Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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Jochzeher.
Vogel.
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ermudender sein muffen, als die Futze die Last des Kor-
pers wahrend des Kletterns und noch mehr wahrend des
Laufens an der Unterseite Horizontaler Aeste zu tragen
haben. Meistens ist das Gefieder von ziemlich lebhafter
Farbung; bald Herrscht Grim, bald Roth vor, immer ver-
bunden mit einem sehr feurigen Karminroth, welches bald
nur die Haube oder den Schopf, bald andere, aber
begranzte Gegenden des Korpers ziert. Alle Arten tra-
gen unverkennbar denselben Stempel, lassen sich aber bei
genauer Prufung durch die Vertheilung der Farben leicht
unterscheiden. Gleiches gilt von den Unterschieden zwi-
schen den Geschlechtern, und felbst die Jungen sind nicht
allzuschwer auf ihre Species zuruckzufuhren. Man kennt
wenige achte Arten dieser Gattung, welche Pflanzliche
Stoffe, z. B. Saamenkerne, genietzen; sie sind Haupt-
fachlich Jnsectensresser, erlangen ihre Nahrung allein
durch Zerstorung faulen Holzes, fressen viel, besitzen einen
eigentlichen Muskelmagen, werden niemals fett und Haben
ein hartes, saftloses, schwarzliches, theils sogar ubel
riechendes und daher nirgends geschatztes Fleisch. Sie
leben stets in Monogamie, benutzen zum Neste Baum-
hohlen, die sie, wo es nothig scheint, bedeutend erweitern,
legen ihre porcellanglanzenden, reinweitzen Eier nuf die
losgearbeiteten Holzfpahne over auf das vorgefundene
Wurmmehl und mausern sich nur Einmal im Jahre, in-
dessen fo langfam, datz bisweilen 3—5 Monate uber die-
fem Gefchafte tierstreichen. Jhr Naturell darf lebhaft
und wohl auch unruhig genannt werden; sind sie auch
nichts weniger als der Gefelligkeit zugethan, fo fallen
sie daruin noch nicht in den Zustand von Dumpfheit,
der auch bei Thieren aus volliger Abfonderung zu folgen
pstegt, fondern nehmen sich mit Klugheit, List und Scheu
und fpotten nicht felten mit bestem Erfolge den Nach-
stellungen eines ebenfo gewandten als geduldigen Jagers.
Uitter sich leben sie in geringer Vertraglichkeit und mitz-
gonneit einander das aufgefundene Futter. Hammert
einer von ihnen rustig auf den Stamm, der im Jnnern
Bente zu bergen fcheint, fo naht bald ein anderer und
verfucht, wenn er sich stark genug fuhlt, den eigentlichen
Entdecker zu verdrangen. Datz die Jnfecten sie als furcht-
bare Feinde kennen, leidet keinen Zweifel, denn sie fu-
chen zu entssiehen, fobald das bedrohende Hammern am
Stamme beginnt, uberliefern sich aber hierdurch um fo
sicherer dem Untergange. Niemals greifen Spechte vollig
gefunde Baume an, denn welche Starke sie auch in ihrem
Schnabel besitzen mogen, fo sind sie doch nicht iin Stande,
aus frifchem und Hartem Holze grohe Stucken Herauszu-
arbeiten; das Vorurtheil, welches sie als Holzverwuster
bezeichnet, gehort fonach unter die grotze Zahl der unge-
rechten, obgleich kaum ausrottbaren. Alle Spechte,
gleichtiiel welchem Welttheile sie angehoren mogen, Ha-
ben ubrigens eine laute und fogar durchdringende
Stimme und ftopen gemeinlich nur einen einzigen, weit-
fchallenden Schrei aus. Sie fliegen mit fchnurrendem
Geraufch, mittelmatzig fchnell, aber kaum anders als
in bald langen, bald kurzen Bogen und legen niemals
weite Entfernungen auf einmal und geradlinig zurrick.
Die europaifchen sind theils Stand-, theils Strichtiogel,
welche niemals die Walder freiwillig verlassen und ge-
wiffermatzen in Bezug auf ihre Eristenz an die Baume
gebunden sind. Die Gattung wird ubrigens in allen
Wettheilen, Neuholland ausgenommen, aiigetroffen. Die
Mehrzahl bewohnt die feuchten Nrwalder Amerikas.
I. Ter Schwarzspkcht. (Picus martius.) Sig. 1634.
Der grotzte aller in Europa vorkommenden Spechte, der
feine Gattung wurdig vertretende Schwarzfpecht, bewohnt
einen grotzen Theil unferes Welttheiles und fcheintmit dem
an Nadelholz reichen Norden deffelben mehr befreundet,
als mit dem offeneren und baumloferen Suden. Jenfeits
der Apenninen wird er wohl kaum gefehen, die Berzeich-
niffe italienifcher Faunen gedenken feiner entweder nicht
oder fuhren ihn an als einen feltenen Verirrten. Auch
da, wo er angemeffenere Lebensbedingungen sindet, ge-
hort er nirgends zu den gemeinen Bogeln und versteht
es, der Beobachtung sich zu entziehen, indem er als Wohn-
ort folche Nadelwaldungen vorzieht, welche, die Abhange
oder Kamme der hoheren Gebirge bedeckend, sich weithin
erstrecken und von Landstrahen oder menfchlichen Woh-
nungen wenig unterbrochen werden. In diefen stillen
Einoden behauptet er als Standvogel mit feinem Weib-
chen einen gewiffen Bezirk, den er taglich durchstreift,
gegen andere Spechte vertheidigt und fo genau kennen
lernt, datz er die zugauglicheren Stellen, wo der Jager
Herbeischleichen mochte, als gefahrlich vermeidet. Der
Auffuchung feiner Nahrung giebt er sich felten ganz un-
beforgt hin: auch bei dem eifrigsten Hammern auf den
morfchen Baumstamm blickt er von Zeit zu Zeit um sich
und entdeckt in der Regel zur rechten Zeit feinen Feind.
Er klettert mit vieler Gewandtheit und Sicherheit, lauft
nach allen Richtungen am Baumstamme hin und Her und
pstegt sich auf einige Augenblicke nach der anderen Seite
deffelben zu begeben, wenn er langer gehammert Hat,
nicht, um, wie das Bolk meint, zu feheii, o6 das Loch
hindurchgehe, fondern um die durch das Pochen erfchreck-
ten und in entgegengefetzter Richtung fluchtenden Jnfecten
zu ergreifen. In weicheren oder durch Faulnip fehr an-
gegriffenen Holzarten vermag er in fehr kurzer Zeit die
grohten Zerftorungen hervorznbringen ; er fiihrt feine
Schnabelhiebe mit fo vieler Gefchicklichkeit, datz mehr-
zollige Spahne herumstiegen und der Wald von den ra-
fchen Schlagen wiedertont. Solches Geraufch fcheint
ihm auch dann Vergnugen zu machen, wenn es mit der
Gewinnnng der Nahrung nicht zufammenhangt. Im
Fruhfahr bringt er durch unglanblich fchnell sich folgende
Schlage auf die obersten durren Aeste ein fchnurrendes,
weit horbares Geraufch Hervor, welches vielleicht die Her-
beirufung der Weibchen bezweckt; es theilen ubrigens die
anderen Spechtarten mit ihm diefe Sitte, nur vermogen
sie nicht den Ton im gleichen Maahe zu steigern. Zur
Nahrung dienen ihm Jnfectenlarven, die er jedoch nie
am Boden auffucht, indem er ungefchickt fchreitet und
diefe ungewohnte und muhfame Beweguiig niemals frei-
willig ergreift. Im Fressen und anch bei dem Zerhacken
fanler Stellen von Baumstammen laht er haufig einen
kurzen, fcharfen Ruf Horen. In die zeitraubende und
fchwere Arbeit des Nesterbaues theilen sich beide Gatten.
Sie beginnen diefelbe im April, wahlen Nadel- oder auch
Laubholzbaume, die jedoch hochstammig und im Jnnern
faul fein muffen, und legen die Hohle nicht leicht niedriger
als 40 Futz, ost aber 60 Futz hoch an, geben ihr eine
enge Mundung und arbeiten das keffelformige Jnnere fo
ans, datz es nicht nur dem brutenden Weibchen oder den
Jungen Hinreichenden Raum, fondern auch vollig fplitter-
lofe, glatte Wande und einen ebenen Grund darbietet.
Zur linieringe der 3—5 weihen, glanzenden Eier dienen
wenige feinere Spahne, doch fehlen diefe bisweilen ganz.
Beide Gatten brillen abwechfelnd; die hatzlich ausfehen-
den Jungen kommen nach 16 Tagen aus und sind Gegen-
stand der zartlichsten Vorforge fur die Aeltern, die sich
tren in die Muhen theilen. Gefangenfchaft vertragen
felbst die Jungen nicht; alle Verfuche, sie kunstlich grotz
zn ziehen und zu zahmen, sind bisher mitzlungen. Ans
Understand wird der Schwarzfpecht hin und wieder eifrig
verfolgt. Er thut gefunden Baumen keinen Schaden und
wahrfcheinlich eben fo wenig den Bienen, deren Verfol-
gung man ihm bisweilen Schuld gegeben hat. Er mitzt
ubrigens gegen 18 Zoll in der Lange und ist ganz fchwarz
mit hochrothem Schnabel und Genick. Das Weibchen
unterfcheidet sich durch fchwarzen Scheitel, hat ubrigens
den rothen Nackenfleck und ist stets etwas Heiner. Die
Fortpflanzung gefchieht nur einmal im Jahre; nuf sie
folgt im Herbste die Maufer, welche dem Vogel ein be-
fonders glanzvolles Kleid verleiht.
2. Drr Konigspecht. (Picus principalis.) Sig. 1635.
Wilfon mochte feiner Zeit nicht linrecht haben, wenn
er behauptete, datz der Specht mit Elfenbeinfchnabel oder
Konigspecht an der Spitze feiner ganzeir Gattung stehe,
indem er alle Verwandte nicht allein an Grotze, fondern
auch an kaum glaublicher Kraft und Gefchicklichkeit als
Holzzerstorer ubertreffe. Durch die Fortfchritte der Nord-
amerikaner in westlicher Richtung ist indeffen ein aus
Californien stammender noch grotzerer und ftarkerer, an
2 Futz langer Specht (Picus imperialis) bekannt gewor-
den. Wie dem auch fei, fo bleibt der Konigspecht immer-
Hin ein eigentliches Muster feiner Gattung. Wo er ir-
gend haust, lntzt er die unverkennbaren Spuren feiner
Thatigkeit hinter sich. lim die Wurzeln der grotzen Fich-
ten liegen Karrenladungen von Rindenstucken und von
Holzstuckeii, und bei folcheni Anblicke mochte man meinen,
datz nn diefer Stelle mehrere Holzfaller einen Morgen
hindurch gearbeitet hatten. Grotze Stamme erfcheinen fo
dnrchlochert, datz llnunterrichtete die Verwustung fchwer-
lich je von einem Vogel herleiten wurden. Andubon fah
Spahne von 7—8Zoll Lange durch einen einzigen Schna-
belhieb gelost Herabfallen, und dennoch fetzte der Specht
diefe sicherlich anstrengende Arbeit unter lautem triumphi-
renden Rufen stundenlang mit gleicher Kraft fort. Nie
geht er aber an gefunde Stamme, ausgenommen um sich
ein Nest zn zimmern, und nie wahlt er zu diesem Zwecke
einen Nadelbauin, fondern eine Efche oder Crataegns.
Wie die Schwarzfpechtpaare sich unterftutzen bei diefer
Arbeit, fo stehen auch die grotzeren und fchoneren Konig-
fpechte sich bei. Abwechfelnd hammern Mannchen und
Weibchen in vollkommener Nebereinstimmung und nach
ganz gleichem Plane; sie verlegen den Zugang der Nest-
Hohle unter den Punkt, wo ein breiter und Horizontaler
Ast von dem Stamme entfpringt und gegen Regen Schutz
leistet, geben jenem eine Horizontale Richtung und einige
Zolle Lange und arbeiten dann nach unten, bis die Hohle
von 1 — 3 Futz an Tiest erlangt und in das Herz des
Stammes felbst eingedrungen ist. In diefen an 40—50
Futz vom Boden entfernten Nestern findet man 5 —7
vollig weitze Eier, die von den Gatten, welche im Som-
mer zwei Familien grotz ziehen , abwechfelnd bebrutet
werden. Nicht blos Jnfecten, fondern auch manchersti
kleinere und faftreiche Fruchte, felbst Weinbeeren bilden
das Futter diefes fennen Vogels, der ubrigens in ange-
nehiner Wellenlinie, jedoch niemals bis in grotze Fernen
fliegt, in einem einzigen flachen Bogen tion Baum zu
Baume eilt, im Fluge kaum feine Stimme horen latzt,
aber fobald er irgendwo Futz gefatzt, in einen kurzen, ein-
fylbigen, oft wiederholten Schrei ausbricht, deffen Klang
manche Aehnlichkeit mit dem im Blasen uberfchnappen-
den Tone einer fchlechten Clarinette Hat. Obgleich scheu
wie alle Verwandte, besitzt der Konigspecht nicht die
Scharsfichtigkeit und Ausmerkfamkeit des europaifchen
Schwarzspechtes und wird leicht vom Schutzen nberrascht.
Manche Stamme der Eingebore.nen Halten Kops und
Schnabel fur wirkfame Amulette und tranen ihnen wohl
auch geheime Zanberkraft zu. Verwundet entflieht der
Konigfpecht, indem er in langen Spiralen fo fchnell als
moglich einen hohen Baum erkstttert und zwifchen den
obersten Aesten sich tierbirgt; wird er vorher ergriffen, fo
tiertheidigt er sich mit Schnabel und Krallen und theilt
ernfthafte Wunden aus. Obgleich dem nordamerika-
nifchen Continente angeherend, tierbreitet er sich nicht
nordlicher als Nordcarolina und ziehi die westlichen Staa-
ten den atlantifchen tier. Vom Ohio bis zn dem Mifst-
sippi und von da bis zu dem Felfengebirge und in den
ungeheuren Waldern, welche die Niederungen der fudlich-
sten Siaaten uberziehen, findet er angemefsene Wohnorte.
Er gehort dort zu den gewohnlichen Vogeln und streift
im Winter, trotz feiner geringen Flugfahigkeit, bis Cuba,
und tief nach Merico. Er mitzt 20 — 21 Zoll in roller
Lange, ist an dem elfenbeinweitzen Schnabel fogleich
kenntlich, hat fchwarzes, in Violett fchillerndes Gefieder,
einen ans fchmalen Federn bestehenden austichtbaren, im
Mannchen karminrothen, im Weibchen fchwarzen Kamin,
einen weitzen, bis zu den Schulterfedern tierlangerten
Streifen zu feder Seite des Halfes und die vorderen
Schwingstdern an der Spitze, die Hinteren durchaus
weitz.
II. Band.
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