Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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lUabnogel.
V o ge l.
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HuhnerhLfe mit einem neuen nntzlichen Bewohner ver-
mehreil ntoge, wirb daher niemals in Erfullung gehen.
Jm Uebrigen barf solcher Verlust nicht hoch angeschlagen
werden, benn schwerlich tuurbe Gultur unb Pflege bie
Natur ber Trappe vollkommen umanbern unb ihr Hartes,
schwarzes, von einem eigenthumlich wiberlichen Geruche
burchbrungenes Fleisch, an welchem jebe Kochkunst tchei-
tert, zum zarten unb geniehbaren machen. — Das aus-
gewachsene Månnchen mipt 3Vs Fuh von ber Schnabel-
spitze zum Schwanzenbe unb klastert gegen 8 Fus; es
ist odenher lebhaft rostgelb unb braun, mit unzåhligen
wellenformigen, feinen, schwarzen Ouerbinben gezeichnet,
unten etmaS Heller, an Kopf unb Hals Hell aschgrau,
Hat schwarzbraune Schwingfebern unb weihe Flugelbeck-
febern erster Reihe, cinen in ber Mitte weihen, an ben
Seiten rostbraunen, vor bem Enbe mit breitem, schwar-
zen O-uerbanbe gezeichneten Schwanz, Hornschwarzen
Schnabel unb sehr starke, mit groder, rothlichgrauer
Haut bebeckte Fuhe. Einen besonberen Schmuck bilbet
ber aufrichtbare, aus 8Zoll langen, zerschlissenen, grau-
welhen Febern destehenbe, zwischen Schnabelwinkel unb
Ohroffnung entspringenbe Bart. Die uber bem oben
erwahnten Kehlsacke liegenbe Haut ist nackt, am Weib-
chen Hingegen befiebert. Dieses ist weit kleiner, am
Kopse unb Halse bunkler gefårbt als bas Mannchen, bart-
los unb mehr gefleckt als gebånbert. Altersverschie-
benheiten sinb mehrere beschrieben morben , jeboch Haben
fie nichts sehr Ausfalliges. Man glaubt aus guten
Grunden, bah bie Trappe, inbem ste gewbhnlichen Ge-
sahren zu entgehen weih, ein hohes Alter, wie Ginige
meinen bis 25 Jahre — erreichen konne.
2. Die Kragentrappe. (Otis Houbara.) Fig. 1805.
Die Kragentrappe ist hochst felten in bem mittleren
Deutschlanb, bisweilen, jeboch nur einzeln in bem sub-
lichen Europa gesehen roorben; uberall erschien ste als
verirrter Frembling, ber seine eigentliche Wohnting itu
norblichen Afrika Hat unb bort bie Wuste kaum verlåht,
minbestens bie fruchtbareren Gegenben, wie bas Nilthal
ober bie Ebenen Syriens, nie besucht. Die Oasen mit
ihrer, ini Verhåltnisse reichen Vegetation bieten ihr Hin-
reichenbes Sutter, unb zu gewissen Jahreszeiten findel fich
bieses auch in ber sonst pfianzenarmen Wuste. In Wach-
samkeit, List unb Benehmen gleicht ste unserer grohen
Trappe auf bas Vollkommenste, jeboch soli ste fich mehr
aus ihre Fertigkeit im Laufen als auf ben Flug verlassen
unb allerbings sowohl ben besten Reiteru al8 Hunden
leicht entfommen. Den Arabern gilt ste fur einen fel-
tenen Leckerbissen unb heiht bel ihnen Rhaab, ein Wort,
welches uach ålteren Berichterstattern Donner bebeutet
unb fich auf bas laute Gerausch bei bem Auffliegen be-
zieht, richtiger aber (nach Ehrenberg) von einem Zeit-
worte abgeleitet, einen Schmnckvogel bezeichnen tuurbe.
Solche Benennung ist nicht unverbient, benn ben
Scheitel schmuckt ein sehr schoner Buschel langer, schnta-
ler, schwankenber, schneeweiher, an ber Spitze schwarzer
Febern, unb ein theils weiher, theils schwarzer, aus-
richtbarer Feberkragen umgiebt ben oberen Theil beS
Halses. Die Oberseite beS Korpers ist rostgelb mit
schwarzen Zickzackbinben, bie Unterseite weih, bie Vor-
berseite bes Halses weih, fein , grau gefleckt, ber Schwanz
bunkelrostgelb. Das Mannchen miht 26 Zoll; baS
Weibchen soli nach Einigen burch Mangel beS Feber-
kragens sich unterscheiben, nach Anberen benselben be-
fitzen.
3. Die Jtori« Trappe. (Otis Kori.) Fig. 1806. 1807.
Burchell hat bie im ornithologischen Gebiete nicht
unbebeutenbe Ehre, in Subafrika eine Trappe entbeckt
zu haben, welche an Grohe unb Gewicht bie bekannte
europåische Art erreicht, wo nicht ubertrisst. Er Hat
inbessen unterlassen, uber ihr Verhalten zu berichten,
unb sich mit ber einfachen Beschreibung begnugt.
Wahrscheinlich wohnt biese Trappe ziemlich norblich
vom Kap ber guten Hoffnung, ntsglicherweise fogar
in ben tropifchen, noch unbekannten Ebenen des
åquatorialen Afrika; ste mag vietteicht in feltenen Fallen
fich fo weit fublich als zum Orangeflufse, wo Burchell
fie traf, verirren. Die Bechuanas fennen fle inbessen
unter bem Namen Kori unb erklaren sie fur bas beste
Feberwilb ihreS Lanbes, nicht nur roegen ihrer ansehn-
lichen Grohe, fonbern beS Fettes roillen, roelcheS ge-
meinlich ben Korper einhullt. Der Reisenbe selbst fanb
bas Fleisch bemjenigen eines Truthahnes an Zartheit
gleich, aber vorzuglicher roegen bes beiroohnenben Wilb-
pretgeschmacks. Das Geroicht bes erlegten Vogels roar
sur einige von Burchett's Begleitern beinahe zu groh,
bie Klafterweite ber ausgespannten Flugel betrug 7 eng-
lische Fuh. Die Oberseite roar auf schon kastanien-
braunem Grunbe mit feinen, schwarzen Querlinien ge-
zeichnet, bie ganze Unterseite weih, bie Schulterbeckfebern
zeichneten sich aus burch grohe schwarze unb weihe Flecke;
am Hinterhaupte unb an bem Nacken stanben lange,
lofe, schmale unb sehr zugefpitzte Febern. Das ganze
Gefieber toar ubrigens so bicht, bah bie stårksten Schrote
von bemselben unschablich abprallten unb bie Jager zur
Kugelbuchse zu greifen fich geztoungen sahen.
4. Die schwarzkøpfige Trappe. (Otis nigriceps.) Fig. 1808.
Wie auherorbentlich haufig manche Trappen auf bem
ihnen angemessenen Boden sein kånnen, betoeist bie in
Indien heimische, schwarzkopfige Art. Sykes verstchert
in seiner Naturgeschichte von Dekkan, bah er einen
Englånber gekannt, toelcher nach unb nach gegen ein-
tausenb Stuck erlegt habe. Allerbings bietet auch bas
Jnnere bes geruhmten Jnbiens meite Strecken, bie an
Bemohiibarkeit toenig voraus haben vor jenen einfor-
migen, theils sogar unfruchtbaren Ebenen, auf toelchen
bie Gattung ber Trappen uberall fich am Liebsten auf-
Halt. Von ber in Rebe stehenben Art toirb ausbrucklich
bemerkt, bah ste in grohen Gesellschaften zusammenhalte.
Das Mannchen besigt ben sonberbaren, nicht bei allen
Arten beobachteten Kehlsack, bessen oben, bei ber ge-
meinen Trappe, gebacht toorben. Das Fleisch soli sehr
toohlschmeckenb sein, bas Futter (nach Sykes) fast nur
aus Heuschrecken bestehen. Das Mannchen ist obenher
blahrostgelb, mit braunlichen Querbanbern zart gewås-
sert; bie Unterseite, ber Hals unb einige Sletten ber
Flugel sinb weih, ber mit einem Kamme geschmuckte
Kopf, bie vorberen Flugelbeckfebern, Schwingsebern unb
ein groher Brustfleck schmarz. Die Lange betragt 56
engl. Zott. Das um 15 Zoll kurzere Weibchen gleicht
in ber Farbung ganz bem Mannchen.
5. Die bleifarbene Trappe. (Otis coerulescens.) Fig. 1809.
Der Entbecker bieser auf ben Ebenen Subafrika's
lebenben Art war Saiffanr; in Sitten unb Wesen sott
sie ben Vertoanbten ganz entsprechen. Sie ist obenher
rothlich ober gelblich braun unb mit schwarzen Zickzack-
linien unb Punkten gezeichnet, hat schwarzen, rostroth
gebanberten Scheitel, lange, weihe Brauenbogen, rost-
rothe Ohrenfebern, schwarze Schwingfebern, braunen,
am Enbe mit breitem, schwarzen Banbe eingefahten
Schwanz, grunlichgelbe Fuhe, braunen, an ber Wurzel
gelben Schnabel, miht 20 Zott in ber Lange unb steht,
roenn ausrecht, 17% Zott Hoch.
II. Wehrvogel. (Palamedea.)
Gattungscharakter: Schnabel kurzer als ber
Kops, an ber Wurzei mit kleinen Borstenfebern urn-
geben, Oberkiefer etroas gewolbt, an ber Spitze t'iber-
gebogen; Nasenlocher oval, vffen; Stirn mit langem
cylinbrischen Horn versehen (Fig. 1810.). Fuhe vier-
zehig; Zehen halbgehestet, bie Hintere aufliegenb, mit
geraber, spornformiger Kratte. Flugelbug mit starkem
Sporn; britte unb vierte Schroingfeber bie langsten.
1, Der Kamichi - Wehrvogel. (Palamedea cornuta.) Fig. 1811.
Die Wehrvogel bilben eine bem sublichen Amerika
eigenthumliche Gatlung. Sie sinb von ansehnlicher
Grohe, beroohnen nur bie haufig uberschwemmten, walb-
losen Nieberungen unb Savanen, nåhren sich aber nicht
von ben in Sumpfen lebenben, Heineren Reptilien,
Wurmern unb Jnseelenlarven, wie behauptet worben
ist, sonbern nur von jungen Blatter unb Bluthen ber
Wasserpstanzen, unter welchen bie gesettige, bie grohten
Flachen uberzieheube Pistia ben Vorzug erhalt. Der
Kamichi bewohnt mehr bie norbliche Halfte jenes Welt-
theiles, Guyana, Norbbrasilien unb Maynas, ber
Ghaja Hingegen Subbrastlien unb Paraguay. Jener
giebt einer Gans an Grhhe nichts nach, hat schwårziich-
braunes, obenher etroas schitternbes, auf ben Schul-
tern gelblichrotheS, auf Scheitel, Brust unb am Hin-
terleibe roeihes Gefieber, braunen Oberbauch, braune,
mil Netzschuppen bekleibete, sehr starke Fuhe, am
Kops unb Halse flaumenartige Febern unb an jebem
Flugelbuge zwei sehr starke, Harte unb spitzige Spor-
nen. Er ist nirgenbS sehr Haufig, Halt paarroeis
zusauimen unb fliegt roegen seiner grohen Flugel so
schnett unb kraftig, bah ihu altere Schriftstetter als eine
Art von Wasserraubvogeln angesehen haben, ein Jrrthum,
roelcher vietteicht auch burch bie stolze Haltung unb ben
stattlichen Gang veranlahl roorben ist. Vor anberen
Vogeln furchtet er sich nicht unb weist, obroohl im Gan-
zen frieblichen Naturetts, bie Angriffe ber machtigen
Schlangen zuruck, bie in ben Moråsten roohnen unb
selbst grohere Thiere ungescheuet anfatten. Er ver-
theibigl sich burch Schlage mit ben gefåhrlich beroastneten
Flugeln, beren Spornen gegen 4 Zott roeit uber ben
Flugelbug nach vorn Heraustreten unb in ben Korper
bes Gegners ohne Schroierigkeit einbringen. Der auffål-
lig laute unb helle, aus ben zwei Sylben „roihuh, roi^u^"
bestehenbe Ruf ubertbnt ben Lårin ber anberen zahlrei-
chen Sumpfvogel, ber vielen Froscharlen unb ber Jn-
fecten , bie zusammen bie grohen uberschwemmten Nie-
berungen beleben, in welchen ber Mensch nie eine blei-
bettbe Stalle finben wirb. llnermublich, vom Morgen
bis zum Gintritte ber Nacht schreiend, verråth ber
Kamichi feinen Aufenthall, zieht sich hierburch aber
Verfolgungen bes Menschen nicht zu, benn selbst bie
sonst nicht wahlerischen Jubler erklaren sein Fleisch,
bes Hestigen Moschusgeruches wegen, fur ungeniehbar.
Er ist weber sehr scheu noch scharfsichtig unb låht bie
kleinen Bole ber Jager ziemlich ttahe herankommen.
Verwunbet setzl er sich auch gegen ben Menschen zur
Wehr unb barf nicht ohne Vorstcht ergriffen werben,
blåst sich unformlich auf unb bleibl aufgeblåhl auch nach
bem Tobe, bem Fåulnih sogleich solgt. Es Hångi biese
Erscheinung mil bem Vorhanbensein einer Menge groher
Lustzellen zusammen, bie mit ben Lungen in Verbinbung
stehen. Der sehr mnskelreiche Magen beutet ubrigens
auf bie Fåhigkeit zum Verbauen Harter Saamenkorner.
Die Paare trennen sich wåhrenb bes Lebens nie wieber
unb sollen am Fuhe eines grohen, bem Wasser nahen
BaunteS ein flaches Nest bauen. Man sagt, bah bieses
nie mehr als zwei Eier enthalte, bie burch Grohe unb
Fårbung benjenigen ber Hausgans vollkommen gleichen.
2. Der khaja. Wehrvogel. (Palamedea Chavaria.) Fig. 1812, 1813.
Der Ghaja unterscheibel fich burch eine bis an bas
erste Zehenglieb reichenbe Binbehaut unb abstehenbe
Hinterzehe von bem Kamichi unb ist beshalb als Re-
pråsentant einer besonberen Gatlung (Chauna) betrachlel
worben, hat ubrigens bie Spornen unb ben Schnabel
bes letzteren unb lebt in fast ganz gleicher Weise. Seine
Stimnie ist ebenfalls sehr laut unb scharf unb wirb nicht
allein amTage, fonbern auch bes Rachts gehort; Månn-
chen unb Weibchen rufen unb antworlen sich burch ben
Laut„Tschachah", ber zu ber in Paraguay gewbhnlichen
Benennung ben Grunb abgab. Die Paare Halten Irett-
lich zusammen, unb bie Geschlechter unterscheiben sich
åuherlich gar nicht. Nie trifft man ben Ghaja in trocke-
nen Gegenben, vielmehr roatet er, wie bie Reiher, so
weit in bas Wasser, als eS bie Långe ber Fuhe gestattet,
fångt jeboch keine Fische, sonbern friht nur Vlålter von
Wasserpstanzen. Azara sah mehrmals Ghajas, bie, in
ber Gefangenschaft erzogen, mit bem ubrigen HatiSge-
flugel sich ganz gut vertrugen unb nur von Blåttern
lebten, obgleich bie Eingeborenen versicherten, bah sie
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