Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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212
Voge l.
Sechste Vrdnnng.
Rinbfleisch; so roenigstens versichert Bennett. Auch bie
Gier roerben geschatzt, unb bas Fett erroeist flch sehr
nutzlich fur viele Zroecke lanblicher Haushaltungen. Ein
auSgeroachsener Vogel liefert sechs bis sieben englische
Ouart; es ist klar, bunnstusstg unb von Heller Bern-
steinfarbe unb roirb geroonnen burch Auskochung ber
abgezogeuen, entfeberten unb in Stucken geschnittenen
Haut. Die Nreinroohner ziehen bas mit ber Haut ge=
bratene Fleisch vor unb detrachten bas Hervortriefenbe
Fett als ben kostlichsten Leckerbissen. — Die Lange bes
erroachsenen mannlichen Emu betragt gegen 7 Fuh; er
ist burchaus mit borstenformig zerzaserten Febern be-
kleibet, bie eigentlich boppelt stub unb also paarig aus
berselben Wurzel entspringen; fie hangen los am Korper
Hinab, bilben ein obenher gleichformig bunkelbraunes,
gran getoassertes, unten etwas hellereS Kleib, roelches
mehr auf ein Saugethier als aus einen Vogel zu passen
scheint, Kops unb Hals finb mit sehr bunnen unb kleinen
Febern bebeckt, bie Flugel liegen als unvollkommene,
seberlose Rubimente unter ben Korperfebern verborgen.
Wangen unb Kehle stub fast ganz nackt unb purpur-
roth, bie Lause mit Schilbern befteibet, welche nach
Hinten roie bie Zahne eiiter @åge srei hervorstehen. Die
eben ausgekrochenen Jungen beckt ein sehr bichter unb roeis
cher Flaum von grauweihlicher Farbe; ste sinb nicht un=
angenehm gezeichnet burch zwei schroarze, ausbem Rucken
Hinab lausenbe Streisen unb ahnliche, aber unterbrochene
Striche aus Brust unb Vorberhals. Die Nreinroohner
fennen ubrigens ben Nainen Emu nicht, sonbern nur bie
Benennung Parembang. Eine zroeite Art (Dromaius
parvulus) finbet sich in ben Sammlungen zu Lonbon
unb Paris. Auch fie stammt auS Neuhollanb, ist aber
bort entroeber auherorbentlich selten ober bereits aus-
gerottet.
IV. Kasuar. (Casuarius.)
Gattung scharafter: Schnabel gerab, etroas
zusammengebruckt, aus ber Firste geroolbt, vor ber
ubergefrummten Spitze oben unb unten mit kleinem
Zahne. Furchen ber Nasenlocher linienformig, fast
uber ben ganzen Schnabel verlaufenb. Kops mit kno-
chigem Helme (Fig. 1783.). Vorberhals nackt mit
zwei Fleischlappen. Flugel zum Fliegen ungeeignet,
mit funf brehrunben, bem Fischbeine ahnlichen, bart-
losen Kielen statt ber Schroingsebern. Fuhe (Fig. 1784.)
Hoch, kraftig, breizehig.
Der indische Kasuar. (Casuarius galeatus.) Fig. 1785 — 1788.
Seitbem man ben neuhollanbischen Emu aus Grun-
ben ber Systematik abgetrennt hat, besteht bie Gattung
Kasuar eden auch auS einer einzigen Art, zu roelcher
roahrscheinlich niemals eine zroeite fich gesellen roirb, in-
bem bie inbischen Jnseln, in welchen fie allenfalls ver-
muthet roerben konnte, so genau burchsucht sinb, bah
man an bas Vorhanbensein eines noch unentbeckten Rie-
senvogels nicht glauben bars. Seit ber ersten Bekannt-
schast ber Europaer mit bem Kasuar finb uber breihun-
bert Jahre verstrichen; 1597 kam bas erste kbenbe
Eremplar nach Hollanb unb biente zur Bestatigung ber
Nachrichten, bie man schon viel fruher burch bie ersten
Eroderer ber Molukken, bie Portugiesen, erhalten Hatte.
Er scheint langere Zeit gelebt zu haben unb fanb an
Clusius einen genauen Beschreiber. In spateren Zeiten
Hat sich freilich manches Wunberbare verloren, roomit
bie Sage ben „ostinbiauischen Strauhenvogel" umkleibet
Hatte, benn nicht nur ergab sich oftmals Gelegenheit, ihn
in seinem Vaterlanbe zu beobachten , sonbern er gelangte
auch haufiger ledenb nach Europa. Aeltere unb baher
ungenaue Nachrichten roeisen ihm unter anberen Gegen-
ben auch einen Theil bes inbischen Festlanbes, unb zroar
bie Halbinsel ostlich vom Ganges, zum Wohnorte an.
Auf Malakka unb in ben benachbarten Provinzen ist er
ficherlich nie anbers als gezahmt gesehen roorben. Als
feilt eigeutliches Vaterlanb muh ber inbische Archipel
gelteit, uber roelchen er inbessen burchaus nicht gleich
vertheilt ist. Auf Java unb Sumatra roar er entroeber
von Anfang an feltener ober litt vielleicht burch anhal-
tenbe Verfolgungen; auf ben viel kleineren Molukken
ist er gewohnlicher unb besonbers haufig auf Ceram,
Gilolo unb Neuguinea, roo er in ben von Menschen
unbetretenen Walbern sich sehr vermehrt Hat. Dah
man ihn nirgenbs in groheren Zahlen vereint sieht, mag
vielleicht Folge seiner Ungeselligkeit sein, vielleicht auch
in ber Natur jener Lanber Erklarung finben. Der
Kasuar ist namlich unter ben achten Strauhvogeln ber
einzige Walbberoohner unb roeicht hinfichtlich seines
inneren Banes von senen, bie in Wusten ihre Heimath
finben, bebeutenb ab. Seine Verbauungsroerkzeuge,
unter anberen, besitzen bei Weitem nicht bieselbe Fahig-
keit, auch baS Harteste Fatter zu zersetzen unb zu zer-
kleinern; sie eignen sich vielmehr nur fur weiche Pstan-
zentheile unb solche saftige Fruchte, roieschattige Walber
ber Tropenlauber fie barbieten. Korner unb Saainen
zu frefsen, gestattet ihm bie Gestalt seiner Zunge nicht,
obgleich er ganze Aepfel unb Orangen verschlingt, bie
bisweilen unverbauet von ihtn abgehen sollen. In ber
Gefangenschaft geroohnt er sich leicht an Brot, in Ju-
blen an Sagoinehl unb zieht solches Futter in kurzer
Zeit jebem anberen vor. Verschlingt er bann, roie
Manche erzfihlt haben, auch junge, fich roenig wehrenbe
Enten unb Huhner, so legt er hierburch eden nur einen
Beroeis ab, roelche Ausartungen ber naturlichen Nei-
gungen aus ben Verhaltnissen ber Gefangenschaft ent-
springen konnen. Wahrenb ber Strauh nur feste Er-
eremente ausstoht, finb biejenigen bes Kasuars bunn unb
roie bei anberen Vogeln mit ber Harnfiussigkeit ver-
mischt. Das Becken hat nicht bie geschlossene, an bie
Saugethiere mahnenbe Gestalt, roie beint Strauhe, ber
brusenreiche Vormagen fehit, unb ber im Verhaltnih
kurze Darmeanal beutet auf bie Bestimmung zum Ge-
nufse eines roeichen unb schnell zu verbauenben Futters.
Die Stimme bruckt burch mannichfaltige Abstufungen
bie Empfinbungen aus; im ruhigen Zustanbe klingt sie
bumpf unb besteht aus Hochstens zwei tiefen Snitten, bie
bisroeilen sich schnell folgen unb einem entfernten Trom-
meln ahnlich roerben; Neberraschung soll ein pfeifenber
Laut, Grunzen ben Zorn anbeuten. In seinem Vater-
lanbe gilt ber Strauh fur sehr bumm unb fur so ver-
gehlich, bah er nicht einmal erhaltener Zuchtigung ge-
benkt; in europaischen Menagerien roili man an ihm
entgegengesetzte Erfahrungen gemacht unb Rachsucht be-
merkt haben. Er ist im freien Zustanbe scheu unb vor-
sichtig, lauft ungeachtet seiner ungunstigen Korperver-
Haltnisse, seiner groheren Schroere namlich bei geringerer
Grohe, nicht roeniger schnell als ber Strauh unb ver-
theibigt sich burch Ausschlagen bergestalt, bah jebe An-
naherung an ihn Gefahr bringt. Die von ben reicheren
Lanbbesitzern ber inbischen Jnseln gehaltenen Kasuare
sinb alle ganz jung eingefangene, sie haben sich au bie
Menschen vollkommen geroohnt, erbulben aber nicht
gern Neckereien unb gehen auf Nnbekaitnte angreifenb
los. Ueber bie Fortpstanzung im wilben Zustanbe
giedt es mehrere, nicht ganz ubereinstimmenbe Berichte;
nach einigen roerben bie Hellgrunen mit bunkelgrauen,
etwas rauhen Erhabenheiten versehenen Eier ber Sonne
zur Ausbrutung uberlafsen, nach anberen besorgt bieses
Geschaft bas Mannchen. — Nachst bem Strauh ist ber
Kasuar ber grohte ber Rennvogel, inbessen von minber
leichter Gestalt; sein burchaus schroarzes Gefieber Hat
roegen ber unzertheilten unb steifen Feberbarte bas Aus-
sehen von Rohhaaren, nur bie Schroanzbecken gleichen
geroohnlichen Vogelfebern unb erreichen etwas mehr
Lange. Kopf unb Oderhals finb nackt, auf ber Hin-
terseite vom lebhafteften Blnu, vom unb besonbers nnch
unten hochroth unb nuher ben zwei Hnutfnlten noch
wnrzig. Dnh bie Flugfertigkeit nm Kasuar noch weit
beschrankter sein solle als am Strauhe, beweist bie Bil-
bung ber Flugel, bie nicht nur in ihrem Knochenbau
noch schwncher unb kurzer befunben toerben, sonbern
statt ber Schtoingfebern bicke, nach vorn verbreiterte
unb sahnenlose Kiele tragen. Der knocherne Helm bes
Kopfes, roelchen eine Hornscheibe uberzieht, entroickelt
fich ubrigens nur mit fortfchreitenbem Alter; an bem
aus bem Eie geschlupften Vogel ist kauin eine unbebeu-
tenbe Auftreibung bes Stirnbeines unb ber Schnabel-
firste zu bemerken; in ben ersten Lebensjahren tritt an
biefen Stellen ein Harter Knochenkamm hervor (Fig.
1785.), ber enblich, im funften Jahre etroa, seine volle
Grohe (Fig. 1786.) erlangt.
Zweite Familie.
Kiwis oder Apterygier.
In ber Korperbilbung ber freilich nur auS einer jetzt-
lebenben Art bestehenbeu Familie ber Apterygier (flugel-
losen Vogel) zeigen sich so beispiellose Abtoeichungen
von vielem als gesetzlich in ber Bilbung ber Vogel An-
gesehenen, bah es eben nicht zu vertounbern ist, roenn
bis vor roenigen Jahren bie Eristenz so anomnler We-
sen von ben meisten Seiten her bezweifelt roarb. Sleuher-
lich erkenut man jene Vogel an bem fast vollstanbigen
Mangel eines Flugels, ber eben nur burch einen kurzen,
unter ben Korperfebern verborgenen, in eine Art kleiner
Kralle enbenben Stummel nngebeutet roirb. Die Gestalt
ist berjenigen ber Strauhe nicht unahnlich, boch sinb bie
Fuhe im Verhaltnisse kurzer, bie Grohe uberhaupt viel
geringer als bei irgeub einem anberen Laufvogel. Der
Unterschenkel ist befiebert, ber Fuh vierzehig.
1. Kiwi. (Apteryx.)
Gattungscharakter im Allgemeinen berjenige
ber Familie. Schnabel (Fig. 1789.) bunn, sehr lang,
leicht gekrummt. Fuhe vierzehig (Fig. 1790.), mit
sehr kurzer Hinterzehe.
Der neuseelandische Kiwi. (Apteryx australis.) Fig. 1789—1792.
Das erste Eremplar bes Kiroi kam nach Europa im
Jahre 1812 burch John Barclay, Capitain bes Schiffes
Provibence, ber zu einer Zeit Neuseelanb befucht Hatte,
roo bie Anknupfung von Verbinbungen mit ben Einge-
borenen gefahrlicher tonr als Heutzutage; es gelangte in
bie beruhmte ornithologische Sammlung beS Grafen
Derby, roarb von Shnro beschrieben unb von vielen
Naturforschern mit bemselben Mihtrauen betrachtet, roel-
ches man aus guten Grunben gegen getoisse Munber-
thiere veralteter Raritatencabinette fiihlr. Den franzo-
sischen Weltumseglern roollte es nicht gelingen, voll-
kommene Balge zu erhalten, boch meinte Lesson, aus
einigen Fragmenten schliehenb, ben Kiroi fur einen neu-
seelanbifchen Emu Halten zu burfen, unb beschrieb ihn
unter biesein Namen. Die Natursorscher anberer, bas
unfreunbliche Neuseelanb beruhrenber Erpebitionen Hat-
ten eben so toenig Gluck, unb toenn inan am Vorhanben-
sein bes sonberbaren VogelS ferner auch nicht.zroeifeln
burste, so ertoartete man um so ungebulbiger genauere
Nachrichten. Noch 1833 galt ein Eremplar in Eng-
lanb als auherste Seltenheit. Spaterhin veranlahte bie
Begrunbung einer Colonie bie mehr toissenschaftliche Er-
forschung Neuseelanb's. Zroar roirb ber Kiroi nicht in
allen grohen Sammlungen angetroffen, inbessen sinb
genug Balge unb sogar Eiremplare in Weingeist nach
Europa gelangt, um bie Feststellung ber auheren unb
inneren Anatomie zu gestatten. Man verbankt Oroen
bie genauesten Berichte. Sie beweisen, bah vie vom
auheren Ansehen Hergeleitete Verwanbtschaft bes Kiwi
mit ben Strauhvogeln burch ben inneren Bau gerecht-
fertigt toerbe. Nicht allein fehlen roie am Emu bie
Schlusselbeine, sonbern es finb auch bie Ruckenroirbel
zu einem festen Korper verroachsen unb bie Halsroirbel
ungemein zahlreich, roenn auch nicht in gleicher Menge
vorhanben, roie bei ben anberen Rennvogeln (Skelett
Fig. 1791.). Der Bau bes Schabels unb bes Schna-
bels (Fig. 1789.) entspricht freilich nicht bem Begriffe
jener Familie, unb zumal erinnert ber letztere an eine
artenreiche Gruppe ber Wabevogel, bie Stranblaufer