Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Rocker.
Vage 1.
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ostuen und ftin Hetz, Hirn und Leder soilten, unter
geheimnihvellen Formeln aufgelegl, Kopfschmer; Hellen,
das Gebuchlnlp stutfen, Schlas und angenehme Traume
Vetlelhen. Bei den Griechen galt er als Symbol flnb-
licher Liebe, benn, der Sage nach, pflegte er feine
schwach gewordenen Aeltern, warmte sie unter fcinen
Flugeln, stand Ihnen bei wahrenb der Mauser durch
Ausziehen der alten Federn und legte ihnen auf die
kranken Augen Heilende Kranier.
Der Wiedehopf bewohnt uberall int Vorzuge sumpfige
Niederungen, welche jedoch mit Baumen besetzt ftin
mussen, die er zwar felten besucht, aber als scheuer und
einsamer Vogel zum Verstecke nicht entbehren kann.
Fast immer schreitet er langsam und bedachllg und mit
dem Kopst nickend auf dem Erdboden Herum, beweist
aber sogleich gropete Lebhastigkeit und rustige Beroeg-
lichkeit, sobald entweder ein anderer Vogel seiner Art
sich in der Nahe blicken tapt oder irgendwo ein iltest von
Jnsectenlarven ihm aufsthsit. Jm ersteren Falle vet-
rath er sein fthr unvertragliches Naturelt und beginnt
sogleich einen ernstgemeinten Kamps; im letzteren zeigt
er viele Gefrapigkeit, aber auch vollkommene Gleich-
gultigkeit gegen jeden Schinutz. Mit dem langen, fthr
weichen und biegsamen Schnabel zieht er die theils unter
dem Boden, theils auch unter ben Ererementen von
Menschen unb Thieren verborgenen Insecten Hervor, be-
schmutzt stch hierbei im ekelhaftesten Grabe unb nimmt
einen ungemein mibrigen Geruch an, ber inbejfen nur
aus solchen aupeten Ursachen entspringt, unb felnesroegs,
wie Manche gemeint haben, ein Probuct bes Organis-
mus selbst ist. Der enthautete Korper riecht schwach bl-
samartig ober wie frische Ameiftnhauftn, eine Ausbun-
stung, bie an mehreren insectensressenben Vogeln, znmal
tropischer Lanbet, unb an ben amerikanischen Ameisen-
fresftrn (Bd. I. S. 162.) sich wiebersinbet. Pallas sah
sogar, wie ein Wiebehops im Jnneren einer Cloake sein
Nest bauete, wohl in ber Abstcht, um fur seine Jungen
Hinreichenves Futter zeitig unb muhelos zu erhalten.
Am Nebelsten riecht bas Nest, welches zwar nicht mit
Ererementen ausgefuttert ist, wohl aber ben saulenben
Unrath ber Jungen enthalt, bie durch solches Lager
durchaus nicht leiden. Hort die dauernde Beruhrung
mit diesem Schmutze aus, so schwindet auch der ankle-
bende Gestank und wahrend ber Wanderung riecht der
Wiedehopf nicht schlechter alsandere Vogel. Das Volk
hat die Unreinlichkeitdieses Vogels von jeher viel zu uber-
trieben geschildert und ihm mit gropem Nnrechte ange-
dichtet, dap er nicht nur Ereremente im Vorzuge zur
Nahrung wahle, sondern auch mit denselben sein Nest
ausfuttere. Der schmutzige Zustand unb Gestank bes
letzteren sinb fast unvetmelbllche Folgen ber ihm gege-
benen Lage, inbem es immer an Orten liegt, welche bas
Herausschaffen von Auswursstoffen nicht gestalten, wie
in ben tiefen Lochern von Mauern unb Felsen unb im
Jnneren hohler Baume. Ost enthalt es gar keine Aus-
sutterung, inbem bas mulmige Holz ber Baumhohle
den Eiern unb ben Jungen ein genugenb weiches unb
warmes Lager barbietet, anbere Male besteht es aus
allerlei Halmen, Wurzeln unb Federn anderer Vogel,
die zu einem fthr unfunstlichen Bane verbunden stud.
Zur Nahrung dienen nur solche Insecten, die im weichen
Boden, oder im Dunger sich aushalten und lieder im Lar-
venzustande, als in voltkommen ausgebildeter Gestalt ge-
fressen werden, indem sie dann fur den Schnabel des Wie-
dehopses meist zu Hart sind, oder zu vielen llmfang Ha-
ben. Das Fressen ist mit wunderlichen Bewegungen
verbuyden, die stch indessen auf das Schlingen beziehen;
grope Larven von Insecten konnen namlich nur der
Lange nach in ben Schlunb gleiten unb um sie in biese
Stetlung zu bringen, pstegt sie ber Vogel in bie Hohe
zu werfen unb aufzufangen unb bieses zu wieberholen
bis zur volten Erreichung seiner Absicht. Der Schnabel
wirb bei bem Fressen nicht felten senkrecht auf ben Bo-
ven gestammt, als fotle er bem Kopfe zur Stutze bienen,
II. Band.
eine Bewegung, welche bie Zerquetschung eines ergrif-
fenen Harteren Jnsects bezweckt, bas nothigenfalls nieh-
rere Mate gegen ben Boben geschtagen wirb. Wahrenb
biefes Geschaftes unb nicht minber wahrenb bes Schreiens,
welches man am Besten mit ben Sytben Hup, Hup be-
zeichnet, entfaltet bas Mannchen ben langen, auch bem
Weidchen nicht fehlenben Feberdusch. Waffer gehort
nicht zu ben Beburfnissen bes Wiedehopfes, odgleich er
votzuglIch in feuchten Gegenben stch aushali; er trinkt
felten, degnugt stch ben Schnabel schnett einzutauchen,
ohne fpater ben Kopf zuruckzubeugen, wie anbere Vsget
es thun, unb dabet nie in Flussigkeiten, sonbern nur
im Staube ober Sanbe. Zwischen Mannchen unb
Weidchen unb ihren Nachkommen Herrscht keine grohe
Zartlichkeit noch anhungliche Liede, vietmehr losen sich
bie Familien mit Eintritt ber Wanberzeit von selbst auf.
Das Weibchen macht nur eine Brut in jebem Sommer
unb legt Enbe Aprils ober im Mai 4— 5 in ber Fat-
bung ziemlich veranberliche, nngefleckte Eier, beren Grund-
ton grauweip, grunlich, gelblich oder sogar brauntich
sein kann, brutet 16 Tage und vetluhi die Eier selbst
bei Annåherung von Menschen nicht. Die Jungen
werden von beiden Atten und zwar mit Jnsectenlarven
gefuttert, bedurfen zur voltigen Entwicketung ziem-
lich tange Zeit und tassen sich nur mit vieler Schwie-
rigkeit in ber Gefangenschaft aufziehen, wahrenb bie ein-
gesangenen Alten zwar immer vorsichtige Behandlung
vertangen, aber teicht fthr zahrn werben unb im Zintmer
geraume Zeit leben. Der Wiebehops ist im Uedrigen
einer ber hubscheren unter ben beutschen Vogetn, Hat
rostgetbtiches Gefiebet mit Nebergang .in Weinrothlich,
schwarze Fluget unb Schwanz, zwei weihe Quetbinden
ti 6er die Deckfedern, vier ubet den Schwanz und einen
rostgetben, am Ende schwarzgefleckten Federbusch. Mann-
chen und Weibchen siuv roenig von einander verschieden
und die Jungen erhalten schon im Neste den Kopfschmuck.
Man kennt auper dem europaischen Wledehopfe noch
zroei andere, einen afrikanifchen, der von Senaar bis
zum Kastertande gewohnllch fcheint und dem ersteren fthr
ahntich ist, und einen indischen. Der europåifche misit
11 Zolt in der Lange und Hat einen 2 Zolt tangen
Schnabel.
Vierte Familie.
Baumtaufe r.
Die Baumtaufer bitden eine gut charakterisirte, nicht
eben grope, aber in mehr als einer Hinsicht interesfante
Familie von Vogetn, die nur in baumreicheren Gegen-
den, zum Theit fogar nur im dichtesten Urwutde tro-
pischer Lander vorkommen, an den Stammen auf- und
abklettern, dabei viele Beroegtichkeit unb Geschick vet-
rathen, sich von Insecten nåhren unb mit ben Spechten
manche Aehntichkeit haben, ohne jeboch mit benselben
ubereinzukommen. Sie vermogen nicht Baumrinben
abzuthsen, noch roeniger aber Lscher in bie Stamme zu
hucken, sonbern muffen stch mit solchen Insecten be-
gnugen, bie int Moose stch aushalten, unter ber Hald
abgetrennten Borke ober in Ritzen unb Spalten ber
Obettinde stch verbergen. Jhr Schnabel gestuttet ihnen
nicht, nach Art ber Spechte zu verfahren, benn obgleich
von fthr verschiebener Gestalt in ven einzetnen Gattun-
gen, besitzt er niemals eine prismatische Gestalt, entbehri
ganz jene Statfe, bie ihn zum Hotzzerstorenben Werk-
zeuge ntuchen kunn unb erscheint obenein roeit Huufiget
geftummi als gerablinig. Er ist an ber Spitze stels
ohne Kerbe. Die Fupe sinb verhultnisimahig kraftig,
inbejfen niemals paurzehig, b. H. Kletterfupe, roie an
bem Spechte unb verroanbten Gattungen; ausgezeichiiet
roerben sie burch unfehntlche, stark zufummengebruckte
Kratten, von roetchen zumat biejenige der Hinterzehe
viete Lange erreicht. JmKletiern unterstutztder Schwanz
den Korper; die Schafte seiner Federn sind duher mehr
oder minder steif und blsroelten zu Spitzen abgenutzt,
role un elgentllchen Spechten. Wuhrend an biefeu bie
Zunge fthr elgenthumllch gebaut unb roelt vorstreckbar
ist, stellt sie bei Baumtauftrn ein futzes, Hornurtiges
unb fpltziges Werkzeug bar. Die Nasentocher liegen
osten unb ohne Sammetflaum gegen die Wurzel des
Schnabels. Alle Baumtaufer sinb von fteiner Statur,
hochstens von Grope einer Drossel und felten lebendig
gefarbi. Die Aiehtzaht gehort enttegenen Wettgegenden
an; Europa besitzt im Vethåliniffe die roenigsten.
LXX. Baumtaufer. (Certhia.)
Gattungscharukter:, Schnabel schwachgebo-
gen, tang, zusammengedruckt, spitzig, auf der Firste
etroas kantig ; Nasentocher an der Schnabetrourzel, spalt-
formig, fthr ktein. ^teupere Zehe kurzer als Mittelzehe;
Kratten tung, znmal an der Hinterzehe. Schwanz lang
und schmul; Steuerfedern mit starren, nach unten ge-
bogenen Schuften und steifen Fuhnen.
Der gemeine Baumlaufer. (Certhia familiaris.) Fig. 1561. 1562.
Wenn die Familie ber Baumtaufer in Europa eben
nicht burch viete Arten vertreten ist, so sinb minbestens
bie roenigen in biesent Welttheile rorfommenben roeit
verbreitet. Man sinbet ben gemeinen Baumtaufer (Gtau-
fpecht ober Baumreiter) im mittteren unb norblichen
Europa uberall, roo es an Watbern nicht fehlt, nicht
minber in einem gropen Thelte von Sibirien unb viel-
leicht fogar auf ben hohen unb kutten Gebirgen, welche
bus nordtiche Indien von Hochusien trennen. Bis vor
Kurzem Hielt man auch eine im Norden der Verelnigten
Stuaten vorkommende Art fur identifch mit der euro-
paischen; Bonuparte hat sie als eigene Species (Certhia
americana) unterschleden. Der gemeine Baumtaufer
gehort zu den Strichvogetn, die nach vollbruchter Btu-
tung, ohne elgeuttlch ausiere Nothwendigkeit ihren Auf-
enthuttsort mit einem underen, nicht fthr entfernten
vertunschen, unb keinesweges in fest bestimmter Rich-
tung ziehen. lleberatt haufig, erscheint er doch nirgends
gefeltig, fondern lebt einzeln in den Wutdern, gleichviel
ob diefe utis Laubhotz oder Nudetbaumen bestehen mogen,
besucht uuch Garten und Buumpflunzungen in det
Nuhe derDotser und selbst getauschvollet Studie. Mun
fennt ihn altenthalben, benn et zieht bie Ausmerksamkelt
nicht minber burch seine Kteinhelt uus stch, als burch ble
Schnelllgkelt unb Gewunbthelt, mit wetcher er an ben
Baumen in Spiraltinie empotlauft unb burch bie List,
stch roo mogtich immer Hinter bem Stamme zu vetbetgen,
sobalb ein Beobachtet nahet tritt. Et ist etstaunllch
tebhast, eilt von einem Baume zu bem anbeten, klettert
in fluchen Sprungen unb so schnett, bap man ihn aus
ber Ferne leicht mit einem buhin schlupftnben Sauge-
thiete verwechsetn kann, steigt kaum jenials steiroillig
aus bie Etbe Hinab, legt einen hurmtosen unb vettrag-
lichen Charakter zu Tage, besitzt eine schrouche Stinune
unb lå§t feinen eintonigen teisen Ruf mehrentheils int
Sluge ober uuch im Hinauflaufen an Baumstummen
Hbten. Die zur Nahrung blenenben klelnen Insecten
zieht et mit vietene Geschick aus ben Spalten ber Baunt-
tinben, bie et mit stilenet llnermublichkeit, unb ohne
burch Tauschungen stch ermuben zu lassen, durchsputi.
Den Obstgarten wirb et hietburch seht nutzlich unb sottte
buhet ubetalt bie gtohle Schonung erfahten. 3m Winter
nahert et sich zutraulich ben lanbtichen Wohnungen,
beten Strohbacher gemeinlich manche uberwinternde Jn-
fecten betgen ober boch vetschlebenen Larven unb Puppen
als Schutzort bienen. Die Puatung erfolgt gegen Ende
Murz. Das Nest roitd lin Jnneren eines hvhten Buunies
oder in einer tiefen Spalte gebauet und anbert sich in stinet
Gestalt je nach det Oerllichkeit. Es besteht uus den
gewohntlchen trockenen Pstunzenstoffen und ist sorgfultig,
roenn uuch nicht seht kunstteich gebauet. Das Weibchen
legt zwelmals—9roeipe, braungesteckte Eier und brutet
14 Tage; es sindet um Mannchen einen treiien Hetfer
unb roirb von ihm int Brillen ubgelost. Die Jungen
entroicketn sich tusch unb flettern balb eben fo geschickt
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