Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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V o ge l.
Siebente Vrdiiung.
toestliche Afrika und scheint zur Zeit der Romer auch auf
den balearischen Jnseln einheimisch gewesen zu fein, too
er jetzt nicht mehr qefunden wird. WenigstenS glaubl
man den bei den romifchen Schriftstellern vorkommenben.
Namen Balearica auf das Vaterland beziehen zu muffen.
Auf der Guineakuste, am grunen Vorgebirge und uber-
Haupt in Westafrika fcheint jener Krannich ziemlich ge-
mein zu fein, bewohnt fumpfige Niederungen und friht
ebcnfo Samereien als Jnfecten, Weichthiere, Wurmer
und kleine Fische. Er fod fogar in Huhnerhofen fich
bisweilen einfindeu, mit dem zahmen Hansgeflugel fehr
vertrauet werden und an ihrem Futter Theil nehmen.
Gewohnlich geht er stattlichen und langfamen Schrities
einher, vermag aber, unter Unistanben, fehr rafch zu
fliehen, indem er, mit auSgebreiteten Flugeln vom Winde
getrieben, enteilt; auch fliegt er fchnell und mit grotzer
Ausdauer. Wie die ubrigen Kranniche ruht er gewohn-
lich auf einem Fuhe stehend, zieht dabei den Hals ein
und gicbt dem Rumpfe eine fast Horizontale Lage. An-
deremale, befonders wenn irgend etwas feine Aufmerk-
famkeit feffelt, streckt er flch in voller Sånge auS, steht
da mit fenkrecht aufgerichtetem Halse und vermag in
steifer Bewegungslostgkeit einen ihm fremden Menfchen
mehrere Minuten unverwandt anzublicken, ehe er in ein
eigenthumliches, heifereS, wie Lachen klingendes Ge-
fchrei ausbricht. Sonst gleicht der Ton der Stimme
mehr demjenigen ein.er fchlecht geblafenen Trompete und
giebt einem folchen an Lautheit nichts nach. Die Ge-
fangenfchaft ertragt er leicht und kann fehr alt werden;
in vielen Gegenden Afrika's wird er als gewohnlicher
Ziervogel gehalten und tragt am Vorgebirge der guten
Hofsnung den Namen „indifcher Pfau". — Die Haupt-
farbe ist auch an diefem Krannich blaulichgrau; der
Schwanz und die vorderen Schwingfedern sind fchwarz,
die hinteren Schwingfedern fehr lang, fchmal, zuge-
fpitzt und lebhaft braun, die Flugelbecken reinweisi, die
Wangen unbefiedert, obenher weih, unten, auf breiterem
Raume, hochroth. An der Kehle steht ein kleiner
Fleifchklunker, auf dem Hinlerhaupte ein Kamm von
fehr eigenthumlich gebildeten Federn, die sich strah-
lig von einander entfernen, einzeln gcnommen wiedunne,
an der Wurzel fpiral gedrehte, starke, gelbliche Borsten
ausfehen, 4— 5 Zoll lang und mit feinen fchwarzlichen
Fafern gefiedert sind. Die Hohe des stehenden Vogels
betragt etwas uber 4 Fuh.
Zweite G ruppe.
Reiher.
Die eigentlichen Reiher bilden eine anfehnliche Ab-
theilung der ganzen, nach ihnen genannten Familie der
Wadvsgel. Sie haben etwas kurzere Laufe als bieKran-
niche, einen verlangerten, etwas zufammengedruckten,
bisweilen prismatifchen, felten einen verbreiterten, den
Kopf allezeit an Lange ubertreffenden, Harten und zuge-
fpitzten Schnabel (Fig. 1824.), mehr oder minder ober-
halb des Fersengelenkcs unbefiederte Unterfchenkel, lange,
dunne Zehen, von welchen die Hintere den ubrigen an
Lange fast gleichkommt und auf dem Boden vollstandig
aufliegt, lange, fchmale, flach gekrummte, fpitzige Kral-
len, deren mittelste an der inneren Seite einen vorra-
genden, fein kammartig gezahnelten Rand Hat (Fig.
1825.). Ihr Rumpf ift feitlich stark zufammengedruckt,
daher fchmal, erfcheint aber roegen der meist langen und
lofen Befiederung ziemlich groh. Der Hals erreicht
bei allen eine ziemliche Lange und besitzt ausnehmende
Beroeglichkeit. Jhren Aufenthalt nehmen sie stets an
den Ufern von Fluffen, Seen und Sumpfen, felten am
Meeresstrande; alle sind fleifchfreffend, fehr rauberisch
und daher bei uns in der Nahe von Fifchteichen ungern
gefehene Gaste, bemfichtigen sich ihrer Beute mehr durch
geduldiges Belauern als durch Ueberrafchung oder List,
nisten und bruten mehrentheils in Gefellfchaft, gehen
jedoch einfam auf die Jagd und dulden dabei nichl leicht
einen Nachbarn in ihrer unmittelbaren Nahe. Jhre
Verbreitung reicht uber alle mildere und warme Erb-
gegenden, begreift aber kaum die kalten Zonen.
II. Reiher. (Ardea.)
Gattungscharakter: Schnabel fo lang oder
langer als der Kopf, gerade, zufammengedruckt, fehr
fpitzig, bis unter das Auge gefpalten, Kiefernrander
fchneidend, nach vorn fein gezahnelt; Nafenlocher fpalt-
formig, an der Wurzel deS Schnabels gelegen, in eine
bis zur Schnabelfpitze auslaufende Furche verlangert;
Zi'igelgegend unbefiedert (Fig. 1826.). Unterfchenkel
bald ganz befiebert, bald untenher nackt; Laufe hoch, ge-
fchildet; Mittelkralle kammartig gezahnelt. Flugel groh;
zweite und dritte Schwingfeder die langsten.
I. Der gemeine Fischreiher. (Ardea cinerea.) Fig. 1827. 1828.
Die Gattnng der Reiher im strengen Sinne ist so
ausnehmend reich an Arten, dah man fchon fruhzeitig
darauf gedacht hat, sie der beguemeren Ueberstcht roegen
in kleinere Abtheilungen zu zerfallen. Die Narur felbst
hat vergleichen Hergestellt, welchen denn auch der Werth
eigentlicher Gattung von vielen der neueren Ornitho-
logen beigemessen worden ist. Es unterscheiden sich
deutlich die achten oder dunnhalsigen Reiher, von wel-
chen als bekanntester Reprafentant der gemeine oder
graue Fifchreiher an diefem Orte vorgefuhrt wird, durch
den verhfiltnihmahig fehr langen und dunnen Hals, an
deffen unterem Theile fchmale Federn weit herabhangen,
von den beiden andern Abtheilungen der Rohrdommeln
und Nachtreiher, deren Kennzeichen Weiter unten mitzu-
theilen sind. Diefe langhfilsigen Reiher sind wahre
Tagvogel, fchlafen des Nachts, erlangen meistens eine
anfehnliche Grohe, finden fich in allen funf Welttheilen,
sind bald fchneeweih, bald blaulichgrau, rostroth, fogar
weinrothlich, angenehm und ost bunt, niemals aber
grell gefarbl oder gezeichnel; im jungeren Alter meh-
rentheils von unbedentender Farbung, erhalten sie erst
im zweiten oder dritten Jahre den Schmuck fehr verlan-
gerter Federn in der Kropfgegend oder die langen
fchmalen Fahnen, die bei vielen Arten im Genick tour-
zeln und das Manncheu befonders auszeichnen. —
Der uber den grohten Theil der ostlichen Halbkugel ver-
breitete, in Ameiika fehlende, jedoch bort durch eine
fehr ahnliche Art (Ardea Herodias) vertretene gemeine
Reiher ist obenher afchgrau, unten weih, am Vorder-
Halfe mit grohen, fchwarzen Langsstecken gezeichnet und
mit einer 4 Zoll langen, herabhangenden, blaufchwarzen
Federhaube des Hinterkopfes gefchmuckt; Schnabel und
Augen sind lebhaft gelb, die Fuhe gelblichgrun. Wegen
feiner 3% Fuh betragenden Lange muh man den Fifch-
reiher zu den grohten unferer einheiinifchen Vogel rech-
nen und nicht minder zu den bekanntesten, weil das
Eigenthumliche feiner Gestalt und Haltung auf ihn die
Aufmerkfamkeit mindestens in Deutfchland, wo andere
Reiher weit feltener find, vorzugsweis ziehen muhte.
In gewohnlichen Jahren wird er nordlich vom 60 °. d.
Br. fchwerlich angetroffen und kann auch im groheren
Theile von Deutfchland nur als Zugvogel angefehen
werden, der nach Mitte Septembers nach dem Suden
eilt; fchon in den toarnterett Theilen der Krain bleibt er
als Strichvogel zuruck, und viele uberwintern als wahre
Standvbgel in Oberitalien. Die englifchen Ornitho-
logen betrachten ihn gleichfalls als Standvogel ihrer
Jnfel und geben nur eine Wanderung zu aus den un-
freundlicheren Gegenden Schottlands nach den Sud-
kiisten. Gegen Ausgang des Marz erfcheint er in Nord-
deutfchland in kleinen Flugen, die hoch in den Luften
eine fchiefe Linie gegen den Ort ihrer Bestimmung bilden.
Einmal angekommen, wabo -r fich wo moglich eine
einfame Gegend zuin Auf : ufche, Walder
oder toenig betretene Hi 1eic e, Seen oder auch
nur Sumpfe umgeben, -n .1;aber da nicht fehr
genau in feiner Wahl, ro n bteten Bebingungen
nicht genugt toerben kana unt unbeveutenbe Lachen bie
Stelle groherer Wafferbecken vertreten muffen. Gem
siebelt er fich an in ber Nfihe groher unb gut gehaltener
Fischteiche unb verbirgt fich auher ber Zeit feiner Jagb
auf nicht zu entfernten Erlen ober anberen Walbbaumen,
toenn ihm anbers hohes Schilf einen Zufluchtsort nicht
gewahrt. Auf fo hohen Orten verbringt er uberhaupt
gern bie Nacht, benn er ist Hug genug, unt zu missen,
bah in wohlgepflegten Gegenben Verfolgung burch ben
Menfchen feiner Harret. Wo Bautne fehlen, toahlt er
ben Hochsten, bie meiteste Umsicht gestattenden Ort eines
Sumpfes ober Torfmoors zum Ruheort, steht bort auf
einem Beine, unb ben Hals tief eingezogen, mit ber Leb-
lofigkeit eines SteinbilbeS ba, vergiht babei inbeffen bie
getoohnliche Wachfamkeit nicht, fonbern mustert, ohne
fich felbst zu verrathen, mit fcharfem, fchon in fein em
Ausbrucke von innerer List zeugenben Auge Alles, toas
nah ober fern sich betoegt. Dem einmal entbeckten Jager
toirb eS durch keine Kunst gelingen, sich fchuhrecht Her-
beizufchleichen, er toird bemerkt und verfolgt mit sicherem
Blicke und veranlaht den fcheuen Reiher fchon auf 500
und mehr Schritte zur Flucht. Ausgestellte Wachen
toarnen durch einen kreifchenden Ruf an allen irgend
vertoachsenen Orten die im Fifchen begriffenen Gen ossen,
und ein ganz ahnliches Verfahren beobachten auch die
amerikanifchen unb asiatifchen Fifchreiher. lim sich
feiner Nahrung zu bemachtigen, begiebt ersich am Lieb-
sten nach flachen Stellen ber ihm fchon als fifchreich
dekannten Seen ober Teiche unb fchreitet langfam unb
bebachtig bort ohne irgenb etwas Gravitatifches foweit
Hinein, als es bie Lange ber Beine ihm gestattet; ent-
weber bleibt er bann in ber oben befchriebenen, vollkom-
men bewegungslofen Haltung stehen unb lauert mit fel-
tener Unermublichkeit auf znfadig nahenbe Fische, ober
wo bie Wassertiefe gering ist, fchleicht er vorsichtig um-
Her unb fchnellt von Zeit zu Zeit ben langen Hals gegen
eine felten verfehlte Beute, bie entweber mit ber Schna-
belfpitze burchbohrt ober von ben nach vorn gezahnelten
Kieferranbern gepackt toirb. Wo Fische feltener stub,
begnugt sich ber Reiher mit Froschen unb seldst ben Lar-
ven von Jnseeten, ober er stellt ben Wasserspitzmaufen
unb selbst ben im Nesteliegenben Jungen anderer Sumpf-
und Wasservogel nach. In Selby's britischer Orni-
thologie berichtet fogar ein Augenzeuge, dah ein Fifch-
reiher 10 — 12 Fuh tveit durch tiefes Waffer gefchtoommen
fei, um zu dem Neste eines Wasserhuhnes zu gelangen;
das Schtoimmen geschah langfam, aber mit stattlicher
Haltung. Jhre Nester banen die Reiher auf bohen
Baunten oder Felfenvorfprungen und stets in Gefell-
fchaft; sie enttoickeln keinett Kunsttrieb, fondern begnu-
gen fich, burre Reiser auf einanber zu schichten unb bie
eigentliche Brutestelle mit ettoaS trockenem Riebgras,
Schilf unb zusammengelesenen Febern zu belegen. Der-
gleichen zu 20—100 Stuck in kurzen Entfernungen von
einanber befinbliche Nester bilben bie sogenannten Rei-
Herstanbe, bie man ehevem, als bie Jagb auf Reiher mit
abgerichteten Falken (Reiherbaitze) ein Vergnugen ber
Vornehmen toar, sorgfaltig beschutzte, bie man aber ge-
gentoartig gern beschrankt. Solche Verfolgungen ntussen
anhaltenb fortgesetzt toerben, follen sie irgenb toirksam
fein, benn bie Reiher hangen mit Harinackiger Vorliebe
an ben seit Jahren behaupteten Bruteplatzen. Gegen
Enbe April legen sie 4—5 blaulichgrune Eier, welche
vom Weibchen allein brei Wvchen lang bebrutet toerben.
Die ziemlich hahlichen Jungen beburfen fast einen
Monat zur boden Enttoickelung, verlaffen bas Nest erst
nach Erlangung Hinreichenber Flugfertigkeit unb toerben
mit zerstuckten Fifchen gefuttert. Zeitig eingefangen
unb forgfaltig erzogen, lernen sie Gefangenschaft er-
tragen, toerben aber nie zutraulich, fonbern behalten
ihre naturliche Scheu vor bent Menfchen unb bestrafen
bie Annaherung llnbekannter mit Schnabelhieben, bie,
toeil sie mit eben so viel Kraft als Schnelligkeit ausge-
fuhrt unb stets auf Gesicht unb Augen gerichtet sinb,
leicht bie gefahrlichsten Folgen haben konnen.