Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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136
Vogel.
Aweite ®tliliung.
uberhaupt, weichen aber von denselben ab durch star-
teren Ban, Korpergroste und besonders durch die hohen
Fuste, beren sehr entwickelte Hinterzehe mit einer grohen
Kralle bewehrt ist. Die Aeste des Zungenbeines sind
an ihnen nicht verlångert und steigen nicht am Hinter-
kopse empor wie bei Kolibris. Sie fressen zwar Blu-
menhonig und kleine Jnseeten, setzen aber zu dieser
Nahrung auch weiche Fruchte und zumal Beeren. Meh-
rere Arten pstegen gesellig zusammenzuhalten und blu-
hende Baume gemeinsam zu besuchen. Die abgebildete
Art ist eine der gemeinsten und wird gewohnlich in dem
niedrigen und dichten Buschwalde angetroffen, welcher
einen grosten Theil von Neusudwales uberzieht, und
viele Species der Gattung Binksia enthalt, deren groste
Bluthenbuschel den Honigfrefsern das Winterfutter zu
liefern scheinen.
2. Der schwarzkopfige Hrnigfreffer. (Philedon phrygius.) gig. 1553.
Gould beschreibt diesen Honigfrefser als einen ge-
meinen, von Sudaustralien bis nach Neusudwales ver-
breiteten Standvogel, der hochstens seinen Aufenthalts-
ort wechselt, wenn bluhende Eukalyptus ihn locken.
Die Blumen dieser schonen und artenreichen Gattung
australischer Baume bilden seine wesentliche Nahrung,
und destwegen duldet er keinen anderen schwacheren, auf
gleiches Futter angewiesenen Vogel auf denselben. Seine
Zanksucht und seine Mistgunst haben keine Granzen,
und selbst mit seines Gleichen liegt er ost im Hader,
wenn er gleich zu anderen Zeiten sich mit anderen zu
Flugen von 50 — 100 Stuck verbindet, die von einem
bluhenden Baume zum anderen ziehen. Er wird dann
zu einem eigentlichen Strichvogel und irrt im Lande weit
umher. Seine Stimme ist pfeifend und nicht unange-
nehm. Das becherformige, aus seinem Gras gewebte,
mit etwas Thierwolle und Haar ausgesutterte, funf Zoll
im Durchmeffer haltende Nest pstegt er an der Spitze
eines uberhangenden Zweiges des Eukalyptus zu bese-
stigen. Das Weibchen legt zwei Eier, die auf dunkel
ledergelbem Grunde mit unregelmahigen rothbraunen
oder graurothlichen Flecken uberstreuer sind, bie zumal
gegen bas bicfere Enbe bes Eies einen beutlichen Kranz
bilben. Das Gefieber ist schwarz, obenher gelb, unten
weist gestreift; Schwing- und Steuerfedern sind gelb
gesaumt.
3. Der neuseelckndische Honigfrefser. (Philedon novae Seelandiae).
Flig. 1554.
Cook beschrieb unter dem Namen des Pu-Vogels
(Poe-bird) zuerst einen Vogel, der von den Systema-
tikern eben so wie andere Honigfresser auf Wunderliche
Weise herumgeworfen und bald in dieser, bald in jener
Gattung untergebracht worden ist. Nach den neuesten
Ansichten mancher Ornithologen wurde er eine eigene
Gattung unter den Honigvogeln ausmachen, die man
uberhaupt in sehr viele Galtungen zerspalten Hat, welche
hier anzufuhren weder Zweck noch Raum gestalten. Die
Unterschiede zwischen denselben sind in der Regel von
sehr geringer Erheblichkeit, wahrend Lebensart und
Vaterland sich gleich bleiben. Der neuseelandische Ho-
nigfresser ist etwas groher als eine Amsel; Kops, Hals,
Brust und die grosten Flugeldeckfedern sind dunkel metal-
lischgrun mitKupserschiller, Rucken und Schwanz braun,
der letztere obenher stahlblau schilternd, die Unterseite ist
weist, rvthlich uberlaufen. Die Federn deS Ruckens
sind zugespitzt und haben einen weihen Schaftstrich, die-
jenigen der Mundwinkel bilden einen langen, krausen,
Herabhångenden Buschel und haben nach vorn sehr ver-
breilerte, nach unten schmale Fahnen. In Neuseeland
Heistt dieser Vogel Kogo und wird ebenso seines Fleisches
als Gesanges wegen geschatzt.
Dritte Familie.
Wiedehopfe.
Die Familie der Wiedehopfe gehort offenbar unter
die dunnschnabeligen Hocker, und nicht in die Nahe der
Pirole und des Kukuk, wohin sie von Einigen gesetzt wor-
den; sie unterscheidet sich zumal von den Singvogeln
durch ihren anatomischen Bau. Gould glaubt, und
zwar nicht mit Unrecht, an ihre Verwandtschaft mit den
Nashornvogeln , indessen kann solche Zusammenstellung
in systematischer Beziehung nicht genugen. Der wesentliche
Charakter der an sich kleinen Familie liegt in den innen
nicht ausgehhhlten, sondern vollkommen ebenen Kiefern
des langen, dunnen, mehr oder minder gebogenen Schna-
bels, dem vorragenden Oberkiefer und der sehr kurzen,
dreieckigen Zunge. Ausser den eigentlichen Wiedehopfen,
von welchen man drei, der alten Welt allein angehbrende
Arten kennt, begreift diese Familie noch einige wunder-
bare Vogel Neuguinea's und Afrika's, die von Man-
chen zu den Paradiesvogeln gerechnet worden sind und
Hier den Anfang machen.
LXVIL Schwcishopf. (Promerops.)
Gattungscharakter: Schnabel sehr lang, ge-
bogen, zusammengedruckt, auf der in die Stirn verlan-
gerten Firste abgerundet; Oberkiefer etwas langer als
Unterkiefer, vor der Spitze nicht ausgerandet; Nasen-
locher an der Schnabelwurzel, halbgeschlossen durch eine
zur Halfte befiederte Membran; Zunge kurz, knorpelig,
zweispaltig. Vierte oder funfte Schwinge die langste.
Schwanz sehr lang, zehnsederig; Fuste kurz; Laufe von
Lange der Mittelzehe.
Ter rothschnibelige Schweifhopf. (Promerops eriythrorhynchos.)
gig. 1555.
Die Schweifhopse gleichen durch Schnabelbau gar
sehr unserem Wiedehopfe, allein sie entbehren die Feder-
haube desselben, und haben ungemein lange, schlaffe
Steuerfedern und endlich eine weit mehr vorstreckbare,
zum Einziehen des Blumenhonigs geeignete Zunge. Sie
sind lebhaft, muthwillig und halten zusammen, entweder
in Paaren oder in kleinen Familien, welche aus beiden
Aeltern und ihrer gesammten Nachkommenschaft bestehen,
eine Verbindung, die mit der nachstfolgenden Paarungs-
zeit sich lost. Vom grauenden Morgen bis Sonnenunter-
gang durchstreifen sie die kleinen Geholze, in Welchen sie
geboren sind, und die sie nicht leicht freiwillig verlassen.
Des Abends zieht jede Fainilie sich in das Loch des
hohlen Baunies zuruck, in welchem auch die Jungen
ausgebrutel toerben. Sie flieg en mit mittelmastiger
Getoandtheit unb Schnelle, legen niemals groste Strecken
ohne Unterbrechung zuruck, hangen sich, toohl uni seit-
lich zu schreiten, einen Augenblick lang mit bein Schnabel
an eine Spalte bes Astes ober ber Rinbe bes Stammes,
vermogen aber nicht senkrecht auf- unb ab zuklettern.
Wie alle Vogel, ivelche mit ihrcm Schnabel Hanimernde
Beniegungen vornehmen, haben sie einen fest gebaueten
Schadel, langen, verhaltuistmahig dunnen, muskelreichen
Hals. Sie sangen schwerlich Blunien aus, sonbern
nahren sich meist von Jnseeten, bie sie um so eher zer-
quetschen, toeilbie Kiefern innen platt aufeinanber paffen
unb sollen sich berselben nach Art ber Spechte bemach-
tigen, beren Starke sie freilich nicht besitzen, inbem sie
ben Schnabel unter abgefaulte Rinben stecken unb biebort
verborgenen Kafer mit ber Zunge ergreifen. Der roth-
schnablige Schweifhopf bewohnt bie Lånder bes Kaf-
fernlanbes unb scheint ein Stanbvogel zu sein. Das
Mannchen ist ein volles Drittheil groster als bas Weib-
chen, boch gleichen stch beibe burch bie Farbung, welche
dunkelgrun ist, aber, je nachbem ber Korper sich breht,
mit bem lebhaftesten Metallglanze in Violett, Schwarz
ober Golb schillert. Der Schnabel ist lebhaft korallen-
roth, ber zehnfeberige Schwanz sehr lang.
LXVIII. Kragenhopf. (Epimachus.)
Gattungscharakter: Schnabel bemjenigen ber
Schweifhopfe gleich; Nafenlbcher unter sammetartigen
Febern versteckt. Seitenfebern to ie an ben Parabiesvh-
geln sehr verlångert unb eigenthumlich gestaltet. Schwanz
sehr lang, zwolffederig.
Der Prachtige Kragenhotf. (Epimachus superbus.) gig. 1556.
Man kennt ben tuneren Bau ber nach Europa nur
in Sålgen gelangenben Epimachus viel zu wenig, um
mit Entschiedenheit uter ihre toahre Stelle im ornitho-
logischen Systeme aburtheilen zu tonnen. Es ist sehr
wahrscheinlich, bast sie ben Paradiesvågeln, mit welchen
sie nicht allein autzere Aehnlichkeit haben, sonbern auch
bas Vaterlanb theilen, sehr nahe stehen. An Pracht
geden sie benselben nichts nach, unb leben Vermuthlich
auf ganz gleicheArt. JhrKorper ist nichtgrotz, inbeffen
geden ihnen ber ungemein lange Schwanz unb bie breit
vorstehenben Seitenfebern ein debeutendes Ansehen. Die
adgebilbete Art ist eigentlich nicht groster als eine kleine
Taude unb burchaus dlauschwarz, auf ber Brust lebhaft
grunschillernd; ihre sichelformigeu Schulterfebern Haben
sehr ungleiche Fahnen, unb glanzen im prachtvollsten
Golbgrun; bie 5—6 Febern ber Weibchen laffen sich
aufrichten ober boch spreizen, stub gleichfalls sichelformig,
braunschwarz unb vor bem vorberen Enbe mit einer
blau iribiflrenben Binbe geschniuckt. Fuste unb Schnabel
sinb schwarz, ber letztere uber 3Zoll lang. Der Schwanz
besteht aus 12 Febern, von welchen bie rnittelsten langsten
2 Fust messen ; er ist obenher violett in Blau schillernb,
unten braun. Nach Lesson ist bieser Vogel aus Neu-
guinea nichts weniger als selten. Die Eingeborenen
jener Jnsel pstegen bie Balge ebenso zu behanbeln ober
so zu verstummeln, wie biejenigen ber Papabiesvågel,
unb an frembe Schiffe zu verkaufen.
LXIX. Wiebehopf. (Upupa.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, schwach
gebogen, an ber Wurzel breieckig, seitlich zusammenge-
druckt; Oberkieser mit vorragenber, stumpfer Spitze,
abgerunbeter Firste; Nasenlocher eirunb, offen; Zunge
kurz, breieckig. Flugel grost, vorn abgerunbet, britte
unb vierte Schwingfeber bie langsten. Schwanz mit-
telmåhig, abgestutzt, zehnfeberig. Der Kopf mit Hoher
Feberhaube.
Ter gemeine Wiedehopf. (Vpupa Epops.) gig. 1557— 1560.
Der Wiebehopf bewohnt als Zugvogel ben gråsten
Theil von Europa, einen Theil von Asten unb Afrika.
Die Granzen seines Verbreitungsbezirkes scheinen bas
mittlere Norwegen und ber Atlas, Portugal unb ber Altai
zu sein. Jnnerhalb berselben ist er zwar nirgenbs ganz
selten, inbeffen keinestoeges uberall in gleichen Zahlen
anzutreffen. Am Haufigsten soll er sein im sublichen
Rustlanb unb uberhaupt in toeit ausgebehnten Edenen,
wo Viehzucht im Grosten getrieben toirb. Im mittleren
Deutschlanb erscheint er auf seiiter Wanberung Anfang
Aprils; bie baseldst zuruckbleidenben beeilen alle Ge-
schafte bes Somineraufenthaltes unb entfernen sich schon
toieber im August. In Englanb betrachtet man ihn als
selten; er scheint bort nicht zu bruten unb roirb, wo er
einmal erscheint, balb bas Opfer eifriger Sammler. Um
so gemeiner ist er in Frankreich, zumal um Borbeaur,
wo er in ziemlich zahlreichen Gesellschaften bie mit Wei-
benbaumen unb Pappeln bepstanzten Nieberungen an
ber Garonne bewohnt. Dast er in Subeuropa zu allen
Zeiten gewohnlich gewesen sein muffe, ergiebt sich aus
ben Bemerkungen classischer Schriftsteller; schon Plinius
nennt ihn „einen seines unreinlichen Futters wegen wi-
berlichen Vogel". Aristoteles fuhrt von ihm einige
naturhistorische Thatsachen an; Ovib unb Aristophanes
brauchen ihn fur ihre bichterischen Zwecke. Selbst in
ben Hieroglyphischen Darstellungen ber Aegypter scheint
er angebeutet zu sein, benn er gehort zu senen nutzlichen
Vogeln, welche in bem zuruckgebliebenen Nilschlamme
nach Thieren suchen unb regelt in jenem Lande seine
Wanderungen nach den periodischen Ueberschwenimungen
des einzigen grosten Flusses. Waruni gerade mit ihm
von jeher vieler Aberglaube getrieben toorden ist, durfte
schtoer zu sagen fetn; unter verschiedenen Vblkern ist
ihm Kenntnih von solchen Pstanzen zugeschrieben toorden,
toelche bosen Zauber låsen und verschloffene Thureir