ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
214 V ø g e 1. Sechste Vrdnung. (Lansvogel.) der kurzen Ffige tvegen, ein roagrer Zwcrg. Unt den grogen, gaglichett Kops lag Hinten eine Hautfalte, die roie eine Kaputze nach vorn fiberhing; das Auge war grog und schwarz , der Hals gefrfimmt, mit bitter, fropf- artiger Hervorr igung, der Schnabel augerorbentlich lang, start blautichroeig, jede Kiefer an der Spitze ha- kenfortttig ubergebogen, die Rachenspalie roeit, wie bei einem sehr gesragigett Thiere, der Korper dick, rund, mit granen, wie am Strauge beschaffenen Federn be- fleibet; anden gelblichgrauen Flfigeln und dem Schwanze mangelten die eigentlichen Federn; diejenigen des Bfir- zels toaren fur; und gratt, nicht schroarzgrfin, to ie Herbert sagte, die starten Lattfe und die vier Zehett mit Harten Schuppen bekleidet, die letzteren augerdem mit starten schtoarzen Krallen betoehrt. 3m Magen sand man Steine, die der Vogel absichtlich verschluckte. Zum Flttge ganz imbefahigt, schroerfallig im Lattse und dabei von Natur sehr dutttnt, toard die Dronte jedettt Jager leicht zur Bente. Die Seeleute pstegten sie in Menge zu erlegen, benn bas Fleisch der Brust toar zart und toohlschmeckend und in solcher Menge vorhanden, dag vier Dronten hinreichten zu einer Mahlzeit fur einhundert Matrosen. Die alten oder unvolltommen getochten tourden eittge- salzen und spaterhin ausSee verzehrt. — Weittt man er- wagt, dag der unbehilslichen Dronte die Fahigkeit ent= zogett toar, durch Flucht nach dem Festlande den Ber- solgungen auszutoeichen, toelche ihr auf den tleinen 3n= seln, too sie alleitt gesunden toorden ist, unaufhorlich drohten, so begreist man auch die Moglichkeit ihrer voll- tommenen Ausrottung innerhalb eittes einzigen 3ahr- hunderts. Hatte sie, toie der auf dem Lande ebett so Hilflose Penguin, sich dem Meere a nzuvertrauen ver- mocht, so mochte sie Mauritius und die anderen Ei- lande geflohen, aber irgendtoo anders befsere Zuflucht ge- sunden Haben. Schon 1778 tonnten sich die altesten Betoohner von 3Ie de France nicht besinnen, je von bie- sem Vogel reben gehort zu haben, von welchen Desjar- bitts 1829 einzeltte Knochen in Kalttuff eingebettet fanb. Katitt bie Dronte uberhaupt als ttoch lebenb vermuthet toerben, so mugte man sie vielleicht in Mabagastar siichen, einer toenig betannten unb boch hochst interessan- ten 3nsel, bie roahrscheinlich noch manches Aierttonrbige birgt, unb auf toelcher sogar netierbings ein Affe (Cer- copithecus albogularis) entbeckt toarb, obgleich von jeher behauptet tvorben, bag biese ganze Thierfamilie bort nicht vertreten sei. Obgleich bie Dronte 1638 lebenb in Ettglanb gezeigt worben, toie aus einer Bemerkung in ber jetzt ini briti- schen Museum besinblichen Hanbschriften - Sammlung Sir Hans Sloatie's hervorgeht, so eristirt boch nirgenbs ein ansgestopftes Eremplar ober ein Skelett. Die Kunst ber Taribermie ist burchaus netten Ursprungs, unb teines unserer zoologischen Mtiseen hat ausgestopfte Thiere attf- zuiveisen von hoherem Alter als 80 — 100 3ahren. Ge- toohitlich siitb biese sehr fritene Religuien in so traurigem Ztistanbe, bag ihr Untergang in allen Fallen nicht als Verlust angeseheii toerben fann, too bie noch lebenbe Schopfung bie Mittel ztttii Wieberersetzen barbietet. Attbers verhalt es sich freilich mit auSgestvrbenen Ge- schlechtern, unb nitter biesent Gesichtspuntte Hat man vollfommen Recht, roenn man ben roenigen, auf uns getvmnienen Trummern ber Dronte sehr hvheit Werth beimigt. Dergleichen gab es bis vor roenigen Jahren nur in Englanb ; 1840 entbeckte man auch in einer fonig- licheit Kunstfammer zu Kopenhagen unter vielerlei Un- scheinbarem ben ziemlich vollstanbigen Schabel einer Dronte, ber schon 1666 im Verzeichnisse einer Samtiilung zu Schlesroig, bie spater nach Seelaitb fam, aufgefuhrt roarb. Es ist nicht unmoglich, bag in veralteten ober vernachlassigten Raritateneabineten, roie sie misere Vor- fahren mit grogen Kosten anlegten, noch mehr Stficke vorhanben siitb. Die an bas ashtttole'sche Museum zu Orforb getommene Sammlung bes beruhmten lonboner Apotheters Trabescant enthielt ein ansgestopftes Erem- plar ber Dronte, roelches, mehr alS 100 Jahre alt unb ganz zerfresfen, im 3an. 1755 auf Veratistaltung ber Beamteten zerstort roarb. Glficklicherweise beroahrte man ben Kops unb einen Fug, leicht bie grogten Merfrofir- bigteiten jener eben auch veralteten Cvlleetion. 3m bri- tischen Museum zu Lonbvn befinbet sich augerbem ein Fug (Fig. 1794.) unb in Paris ein Brustbein berDronte. Von bem orforber Schabel fittb oftmals Abgusse ge- nomnten unb biese abgebilbet roorben (Fig. 1793.). 3n ber That mug biefer burch seine besonbere Beschaffenheit bie Aufmerksamkeit jebes nicht ganz oberflachlichen Be- obachters auf sich ziehen. Seine ganze Bilbung erinnert an bie Familie ber Geier; roie biese vermochte auch bie Dronte ben Kops in eine Hautfalte zuruckzuziehen, bie einer ber fruheren Beschreiber mit einer Kaputze ver- gleicht; Kopf unb Hals roaren nicht mit roahren Febern, fonbern mit weichem Flaum uberzogen, unb felbst ber Schnabel hat noch einige Aehnlichfeit mit bemjenigen eines Geiers, tninbesteits Hinsichtlich ber Hafenformig fibergebogenen Spitzen unb ber langenWachshaut seiner Wurzel ; er ist start, 2% ettgl. Zoll hoch, 5% engl.Zoll lang; bie Nasenlocher stehen am Vorberranbe ber Wachs- Haitt unb nage am Oberfieferranbe, bie Rachenfpalte er- streckt sich bis unter baS Auge. Auf bem Oberfiefer verlaufeit einige Furchen, unb augerbem ist bie Firste nicht gerab, fonbern Hin unb roieber vertieft. Diese Bilbung, bie auch an ben Fettganfen unb Penguinett vorfommt, Hat Cuvier eine Zeit lang veranlagt, bie Dronte nur fur eine verlorene Art jener Gattung zu erflaren, eine Ansicht, bie er nach Untersuchung ber oben erroagnten galbsossilen Knochen ausgab. Ungeachtet bieser Aegn- lichkeiten mit zroei artenreichen Vogelgattungen ber Ge- gentoart roar eS bisger burchaus nicht leicht, bie Stel- tung ber Dronte im ornitgologischen Sgsteme ttachzu- roeisen; Blainville gatte jebensalls Unrecht, als er sie zu ben Geiervogeltt gerechnet roisfen roollte; Cuvier famber Wahrheit nager, als er spatergin bie Drvnteben Hugnern verroanbt meinte. Seit man ben Kiroi genauer fennt unb burch bie Knochenreste ber roeiter tinten zu beschrei- benben Riesenvsgel Dinornis aus ein iteues Verbitt- buttgsglieb aufmerffam gerovrben, fann man nicht an- stegen, bie Dronte ber Gruppe ber Apterggier zuzuzaglen. Sie bilbet ben Uebergang von ben Straugen zu bem Kiroi, benn roas an Nachrichten ber Entbecker auf uns gefommen unb frugerhin fabelgaft erfchien, ber fast vollstanbige Aiangel von Flugeln, ist gegen- tvartig als tnoglich erfannt. Anger ben unvollkom- nienen Holzschnitten alterer Reisebefchreiber, bie roir in gistorischerFolge roiebergeben, befinbet sich im britischen Museum zuLonvon ein Oelbilb ber Dronte (Fig. 1795.), bie Copie eines zur Zeit Moritze's von Nafsau nach einem lebenben Jnbivibuum iti Hollanb genialten Originals. Eine attbere gleichzeitige Abbilbung entbeckte 1838 ber Anatom Oroen in ber Bilbergallerie zu Haag. Auf einem berugmten Bilbe von Saver!) unb Breuggel, bie Bezauberung ber Tgiere vurch Orpgeus barstellenb, stegt in bem unteren Winkel eine Dronte unb zroar in Um- risfett unb Farbung bem altbefannten Bilbe bes britischen Museums vollfommen agnlich. Zu ben fotoeit befprochenen Apterggiern gesellte sich burch Entbeckungen ber letzten 3agre eine Reige von Arten, roelche zroar nur aus Knochenresten zu beur- tgeilen sinb, allein verstarfte Beweise bes Satzes liefern, bag in vergaltnigmagig neuen Zeiten ganze Familien von Tgieren gogerer Clasfen erloschett unb von ber Erboberflache verschroinben tonnten, ogne einer jener allgemeinen Revolutionen erlegen zu sein, von roel- chen geroognliche Versteinerungen zeugen. Bereits im November 1839 legte Oroen ber lonboner zoologischen Gesellschast ben Oberfchenfel eiyeS untergegangenen Vogels aus ber Familie ber Strauge vor, ben er von Neuseelattb ergalten gatte. 3n ben ttachsten Sagren empfing er so starte Zusenbungen agnlicher Knochen, bag er nicht allein bie Osteologie einer Gattung von stugellosen Riesenvogeln, bie er Dinornis nannte, fest- stellen, fonbern auch funs verfchiebeite Arten nachweisen foniite. Unter biefen mug eine (D. giganteus Fig. 1801. C.) minbestenS 10 engl. Fug, roo nicht viel goger gewesen sein, roas aus bem Vergleiche igres Unter- schentptnochens (A.) mit bemselben Knochen bes Strau- ges (B.) sich ergiebt. 3n welchent Grogenvergaltnisse ubrigens bieser Riesenvogel zu bem Emu gestanben, legren bie neben einanber gestellten Skelette (C. D.) beiber. Diese Knochen sinb nicht vollkommen versteinert, son- bern entgalten einen bebeutenben Antgeil unveranbert gebliebener tgierifcher Stoffe. Ein Herr Taglor fanb 1844 roagrenb einer Reife an ber Kuste ber norblichen Fusel von Neuseelanb megrere kleine Hfigel, bie, an ber Munbung bes Flusfes Huaingaigu besonbers zaglreich, mit Flugfanb uberfchuttet erfchienen unb im 3nneren nichts roeiter als niegr ober niinber zerfallene Knochen von Riesenvogeln entgielten. Die Unterlage berfelben bestanb aus bemselben legmigen Mergel, roelcher an anberen Orteit bie Knochen einzeln einschliegt. Taglor unterschieb sogleich vier auSgestorbene Arten von Apte- rggiern, bie mit ben von Oroen beschriebenen ztisammen- zufallen scheinen; er berichtete ausbrucklich, bag bie Knochen ber Rieseit -Moa (roahrscheinlich D. gigan- tens) benjenigen bes Elepganten an Groge nichts nach- geben, jeboch roeniger massenhaft unb im 3nneren roeit zelliger sinb, bag bie Eingeborenen, roelche jene Kno- chenhugel sehr roohl fennen, von ber ausgestorbenen Moa Vieles zu erzahlen roissen unb nie vergessen, babei einer ungeheuren Lanbeibechfe zu gebenken, roelche zugleich mit jenem Vogel gelebt haben soll. Capitain Home fugt Hinzu, bag ber Dinornis vielleicht auf ber sehr sparlich bevolferten unb fast ganz unbefaiinten Sudinfel von Neuseelanb noch leben nioge, eine Ver- muthung, bie man nicht ganz verwerfen fann, roenn man erroagt, bag ebenfalls in ben letzten Sahren an ber Norbfuste von Neuhollanb Spuren unb, roie es scheint, sogar Reste von Nestern eines ben Europaern noch un- bekaunten Riefenvogels entbeckt roorben sinb, unb bag man im Februar 1847 in Shbneg bie Beroeife erhielt von ber Eristenz eines sehr grogen Saugetgieres, roelches von ben Eingeborenen sehr gefurchtet roirb, bie Groge eines Buffels erreicht unb bie Seett unb Flusse bes 3n- neren von Neuffibtoales betvohnt. Knochen unb Scha- belfragmente, bie man nach ber Stabt Maitlanb gebracht, beseitigen alle Zroeifel unb roiberlegen bie alte, in bas Charakterbilb Neuhollanbs ubergegangene Annahme, bag Australien burch Mangel an grogeren Saugethier- arten sich besonbers auszeichnet. Oroen meint, bag jene neuseelanbischen, sehr grogen Apterygier bis zu ber Zeit gelebt gaben, roo bie bis bagin einsamen Snseln von ben erstett Menfchen betreten rourbeti, bie, roagr- scheinlich burch einen Schiffbruch verschlagen, keine gro- geren Tgiere antrafen unb bager genotgigt roaren, bie grogen Rennvogel zu jagen. Er beroeist, bag biese Anfvmtiilinge bem malagischen Mettschenstamme, bessen Kennzeichen am geutigen Neufeelanber beutlich Hervor- treten, angegort gaben unb also auf einer gogeren Stufe gestanben gaben mfissen, als bie Papus unb igre eigenen neuseelanbischen Nachkominen, in ivelchen man zur Zeit ber Entbeckung Menfchenfreffer erkannte, bie faum in unferen Tagen biefe surchterliche Ernagruiigsart ausge- geben gaben. Man mochte mit bem englischen Ana- tomen glauben, bag bie unvorsichtige Ausrottung jener Vogel, von roelcher bie erroagniett Knochengfigel zeugen, Hungersnotg uber bie neu entstanbene Bevolferung ber roenig fruchtbaren unb tgierarmen Snseln gebracht unb zur Antgropopgagie bie unmittelbare Veranlasfung ge- geben gabe. Dag ber Kiroi bieser allgemeinen Aus- tilgung entgangen, roirb aus seiner geringen Groge unb ber Sitte, sich in unterirbifchen Hoglen unb Lochern zu verbergen, abgeleitet.