, eiligst aufzuspringen, um dem Zeichen zu gehorchen, kreischt wie ein geangstigtes Huhnchen, setzt alle Brut- Hennen in Aufruhr und eopirt mit Genauigkeit die Stimmen junger Hunde und Katzen und selbst das la- stige Gerausch eines ungetheerten Schiebkarrenrades. Die ihr von ihrem Herren vorgetragene Melodie eines langen Liedes lernt sie in kurzer Zeit tren tviederholen, singt bald wie ein Canarienvogel, bald wie die virgi- nische Nachtigal und bringt alle anderen Singvogel Hier- durch in solche Verwirrung, dasi, wo sie einmal ihren Posten eingenommen, bald alle andere Sanger schwei- gen. Diefe ausnehmend grohe Neigung zur Nachah- mung schadet jedoch ihrem Gefange. Das fchonste Lied unterbricht sie durch plotzliches Krahen wie ein Haus- hahn, und in die treti wiedergegebenen sanften Tone der blauen Sylvie (Sylvia sialis S.87 Sp. 1) mengt sie den unheimlichen Ruf des Whip-poor-Will (S. 56 Sp. 2) oder das unpoetische Gackern der Huhner. Immer inacht ihr das Singen grosies Vergnugen ; mit wahrem En- thustasmus fpringt sie im Kafig hin und her und fcheint ihre Tone durch eine Art von taktmasiigem Tanz zu be- gleiten. Vorzuglich in den Nachtstunden lebhaft, singt sie attch ain Besten nach Eintritt der Dunkelheit. Nicht alle sind gleich gute Sanger, und manche gewohnen sich nie vollkommen an die Gefangenfchaft. Der Preis fur die eingefangenen unterliegt daher fehr vielen Wechfeln und steigt von 7 auf 15 und 20 Dollars. Wilson sah ntehrmals 50 Dollars fur eine gute Spottdrossel erle- gen und kantite eine befonders ausgezeichnete, die ihrem Herrn fur angebotene 100 Dollars nicht feil war. Man Hat verschiedene Verfuche mit fogenatt titen Hecken, d. H. mit Erziehung einer Familie in der Gefangenfchaft ge- macht tind gefnnden, dah bei gehoriger Vorsicht die Paare anch im Kafig sich fortpflanzen nnd die Jungen am Leben bleiben. — Die Spoitdroffel wird nicht allein in Nordamerika von der eanadifchen Grenze an, fondern liter Merico und Venezuela bis Brasilien angetroffen und fcheint auch auf einigen westindifchen Jnfeln vorzu- komitien. In den Staaten nordlich vom Delaware ist sie indeffen weit feltener als in den fudlichen, Zugvogel in jenen, Standvogel in diefen. Ein mildes Klima und Niederungen in geringer Entfernung von der Seekt'tste fagen ihr am Meisten zu; sie wird daher tstlich von dem langgestreckten Alleghany-Gebirge viel haufiger ange- troffen als jenfeits deffelben. Wo sie einmal bleiben will, wahlt sie sich einen testimmten Ort zum bevorzug- ten Aufenthalte, einen eiiifamen Dornenbufch, ein nit- durchdringliches Dickicht, einen Orangenbattm oder Ceder und fcheint sich wenig daratts zu machen, dah Menschen haufig vorfibergehen oder menfchliche Wohnungen in der Nahe sich befiitden. Jtnitier bereit, fur die Familie zu kampfen, fucht sie ihr Nest nicht mit der Aengstlich- keit zu verbergen, welche viele Singvogel verrathen, und bauet nicht felten mitten in einem Garten , auf einem Apfel- oder Birnbanm tind kanin hsher als 6—7 Fritz nber dem Boden. Die Zeit der Paarnng lind des Ne- sterbanes andert je nach der geographifchen Breite; sie fallt inr Sfideit der Vereinigten Staaten anf den Anfang Aprils, im Norden auf die zweite Hfilfte des Mai. Nicht minder ist das Nest nicht fiterall atts denfelben Stoffen gebauet; gemeinlich hat es eine Unterlage aus allerlei trockenen Reifern, abgestorbenen Enden vorjah- riger Pstanzenstengel, Hen, feinett Slrohhalmen, Werg nnd Holzstficken. Das eigentliche Nest besteht ans einer dickeit Lage von Wurzelfafern, die, napfformig verbnn- den, eine Hohlung bildeit, welche mil den feinsten nnd weichsten Fafern nuSgefuttert ist. Das Weibchen brfi- tet zwei Male im Jahre, sttzt 14 Tage auf den Eierti und verlaht sie, wenn es oft gestort wird. Wahrend der Brtttung kann weder Hund noch Katze, ohne ange- griffen zii werden, sich dem Neste nahern. Die letzteren werden durch das eben fo muthige als beharrliche Mannchen regelmahig in die Flncht gefchlageii. In die auherste Wuth gerath diefes bei dem Anblicke der fogenannten fchwarzen Schlange (black snake, Coluber constrictor), welche unter den Nestlingen aller Vogel grotze Verheerungen anrichtet. Mit der Schnelligkeit des Blitzes fchieht jenes auf die entdeckte Schlange, ver- meidet ihren Bitz, bringt ihr am Kopfe zahllofe Flfigel- fchlage ttnd Schnadelhiebe bei tind verfolgt sie mit ver- doppelter Wuth, wenn sie, das Gewicht des Angriffs empfindend, sich zurfickzuziehen beginnt. Gar nicht felten erliegt das Reptil dem Vogel, der, zu dem Neste seiner Jungen zurfickkehrend, bald auf der hochsten Spitze des Bufches sichtbar wird und durch fchmetternde Laute fei- nen Sieg verkfindet. Die Nahriing der Spottdrofsel besteht fibrigens in Beeren, von welchen die Niederun- gen und Bergabhange Nordamerika's eine grohe Menge von Arten darbieten, im Fruhjahre und Vorfommer aus fliegenden Jnfeeten, die mit groher Geschicklichkeit ergriffen werden und in den ffidlichen Staaten auch im Winter nicht fehlen. — Die Farbung des Mannchens ist obenher dunkel braiingrau und bleich brannlichgrau; Schwingsedern nnd Flfigeldeckfedern sind braunschwarz, die ersteren an dem unteren Theile weih, die mittelsten Steuerfedern ruhschwarz, die seitlichen niehr oder min- der weih an der inneren Fahne; die auherste jederseits ist reinweih, die Iris goldgelb; Schnabel und Ffihe sind schwarz. Am Weibchen sind alle Farben verwa- schener. Nenere Ornithologen haben ohne genfigenden Grtiitd die Spottdrossel als Reprafenlanten einer eige- nen Gattnng (Orpheus) Hingestellt, die stch sehr wenig von den Arnseln unterscheidet. 11. Die schwarzkopfige Glanzdrossel. (Turdus melanocephalus.) Fig. 1436, Zu den Abtheilnngen, in welche man die Gattnng der Drosseln zerfallt Hat, gehort attch die der Glanz- drosseln (Ixos), die, streng genontmen, eine eigene Gat- tnng nicht bildeit kann, indem sie sich nur durch niiwe- sentliche Kennzeichen unterscheidet. Die Glanzdroffeln gleichen zumal den Arnseln, sind von dunkler, utehren- theils metallisch glanzender oder schillernder Farbung; der Schnabel ist etwas kfirzer als der Kopf, und die Latife steheit um ein Geringes niedriger als bei anderen Drosselii. Alle Glanzdroffeln gehoren der alten Welt an ttnd bewohnen besonders die indischen Jnseln. In der Lebensart weichen sie von ihren Verwandten nichl ab, hallen sich am Liebsten in dunkleren Waldern anf und besitzen nicht unangenehme Stimmen. Die als Beifpiel abgebildete Art ist obenher bleigran, nitten afchgrau, am Batiche weihlich; der durchaus fchwarze Kopf fchillert mit Metallglanze in Violett; die Schwing- federn sind fchwarz, die Steuerfedern gran, mit schwar- zeiit Quertande gegen das Ende und mit weihen Spitzen. Das Weibchen entbehrt den Glanz und ist fiberhaupt ein- farbiger. Die Lange betragt 7 Zoll; das Vaterland ist Java. XXXIII. Timalia. (Timalia.) Gattung scharakler: Schnabel mittelmahig, zufainmengedrfickt; Oberkiefer von der Wurzel bis zur Spitze gleichmahig gebogen, vor der Spitze kaunt atts- gerandet, mit abgertindeter, zwifchen den Nafenlochern stark Hervortretender Firste; Nasenlocher feitlich inner- halb einer ovalen Grube. Flfigel knrz, dritte bis sechste Schwingfeder an der auheren Fahne ausgerandet, fechste und stebente die langsten. Ffihe mittellang, fehr stark; Latife geschildet; Kralle der Hinterzehe zweimal langer als die ubrigen. Schwanz lang, abgestuft. 1. Die braunkøpfige Timalia. (Timalia pileata.) Fig. 1437. Die Timalien bildeit den Uebergang von den eigent- lichen Droffeln zn einer Gruppe von Vogeln, die zwar noch derselben Familie angehoren, indeffen durch Statur und Lebensart sich unterfcheiden und unter dem Namen der Ameifendrosseln oder Fliegenjager bekannt sind. Die Timalien bewohnen fanimtlich das Festland, theils auch die Jnfeln Indiens, sind stark gebaut und Halten sich in lichtereit Waldungen auf, wo sie Hauptsachlich von Jn- feeten leben. Die abgebildete Art ist eine der Haufigsten, nahert sich gern den Dorfern, verweilt mehrentheils in Hecken und Bfifchen, wo sie auch brutet, vermeidet die dichten und dunkeln Walder, verrath Neigung zur Gefelligkeit, nimmt sich ziemlich furchtlos und wird fiberall gern gefehen und gefchont, weil sie recht ange- nehtit singt. Ihr Lied ist zwar einfach, aber ausgezeich- net durch die genaueste Beobachtung der musikalifchen Jntervallen; es besteht nur aus funf Ttnen (C DEF G) der diatonischen Leiter, die ntehrmals Hinter einander mit voller Regelmahigkeit und ohne Einmengung von Halbeti oder Vierteltonen wiederholt werden. Horsfield bemertte, dah gelegentlich ein fechster Ton Hinzugefetzt ward, dessen Hervorbringung indeffen unverkennbare Anstrengnng erforderte nnd deshalb genfigende Reinheit nicht befah. Nur jeite funf Noten fchienen innerhalb des natfirlichen Umfanges der Stinime zn liegen. Der