ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
112 Vogel. Fweile Ordnung Funste Gruppe. Spatze. Schnabel mittel- magig, stark, dick, kegelsormig, Oberschnabel auf der abgerundeten Firste schwach gebogen. Fuge turz mit schwachen Nageln. Flugel turz, abgerundet, zweite bis vierte Schwingfeder die langsten. Schwanz turz, toenig ausgeschnitten oder abgestutzt. 11. Der Singsperling. (Fringiila melodia.) Jig. 1462. Als Reprasenlanlen einer uinfanglichen Gruppe der Finkengattung, die in Deutschland durch drei Arten, und unter diesen durch den Haussperling, vertreten wird, Wahlen roir einen auslandischen durch seinen Gesang die Nerwandten ubertreffenden und in seinem Vaterlande, Nordamerika, sehr beliebten Vogel. Der Singsperling vertritt in jettern Welttheile gewissermagen ven schon ge- nannten gemeinsten Vogel Mitteleuropa's, scheint fast eden so Haufig zu sein, besitzt aber Eigenschaften, die, jenem abgehend, ihn uberalt gern gesehen machen. Nur ven Norden, das kalte Canada und das Jnnere der neu- englischen Staaten meidet er im Winter, in allen sud- licher gelegenen Provinzen verweilt er als Standvogel das ganze Jahr uber. Dag ein hoherer Kaltegrad noth- wendig sei, um ihn zu vertreiben, beweist er durch spates Fortziehen. Selbst im Norden ersreuet er bis in den November die Landleute mit seinem Gesange und entsernt fich erst dann, memi Schnee zu fallen beginnt. Jin Suden verbringt er die schlimmste Zeit des Jahres in den fogenannten Cypressensumpfen, kaum bewohnten, theilweis unzuganglichen, wasserreichen Niederungen, die mit Nadelholzern uberzogen stud und uberhaupt sehr vielen Vogeln zum winterlichen Zustuchtsorte dienen. Gemeinsames Bedurfnig und die Abwesenheit der Ursachen, welche Arten und Jndividuen in der Fort- pflanzungsperiode trennen, veranlassen Vertraglichkeit und Zusammenleben unter den artenreichen Fluchilingen, welche den Winter in solchen Orten verbringen. Der Singsperling singt ununterbrochen vom April bis zu Ende Oetobers; um zu fingen, lagt er fich auf der Spitze eines Bauines nieder und verrath eine seltene Unermnd- lichkeit, indem er Stundenlang fortzufahren Pstegt. Wohlbewafserten Gegenden giebt er vor den trockeneren den Vorzug und soll sogar, wie wenigstens Wilson ver- fichert, durchaus nicht anstehen, fich in das Wasser zu sturzen und schwimmend seineRettung zu suchen, sobald er fich durch einen Schug verletzt fuhlI. Sein Nest bauet er bald an ebener Erde zwischen den Stangeln und Wurzeln hoher Grafer oder zwischen Baumwurzeln, bald zwischen den Zweigen der Nadelbaume und beson- ders der Cypressen, indessen nie hhher als 5 — 6 Fug von dem Boden. Auf die Einrichtung deffelben wendet er keinen besondern Fleig, sondern scheint mit chenigem Schutze fur die Gier und Jungen zufrieden zu sein und Hierin dem europaischen Haussperling sehr zu gleichen. Die Eier find weig oder auch blaulich weig und mit rbthlich braunen Flecken dicht ubersaet. Der Gesang dieses Vogels besteht aus kurzen, aber angenehmen Stro- phen, die, mannichfach fich wiederholend, dennoch nicht ohne Abwechselung find. Mannchen und Weibchen gleichen fich in der Farbung. Der Kopf ist oben roth- lichbraun, dunkel gesteckt, in der Mitte von der Stirn zum Hinterhaupte durch eine olivengraue Linie getheilt, der Vorderruckeit gran, dunkel rothbraun gestrichelt, Hinterrucken und Seiten des Kopfes sind grau; vom Hinteren Augenwinkel und von dem Schnabelwinkel lauft ein doppelter, breiter, braunschwarzer Streif ruckwarts. Die weige iintere Korperhalfle geht an den Seiten in Grau uber lind wird nach hinten gradweis rothlich. Hals und Vruft sind schwarzbraun gefleckt, Flugel und Schwanz braun. Die Lange betragt 6 Zoll. 12. Der Haussperling. (Fruigilla domestica.) Fjg. 1463/ Es durfte uberflussig sein, die Geschichte des gemeinen Haussperlings an diesem Orte Weitlaufig zu entwickeln. In ganz Europa kennt fedes Kind diesen uberall haufi- gen, nirgends beliebten, mehrenkheils sehr gering ge- achteten oder sogar verrufenen Vogel, der an Unver- schamtheit alle Verwandte ubertrifft, trotz des bestandi- gen Lebens zwischen den Menschen keine Zahmheit er- langt hat, mit plumpem Betragen viele List und Mig- trauen verbindet und durchaus nicht fur dunim gehalten werden darf. Durch Zudringlichkeit lastig, durch un- melodisches, aber eifrig fortgesetztes Zwitschern lang- weilend, schadlich als uberaus fruchtbarer, gesragiger und leckerhafter, den Menschen uberall hin verfolgender Mitbewohner unserer Hauser hat er viele Verfolgungen zu erdulden. Jedermann glaubt durch seine Vertilgung sich ein Verdienst zu erwerben, und Mulhwillige ineinen mindestens in der Menge der Sperlinge eine Aufforde- rung zu ihrer ost ganz unnothigen Todtung zu finden. Indessen sind seit langer Zeit verstandige Laudwirthe und Jager der Ueberzeugung, dast solch planloses Aus- rotten eiiiem Eingriffe in den Haushalt der Natur gleich- zuachten sei und als solcher sich selbst strafe. Die mit arger Unverschamtheit unsere Fruchibaume und Wein- stocke, unsere Waizen- und Erbsenfelder beraubenden und nie das Schlechtere anfallenden Sperlinge verzehren auch Jnseeten, zumal Kafer, besonders Maikafer und viele jener Raupen, welche dem Gemuse und den Obstbaumen ungemein grosten Schaden zufugen. Wo man, wie ehe- dem haufig geschah, Pramien fur eingelieferte Sperlinge zahlte, nahnien jahrlich die verderbenden Jnseeten zu und rachlen den im Grosten und unverstandig getriebenen Mord. Ob aber das Ueberhandnehmen der Jnseeten wirklich so austerordentlich gewesen, wie Hinundwieder erzahlt worden ist, und ob man dasselbe einzig von der Verfolgung jener Vogel Herzuleiten hatte, mag mit allem Recht bezweifelt werden, weil Uebertreibungen nach einer oder der anderen Seite hin da nicht ungewohn- lich find, wo entgegengesetzte Ansichten von grosten Parteien vertreten werden, und weil austerdem eine ziemlich vollstandige Ausrottung der Sperlinge schwer- lich irgendwo gelungen sein durste. Jhre sehr allgemeine Verbreitung und groste Fruchtbarkeit dursten sie selbst gegen langer und methodisch fortgesetzte Verfolgungen soweit schutzen, dast Hbchstens Verminderung der Art, schwerlich aber Anstilgung derselben erzielt werden wurde. Seine Keckheit verrath der Sperling in der Art, wie er beirn Nesterbau stch dem Menschen uberall aufdringt und selbst durch mehrfache Zerstorung seiner Niederlassung nicht von erneuerten Versuchen abznbrin- gen ist. Er Hat vor den meisten anderen Vogeln seiner Familie voraus, dast ihm so ziemlich jeder Ort zur An- legung der Brutestatte recht ist, Wenn er nur einigen angeren Schutz gewahrt, und daher findet man das Nest sowohl in Hausern, auf Boden, unter Dachsparren, in Mauerrissen, Felsenlochern und hohlen Baumstam- men, als auch auf den Zweigen mittelhoher Baume. Im letzteren Falle ist es stets etwas sorgfaltiger gebauet, oben geschlossen und mit Seiteneingang versehen (Fig. 1463), wsthrend es uberall da als sehr liederlicher Bau erscheint, wo die Oertlichkeit selbst Vorsicht nnnothig macht. Die Paarung sindet zweimal in einem Sommer Statt, das erste Mal im April, das zweite Mal sogleich nach vollendeter Erziehung der ersten Brut. Ein Paar er- zeugt in einem Soninier leicht 9—11 Junge. Das Fleisch ist nbrigens Hart und schmacklos und Wird daher selten genossen, selbst in Italien nicht, wo ziemlich jeder kleine Vogel als estbar gilt. — Von dem Haussperling ist ubri- gens der ebenfalls sehr gemeine Feldsperling (Frin- gilla montana) durch rothgrauen Nacken und Scheitel, durch schwarzen Fleck an den Seiten des Kopfes und zwei weiste Querbinden aus den Flugeln wohl unterschieden. XLI. Gimpel. (Pyrrhula.) Gattungscharakter: Schnabel kurz, dick, Hart, kegelsbrmig,an der W urzel rund, an den Seiten aufge- trieben, gegen die Spitze leicht zusammengedruckt; Ober- kiefer mit krummer, in die Stirn Hinauflaufender, abge- rundeter Firste und Hakenformiger Spitze. Fuge kurz, ziemlich stark; Krallen schwach, wenig gekrummt. Flugel mittelmastig, stumpfspitzig, bald die zweite, bald die vierte Schwingfeder die langste. 1. Der Rothgimpel. Dompfaff. (Pyrrhula vulgaris.) Fig. 1464. 1465. Der Rothgimpel bewohnl als Zug- oder Strichvogel den grogten Theil des nordlichen und rnittleren Europa vom 67° n. Br. bis an die Alpen und gehort daher zu den bekanntesten Vogeln. Seine Farbung zeichnet ihn im Itebrigen vor allen Verwandten aus; auf der Ober- seite Herrscht zartes Hellgrau vor, Kappe, Schwingen und Schwanz sind schwarz, der Burzel ist weig, und das Mannchen leuchtet weithin durch glanzendes, den Vor- derhals und die Brust uberziehendes Zinnoberrolh. Am Weibchen schwindet dieser Schmuck, denn anstatt des Hochroth zeigt sich nur ein sanftes Rolhlichgrau; den Jungen fehlt die schwarzeKopfplatte, die Vrust ist gelb- lichgrau, das ganze Gefieder uberhaupt von unbestimm- ter, gleichsam verwaschener Farbung. In Deutschland kennt man den Gimpel theils als Strichvogel, der wah- rend des Sommers unstal Herumzieht, theils als Wan- dervogel, der, im October aus nordlicheren Gegenden anlangend, den Winter bei uns verbringt. Ueberall wahlt er Wålder 511ni Aufenthalte und giebt solchen den Vorzug, welche aus Nadelbaumen und Laudholz gemischt sind. Dem Erdboden naherl er sich selten und nur, um Futter zu suchen, und weilt mehrentheils in den Wipfeln der Baume oder in Hoheren Buschen, die ihm zugleich seine Nahrung darbieten. Zwischen den Saamen einer Menge von Baunien und den Kernen beerenartiger Fruchte scheint er keinen grogen Unterschied zu machen und frigt im Winter, wie die eigentlichen Finken, die Saamen von niederen Pstanzen, Disteln, Kletten, Nesfeln, Hanf und allerlei Unkrautern. Im Fruhjahre, wo auch diese Vorrathe aufgezehrt sind, benagt er Baum- knospen und steht daher in dem Rufe, zumal jungen Holz- pstanzungen schadlich zu sein. Niemals verschlingt er grogere Saamen uiizertheilt, sonderu zerkleinert oder enthulst sie mit den scharfen Randern seines kraftig zu- beigenden Schnabels. Von Charakter ist er frbhlich ohne Muthwillen, vertraglich gegen andere Vogel, uber« aus zartlich im ttmgange mit seinem Weibchen, arglos und daher leicht vom Vogelsteller zu berucken. Die letztere Eigenthumlichkeit Hat ihm den sehr unverdienten Ruf der Dummheit zugezogen, der, mindestens im Deutschen, zu der bekannte Anwendung seines Naniens Veranlassung gegeben Hat. Er fliegt schnell und geschickt. Beide Geschlechter singen und Wahrend des grogten Theiles des Jahres; das Mannchen ubertrifft indessen das Weibchen. Dieser eigentliche Waldgesang ist gerade nicht unangenehm, tann indessen nicht zu den vorzug- licheren gerechnet werden. Durch Abrichtung wird er leicht und in kurzer Zeit so veredelt, dag man den Gim- pel fur einen der besten im Zimmer ausdauernden Sing- vogel halt; die von Natur flotenartige Stinime besitzt viele Biegsamkeit und der Vogel felbst ein fo gutes Gehor und GedLchInig, dag er feinen naturlichen Gesang ganz vergigt unv die auf einer 816te oder nur durch Pfeifen mittels des Mundes vorgetragene Melodie vollkommen lernt. Ganz gule Sanger werden ubrigens theuer bezahlt, weil sie sorgfaltige und langer bauernbe Abrichtung er- heischen; besonders in Thuringen wird diese verstanden und viel betrieben. Sonst empfiehlt sich der Gimpel zum Zimmervogel noch durch seine Zahmheit und die An- hanglichkeit an seinen Warter. Das Nest bauet er auf Gabelasten niedrigerer Waldbaume aus kleinen Reifern, welche als Nnlerlage dienen, aus Wurzelfasern, trocke- nen Grashalmen, Bannistechten, Haaren und Wolle. Es ist im Allgemeinen etwas locker gewebt und enthalt 4 — 5 blangrunliche, sehr kleine, purpurbraun ge- fleckte Eier. In England lebt der Gimpel als Wahrer Standvogel in den grogen Parks der Vornehinen und wird da gegen Verfolgungen in Schutz genommen. Man will bemerkt haben, dag er dort gewiffen, mit platten Nadeln versehenen auslandischen Nadelholzern