ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
222 V o ge l. Siebente Vrdiiung. toestliche Afrika und scheint zur Zeit der Romer auch auf den balearischen Jnseln einheimisch gewesen zu fein, too er jetzt nicht mehr qefunden wird. WenigstenS glaubl man den bei den romifchen Schriftstellern vorkommenben. Namen Balearica auf das Vaterland beziehen zu muffen. Auf der Guineakuste, am grunen Vorgebirge und uber- Haupt in Westafrika fcheint jener Krannich ziemlich ge- mein zu fein, bewohnt fumpfige Niederungen und friht ebcnfo Samereien als Jnfecten, Weichthiere, Wurmer und kleine Fische. Er fod fogar in Huhnerhofen fich bisweilen einfindeu, mit dem zahmen Hansgeflugel fehr vertrauet werden und an ihrem Futter Theil nehmen. Gewohnlich geht er stattlichen und langfamen Schrities einher, vermag aber, unter Unistanben, fehr rafch zu fliehen, indem er, mit auSgebreiteten Flugeln vom Winde getrieben, enteilt; auch fliegt er fchnell und mit grotzer Ausdauer. Wie die ubrigen Kranniche ruht er gewohn- lich auf einem Fuhe stehend, zieht dabei den Hals ein und gicbt dem Rumpfe eine fast Horizontale Lage. An- deremale, befonders wenn irgend etwas feine Aufmerk- famkeit feffelt, streckt er flch in voller Sånge auS, steht da mit fenkrecht aufgerichtetem Halse und vermag in steifer Bewegungslostgkeit einen ihm fremden Menfchen mehrere Minuten unverwandt anzublicken, ehe er in ein eigenthumliches, heifereS, wie Lachen klingendes Ge- fchrei ausbricht. Sonst gleicht der Ton der Stimme mehr demjenigen ein.er fchlecht geblafenen Trompete und giebt einem folchen an Lautheit nichts nach. Die Ge- fangenfchaft ertragt er leicht und kann fehr alt werden; in vielen Gegenden Afrika's wird er als gewohnlicher Ziervogel gehalten und tragt am Vorgebirge der guten Hofsnung den Namen „indifcher Pfau". — Die Haupt- farbe ist auch an diefem Krannich blaulichgrau; der Schwanz und die vorderen Schwingfedern sind fchwarz, die hinteren Schwingfedern fehr lang, fchmal, zuge- fpitzt und lebhaft braun, die Flugelbecken reinweisi, die Wangen unbefiedert, obenher weih, unten, auf breiterem Raume, hochroth. An der Kehle steht ein kleiner Fleifchklunker, auf dem Hinlerhaupte ein Kamm von fehr eigenthumlich gebildeten Federn, die sich strah- lig von einander entfernen, einzeln gcnommen wiedunne, an der Wurzel fpiral gedrehte, starke, gelbliche Borsten ausfehen, 4— 5 Zoll lang und mit feinen fchwarzlichen Fafern gefiedert sind. Die Hohe des stehenden Vogels betragt etwas uber 4 Fuh. Zweite G ruppe. Reiher. Die eigentlichen Reiher bilden eine anfehnliche Ab- theilung der ganzen, nach ihnen genannten Familie der Wadvsgel. Sie haben etwas kurzere Laufe als bieKran- niche, einen verlangerten, etwas zufammengedruckten, bisweilen prismatifchen, felten einen verbreiterten, den Kopf allezeit an Lange ubertreffenden, Harten und zuge- fpitzten Schnabel (Fig. 1824.), mehr oder minder ober- halb des Fersengelenkcs unbefiederte Unterfchenkel, lange, dunne Zehen, von welchen die Hintere den ubrigen an Lange fast gleichkommt und auf dem Boden vollstandig aufliegt, lange, fchmale, flach gekrummte, fpitzige Kral- len, deren mittelste an der inneren Seite einen vorra- genden, fein kammartig gezahnelten Rand Hat (Fig. 1825.). Ihr Rumpf ift feitlich stark zufammengedruckt, daher fchmal, erfcheint aber roegen der meist langen und lofen Befiederung ziemlich groh. Der Hals erreicht bei allen eine ziemliche Lange und besitzt ausnehmende Beroeglichkeit. Jhren Aufenthalt nehmen sie stets an den Ufern von Fluffen, Seen und Sumpfen, felten am Meeresstrande; alle sind fleifchfreffend, fehr rauberisch und daher bei uns in der Nahe von Fifchteichen ungern gefehene Gaste, bemfichtigen sich ihrer Beute mehr durch geduldiges Belauern als durch Ueberrafchung oder List, nisten und bruten mehrentheils in Gefellfchaft, gehen jedoch einfam auf die Jagd und dulden dabei nichl leicht einen Nachbarn in ihrer unmittelbaren Nahe. Jhre Verbreitung reicht uber alle mildere und warme Erb- gegenden, begreift aber kaum die kalten Zonen. II. Reiher. (Ardea.) Gattungscharakter: Schnabel fo lang oder langer als der Kopf, gerade, zufammengedruckt, fehr fpitzig, bis unter das Auge gefpalten, Kiefernrander fchneidend, nach vorn fein gezahnelt; Nafenlocher fpalt- formig, an der Wurzel deS Schnabels gelegen, in eine bis zur Schnabelfpitze auslaufende Furche verlangert; Zi'igelgegend unbefiedert (Fig. 1826.). Unterfchenkel bald ganz befiebert, bald untenher nackt; Laufe hoch, ge- fchildet; Mittelkralle kammartig gezahnelt. Flugel groh; zweite und dritte Schwingfeder die langsten. I. Der gemeine Fischreiher. (Ardea cinerea.) Fig. 1827. 1828. Die Gattnng der Reiher im strengen Sinne ist so ausnehmend reich an Arten, dah man fchon fruhzeitig darauf gedacht hat, sie der beguemeren Ueberstcht roegen in kleinere Abtheilungen zu zerfallen. Die Narur felbst hat vergleichen Hergestellt, welchen denn auch der Werth eigentlicher Gattung von vielen der neueren Ornitho- logen beigemessen worden ist. Es unterscheiden sich deutlich die achten oder dunnhalsigen Reiher, von wel- chen als bekanntester Reprafentant der gemeine oder graue Fifchreiher an diefem Orte vorgefuhrt wird, durch den verhfiltnihmahig fehr langen und dunnen Hals, an deffen unterem Theile fchmale Federn weit herabhangen, von den beiden andern Abtheilungen der Rohrdommeln und Nachtreiher, deren Kennzeichen Weiter unten mitzu- theilen sind. Diefe langhfilsigen Reiher sind wahre Tagvogel, fchlafen des Nachts, erlangen meistens eine anfehnliche Grohe, finden fich in allen funf Welttheilen, sind bald fchneeweih, bald blaulichgrau, rostroth, fogar weinrothlich, angenehm und ost bunt, niemals aber grell gefarbl oder gezeichnel; im jungeren Alter meh- rentheils von unbedentender Farbung, erhalten sie erst im zweiten oder dritten Jahre den Schmuck fehr verlan- gerter Federn in der Kropfgegend oder die langen fchmalen Fahnen, die bei vielen Arten im Genick tour- zeln und das Manncheu befonders auszeichnen. — Der uber den grohten Theil der ostlichen Halbkugel ver- breitete, in Ameiika fehlende, jedoch bort durch eine fehr ahnliche Art (Ardea Herodias) vertretene gemeine Reiher ist obenher afchgrau, unten weih, am Vorder- Halfe mit grohen, fchwarzen Langsstecken gezeichnet und mit einer 4 Zoll langen, herabhangenden, blaufchwarzen Federhaube des Hinterkopfes gefchmuckt; Schnabel und Augen sind lebhaft gelb, die Fuhe gelblichgrun. Wegen feiner 3% Fuh betragenden Lange muh man den Fifch- reiher zu den grohten unferer einheiinifchen Vogel rech- nen und nicht minder zu den bekanntesten, weil das Eigenthumliche feiner Gestalt und Haltung auf ihn die Aufmerkfamkeit mindestens in Deutfchland, wo andere Reiher weit feltener find, vorzugsweis ziehen muhte. In gewohnlichen Jahren wird er nordlich vom 60 °. d. Br. fchwerlich angetroffen und kann auch im groheren Theile von Deutfchland nur als Zugvogel angefehen werden, der nach Mitte Septembers nach dem Suden eilt; fchon in den toarnterett Theilen der Krain bleibt er als Strichvogel zuruck, und viele uberwintern als wahre Standvbgel in Oberitalien. Die englifchen Ornitho- logen betrachten ihn gleichfalls als Standvogel ihrer Jnfel und geben nur eine Wanderung zu aus den un- freundlicheren Gegenden Schottlands nach den Sud- kiisten. Gegen Ausgang des Marz erfcheint er in Nord- deutfchland in kleinen Flugen, die hoch in den Luften eine fchiefe Linie gegen den Ort ihrer Bestimmung bilden. Einmal angekommen, wabo -r fich wo moglich eine einfame Gegend zuin Auf : ufche, Walder oder toenig betretene Hi 1eic e, Seen oder auch nur Sumpfe umgeben, -n .1;aber da nicht fehr genau in feiner Wahl, ro n bteten Bebingungen nicht genugt toerben kana unt unbeveutenbe Lachen bie Stelle groherer Wafferbecken vertreten muffen. Gem siebelt er fich an in ber Nfihe groher unb gut gehaltener Fischteiche unb verbirgt fich auher ber Zeit feiner Jagb auf nicht zu entfernten Erlen ober anberen Walbbaumen, toenn ihm anbers hohes Schilf einen Zufluchtsort nicht gewahrt. Auf fo hohen Orten verbringt er uberhaupt gern bie Nacht, benn er ist Hug genug, unt zu missen, bah in wohlgepflegten Gegenben Verfolgung burch ben Menfchen feiner Harret. Wo Bautne fehlen, toahlt er ben Hochsten, bie meiteste Umsicht gestattenden Ort eines Sumpfes ober Torfmoors zum Ruheort, steht bort auf einem Beine, unb ben Hals tief eingezogen, mit ber Leb- lofigkeit eines SteinbilbeS ba, vergiht babei inbeffen bie getoohnliche Wachfamkeit nicht, fonbern mustert, ohne fich felbst zu verrathen, mit fcharfem, fchon in fein em Ausbrucke von innerer List zeugenben Auge Alles, toas nah ober fern sich betoegt. Dem einmal entbeckten Jager toirb eS durch keine Kunst gelingen, sich fchuhrecht Her- beizufchleichen, er toird bemerkt und verfolgt mit sicherem Blicke und veranlaht den fcheuen Reiher fchon auf 500 und mehr Schritte zur Flucht. Ausgestellte Wachen toarnen durch einen kreifchenden Ruf an allen irgend vertoachsenen Orten die im Fifchen begriffenen Gen ossen, und ein ganz ahnliches Verfahren beobachten auch die amerikanifchen unb asiatifchen Fifchreiher. lim sich feiner Nahrung zu bemachtigen, begiebt ersich am Lieb- sten nach flachen Stellen ber ihm fchon als fifchreich dekannten Seen ober Teiche unb fchreitet langfam unb bebachtig bort ohne irgenb etwas Gravitatifches foweit Hinein, als es bie Lange ber Beine ihm gestattet; ent- weber bleibt er bann in ber oben befchriebenen, vollkom- men bewegungslofen Haltung stehen unb lauert mit fel- tener Unermublichkeit auf znfadig nahenbe Fische, ober wo bie Wassertiefe gering ist, fchleicht er vorsichtig um- Her unb fchnellt von Zeit zu Zeit ben langen Hals gegen eine felten verfehlte Beute, bie entweber mit ber Schna- belfpitze burchbohrt ober von ben nach vorn gezahnelten Kieferranbern gepackt toirb. Wo Fische feltener stub, begnugt sich ber Reiher mit Froschen unb seldst ben Lar- ven von Jnseeten, ober er stellt ben Wasserspitzmaufen unb selbst ben im Nesteliegenben Jungen anderer Sumpf- und Wasservogel nach. In Selby's britischer Orni- thologie berichtet fogar ein Augenzeuge, dah ein Fifch- reiher 10 — 12 Fuh tveit durch tiefes Waffer gefchtoommen fei, um zu dem Neste eines Wasserhuhnes zu gelangen; das Schtoimmen geschah langfam, aber mit stattlicher Haltung. Jhre Nester banen die Reiher auf bohen Baunten oder Felfenvorfprungen und stets in Gefell- fchaft; sie enttoickeln keinett Kunsttrieb, fondern begnu- gen fich, burre Reiser auf einanber zu schichten unb bie eigentliche Brutestelle mit ettoaS trockenem Riebgras, Schilf unb zusammengelesenen Febern zu belegen. Der- gleichen zu 20—100 Stuck in kurzen Entfernungen von einanber befinbliche Nester bilben bie sogenannten Rei- Herstanbe, bie man ehevem, als bie Jagb auf Reiher mit abgerichteten Falken (Reiherbaitze) ein Vergnugen ber Vornehmen toar, sorgfaltig beschutzte, bie man aber ge- gentoartig gern beschrankt. Solche Verfolgungen ntussen anhaltenb fortgesetzt toerben, follen sie irgenb toirksam fein, benn bie Reiher hangen mit Harinackiger Vorliebe an ben seit Jahren behaupteten Bruteplatzen. Gegen Enbe April legen sie 4—5 blaulichgrune Eier, welche vom Weibchen allein brei Wvchen lang bebrutet toerben. Die ziemlich hahlichen Jungen beburfen fast einen Monat zur boden Enttoickelung, verlaffen bas Nest erst nach Erlangung Hinreichenber Flugfertigkeit unb toerben mit zerstuckten Fifchen gefuttert. Zeitig eingefangen unb forgfaltig erzogen, lernen sie Gefangenschaft er- tragen, toerben aber nie zutraulich, fonbern behalten ihre naturliche Scheu vor bent Menfchen unb bestrafen bie Annaherung llnbekannter mit Schnabelhieben, bie, toeil sie mit eben so viel Kraft als Schnelligkeit ausge- fuhrt unb stets auf Gesicht unb Augen gerichtet sinb, leicht bie gefahrlichsten Folgen haben konnen.