ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

Mit 950 Ubbildungen

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Side af 298 Forrige Næste
Jochzeher. Vogel. 149 gespallen; Barlborsten fehlen ; der Schwanz ist lang und abgestust. Die zu dieser Familie gehsrenden Vfigel nahern stch in mancher Hinstcht den Raubvhgeln, fref- sen fast nur thierische Stoffe und gehoren der Mehrzahl nach den warmeren Landern der alten Welt an. I. Kukuk. (Cuculus.) Gattungscharakter: Schnabel von Lange des Kopfes , seiilich zusammengedrfickt, auf der Firste mahig gebogen; Kieferrander ganz, nichr gezahnt; Nasenlocher an der Schnabelwurzel, rund oder spaltformig. Lauf kurzer als die langste Zehe, bis unter das Fersengelenk befiederi; auhere Zehe eine Wendezehe. Flfigel mittel- lang, spitzig, schmal, die dritte Schwingseder die langste. Schwanz lang, zehnfederig. I. Der gemeine Kukuk. (Cuculus canorus.) Fig. 1598. 1599. Europa durfte wenige Vogel besitzen, die von jeher so grohes Interesse erregt haben und der Gegenstand so allgemeiner und dauernder Forschungen, aber auch so sonderbarer Sagen gewesen stnd, als der Kukuk. Wahrend dieser durch seinen frohlichen Ruf die schonste Zeir des Jahres begrfiht und eben darum uberall gern gehort wird, wahrend seine Fortpflanzung so abweicht von allem Gewohnlichen, dah selbst der gemeine Mann fie wunderbar findet und nach seiner Art zu erforschen sucht: bietet er dem Anatomen und mehr noch dem Phy- stologen anziehenden Stoff zur Untersuchung. Selbst sein Lleuheres hat etwas Ungetvohnliches ; es erinnert durch Gestalt der Flugel und mehr noch durch Farbe und Zeichnung an gewisse Raubvsgel, namentlich die'Sper- ber und mag mit allem Rechte ein zweideutiges genannt werden. Viele Fabeln sind auf seine Rechnung erfunden worden, manche schreiben sich aus der Zeit des claisischen Alterlhums und finden hin und wieder sogar noch jetzt Glauben, obgleich sie aus dem wissenschaftlichen Ge- biete schon langst verwiesen sind. Es halt schwer, die Quelle jenes weit reichenden Aberglaubens aufzufinden, denn der Kukuk gehort keineswegs zu den seltneren, noch zu den schwer zu beobachtenden Vogeln. Man trifft ihn in ganz Europa, in Nordafrika und einem grohen Theile Asiens und kann wohl sagen, dah er vom Atlas bis Drontheim, von Portugal bis Kamtschalka uberall bekannt sei. In Europa erscheint er als Zugvogel; in Deutschland und den nordlicher gelegenen Landern ver- weilt er kurzere Zeit als irgend ein anderer dem regel- mahigen Wanderleben ergebener Vogel. Seine Ankunft fallt bei uns in jene schone Zeit, wo die Knospen der Laubholzer sich entfalten und der noch unbeschattete Bo- den der Walder mit Fruhlingsblumen geschmfickt er- scheint. Vor Mitte Aprils wird er schwerlich jemals gehort, und zahlreich trifft er erst ein um den 20 — 25 dieses Monats, wenn anders der regelmahige Verlauf der Jahreszeiten nicht durch einen jener traurigen Nach- winter aufgehalten wird, unter welchen nicht felten das nordliche Europa seuszt. Drei Monate und einige Wochen genugen ihm zum Sommerleben im Norden und zur Beendung des wichtigen Geschaftes, welches die Zugvogel uns und ihrem eigenen, wenn auch nur auf kurze Zeit bewohnten Vaterlande zufuhrt. Schon gegen Mitte des Juli verschwindet er; vielleicht magen schon dann einzelne unbemerkt sich entfernen, wahrend die zuruckbleibende Mehrzahl sich in den Waldern ver- birgt und, Schweigen an die Stelle des frohlichen Frfih- jahrrufes setzend, von gewohnlichen Beobachtern nichr mehr bemerkt wird. Cinzeln oder zu wenigen Paaren verbunden, zieht er im August und zwar zu nachtlicher Weile wirklich davon, und nur die in demselben Sommer geborenen Jungen erwarten, wenn anders die Witterung nicht zu ungunstig ist, die Mitte Septembers. Die Zug- zeit scheint in anderen, auf gleicher Breite, jedoch unter etwas milderem Himmel gelegenen Landern nicht genau dieselbe zu sein, wenn anders den Beobachtungen zu trauen ist. So fod nach White der Kukuk schon um den 7. April in England eintreffen, Ansang Juli nach Nordafrika zuruckkehren; Maegillivray will gesehen ha- ben, wie vom 18. —22. Juli etma 40 Kukuke in einem Garten sich versammelten und am letztgenannten Tage bis auf zwei zuruckbleibende ihre Reise antraten. Man mochte aus diesem Berichle fast vermuthen, es sei den englischen Beobachtern unbekannt, dah der Kukuk nach Erfullung des Fortpflanzungszweckes einige Wochen ein einsames und lautloses Waldleben fuhrt, ehe er wirklich davonzieht, und dah daher das Verschwinden im Juli nur ein scheinbares ist. Sonnini beobachtete die Ankunft des Kukuks auf den griechischen Jnseln im Mo- nat April; er fontnit dort zugleich mit den Turteltauben an. Nach Vaillant streift er wahrend des Winters der nordlichen Halbkugel bis an das Cap d. g. Hoffnung und soli auch dort seine Eier in fremde Nester legen. In Deutschland kennt man ihn nur als eigentlichen Waldvogel, der es liebt, von anderen seines Stammes stch abzusondern, und paarweise lebt. Jedes Paar be- hauptet einen gewissen Bezirk, welchen es nicht verlaht, aber auch gegen Eindringlinge vertheidigt und mehrere Jahre Hintereinander wieder aufsucht. Sehr ungern beguemt stch der Kukuk zum Wohnen in nur buschigen, hohere Waldungen entbehrenden Gegenden, und daher wird er in den offenen Marschlandern und auf den baumlosen Haiden des nordlichsten Deutschlands als grohe Seltenheit angesehen. Ganz fehlt er indessen fast nirgends, benn selbst auf den oden und sogarbuschlosen Sandinseln der futischen Kuste Horte Naumann ein ver- einzeltes Paar. Dem Laubholz giebt er den Vorzug und wahlt immer die hochsten Baunie zum Sitze und zur Nachtruhe. Er ist ein wahrer Jnseetenfreffer, soll aber in der Jugend Beeren einiger Straucher geniehen, besttzt ubrigens eine so schnelle und kraftige Verdauung, dah er anherordentliche Mengen jenes Futters bedarf, und beweist hinsichtlich der Wahl verschiedener Jnsecten und ihrer Larven ziemlich viel Gleichgiltigkeit. Steht ihm die Wahl frei, so giebt er allerdings Raupen den Vor- zug vor Kafern und ausgebildeten Jnsecten. Die ersteren sind im Juni fast uberall so haufig, dah ihre Aufsuchuitg dem Kukuk keine Muhe inachen kann; er ergreift fie mit dem Schnabel, indeni er fich einen Augenblick lang an Aeste oder Baumstamme anklammert oder vielleicht an den letzteren einige Spannen weit gueruber lauft. Er vermag nicht im eigentlichen Sinne zu klettern, fliegt aber schnell, gewandt und unermudlich und erhascht viele Jnsecten im Voruberstreifen an den Baumkronen. Niemals setzt er stch aufben Boben nieber, um sein Futter zu suchen, sonbern bemachtigt fich ber aufnieberen Pstan- zen hangenben Raupen ohne seinen Flug zu unterbre- chen. Diese stnb bekanntlich in vielen Fallen mit Haar bicht bekleibet. Bleibt bieses wahrend ber Verbauung unzerstsrt, so wirb es nicht mit ben Harten Ueberbleib- seln ber Jnsectenleiber Hervorgewurgt, sonbern Hangt fich an ben Wanden bes Magens fest unb bringt mit seinen Spitzen so tief in bieselben ein, bah schon bie alten Romer bem Kukuk, als wunberbare Ausnahme von allem Bekannten, einen inwenbig Haarigen Magen zuschrieben. Es Hat bis auf bie neuesten Zeiten bieser Glaube unter bem Volke fich erhalten, unb einzelne Ornithologen haben nicht angestanben, ihn in Schutz zu nehmen. Die Haare stehen oft so bicht unb strich- weis, bah bie innere Seite bes Magens bas Ansehen eines nahgeworbenen Sauglhierfelles annimmt; allein ste finb bennoch fremben Ursprungs unb gehoren wesent- lich ber Barenraupe (Euprcpia Caja) an, wie bie sorg- fattigsten mikroskopischen Untersuchungen nachgewiesen, welche Nitzsch in Deutschlanb, Thompson in Jrlanb, Owen in Englanb angestellt haben. Das ganze Venehmen bes Kukuks zeugt von Scheu- Heit, Wilbheit, Unvertraglichkeit unb Neiguiig znr Ein- samkeit. Nicht nur mit seines Gleichen sogleich im Kampfe, sobalb es gilt, ben in Beschlag genommenett Bezirk zu behaupten, fallt er auch uber alle Vogel Her, bie ihm irgenb schwacher scheinen ntogen, wirb aber baffir von allen anberen mit unverkennbarem Hasse verfolgt. Nur bas Mannchen stoht ben wohlbekannten Ruf aus; bem Weibchen steht blos ein Heiserer, an bas Lachen alter Leute erinnernber Ton zu. Der nicht melobische, aber bennoch erfreuliche Ruf bes Mannchens wirb im Mai unb Juni gehort unb verstummt im Juli. Seine Hervorbringung.scheint bem Vogel selbst ein Vergnfigen zu gewahren, ber schon in ben ersten Morgenstunben, oft mitten in ber Nacht sein Lieb anstimmt, balb nur 10— 12, balb tvohl attch 60 — 80 Mal seitte zwei fernschallenben Sylben wieberholt, babei mit bem Korper eine nickenbe Bewegung tttacht, niemals aber seitte gewohnliche Vor- sicht so vergiht, wie unter ahiilichen Umstanden es wohl Auerhahne thun, sonbern ben herbeischleichenben Jager rechtzeitig gewahrt unb biesen burch Flucht von Ast zu Ast, unb ohne je auf Einmal weite Fernen zu durch- fliegen, tauscht unb sich selbst in Sicherheit bringt. Ueberhauptgehhrt er zu ben scheusten unb am Schwersten zu erlegenben Vfigeln Deutschlanbs; Junge geben ben Alten in Beziehung auf Vorsicht kauin etwas nach; in Frankreich tauscht man ihn burch geschickte Nach- ahmung seines Rufes mittels einer besonberen Pstist ; in Italien lauern bie Vogelsteller neben sehr kfinst- lichen Schlingen unb verffihren ben Kukuk, auf biese fich nieberzulassen, inbem fie geschickt seinen Ruf mit Munb unb hohler Hanb nachahmen. Ein sehr titerk- wfirbiger, wentt auch barttnt noch nicht beispielloser Zug (s. Viehtrupial S. 118. Sp. 3) in ber Lebettsge- schichte bes Kukuk ist seitte Fortpflanzung. Jebertuatttt weih, bah er seine Eier nicht selbst ausbrutet, also auch tein Nest baut, sonbern bieselben anberen Vogeln, zumal ben kleinen Sangern unterschiebt, bie sich ber auskriechenben Pfleglinge auf Kosten ber eigenen Nach- kommenschaft mit grohler Unermfiblichkeit unb Liebe annehmen. Noch fehlt es an genauen Beobachtungen fiber bas bei solchem Betruge befolgte Verfahren. Man weih nicht, ob bas Kukukweibcheit sein Ei in bas glfick- lich aufgefunbette fretttbe Nest unmittelbar Hineinlege, ober ob es sich bes Eies in geringer Ferne entledige unb es in bas Nest trage, sobalb bie Besitzerin besselben abwesend unb mithin ber gfinstige Augenblick gekommen ist. Sehr wahrscheinlich ist bas letztere Verfahren nicht, benn bas Ei bes Kukuk ist eben so klein als dfinnschalig unb bfirfte, vom Schnabel erfaht, gewohnlich zerbrechen; ein Kukuk ist inbeffen geschossen worben mit einem zer- brochenen Eie im Schnabel, ob bem eigenen ober einem fremben, warb unglficklicher Weise nicht untersucht. Der Kunstgriff, bessen ber Kukuk sich bedient, um in enge ober halbgeschlosfene Nester sein Ei zu bringen, bebarf noch ber Erklarung. Soweit zuverlassige Beobachtungen reichen, scheint es fest zu stehen, bah bas Kukukweibcheit im Juni 5—6 Eier, nie auf Einmal, sonbern in Zwischenraunten von einigen Tagen lege unb jebes eittzeln in eittettt verschie- benen Neste unterbringe. Die vorgefuttbenen Eier ber Pflegemutter wirst es ganz ober zum Theil aus bem Neste, um bem eigenen Nachkommen eine begueme Statte unb hinreichenbe Nahrung zu stchern; allein es friht bie- selben nicht, wie alte tteberlieferungen behaupten. Son- berbar ist es, bah bie zur Pflege eines Fremblings burch solchen Betrug gezwungenen kleinen Singvfigel keinen Verbacht fasseit, sonbern, ohne Umstanbe zu machen, bie Bebrfitung fibernehmen. Das Aufzieheit bes Bastarb muh ihnett bei ber Gefrahigkeit unb bem schnellett Wachsthume besselben auherorbetttlich viel Mfihe ma- chen; sie verlieren inbeffen bie Gebulb nicht unb scheinen nie bie eigenen Jungen zu vermiffen, bie, wenn ste fiber- Haupt ausgebrfitet werben, niemals lange Zeit am Leben bleiben, sonbern enttveber an Hunger ober an Kalle sterben, weil ber junge Kukuk sie aus bent Neste brangt. Wie einige Ornithologen meinen, sollen sie in ber Ab- wesenheit ber eigenen Mutter von bem gelegentlich be- obachtenben Kukukweibchen ergriffen, getobtet unb Herausgeworfen werden. Ungeachtet dieser Vorsicht