Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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114
Vogel.
Rweite Vrdnung.
auch bel grover Kalte noch fort. Wo Nabelholzsaamen
nicht zu haben sind, begnugt stch der Kreuzschnabel auch
mit Saamen von Disteln, Ebreschen und vielleicht von
anderen Pflanzen. In England will man gesehen haben,
bah er Aepfel mitten durchgeschnitten, um zu den Kornern
zu gelangen; bisweilen soll er selbst Jnsecten frefsen
und zwar sogar Blattlause. Hinsichtlich der Fortpslaii-
zung ist er an keine Jahreszeit gedundeu und macht also
auch in dieser Hinsichi eine sehr merkwurdige Ausnahme;
er nistet ebenso ini hohen Sommer als wahrend des tal-
ten Winters, uberhaupt in jedem ihm beliebigen Monate
und sogar wahrend der Mauser, die auf alle anderen
Vogel verstimmend einwirkt. Das Nest wird hoch in
Nadelbaumen erbauet, indefsen immer so, bah breit
uberhangende Zweige ihm Schutz gewahren gegen Schnee
und Sturm. Immer ist es mit Sorgfalt gearbeitet und
Wenn auch auherlich nicht von besonderer Gestalt, doch
immer sehr dicht, vollig warin und weich. Flechten einer
eigenen Art, deren Ausbreitungen wie Haare aufgelost
erscheinen (Barifiechlen), bilden einen wesentlichen Be-
standtheil. Die wahre Kunst zeigt sich int Jnnern, wo
die Wandungen ein gleichsam verfilztes Gewebe bar-
stellen. Die zwei bis drei Eier sind grunlichweih oder
auch blaulich, einfarbig oder nur am dirken Ende roth-
braun gefleckt. Der gemeine Kreuzschnabel ist 7 Zoll
lang und besonders durch die Lange der Kiefern kennt-
lich; die Spitze des unteren ragt uber den Rucken des
oberen. Jm Gefieder wiegtRoth und Gelbroth vor, mit
Olivengrun in verschiedenen Schattirungen gemischt;
junge Vogel sind grau, etwas altere und die Weibchen
ockergelb angeflogen, alte Mannchen rvsenroth uber-
laufen. Verschieden ist eine rweite Art, der Kiefern-
kreuzschnabel syoxia pstihpsiltaous), durch die Kurze
der an den Schnabelhalsten befindlichen Haken; der un-
tere ragt in diesem Falle kaum uber den oberen Hervor;
die Farbung ist zwar un Allgemeineu dieselbe, indefsen
waltet in ihr das Hochroth, zumal int reifsten Alter,
fast noch mehr vor. Vaterland, Nahrung und Sitten
find dieselben, doch scheint die Verbreitung, in Deutsch-
land wenigstens, minder allgemein zu sein.
XLIV. Webervogel. (Ploceus.)
Gattungscharakter: Schnabel kegelformig, fast
gerad, lang, stark, fpitzig, an der Wurzel dick; Kiefern-
ranber leicht nach Snnen gebogen; Oberschnabel auf der
in die Stirn verlangerten abgerunveten Firste etwas ge-
bogen, mit etwas ubergebogener Spitze; Rasenlocher
oval, mit Federchen bedeckt. Fuhe schwach, mit starten
Krallen; Flugel rnittelgroh; die vierte Schwingfeder
die langste.
1. Der gesellige Webervogel. (Ploceus socius.) Sig. 1474—1478.
Der dem Griechischen entnommene und in das Deut-
sche wortlich ubersetzte systematische Name dieser Gattung
deutet auf die allen Arten mehr oder minder gemeinsame
Darlegung eines ungewbhnlichen Kunsttriebes. Wenige
Stamme von Vogeln tonnen sich hinsichtlich des tunst-
lichen Nesterbaues mit den Webervogeln messen, benn
wenn Andere auch eben so dicke Geflechte darstellen und
die verwandten, jedoch der nachsten Familie angehsren-
den Trupiale ihre Rester gleichfalls an langen Stielen
aushangen, so verfertigen sie doch niemals durch ein ein*
ziges Dach geschutzte gemeinschaftliche Baue. Jm Aeuhe-
ren gleichen die Ploceus so ziemlich den groheren Finken,
indessen ist in der Lange des Schnabels und manchen
Sitten die Hinneigung zu den Staaren nicht zu verken-
nen. Ihr shstematischer Unterschied liegt wesentlich in
dem Mundwinkel, der bei ihnen geradlinig, bel den ahn-
lichen Trupialen gekrummt ist. Bei allem Diesen eni-
behrt ihre Gattung eine hinreichend scharfe Begranzung.
Sie gehoren sammtlich der Sudhalfte der alten Welt an,
sind in Indien und Afrika Haufig und zerfallen in viele
Arten, deren Gefieder meistens eine Mischung von
Brann oder Schwarz mit Gelb in verschiedenen Abftu-
sungen darstellt. Der besonders beruhmte gesellige
Webervogel ist obenher olivenbraun, unten ledergelb;
die Ruckenfebern find hell eingefaht, Kops, Schwingen
und Schwanz braunlich schwarz. Nach A. Smith dildet
der Orangeflutz die sudliche Granze des Verbreitungsbe-
zirkes dieser Art, die int eigentlichen Caplande nicht ge-
sehen wird, aber weiter nordlich, zumal um Lattaku,
eine wasserarme Gegend, in anherorbenilichen Mengen
vorkommt. Derselbe Reisende giebt bie neuesteii unb,
wie es scheint, zuverlassigsten Berichte uber die gernein-
sainen Baue dieses Webervogels, die zwar schon Vail-
lant und Patterson beschrieben, obgleich mit Ueberirei-
bungen, welche auch an ihren Abbildungen (Fig. 1476.,
1477.) Hervortraten. Eine ansehnliche Zahl vereint sich
zur Arbeit, sucht einige Zeit nach einer angemeffenen
Baustelle und schreitet nach getroffener Wahl alsbald
zum Werke. Vor allen Dingen wird ein mehr oder min-
der gewolbtes Dach aus groben Grashalmen errichlet,
welches je nach der Zahl der Cvlonisten, bie allerbings
bisweilen zu mehreren Hunberten austragt, an Umfang
wechselt, aber allezeit bicht genug ist, um Regen unb
Sturm zu wiberstehen. An seiner unteren Seite Hangen
bann bie einzelnen Haushaltungen ihre besonberen Rester
an, bie aus ahnlichen, jeboch feiueren unb sorgfaltiger
gewahlten Stoffen bestehen, hart neben einanber liegen
unb ben kreisformigen Zugang von unten haben. Jst
ber ganze Bau fertig, so erscheint bie Unterseite Horizon-
tal unb mit vieien Hochstens zwei Zoll von einanber eni-
fernten Lochern vurchbohri. Niemals werben bieselben
Nester zum zweiten Male gebraucht; sie bleiben Hangen,
bienen einer zweiten Schicht zu Anheftepunklen unb ver*
mehren bie Dichtigkeit bes Daches. Wirb eine Reihe von
Jahren hinburch ber Bau in solcher Art vergrohert, so
zerreiht er enblich bnrch fein eigenes Gewicht ober bricht
ben Ast nieber, ber bas Ganze tragen mufite. Verglei-
chung ber neueren Abbilbung (Fig. 1475.) mit ben ange-
fuhrten alteren Patterson's (Fig. 1476.) unb Vaillant's
(Fig. 1477.) Wirb zu einern gunstigen Urtheile uber bie
erstere als bie wahrscheinlichere veranlassen. Patterson's
Zeichnung ist schwerlich an Ort unb Stelle, sonbern Wohl
nur von einent Zeichner in Europa entworfen worben,
bem allein eine ungenaue Beschreibung 511 Gebote stanb.
Wo irgenb Gelegenheit sich barbietet, befestigen biese
Vogel ihre geineinschaftlichen Baue an bie oberen Aeste
ober bie auherste Spitze hoher Baume, besonbers ber
start bornigen aus ber Familie ber Mimosen; in baum-
losen Gegenben, z. B. am Orange-Fluh, begnugen sie
sich mit ben Blattern einer sehr hohen Aloe (Aloe arbo-
rescens) als Stutzpunkt. Immer verflechten sie einen
ansehnlichen Theil bes Baumastes in bas Dach ber Colo-
nie unb laffen ihn bisweilen sogar mitten burch ben
Bau Hinburchgehen, um bemselben bie grohie Festigkeit
zu verschaffen. Jebes Weibchen legt in sein Nest 3 —4
grunblauliche, am bideten Enbe purpurbraun gefleckte
Eier. In ihren Sitten haben bie Webervogel uberhaupt
viel Aehnlichkeil mit ben Finken unb nahren sich von
Saamen, wahrscheinlich gerabe von benjenigen bes so-
genannten Buschmann's-Grases, — schwerlich eines
Grases im botanischen Sinne, sonbern einer Restiacea, —
welches ihnen ben Hauptbestanbtheil ihrer Baue liefert.
2. Der gelbkøpfige Webervogel. (Ploceus icterocephalus.)
Fig. 1479.
Das abgebilbete Nest gehort einer gleichfalls in Sub-
afrika unb zwar im Caplanbe selbst einheimischen unb
burchaus nicht feltenen Art von Webervogel, bie erst in
neueren Zeiten von anberen ahnlichen unterschieben wor-
ben ist unb bei braunem Rucken unb Hellgelber Brust
einen lebhaft gelben Kopf ohne Abzeichnungen Hat. In
Sammlungen ist es nicht felten unb leicht an seiner nie-
renformigen Gestalt kennbar. Stets wirb es an ben
schwankenben Enbspitzen hoher Baumaste Hangenb ge-
sunben, bestehlaus rauhen unb sparrigen, mit ungemeiner
Kunst burcheinanver gewebten Grasern, Hat ben Zugang
stets an ber Seite, enthalt eine nicht sehr geraumige,
mit Grasrispen genau ausgefutterte Hohle unb miht in
ber Lange 14 — 16 Zoll. Die Fortpflanzungsgeschichte
ber Bewohner ist nicht bekanut.
3. Der gelbstirnige Webervogel. (Ploceus spilonotus.) Fig. 1480.
Vielleicht ist biese Art von ber vorhergehenben nicht
wesentlich unterschieben, minbestens giebt fie ihren
Nestern bieselbe nierenformige Gestalt unb Hangt fie
ebenfalls an ben Enben von Baumzweigen auf, beson-
ders da, wo diese weit uber einen Fluh Hinuberragen
und also jedem Landthiere der Zugang unmoglich sein
wurde. Man findet in demselben nie mehr als drei ober
vier blaugruuliche, ungefleckte Eier. Als Vaterlanb giebt
Smith bas subostllche Kustenlanb Afrika's an, also bie
neueProvinz von Port Natal, unb setzt ausbrucklich
Hinzu, bah ber Verbreitungsbezirk nicht uber bas Kaffer-
lanb nach Westen reiche. Das Mannchen ist schongelb,
an Wangen, Kehle, Vorberhals unb Mitte ber Ober-
brust schwarz, hat braunen Rucken, Flugel unb Schwanz
unb migt gegen 8 Zoll.
4. Der Taha.Webervogel. (Ploceus Taha.) Fig. 1481.
Man verbankt bie Kenntnih bes Toha, wie ihn bie
Eingebornen Subafrika's nennen, gleichfalls bem ver-
bienten A. Smith. Int Allgemeinen gleicht er ben ubri-
gen Webervogeln, scheint aber geringeren Farbenglanzes
sich zu erfreuen. Das Gefieber bes Mannchens (obere
Figur ber Abbilbung) bietet ein Gemisch von Gelb,
Grau unb Schwarzbraun, untenher ist es grauweifi, an
ber Brust braunlichgelb uberlaufen, im Winter oben
gelbbraun, schwarz gesteckt. Das Weibchen gleicht bem
Mannchen im Winterkleibe. Smith fanb biesen Vogel
norblich vom 26° s. Br. unb glaubt, bah er sich nach
Suben nicht verbreite; er schien auherorbentlich Haufig
zu sein unb besonbers gern in Baunien nahe an Fluh-
ufern stch aufzuhalten. Man sah an solchen Orten zahl*
reiche Schwarme, bie, wie bie Eingebornen aussagten,
zur Brutezeit sich in bas hohe bie Fluffe einfassenbe Ge-
rohrig zuruckziehen, an bessen Schaften fie ihre Rester
einzeln aushangen. Sowohl ber Taha als anbere Weber-
vogel fugten in jener entlegenen Gegenb ben Garten unb
Fruchtfelbern sehr grohen Schaben zu; bie Eingebornen
sahen sich gezwungen, beibe zu bewachen, um ihre voll-
kommene Zerstorung abzuwenben.
5. Der Mahali , Webervogel. (Ploceus Mahali.) Fig. 1482. 1483.
Der Mahali bewohnt, wie bie vorhergehenben, bas
Subenbe von Afrika unb scheint int Orange - Flusse
eine Granze zu finben, bie er nach Suben hin nicht uber-
schreitet. Der mehr erwahnte aftikanische Reifenbe fanb
ben Mahali bis in bie Nahe bes Wenbekreifes in grohe-
Menge unb mehrentheils in Flugen, bie vertraglich unb
sehr gefellig zufammenhielten, gemeinfam bie Flucht err
griffen, auf einern hohen Baume sich nieberliehen, wenn
sie auf ber Erbe, Saamen unb Jnsecten auffuchenb, uber-
rafcht wurben unb erst vann wieber herabkamen, wenn
sie stch vollkommen sicher meinten. Im Resterbau ver-
rathen sie ben allen Webervogeln inneivohnenben Trieb
zur Anlegung gemeinsamer Colonien. Bauen sie auch
tein Dach, welches alle Rester schutzt, so Hangen sie boch
bieselben bicht unb in solcher Menge neben einanber an
ben Zweigen auf, bah man ofr mit einern Blicke breihig
unb mehr ubersiehi. Nicht zufrieben mit ber Sicherheit,
welche bie Befestigung an lange Zweige giebt, bekleiben
sie bas Aeuhere bes Nestes mit Mitteln zur Abwehr ber
Baumschlangen, welche, in ben Kronen ber Baume sich
herumwinbend, ben Eiern unb Jungen aller kleineren
Vogel viel llnheil zufugen unb leicht unb gewanbt ge-
nug finb, um stch auf bas auherste fchwankenbe Enbe
langer Zweige Hinaustrauen zu burfen. Die zur Ver-
fertigung bes Nestes gewahlten sparrigen Grashatme
werben vom Mahali so kunstlich verwebt, bah ihre buli-
neren unb biegsameren Spitzen bie Seiten bes Nestes
bilben unb Hingegen bie starren Wurzelenden mehrere
Zoll lang uber bie Oberflache fo Hervorragen, dah ber
ganze Bau bas Ansehen eines nach allen Richtungen
seine Waffen ausstreckenben Stachelschweines erhalt.
Keine Schlange wurbe uber biese gefahrliche Bekleibung