Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Wadvogel.
Voge l.
221
langen Beine unv dem an eine Schlange erinnernben
Halse. Das Gesiebet zeichn-t fich gerade nicht burch
Bunthelt auS, invefsen wohl durch zarte Tinten oder
ganz reine Farbung, z. B. in der Gruppe der wei-
Hen Reiher, und lajjt andererseits Bildungen von be-
sonderer Schbnheii gewahren, grohe Verlangerung der
Federn gewifser Korpertheile oder Zerzafcrung derselben
nach regelmahigen Gesetzen. Die Muskelstarke ist nicht
gering und autzert sich ziemlich gleichmahig im Lause und
Fluge und in den Bewegungen des Halses. Zur Nah-
rung dienen saft nur ledende Thiere, zumal Reptilien
und Fische, doch werdm auch Jnsecten und kleine Sau-
gethiere, Mause und Spitzmause nicht verschmahi. Me-
nige sind aus Saamen oder grune Pstanzenblatter ange-
wiesen. Die Fortpflanzung scheint uberwiegend im
monogamischen Verhaliniffe zu geschehen, die Jnielli-
genz nur bei wenigen etwas mehr Bedeutung zu errei-
chen, der Jnstinct dafur um so scharser zu sein.
Erste Gruppe. Kranniche. Schnabel groh,
lang, zugespitzt, an den Randern schneidend; Nasen-
locher eine Haut burchbohrenb; Kops fast ganz befiedert.
Laufe geschildet, lang; Hinterzebe nur mit der Spitze
den Boden deruhrend.
I. Krannich. (Grus.)
Gattungscharakter: Schnabel weit langer als
der Kopf, scharfkantig, gerad, fpitzig; Na;enlocher aus
jeder Seite des Schnabels in eine lange Furche auslau-
fend (Fig. 1816.). Flugel mittelgroy, dritte Schwing-
seder bie langste, die Hintersten Flugelfedern weich,
Hangend.
I. Der gemeine Krannich. (Grus cinerea.) Fig. 1817. 1818. 1819.
Der gemeine Krannich sindet sich als einheimischer
und brutender Vogel in einem grohen Theile Europa's,
zumal dem nordlichen, und in ganz Nordafien, reicht
indessen nicht bis an die Eismeerkuste. Sudlich will
man ihn bis in die Nahe des Wendekreises angetroffen
haben, und Siebold sah ihn in Japan. Im westlichen
Europa und in England ist er fehr felten worden, seit-
dem durch sorgfaltigen Bodenbau die ihm vorzugsweis
zusagenden Sumpfe und Marschlandereien trocken gelegt
oder in Fruchtselder uingewandelt worden sind. 3m
Mittelalter muh er dort sehr genuin gewesen sein, denn
selbst in spaterenZeiten, z. B. unter Edward IV., toutben
bei einem einzigen, vom Erzbischose Nevil gegebenen
Gastmahle nicht weniger als 204 Stuck aus Einmal auf
bie Tasel gesetzt. Auch bie Romer zahlten sein Fleisch
zu ben Heineren Gerichten und mogen die Gelegenheit
des zweimaligen Durchzugs ivahrend der nord-sudlichen
Wanberung benutzt haben, inbem ber Krannich in Ita-
lien nicht verweilt und dort nicht brutet. Jene
Wanderungen geschehen in Flugen, die sich rasch solgen
und aus mehreren Hundert Jnbividuen bestehen, in
Mitteldeutschland um die Mitte Marz und, aus dem
Norden toiederkehrend, nochmals im Dctober beobachtet
toerden. Fruhe Kalte beschleunigt ihre Ankunst, Nach-
winter Halten sie Hingegen toeniger zuruck. Von den
bei uns brutenben bleiben Hochst felten und nur wah-
rend ungewohnlich milder Winter Einzelne zuruck. Die
Reise selbst geschieht nach fester Regel; kleinere Gesell-
schaften, in welche grohe Fluge sich auflosen, bilden im
Fluge stets ztoei schrage Linien, also ein an der Basis
offenes Dreieck, an deffen Spitze, der Sage nach, die
altesten und starksten Mannchen fliegen und sich von
Zeit zu Zeit ablosen. Bei Heiterem Wetter erheben fich
diese toanderndern Gesellschasten Hoher als alle andere
einheimische Zugvogel und zwar bis auf 5000 Fuh, too
fie nur das scharfe Auge des aufmerksamen Beobachters
entdeckt; bei truber oder regniger Witterung oder des
NachtS streisen fie so niedrig, dah man das Rauschen
der Flugelschlage vernimmt. Wahrend des Fluges
stimmen fie ost ein gemeinsames und auherordentlich
weit Hhrbares Geschrei an, toelches bei uns zu mancherlei
Aberglauben Stoff geboten hat und bei den Griechen
als Anzeichen einer prophetischen Gabe und AlleS be-
inerkender Wachsamkeit galt. In Mittelafien sollen
noch Hente manche Volkerschaften den Krannich mit be-
sonderer Achtung betrachten und seine Tbdiung einem
schtoeren Vergehen gleich halten. In feitter Haltung
und seinem Gange liegt allerdings etwas sehr Ernsthaftes,
zumal wenn er, mit mehreren seiner Familie vereint, auf
Feldern oder grastgen Triften herumschreitet. Mit dem
Triebe zur Geselligkeit und naturlicher Friedfertigkeit
verbindet er Scheu vor dem Menschen und Wachsam-
keit. Sowohl des Nachts bei dem Schlafen, als auch
am Tage wahrend des Freffens stellen die Familien
Wachen auS, die in einiger Entfernung oder aus einem
hoheren Punkte Platz fassen und durch ihr Geschrei jede
Gefahr rechtzeitig verrathen. Erfahrene Jager erklaren
das Beschleichen weidender Kranniche fur noch schwerer
als daS der Trappen, und Manche Halten es geradezu fur
unmoglich, indem senen Bogeln nichts entgeht und sie
schlau genug find, auch den verkleideten Schutzen zu er-
kennen. Schon durch die Wahl ihres Aufenthaltsortes
wissen sie fich zu schutzen; fie mihtrauen in bevolkerten
Landern jedem Felde, welches von Buschen in der Nahe
umgeben oder wohl gar mit solchen stellenweis besetzt
ist, und kommen nie an die Dorfer, Gartenmauern oder
Hecken Heran; in menschenleeren Gegenden scheuen fie
Hingegen Gebusche nicht, vermeiden aber auch dort den
eigentlichen Hochwald. Vorzugsweis wohnen fie in
sehr ausgedehnten und roegen der gefahrlichen Tiefe des
Morastes den Menschen ganz unzuganglichen Sumpfen,
in toelchen fie leicht unb gewandt herumschreiten und
einen Theil ihrer Nahrung, Jnseetenlarven, junge
Frosche und Wurmer finden. Das trockeneLand liefert
ihnen hingegen die jungen Blatter und Saamen einer
Menge von Pstanzen; Erbsenkorner geben das liebste
Futter ab und werden, noch nachdem fie gekeimt haben,
aus der Erde hervorgescharrt. Auch den verschiedenen
Gelraidearten gehen sie nach, vergessen aber uber dem
Genusse nie ihre gewohnliche Vorsicht und enthalten sich
desselben ganz, sobald irgend Etwas ihren Verdacht er-
regt. Der Krannich lebt ubrigens in Monogamie, und
toahrscheinlich Halt Mannchen und Weibchen das ganze
Leben hindurch zusammen. Die Paarung erfolgt im
April. Zu dem Neste, welches aus roh aus einander
geschichteten Reisern besteht und am Boden liegt, wird
stets die unzuganglichste und verborgenste Stelle weiter
Bruche oder Moore erwahlt, und beide Aeltern Huthen
sich, ihm i:: gerader Linie zu nahen und Hierdurch seinen
Ort zu verrathen. Das Weibchen legt nur zwei Eier,
die ziemlich groh, regelmahig geformt unb auf blaugrun-
lichem Grunbe rothlichgrau punktirt unb braun gefleckt
stub.. Der Hergang ber Brutung unb ber Erziehung
ber Jungen ist noch nicht genau bekannt, inbem bie Un-
zuganglichkeit ber Bruteorte bie Beobachtung beinahe
unmLglich macht. Dah der Krannich Gefangenschaft
nicht allein ertrage, sondern auch sehr zahm werden
konne, beweist eine gerade nicht seltene Erfahrung. Er
verraih dann ein heiteres, wohl auch zu Posten geneigtes
Wesen, erlangt Anhanglichkeit und Zutrauen zu seinem
Herrn, tyrannisirt aber andere Hausthiere und kann
unter Umstanden auch sehr tuckisch sein. Sowohl die
wilden als die in Gefangenschaft lebenden Jndividnen
vertheidigen sich nothigenfalls mit vielem Muthe und
vermogen mit ihren Harten und spitzigen Schnabeln
schmerzhafte oder wohl gar gefsihrliche, immer auf das
Gesicht des GegnerS gerichtete Hiebe auszutheilen. —
Der Krannich ist aschgrau, am Hinter- und Vorder-
halse schwarz, hat grunlichschwarzen Schnabel, schwarze
Beine und rothe Augensteriie. Den Hinterkopf be-
kleidet eine unbefiederte, hochrothe Haur. Ausgeroach-
sene Mannchen messen 4 Fuh in der Hohe und klaftern
gegen 7 Fuh. Die Weibchen sind etwas kleiner.
2. Numidischer Krannich. (Grus Virgo.) Fig. 1820. 1821.
Von der Gattung Krannich im strengsten Sinne Hat
schon Brisson unter einem neuen Namen (Balearica)
eine Gruppe toeniger Arien gesonderi, die in Gestalt
die Mitte halten ztoischen Trompetervogel und Krannich.
Der Unterschied beruht in einer kleiner Abanderung des
Schnabels, der kauin langer ist als der enttoeder ganz
befiederte oder nur in der Wangengegend nackte Kopf,
eine etwas abgerundete Spitze hat und obenauf eine
Furche tragt. Seit langer Zeit schon kennt man unter
dem Namen det mimidischen Jungfrau eine der hierher
gehorenden Arten. Ihr Name dentet allerdings auf
afrikanischen Ursprung, indeffen gehort sie diesem Welt-
theile nicht so ausschliehend an, wie die beiden andern
Arten ihrer Gattung. Sie erhielt in neuesten Zeiten
auch in den Verzeichnissen deutscher Vogel darum Platz,
weil fie sich ein oder zwei Male zu uns verstog, gehort
aber im Ganzen nicht in die europhische Fauna. Ihr
Verbreitungsbezirk reicht ubrigens sehr toeit unb be-
greift nicht allein bie nordliche Halfte Afrika's, sonbern
auch einen sehr ansehnlichen Theil von Asien, Syrien,
Persien, bie Tartarei unb bas inbische Festlanb. Selbst
in Subitalien erscheint fie nicht alle Jahre. lim Tripoli
ist sie geinein, nicht minber so in Aegypten wahrend ber
periobischen Ueberschwemmungen, kommt bei Constan-
tinopel an im Oetober unb zwar auf bent Ruckzuge von
den Sudkusten des schwarzen Meeres und kaspischen
Sees, ist sogar am Baikalsee bemerkt worden und sindet
sich in Nepal unb einzeln am Kap ber guten Hostnung.
Eine so weite Verbreitung setzt bie Fahigkeit voraus,
sich ben verschiebensten Klimaten anzupassen; wirklich Hat
bieser Krannich in ben Menagerien bes norblicheren Eu-
ropa sich fortgepflaiizt, unb ein in ber alten Menagerie zu
Versailles geboretter lebte 24 Jahre. Er wirb sehr zahm,
beweist bem Pfleger bankbare Anhanglichkeit unb scheint
stets guter Sanne unb zum Spielen mit Bekannten ge=
neigt zu sein. Zum Anfenthalt wahlt er balb trockene,
balb auch marschige Gegenben, lebt gesellig, nahrt sich
von Jnseeten, Wurmern, Saemereien und grunen Pstait-
zenblåttern, ist eden so scheu, wachsam und klug wie
der gemeine Krannich und gleicht diesem uberhaupt in
Sitten, der Art des Fluges unb bes Ganges. Das
Mannchen miht 2% Fuh in ber Lange unb um ein
Funftel mehr als bas Weibchen, es klaftert 51/2 Fuh unb
ahnelt in allgemeiner grauer Sårbung bem gemeinen
Krannich; hinter jebem Auge entspringt ein Buschel
weiher Febern, bie, uber den Hinterkopf Hinausreichend,
einen im Bogen gekrummten, schonen Schmuck bilden,
der bei jeder Bewegung des Kopfes schwankt. Die
Seiten des letzteren, der Hals und die zum Bundel ver-
langerten Herabhangenden Brustfedern sind schwarzlich,
die Schtoingfedern zweiter Reihe zugespitzt und so lang,
dah sie uber die Spitzen der vorderen Schwingfedern
weit hinuberhangen, die Fuhe schwarz, beide Schnabel-
1 )alften gelblich.
3. Paradies - Krannich. (Grus paradisea.) Fig. 1822.
Hinstchtlich auheret Schonheit, sowie det Zierlich-
keit, der leichten und ungezwungenen Bewegungen giebt
diese zweite Art der vorhergehenden nichts nach. Sie
springt mit erstaunlicher Schnelligkeit, lauft mit atts-
gebreiteten Flugeln und erhascht, ohne das Ziel zu
verfehlen, die stnchtigsten der voruberziehenden Jnseeten,
die sie lieber mag als jedeS andere Futter. In der Ge-
fangenschaft gewohnt sie sich leicht an ihre Warter und
beweist denselben Zuneigung unb Anhanglichkeit. Sie
wirb in mehreren Gegenben bes invischen Festlandes an-
getroffen unb ist vielleicht auch in Afrika einheimisch.
Die vorherrfchenbe blaulichgraue Farbung geht an ben
Spitzen ber Schwanzfebern unb ber langen, schmalen
unb bis auf bie Erbe herabhangenden Hinteren Flugel-
febern in schwarzliches Braun uber. Der Kopf erhalt
burch bie Weiche unb lange Befieberung einen etwas gro-
hen Umfang. An Korpergrohe ubertrifft bieser Kran-
nich etwas ben numibischen; er Hat auherbem eine etwas
grohere Hinterzehe.
4. Kronen - Krannich. (Grus pavonina.) Fig. 1823.
Der Kronenkrannich bewohnt das nordliche unb bas