ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

Mit 950 Ubbildungen

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Side af 298 Forrige Næste
Jochzeher. Vogel. 161 ermudender sein muffen, als die Futze die Last des Kor- pers wahrend des Kletterns und noch mehr wahrend des Laufens an der Unterseite Horizontaler Aeste zu tragen haben. Meistens ist das Gefieder von ziemlich lebhafter Farbung; bald Herrscht Grim, bald Roth vor, immer ver- bunden mit einem sehr feurigen Karminroth, welches bald nur die Haube oder den Schopf, bald andere, aber begranzte Gegenden des Korpers ziert. Alle Arten tra- gen unverkennbar denselben Stempel, lassen sich aber bei genauer Prufung durch die Vertheilung der Farben leicht unterscheiden. Gleiches gilt von den Unterschieden zwi- schen den Geschlechtern, und felbst die Jungen sind nicht allzuschwer auf ihre Species zuruckzufuhren. Man kennt wenige achte Arten dieser Gattung, welche Pflanzliche Stoffe, z. B. Saamenkerne, genietzen; sie sind Haupt- fachlich Jnsectensresser, erlangen ihre Nahrung allein durch Zerstorung faulen Holzes, fressen viel, besitzen einen eigentlichen Muskelmagen, werden niemals fett und Haben ein hartes, saftloses, schwarzliches, theils sogar ubel riechendes und daher nirgends geschatztes Fleisch. Sie leben stets in Monogamie, benutzen zum Neste Baum- hohlen, die sie, wo es nothig scheint, bedeutend erweitern, legen ihre porcellanglanzenden, reinweitzen Eier nuf die losgearbeiteten Holzfpahne over auf das vorgefundene Wurmmehl und mausern sich nur Einmal im Jahre, in- dessen fo langfam, datz bisweilen 3—5 Monate uber die- fem Gefchafte tierstreichen. Jhr Naturell darf lebhaft und wohl auch unruhig genannt werden; sind sie auch nichts weniger als der Gefelligkeit zugethan, fo fallen sie daruin noch nicht in den Zustand von Dumpfheit, der auch bei Thieren aus volliger Abfonderung zu folgen pstegt, fondern nehmen sich mit Klugheit, List und Scheu und fpotten nicht felten mit bestem Erfolge den Nach- stellungen eines ebenfo gewandten als geduldigen Jagers. Uitter sich leben sie in geringer Vertraglichkeit und mitz- gonneit einander das aufgefundene Futter. Hammert einer von ihnen rustig auf den Stamm, der im Jnnern Bente zu bergen fcheint, fo naht bald ein anderer und verfucht, wenn er sich stark genug fuhlt, den eigentlichen Entdecker zu verdrangen. Datz die Jnfecten sie als furcht- bare Feinde kennen, leidet keinen Zweifel, denn sie fu- chen zu entssiehen, fobald das bedrohende Hammern am Stamme beginnt, uberliefern sich aber hierdurch um fo sicherer dem Untergange. Niemals greifen Spechte vollig gefunde Baume an, denn welche Starke sie auch in ihrem Schnabel besitzen mogen, fo sind sie doch nicht iin Stande, aus frifchem und Hartem Holze grohe Stucken Herauszu- arbeiten; das Vorurtheil, welches sie als Holzverwuster bezeichnet, gehort fonach unter die grotze Zahl der unge- rechten, obgleich kaum ausrottbaren. Alle Spechte, gleichtiiel welchem Welttheile sie angehoren mogen, Ha- ben ubrigens eine laute und fogar durchdringende Stimme und ftopen gemeinlich nur einen einzigen, weit- fchallenden Schrei aus. Sie fliegen mit fchnurrendem Geraufch, mittelmatzig fchnell, aber kaum anders als in bald langen, bald kurzen Bogen und legen niemals weite Entfernungen auf einmal und geradlinig zurrick. Die europaifchen sind theils Stand-, theils Strichtiogel, welche niemals die Walder freiwillig verlassen und ge- wiffermatzen in Bezug auf ihre Eristenz an die Baume gebunden sind. Die Gattung wird ubrigens in allen Wettheilen, Neuholland ausgenommen, aiigetroffen. Die Mehrzahl bewohnt die feuchten Nrwalder Amerikas. I. Ter Schwarzspkcht. (Picus martius.) Sig. 1634. Der grotzte aller in Europa vorkommenden Spechte, der feine Gattung wurdig vertretende Schwarzfpecht, bewohnt einen grotzen Theil unferes Welttheiles und fcheintmit dem an Nadelholz reichen Norden deffelben mehr befreundet, als mit dem offeneren und baumloferen Suden. Jenfeits der Apenninen wird er wohl kaum gefehen, die Berzeich- niffe italienifcher Faunen gedenken feiner entweder nicht oder fuhren ihn an als einen feltenen Verirrten. Auch da, wo er angemeffenere Lebensbedingungen sindet, ge- hort er nirgends zu den gemeinen Bogeln und versteht es, der Beobachtung sich zu entziehen, indem er als Wohn- ort folche Nadelwaldungen vorzieht, welche, die Abhange oder Kamme der hoheren Gebirge bedeckend, sich weithin erstrecken und von Landstrahen oder menfchlichen Woh- nungen wenig unterbrochen werden. In diefen stillen Einoden behauptet er als Standvogel mit feinem Weib- chen einen gewiffen Bezirk, den er taglich durchstreift, gegen andere Spechte vertheidigt und fo genau kennen lernt, datz er die zugauglicheren Stellen, wo der Jager Herbeischleichen mochte, als gefahrlich vermeidet. Der Auffuchung feiner Nahrung giebt er sich felten ganz un- beforgt hin: auch bei dem eifrigsten Hammern auf den morfchen Baumstamm blickt er von Zeit zu Zeit um sich und entdeckt in der Regel zur rechten Zeit feinen Feind. Er klettert mit vieler Gewandtheit und Sicherheit, lauft nach allen Richtungen am Baumstamme hin und Her und pstegt sich auf einige Augenblicke nach der anderen Seite deffelben zu begeben, wenn er langer gehammert Hat, nicht, um, wie das Bolk meint, zu feheii, o6 das Loch hindurchgehe, fondern um die durch das Pochen erfchreck- ten und in entgegengefetzter Richtung fluchtenden Jnfecten zu ergreifen. In weicheren oder durch Faulnip fehr an- gegriffenen Holzarten vermag er in fehr kurzer Zeit die grohten Zerftorungen hervorznbringen ; er fiihrt feine Schnabelhiebe mit fo vieler Gefchicklichkeit, datz mehr- zollige Spahne herumstiegen und der Wald von den ra- fchen Schlagen wiedertont. Solches Geraufch fcheint ihm auch dann Vergnugen zu machen, wenn es mit der Gewinnnng der Nahrung nicht zufammenhangt. Im Fruhfahr bringt er durch unglanblich fchnell sich folgende Schlage auf die obersten durren Aeste ein fchnurrendes, weit horbares Geraufch Hervor, welches vielleicht die Her- beirufung der Weibchen bezweckt; es theilen ubrigens die anderen Spechtarten mit ihm diefe Sitte, nur vermogen sie nicht den Ton im gleichen Maahe zu steigern. Zur Nahrung dienen ihm Jnfectenlarven, die er jedoch nie am Boden auffucht, indem er ungefchickt fchreitet und diefe ungewohnte und muhfame Beweguiig niemals frei- willig ergreift. Im Fressen und anch bei dem Zerhacken fanler Stellen von Baumstammen laht er haufig einen kurzen, fcharfen Ruf Horen. In die zeitraubende und fchwere Arbeit des Nesterbaues theilen sich beide Gatten. Sie beginnen diefelbe im April, wahlen Nadel- oder auch Laubholzbaume, die jedoch hochstammig und im Jnnern faul fein muffen, und legen die Hohle nicht leicht niedriger als 40 Futz, ost aber 60 Futz hoch an, geben ihr eine enge Mundung und arbeiten das keffelformige Jnnere fo ans, datz es nicht nur dem brutenden Weibchen oder den Jungen Hinreichenden Raum, fondern auch vollig fplitter- lofe, glatte Wande und einen ebenen Grund darbietet. Zur linieringe der 3—5 weihen, glanzenden Eier dienen wenige feinere Spahne, doch fehlen diefe bisweilen ganz. Beide Gatten brillen abwechfelnd; die hatzlich ausfehen- den Jungen kommen nach 16 Tagen aus und sind Gegen- stand der zartlichsten Vorforge fur die Aeltern, die sich tren in die Muhen theilen. Gefangenfchaft vertragen felbst die Jungen nicht; alle Verfuche, sie kunstlich grotz zn ziehen und zu zahmen, sind bisher mitzlungen. Ans Understand wird der Schwarzfpecht hin und wieder eifrig verfolgt. Er thut gefunden Baumen keinen Schaden und wahrfcheinlich eben fo wenig den Bienen, deren Verfol- gung man ihm bisweilen Schuld gegeben hat. Er mitzt ubrigens gegen 18 Zoll in der Lange und ist ganz fchwarz mit hochrothem Schnabel und Genick. Das Weibchen unterfcheidet sich durch fchwarzen Scheitel, hat ubrigens den rothen Nackenfleck und ist stets etwas Heiner. Die Fortpflanzung gefchieht nur einmal im Jahre; nuf sie folgt im Herbste die Maufer, welche dem Vogel ein be- fonders glanzvolles Kleid verleiht. 2. Drr Konigspecht. (Picus principalis.) Sig. 1635. Wilfon mochte feiner Zeit nicht linrecht haben, wenn er behauptete, datz der Specht mit Elfenbeinfchnabel oder Konigspecht an der Spitze feiner ganzeir Gattung stehe, indem er alle Verwandte nicht allein an Grotze, fondern auch an kaum glaublicher Kraft und Gefchicklichkeit als Holzzerstorer ubertreffe. Durch die Fortfchritte der Nord- amerikaner in westlicher Richtung ist indeffen ein aus Californien stammender noch grotzerer und ftarkerer, an 2 Futz langer Specht (Picus imperialis) bekannt gewor- den. Wie dem auch fei, fo bleibt der Konigspecht immer- Hin ein eigentliches Muster feiner Gattung. Wo er ir- gend haust, lntzt er die unverkennbaren Spuren feiner Thatigkeit hinter sich. lim die Wurzeln der grotzen Fich- ten liegen Karrenladungen von Rindenstucken und von Holzstuckeii, und bei folcheni Anblicke mochte man meinen, datz nn diefer Stelle mehrere Holzfaller einen Morgen hindurch gearbeitet hatten. Grotze Stamme erfcheinen fo dnrchlochert, datz llnunterrichtete die Verwustung fchwer- lich je von einem Vogel herleiten wurden. Andubon fah Spahne von 7—8Zoll Lange durch einen einzigen Schna- belhieb gelost Herabfallen, und dennoch fetzte der Specht diefe sicherlich anstrengende Arbeit unter lautem triumphi- renden Rufen stundenlang mit gleicher Kraft fort. Nie geht er aber an gefunde Stamme, ausgenommen um sich ein Nest zn zimmern, und nie wahlt er zu diesem Zwecke einen Nadelbauin, fondern eine Efche oder Crataegns. Wie die Schwarzfpechtpaare sich unterftutzen bei diefer Arbeit, fo stehen auch die grotzeren und fchoneren Konig- fpechte sich bei. Abwechfelnd hammern Mannchen und Weibchen in vollkommener Nebereinstimmung und nach ganz gleichem Plane; sie verlegen den Zugang der Nest- Hohle unter den Punkt, wo ein breiter und Horizontaler Ast von dem Stamme entfpringt und gegen Regen Schutz leistet, geben jenem eine Horizontale Richtung und einige Zolle Lange und arbeiten dann nach unten, bis die Hohle von 1 — 3 Futz an Tiest erlangt und in das Herz des Stammes felbst eingedrungen ist. In diefen an 40—50 Futz vom Boden entfernten Nestern findet man 5 —7 vollig weitze Eier, die von den Gatten, welche im Som- mer zwei Familien grotz ziehen , abwechfelnd bebrutet werden. Nicht blos Jnfecten, fondern auch manchersti kleinere und faftreiche Fruchte, felbst Weinbeeren bilden das Futter diefes fennen Vogels, der ubrigens in ange- nehiner Wellenlinie, jedoch niemals bis in grotze Fernen fliegt, in einem einzigen flachen Bogen tion Baum zu Baume eilt, im Fluge kaum feine Stimme horen latzt, aber fobald er irgendwo Futz gefatzt, in einen kurzen, ein- fylbigen, oft wiederholten Schrei ausbricht, deffen Klang manche Aehnlichkeit mit dem im Blasen uberfchnappen- den Tone einer fchlechten Clarinette Hat. Obgleich scheu wie alle Verwandte, besitzt der Konigspecht nicht die Scharsfichtigkeit und Ausmerkfamkeit des europaifchen Schwarzspechtes und wird leicht vom Schutzen nberrascht. Manche Stamme der Eingebore.nen Halten Kops und Schnabel fur wirkfame Amulette und tranen ihnen wohl auch geheime Zanberkraft zu. Verwundet entflieht der Konigfpecht, indem er in langen Spiralen fo fchnell als moglich einen hohen Baum erkstttert und zwifchen den obersten Aesten sich tierbirgt; wird er vorher ergriffen, fo tiertheidigt er sich mit Schnabel und Krallen und theilt ernfthafte Wunden aus. Obgleich dem nordamerika- nifchen Continente angeherend, tierbreitet er sich nicht nordlicher als Nordcarolina und ziehi die westlichen Staa- ten den atlantifchen tier. Vom Ohio bis zn dem Mifst- sippi und von da bis zu dem Felfengebirge und in den ungeheuren Waldern, welche die Niederungen der fudlich- sten Siaaten uberziehen, findet er angemefsene Wohnorte. Er gehort dort zu den gewohnlichen Vogeln und streift im Winter, trotz feiner geringen Flugfahigkeit, bis Cuba, und tief nach Merico. Er mitzt 20 — 21 Zoll in roller Lange, ist an dem elfenbeinweitzen Schnabel fogleich kenntlich, hat fchwarzes, in Violett fchillerndes Gefieder, einen ans fchmalen Federn bestehenden austichtbaren, im Mannchen karminrothen, im Weibchen fchwarzen Kamin, einen weitzen, bis zu den Schulterfedern tierlangerten Streifen zu feder Seite des Halfes und die vorderen Schwingstdern an der Spitze, die Hinteren durchaus weitz. II. Band. 21