Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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V ø g e 1.
Sechste Vrdnung. (Lansvogel.)
der kurzen Ffige tvegen, ein roagrer Zwcrg. Unt den
grogen, gaglichett Kops lag Hinten eine Hautfalte,
die roie eine Kaputze nach vorn fiberhing; das Auge war
grog und schwarz , der Hals gefrfimmt, mit bitter, fropf-
artiger Hervorr igung, der Schnabel augerorbentlich
lang, start blautichroeig, jede Kiefer an der Spitze ha-
kenfortttig ubergebogen, die Rachenspalie roeit, wie bei
einem sehr gesragigett Thiere, der Korper dick, rund,
mit granen, wie am Strauge beschaffenen Federn be-
fleibet; anden gelblichgrauen Flfigeln und dem Schwanze
mangelten die eigentlichen Federn; diejenigen des Bfir-
zels toaren fur; und gratt, nicht schroarzgrfin, to ie Herbert
sagte, die starten Lattfe und die vier Zehett mit Harten
Schuppen bekleidet, die letzteren augerdem mit starten
schtoarzen Krallen betoehrt. 3m Magen sand man Steine,
die der Vogel absichtlich verschluckte. Zum Flttge ganz
imbefahigt, schroerfallig im Lattse und dabei von Natur
sehr dutttnt, toard die Dronte jedettt Jager leicht zur
Bente. Die Seeleute pstegten sie in Menge zu erlegen,
benn bas Fleisch der Brust toar zart und toohlschmeckend
und in solcher Menge vorhanden, dag vier Dronten
hinreichten zu einer Mahlzeit fur einhundert Matrosen.
Die alten oder unvolltommen getochten tourden eittge-
salzen und spaterhin ausSee verzehrt. — Weittt man er-
wagt, dag der unbehilslichen Dronte die Fahigkeit ent=
zogett toar, durch Flucht nach dem Festlande den Ber-
solgungen auszutoeichen, toelche ihr auf den tleinen 3n=
seln, too sie alleitt gesunden toorden ist, unaufhorlich
drohten, so begreist man auch die Moglichkeit ihrer voll-
tommenen Ausrottung innerhalb eittes einzigen 3ahr-
hunderts. Hatte sie, toie der auf dem Lande ebett so
Hilflose Penguin, sich dem Meere a nzuvertrauen ver-
mocht, so mochte sie Mauritius und die anderen Ei-
lande geflohen, aber irgendtoo anders befsere Zuflucht ge-
sunden Haben. Schon 1778 tonnten sich die altesten
Betoohner von 3Ie de France nicht besinnen, je von bie-
sem Vogel reben gehort zu haben, von welchen Desjar-
bitts 1829 einzeltte Knochen in Kalttuff eingebettet fanb.
Katitt bie Dronte uberhaupt als ttoch lebenb vermuthet
toerben, so mugte man sie vielleicht in Mabagastar
siichen, einer toenig betannten unb boch hochst interessan-
ten 3nsel, bie roahrscheinlich noch manches Aierttonrbige
birgt, unb auf toelcher sogar netierbings ein Affe (Cer-
copithecus albogularis) entbeckt toarb, obgleich von
jeher behauptet tvorben, bag biese ganze Thierfamilie
bort nicht vertreten sei.
Obgleich bie Dronte 1638 lebenb in Ettglanb gezeigt
worben, toie aus einer Bemerkung in ber jetzt ini briti-
schen Museum besinblichen Hanbschriften - Sammlung
Sir Hans Sloatie's hervorgeht, so eristirt boch nirgenbs
ein ansgestopftes Eremplar ober ein Skelett. Die Kunst
ber Taribermie ist burchaus netten Ursprungs, unb teines
unserer zoologischen Mtiseen hat ausgestopfte Thiere attf-
zuiveisen von hoherem Alter als 80 — 100 3ahren. Ge-
toohitlich siitb biese sehr fritene Religuien in so traurigem
Ztistanbe, bag ihr Untergang in allen Fallen nicht als
Verlust angeseheii toerben fann, too bie noch lebenbe
Schopfung bie Mittel ztttii Wieberersetzen barbietet.
Attbers verhalt es sich freilich mit auSgestvrbenen Ge-
schlechtern, unb nitter biesent Gesichtspuntte Hat man
vollfommen Recht, roenn man ben roenigen, auf uns
getvmnienen Trummern ber Dronte sehr hvheit Werth
beimigt. Dergleichen gab es bis vor roenigen Jahren
nur in Englanb ; 1840 entbeckte man auch in einer fonig-
licheit Kunstfammer zu Kopenhagen unter vielerlei Un-
scheinbarem ben ziemlich vollstanbigen Schabel einer
Dronte, ber schon 1666 im Verzeichnisse einer Samtiilung
zu Schlesroig, bie spater nach Seelaitb fam, aufgefuhrt
roarb. Es ist nicht unmoglich, bag in veralteten ober
vernachlassigten Raritateneabineten, roie sie misere Vor-
fahren mit grogen Kosten anlegten, noch mehr Stficke
vorhanben siitb. Die an bas ashtttole'sche Museum zu
Orforb getommene Sammlung bes beruhmten lonboner
Apotheters Trabescant enthielt ein ansgestopftes Erem-
plar ber Dronte, roelches, mehr alS 100 Jahre alt unb
ganz zerfresfen, im 3an. 1755 auf Veratistaltung ber
Beamteten zerstort roarb. Glficklicherweise beroahrte man
ben Kops unb einen Fug, leicht bie grogten Merfrofir-
bigteiten jener eben auch veralteten Cvlleetion. 3m bri-
tischen Museum zu Lonbvn befinbet sich augerbem ein
Fug (Fig. 1794.) unb in Paris ein Brustbein berDronte.
Von bem orforber Schabel fittb oftmals Abgusse ge-
nomnten unb biese abgebilbet roorben (Fig. 1793.). 3n
ber That mug biefer burch seine besonbere Beschaffenheit
bie Aufmerksamkeit jebes nicht ganz oberflachlichen Be-
obachters auf sich ziehen. Seine ganze Bilbung erinnert
an bie Familie ber Geier; roie biese vermochte auch bie
Dronte ben Kops in eine Hautfalte zuruckzuziehen, bie
einer ber fruheren Beschreiber mit einer Kaputze ver-
gleicht; Kopf unb Hals roaren nicht mit roahren Febern,
fonbern mit weichem Flaum uberzogen, unb felbst ber
Schnabel hat noch einige Aehnlichfeit mit bemjenigen
eines Geiers, tninbesteits Hinsichtlich ber Hafenformig
fibergebogenen Spitzen unb ber langenWachshaut seiner
Wurzel ; er ist start, 2% ettgl. Zoll hoch, 5% engl.Zoll
lang; bie Nasenlocher stehen am Vorberranbe ber Wachs-
Haitt unb nage am Oberfieferranbe, bie Rachenfpalte er-
streckt sich bis unter baS Auge. Auf bem Oberfiefer
verlaufeit einige Furchen, unb augerbem ist bie Firste nicht
gerab, fonbern Hin unb roieber vertieft. Diese Bilbung,
bie auch an ben Fettganfen unb Penguinett vorfommt,
Hat Cuvier eine Zeit lang veranlagt, bie Dronte nur
fur eine verlorene Art jener Gattung zu erflaren, eine
Ansicht, bie er nach Untersuchung ber oben erroagnten
galbsossilen Knochen ausgab. Ungeachtet bieser Aegn-
lichkeiten mit zroei artenreichen Vogelgattungen ber Ge-
gentoart roar eS bisger burchaus nicht leicht, bie Stel-
tung ber Dronte im ornitgologischen Sgsteme ttachzu-
roeisen; Blainville gatte jebensalls Unrecht, als er sie zu
ben Geiervogeltt gerechnet roisfen roollte; Cuvier famber
Wahrheit nager, als er spatergin bie Drvnteben Hugnern
verroanbt meinte. Seit man ben Kiroi genauer fennt
unb burch bie Knochenreste ber roeiter tinten zu beschrei-
benben Riesenvsgel Dinornis aus ein iteues Verbitt-
buttgsglieb aufmerffam gerovrben, fann man nicht an-
stegen, bie Dronte ber Gruppe ber Apterggier zuzuzaglen.
Sie bilbet ben Uebergang von ben Straugen zu bem
Kiroi, benn roas an Nachrichten ber Entbecker auf
uns gefommen unb frugerhin fabelgaft erfchien, ber
fast vollstanbige Aiangel von Flugeln, ist gegen-
tvartig als tnoglich erfannt. Anger ben unvollkom-
nienen Holzschnitten alterer Reisebefchreiber, bie roir in
gistorischerFolge roiebergeben, befinbet sich im britischen
Museum zuLonvon ein Oelbilb ber Dronte (Fig. 1795.),
bie Copie eines zur Zeit Moritze's von Nafsau nach einem
lebenben Jnbivibuum iti Hollanb genialten Originals.
Eine attbere gleichzeitige Abbilbung entbeckte 1838 ber
Anatom Oroen in ber Bilbergallerie zu Haag. Auf
einem berugmten Bilbe von Saver!) unb Breuggel, bie
Bezauberung ber Tgiere vurch Orpgeus barstellenb, stegt
in bem unteren Winkel eine Dronte unb zroar in Um-
risfett unb Farbung bem altbefannten Bilbe bes britischen
Museums vollfommen agnlich.
Zu ben fotoeit befprochenen Apterggiern gesellte sich
burch Entbeckungen ber letzten 3agre eine Reige von
Arten, roelche zroar nur aus Knochenresten zu beur-
tgeilen sinb, allein verstarfte Beweise bes Satzes liefern,
bag in vergaltnigmagig neuen Zeiten ganze Familien
von Tgieren gogerer Clasfen erloschett unb von ber
Erboberflache verschroinben tonnten, ogne einer jener
allgemeinen Revolutionen erlegen zu sein, von roel-
chen geroognliche Versteinerungen zeugen. Bereits im
November 1839 legte Oroen ber lonboner zoologischen
Gesellschast ben Oberfchenfel eiyeS untergegangenen
Vogels aus ber Familie ber Strauge vor, ben er von
Neuseelattb ergalten gatte. 3n ben ttachsten Sagren
empfing er so starte Zusenbungen agnlicher Knochen,
bag er nicht allein bie Osteologie einer Gattung von
stugellosen Riesenvogeln, bie er Dinornis nannte, fest-
stellen, fonbern auch funs verfchiebeite Arten nachweisen
foniite. Unter biefen mug eine (D. giganteus Fig.
1801. C.) minbestenS 10 engl. Fug, roo nicht viel goger
gewesen sein, roas aus bem Vergleiche igres Unter-
schentptnochens (A.) mit bemselben Knochen bes Strau-
ges (B.) sich ergiebt. 3n welchent Grogenvergaltnisse
ubrigens bieser Riesenvogel zu bem Emu gestanben, legren
bie neben einanber gestellten Skelette (C. D.) beiber.
Diese Knochen sinb nicht vollkommen versteinert, son-
bern entgalten einen bebeutenben Antgeil unveranbert
gebliebener tgierifcher Stoffe. Ein Herr Taglor fanb
1844 roagrenb einer Reife an ber Kuste ber norblichen
Fusel von Neuseelanb megrere kleine Hfigel, bie, an ber
Munbung bes Flusfes Huaingaigu besonbers zaglreich,
mit Flugfanb uberfchuttet erfchienen unb im 3nneren
nichts roeiter als niegr ober niinber zerfallene Knochen
von Riesenvogeln entgielten. Die Unterlage berfelben
bestanb aus bemselben legmigen Mergel, roelcher an
anberen Orteit bie Knochen einzeln einschliegt. Taglor
unterschieb sogleich vier auSgestorbene Arten von Apte-
rggiern, bie mit ben von Oroen beschriebenen ztisammen-
zufallen scheinen; er berichtete ausbrucklich, bag bie
Knochen ber Rieseit -Moa (roahrscheinlich D. gigan-
tens) benjenigen bes Elepganten an Groge nichts nach-
geben, jeboch roeniger massenhaft unb im 3nneren roeit
zelliger sinb, bag bie Eingeborenen, roelche jene Kno-
chenhugel sehr roohl fennen, von ber ausgestorbenen
Moa Vieles zu erzahlen roissen unb nie vergessen, babei
einer ungeheuren Lanbeibechfe zu gebenken, roelche
zugleich mit jenem Vogel gelebt haben soll. Capitain
Home fugt Hinzu, bag ber Dinornis vielleicht auf ber
sehr sparlich bevolferten unb fast ganz unbefaiinten
Sudinfel von Neuseelanb noch leben nioge, eine Ver-
muthung, bie man nicht ganz verwerfen fann, roenn
man erroagt, bag ebenfalls in ben letzten Sahren an ber
Norbfuste von Neuhollanb Spuren unb, roie es scheint,
sogar Reste von Nestern eines ben Europaern noch un-
bekaunten Riefenvogels entbeckt roorben sinb, unb bag
man im Februar 1847 in Shbneg bie Beroeife erhielt
von ber Eristenz eines sehr grogen Saugetgieres, roelches
von ben Eingeborenen sehr gefurchtet roirb, bie Groge
eines Buffels erreicht unb bie Seett unb Flusse bes 3n-
neren von Neuffibtoales betvohnt. Knochen unb Scha-
belfragmente, bie man nach ber Stabt Maitlanb gebracht,
beseitigen alle Zroeifel unb roiberlegen bie alte, in bas
Charakterbilb Neuhollanbs ubergegangene Annahme,
bag Australien burch Mangel an grogeren Saugethier-
arten sich besonbers auszeichnet. Oroen meint, bag
jene neuseelanbischen, sehr grogen Apterygier bis zu ber
Zeit gelebt gaben, roo bie bis bagin einsamen Snseln
von ben erstett Menfchen betreten rourbeti, bie, roagr-
scheinlich burch einen Schiffbruch verschlagen, keine gro-
geren Tgiere antrafen unb bager genotgigt roaren, bie
grogen Rennvogel zu jagen. Er beroeist, bag biese
Anfvmtiilinge bem malagischen Mettschenstamme, bessen
Kennzeichen am geutigen Neufeelanber beutlich Hervor-
treten, angegort gaben unb also auf einer gogeren Stufe
gestanben gaben mfissen, als bie Papus unb igre eigenen
neuseelanbischen Nachkominen, in ivelchen man zur Zeit
ber Entbeckung Menfchenfreffer erkannte, bie faum in
unferen Tagen biefe surchterliche Ernagruiigsart ausge-
geben gaben. Man mochte mit bem englischen Ana-
tomen glauben, bag bie unvorsichtige Ausrottung jener
Vogel, von roelcher bie erroagniett Knochengfigel zeugen,
Hungersnotg uber bie neu entstanbene Bevolferung ber
roenig fruchtbaren unb tgierarmen Snseln gebracht unb
zur Antgropopgagie bie unmittelbare Veranlasfung ge-
geben gabe. Dag ber Kiroi bieser allgemeinen Aus-
tilgung entgangen, roirb aus seiner geringen Groge unb
ber Sitte, sich in unterirbifchen Hoglen unb Lochern
zu verbergen, abgeleitet.