Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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220
V øge l.
Sicbettte Ordnung.
recht gem kleine Fleichstncken verschluckien. Jm freien
Zustande erweisen sie fich als sehr geschickte Flieger, be-
schreiben ost weite Kreise in der Lust und steigen auf
solche Art so Hoch, bag man Ranbvogel zu sehen meint.
Dennoch sind sie friedlich und gebrauchen die Flngel-
spornen nur gegen angreisende Feinde. Sie lassen sich
auf den Gipfeln der Hochsten Bannte nieber, gehen auf
ebener Erde mit Wurde einher und legen im August
zwei Eier. Die mit Dunen bekleideten Jungen (Fig.
1812.) folgen sogleich der Mutter. Das Nest soll nach
einigen Angaben geranmig fein, aus kleinen Reisern
bestehen und auf niedrigen, von Wasser nmgebenen
Strauchen liegen, nach anderit zwischen den Riedgrasern
und Binsen, kanut uber der Wasserlinie erhaben, attge-
bracht und sorglos verfertigt sein. In Europa ist iveder
diese noch die vorhergehende Art lebend gesehen worden,
obgleich eS nicht schwer halten wurde, beide an die Ge-
fangenschaft zu gewohnen. Der Chaja ist beinahe tint
die Halfte kleiner als der Kamichi, wenig groger als
ein Hanshnhn und niigi 1% Fug in der Lange; die
Oberseite ist dunkelbraun, die untere schwarz, der Flii-
gelbug weiggeflecki, der drei Zoll lange Federbusch des
Hinterkopfes schwarzlich, der Hals mit schwarzem Flaum
bedeckt, die Kehle tveig, die Wangengegend unbefiedert
und roth, der Schnabel Weiglich; die gelblichrothen
Lanse sind mit groven sechseckigen Schuppen bekleidet.
Das Slirnhorn sehlt. Die Fahigkeit, den Korper anf-
zublasen, scheint noch weiter zu reichen als am Kamichi,
benn bie Luft soll sogar bis tinter bie Zehenhaut bringen.
III. Sariama. (Dicholophus.)
Gattungscharakter: Schnabel langer als ber
Kopf, bick, stark, bis unter bie Augen gespalren, Ober-
kiefer gewolbt, an ber Spitze ubergebogen; Nasenlocher
in ber Mitte bes Schnabels, osten, in eine Furche ver-
langert. Fuge lang, bunn; Unterschenkel zu zwei
Drittheil seiner Lange nitbefieberi; Zehen kurz, bick,
bie vorberen ganz geheftet, bie hintere abgeruckt.
Flugel mittelgrog, abgerunbet, unbewaffnet; erste
Schwingfeber sehr kurz, funfte, sechste unb siebente
bie langsten.
Tie Sariama. (Dicholophus cristatus.) Fig. 1814.
Nicht blos bie åugere Aehnlichkeit, sonbern auch
einige Uebereinstimmung in ber Lebensart haben ver-
anlagt , bag mehrere Naturforscher bie brastlische Sariama
unb ben subafrikanischen Secretarvogel ober Schlangen-
abler fur nahe Verwanbte gehalten haben. Man ist
inbessen von bieser Anstcht wieber abgegangen, benn bie
schwachen Fuge, bie kurzen Zehen unb bie ungefahrliche
Gestalt ber Krallen ber Sariama Wurben an ber Fahig-
keit zur Bekampfung gistiger unb starker Reptilien zwei-
feln lassen, wugte man nicht, bag sie furchtsam ist, nie
ein anberes Thier zuerst angreift unb sich mit Hen-
schrecken, uberhaupt Jnsecteit unb sehr kleinen unb zum
Wiberstanbe unfahigen Eibechsen begnugi. Siebewohnt
bie ausgebehnten Bergebenen bes sublichen Brasiliens
unb bie hohen unb trockeneren Gegenben von Paraguay,
wo ihr lauter, weithin hørbarer Ruf allein bie Stille
ber nienschenleeren Oebe unterbricht. Den Straugen
ahnelnb, vertrauet sie ihre Rettung lieber ben schnellen
Fugen, als ben zum geschickten unb schnellen Fluge we-
niger geeigneten Flugeln; sie einzufaiigen gehori, zu-
folge ber Berichte erfahrener Brasilier, zu ben schwersten
Aufgaben, benn sie entkommt sogleich schlechtberittenen
Jagern unb erheischt eine anbauernbe Verfolgung; er-
mnbet legt sie sich nieber unb sucht sich in bieser Weise
bent Blicke zu entziehen, ober sie benutzt ben letzten Rest
ber Krafie, um fich auf einen hohen Baurn zu schwingen.
Auch soll es nicht leicht sein, ihr ungesehen zu nahen,
inbem fie an Scheue, Wachsamkeit unb Scharfsichtigkeit
ben Trappen nicht nachsteht. Der geringste Verbachi
veranlagt fie zur schleunigsten Flucht. Dennoch ge-
wohnt fie fich leicht an Gesangenschaft unb lebt mit ben
Huhnern des låitblichen Hoses im besten Frieben; man
lagt ne bann ganz ungehinbert herumstreifen, benn fie
kehrt auch vom Besuche entlegener Felber regelmagig
zuruck. Ob fie im zahmen Zustanbe wirklich Stucken
rohen FleischeS zu fich nehme, mug alS unentschieben
gelten; bag sie Mais verschmahe, scheint ausgemacht zu
sein. In voller Freiheit lebenb, frigt sie Jnfeeten, in=
bessen wohl faunt viele Reptilien, ba sie fast nur in
trockeneren, von jetten gestohenen Gegenben wohnt. Der
Fortpstanziingstrieb bringt bie Slingeren zu erbitterten
Kampfen; bie Paare sollen sich nie wieber verlaffen unb
aus Kuhbunger unb allerlei Reisern aufniebrigen Batini-
asten ein schlechtes Nest erbanen, welches 2— 4 Eier
enthSlt. Die in Flaum eingehullten Jungen lansen
in ben ersten Stunben nach bem Ausschlupfen aus bent
Eie unb werbett von ber Mutter gefuhrt. — Hinsichilich
ber Gestalt erinnert bie Sariama an einen Reiher; sie
scheint fast ebenso Hochbeinig unb langhalfig, nur ist ber
Rnmpf etwas massenhaster; auch stinimt ber nackte, blau-
liche AugenkreiS, ber Feberkamm unb bie Bilbung ber
langen, schmalen, etwas zerschliffenen Halsfebern zu
jeneni Vorbilbe; Berwanbtschaft mit straugenartigen
Bogeln scheint bnrch bie langen Wimpern bes oberett
Angenlibes angebeutet. Die ganze Lange betragt 30 —
32 Zoll. Das Gesieber ist obenher gelblichgran, mit
feinen, wellenformigen Querlinien schon gezeichnet, tin-
ten etwas Heller, ber Schwanz lang, abgerunbet mit
zwei breiten, schwarzen Querbinben; ber Schnabel
korallenroth; bie Schwingfebern sinb schwarzlich, mit
feinen, weigen, fchwarzpunktirten Linien geziert, bie
Fuge orangengelb. Nach Europa ist bie Sariama
Asiers lebenb gebracht worben ; im Jnneren bes sublichen
Brasiliens tuitb sie auf Meierhofen gern gehalten, boch
mehr zur Zierbe als bes Fleisches tvegen, welches zwar
gar nicht unangenehm schmecken, weig unb zart fein soll,
von ben Brafiliern aber nicht genoffen wirb.
IV. Trompetervogel. (Psophia.)
Gattungscharakter: Schnabel kurz, kegelfbr-
mig, gekrummt, etwas ztisammengebruckt; Oberkiefer
langer als ber Unterkiefer, an ber Spitze ubergebogen;
Nasenlscher in ber Mitte bes Schnabels, Halbgeschloffen.
Beine lang, bunn; Zehen kurz, Halbgeheftet; Hinier-
zehe fast auftretenb. Flugel kurz, gewolbt; vierte,
funfte unb sechste Schwingfeber bie langsten. Schwanz
sehr kurz.
Der gewøhnliche Trompetervogel. (Psophia crepitans.) Fig. 1815.
Jene bie Wehrvogel unb Sariamas auszeichnenbe
Fahigkeit zur Hervorbringung ausnehinenb lauter Tone
besitzt nun zwar bie aus zwei Arten zusammengesetzte
Gattung ber Trompetervogel nicht, allein fie verrath
ihre Berwanbtschaft mit jeneit ebenfalls burch Be-
gabtheit mit sehr eigenthumlicher Stimme, bie, sonberbar
genug, nicht aus ben gewohnlichen Luftwegen zu kom-
men scheint, sonbern bumpf aus bem Jnneren bes Leibes
Hervorklingt unb Linne bestimmt hat, seiner bisweilen
berben Laune nachzugeben unb bem Bogel einen etwas
unziemlichen lateinischen Speeiesnamen beizulegen. Fuhlt
sich bie Psophia ruhig unb zufrieben, so wahlt sie so-
wohl im wilben als gezahmten Stanbe einen erhabenen
Stanbort, stogt zuerst einen scharfen, wilben Schrei
aus, schliegt ben Schnabel unb lagt bann ein bumpfes,
trommelnbes, sonores Gerausch folgen, welches nicht
unangenehm klingt, beinahe eine Minule fortbauert,
enblich aus immer grogerer Ferne zu kommen scheint
unb zuletzt leis verhallt. Nach einer Pause von einigen
Minuten wieberholt fie bieselben Tone unb verinag in
Moubscheinnachien solches Spiel mehrere Stunben lang
fortzusetzen. Weil babei ber Brustkasten sich aus unb
nieber bewegt, wie bei jebettt gewohnlichen Bogel wah-
renb beS Singens, so wirb naturlich bie unter ben Jn-
biern verbreitete Meinung, eS entftehe senes Tromittelit
im Hinterleibe, keitte Miberleguttg beburfen. Der Batt
ber Stimmwerkzeuge hat viel Eigenthumliches. Die an
ihrer oberen Halfte einent Schwanenkiel im Durchmesser
gleiche Luftrohre verengert sich, sobalb sie in ben Brust-!
kasten eintritt, unb steht nach beiben Seiten mit zwei
Hautigen, Halbkitgeligen Sackett in Berbinbung, von
welchen ber rechte grogere in brei ober vier Kattintern
zertheilt erscheint. Mittels ber Muskelthatigkeit bes
Brustkastens wirb bie Luft burch enge Oeffttungett in
jette zusammettgesetzten Sacke gezwangt unb bringt bei
bent Durchgange, vielleicht auch bei beitt Heraustreten
bas erwahnte sonberbare Gerausch hervor, welches in
ahnlicher Art, Wenit auch mittels eines ntinber zusant-
mengesetzten Apparates, ber Emu erzeugen kantt. Hin-
sichtlich ber angeren Gestalt steht bie Psophia zwischen
ben Huhnern unb ben wahren Wabvogeln; Groge unb
Umrisse bes Rumpfes verhalten sich fast wie ant Haus-
Hiihit, allein bie Fuge sinb weit langer, ber Hals ragt
Hoher Hervor. Ihr wahres Baterlanb ist bie mit Ur-
walb bebeckte Ebette bes aguatorialen Subamerika; in
Bergen wirb fie felten, niemals in Sumpfen ober an
den Ufern der Flusse und Seeen gesehen. Getvohnlich
Halt fie mit anberen zusammen unb bilbet Gesellschasten
von 8 — 15 Stuck, lauft mit ausgebreiteten Flugeln,
versucht laufenb ber Verfolgung zu entgehen, fliegt un-
gern auf, erhebt sich nur wenige Fug uber ben Boben
unb lagt sich sobalb als moglich nieber. Schlafenb
steht sie auf einent Beine. Im wilben Zustanbe nahrt
sie sich wie Huhtter von Korttern unb trockenett Fruchten,
im zahnten geniegt sie Brvb, Fleisch unb selbst kleine
Fische. Sie soll in Polygamie leben, bas Weibchen
ant Boben zunachst einer Baumwurzel eine flache Grube
scharren unb in bieselbe »Itva 12 grunlichblaue Eier
legen. Matt irifft sie sehr oft in beu Hutten ber Jttbier,
ittbent sie nicht allein sehr zahm Wirb, sonbern fast bie
Anhanglichkeit bes Huttbes unb viele Jntelligenz ver-
rath. Jhrettt Herrtt folgt sie auf jebettt Schritte, lieb-
kost ihn unb ist so eifersuchtig auf ben ungetheilten Besitz
seiner Gunst, bag sie nicht blos Hutibe, Katzett unb an-
bere Hausthiere wulhenb anfallt, sonbern auch bie ihr
nahe tonunenben Negersclaven in bie nackten Beine beigt.
Personen, bie ihr wegen bes Ansehens zuwiber sind, bie
vielleicht einen unangenehtnen Geruch verbreiten ober sie
jentals beleibigt Habett, sucht sie forizutreibett unb kann
hierburch sehr lastig werbett. Im Kantpfe mit Hutiben
gewinnt sie leicht bie Oberhanb, ittbent fle emporflatternb
ihre Bisse vermeibet unb mit Schitabelhieben unb Fug-
schlagen bie Augen bes FeinbeS zu tressen weig. Den
fliehenbett Gegner verfolgt sie mit Erbitterung unb tobtet
ihn, wenit er zum Wiberstanbe zu schwach ist. Man
sagt, bag sie zum Huthen von Schaafen abgerichtet wor-
ben fei. — Mii Austtahme bes nackten Augettkreises ist
ber ganze Kopf unb ber Hals mit schwarzen sammetar-
iigett Febern bebeckt, bie weiter nach nitten eine schtippen-
artig ruttbe Gestalt annehtnen unb an ben Ranbern
metallischgrutt unb purpurn schillern; bie angenehin Hell-
grauen, seibenartigen Ruckeufebern Hangen in gefalligent
Bogen uber bie Flugel Hinab, welche, tvie ber kurze
unb tveiche Schwanz unb ber Schnabel, schwarz sinb.
Das Gefieber bes Bauches ist haarahnlich; bie Beine
sinb blag olivengrun.
Ztveite Familie.
Neihervogel.
Die Reihervbgel bilbett unter ben Wabvsgeln bie
grogte Familie, bie eben bes Untfanges wegen ohne
Schwierigkeit in sehr naturliche Gruppen zerfallt werben
kantt. Der wesentliche, allen Gattungen gemeittsame
Charakter besteht in bem langen, ttteist etwas zitsant-
mengebruckten, sehr starkett unb Harten Schnabel, in ben
sehr hohen Beinett, ben mit Netzschuppen bekleibeten
Lansen, ben Halb ober ganz gehefteten Zehen unb zwolf
Steuerfebern. Die Form bes Schnabels weicht biS-
weilett sehr ab, unb bie Fuge werben in einigen Gattungen
zu ganzen Schwimmfiigen. Die Reihervogel erreichen
minbestens Mittelgroge, bie Mehrzahl von ihttett ragt
uber biese bebentenb hinaus, verbankt aber biese so hohe
Statur nicht ber Groge bes Rumpses, sonbern ben