Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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IVabvogel.
Voge l.
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gewissen Jahreszeiten eine so groge åugere Aehnlichkeit,
bag man beibe sehr leicht verwechseln tourbe, gabe nicht
ein ganz kurzer Daumenstummel fur ben ersteren ein
unirugliches Kennzeichen , unb Hatte er nicht schwarze
Febern unter ben Flugeln, bie bem zweiten fehlen. Jener
gleicht an Grbge einer Mistelbrossel, migt gegen 11 Zoll,
klastert etwa 2 Fug, hat weigen Kops unb Seiten, Wei-
gen, schwarzgefleckten Mantel unb Schwanz; bie Unier-
seite, bie unteren Deckfebern ber Flugel, Schnabel unb
Fuge sinb schwarz, im Winter ganz weig. An benWeib-
chen sinb alle Farben bieselben, nur etwas bleicher. Das
Alter unb bie JahreSzeit bringen ubrigens so mannig-
fache Wechsel im åugeren Ansehen hervor, bag eine
groge Verwirrung in ber Synonymie entstanben unb
biese niannigfachen Alterstnfen fur eigene Arten genom-
men worben sinb. Man finbet biesen recht zierlichen
Vogel wShrenb bes Sommers in ben norblichsten Brei-
teit, auf Sslanb, um bie Hubsonsbay, in Sibirien, dstlich
bis Japan, sublich bis nach Baiern, ben Karpathen unb
bem Kaukasus. In Deutschlanb ist er im Ganzen viel
feltener als weiter nach Norben, wo er brutet; 3. Rog
fanb groge Zahlen brutenb in ben Seesumpfen um Fury-
point, einer Lanbspitze ber amerikanischen Eismeerkusten.
Als Zugvogel trifft er in Mittelbeutschlanb im MSrz
ein unb kehrt aus bem Norben im August zuruck, ohne
jeboch sehr eilig zu sein, inbem ihn nur ber eintretenbe
Winter zur Beschleunigung ber Reise treiben zu tonnen
scheint. Wenige im VerhSltnisse bleiben bei nus zuruck,
unb auch biese wShlen im Vorzuge bie Seekuste zum
Aufenthalte. Sie sinb gesellig, scheu, klug, fliegen schnell
unb geschickt, lansen, roenn auch in sehr kleinen Schrit-
ten, mit vieler Geschroinbigkeit, nShren sich roie anbere
kleinere Wabvogel von Jnsectenlarven, Wurmern unb
kleinen Weichthieren, banen keine Nester, sonbern scharren
flache Gruben fur bie 3 — 4 grunlichen, violettbraun
punktirten Eier. Sie uberrointern in Subeuropa unb
sollen sehr schmackhastes Fleisch haben.
V. Regenpfcifer. (Charadrius.)
Gattungscharakter: Schnabel kurzer als ber
Kops, gerab, bunn, zusammengebruckt; Oberkiefer gegen
bie Spitze aufgetrieben; Nasenlocher in ber Mitte einer
Haut, nach vorn in eine ansehnliche Furche verlSugert.
Beine mittellang, bunn; Fuge breizehig ; mittlere Zehen
burch kurze Spannhaut verbunben; Seitenzehe fret ;
Hinterzehe kaum angebeutet. (Fig. 1867.) Flugel mit-
telgrog; zroeite Schroingfeber bie ISngste.
1. Der Goldregenpfeifer. (Charadrius pluvialis.) Fig. 1868. 1869.
Die Regenpfeifer besuchen als Ilfervogel nicht allein
bie GeroSsser bes Inneren, sonbern fast noch lieber bie
Munbungen groger Flusse, ben Stranb bes Meeres unb
bie in ber NShe liegenben Halbgesalzenen Sumpfe. Sie
nShren sich von Weichthieren, Wurmern unb kleinen
Krustenthieren bes Meeres, bie sie, unter einzelnen
scharfeu Schreien hin- unb Hertrippelnb, erhaschen, leben
balb in kleinen Gesellschaften, balb einz/ln, gehoren ben
verschiebensten Welttheilen an unb sinb soroohl in ber
kSltesten Polargegenb als in allen bis zum Aequator
zwischenliegenben LSnbern vertreten burch theils ziem-
lich roeit verbreitete, theils auf engere Heimath beschrSnkte
Arten. Alle haben ein mehr cber minber buster ge-
fSrbtes, jeboch oft recht angenehm gezeichnetes Kleib,
mausern sich jShrlich zweimal unb erlangen ein je nach
Geschlecht, Alter unb Jahreszeit vielem Wechsel unter-
roorsenes Aeugere. Soroeit sie ben milberen Erbgegen-
ben angehoren, sinb sie Wanbervogel, in Heigen Klimaten
Strichvbgel; lebhaft von Charakter, immer in Beroe-
gung unb scheu, entgehen sie oft bem Sager, roerben
aber in Netzen leicht gefangen. Ihr Fleisch ist zart unb
roohlschmeckenb. — Der Golbregenpfeifer entspricht im
Allgemeinen biesem Charakterbilbe, theilt mit anberen
Arten ben ungemein grogen Verbreitungsbezirk, roohnt
am Liebsten auf halbausgetrockneten Siimpfen ober
Torfmooren unb aufausgebehnten, stellenroeis sumpfigen
. Haiben, bebars roenig Wasser unb verweilt baher wochen-
II. Band.
lang auf Ackerfelberu, fliegt schnell unb krSftig unb in
roeiten Kreisen, hat eine pfeifenbe Stimme, verfertigt
kein Nest, sonbern legt seine gelblichen, schroarzbraun
gefleckten Eier in eine ausgescharrte Grube unb bebrutet
bieselben 16 Tage. Er frigt nicht allein Snseeten unb
Wurmer, sonbern auch mancherlei Beeren unb junge
Pstanzenkeime. Das MSnnchen ist obenher schwarz
mit golbgelben Flecken, untenher im Sommerkleibe (Fig.
1868.) ties schwarz, im Winterkleibe (Fig. 1869.) an
Hals unb Brust gelblich, gran gefleckt, am Unterleibe
roeig unb hat schroSrzlichen Schnabel unb Fuge; bie
Sungen sinb unten graulich, bie LSnge betragt 11 Zoll.
Die Weibchen Shneln ben MSnnchen, zumal im Sugenb-
kleibe.
2 Der Mornell-Regenrfeiftr. (Charadrius morinellus.) Fig. *870.
Wie bie vorhergehenbe, so ist auch biese zroeite Art
von Regenpfeifer eigentlich norbisch. Sn Deutschlanb
bleibt nur ein sehr kleiner Theil ber uberaus zahlreichen
Zuge zuruck, bie zeitig im Fruhjahre voruberwanbern,
um auf ben kalten Hochebenen von Norwegen, in Lapp-
lanb, bem norblichen Ruglanb unb Asien ihre Bruteorte
aufzusuchen. An ber Meereskuste ober in sehr sumpfi-
gen Gegenben roeilt ber Mornell-Regenpfeifer nicht,
sonbern auf burren, steinigen FlSchen, aus Bergen, bie
mit Haibekraut beroachsen sinb unb, wo solche fehlen,
auf trockenen unb roenig fruchtbaren Aeckern. Sn ben
meisten Eigenschaften gleicht er bem vorhergehenben, lebt
in kleinen Gesellschaften, ist roeniger scheu als jener, aber
keinesroegs so bumm, als er geroohnlich bargestellt roirb,
geniegt Shnliches Futter, hat eine etwas schroSchere
Stimme unb roirb leicht zahm. Die in Deutschlanb
ben einen Theil bes Sommers verbringenben schliegen
sich im September unb Oetober ihren aus bem Norben
zuruckkehrenben Verroanbren an unb ziehen mit ihnen
nach Subeuropa, um zu uberrointern. Dag jene roeni-
gen bei uns, unb zroar auf bem Riesengebirge, bruten,
Hat man erst in neueren Zeiten erfahren. Als Nest
bient, roie geroohnlich, eine im Boben ausgescharrte
Grube; bie 3 Eier sinb graugrunlich, bunkelbraun
punktirt unb gesteckt. Der ausgeroachsene Vogel migt
9 Zoll, ist im Sommerkleibe obenher brSunlichgrau
mit rostfarbenen FeberrSnbern, an ber Brust oben roth-
lich aschgrau, in ber Mitte bunkelschroarz, gegen bie Sei-
ten hin bunkelroth, hat eine schroarzbraune Haube unb
einen gelblich roeigen, vom Auge zum Hinterhaupte ver-
laufenben Streif; zroischen ber lebhaft gefSrbten Brust
unb bem granen Halse liegt ein scharfbegrSnzter roeiger
Gurtel. Das Winterkleib ist unscheinbarer, bie Farbe
ber Unterseite zumal verroaschener, bie Einfassung ber
einzelnen Ruckenfebern bleicher.
3 . Spornftugetiger R-genrftiftr. (Charadrius spinosus.)
Fig. 1871.
Sn shftematischer Orbnung roerben bie unbewasfneten
Regenpfeifer von benjenigen getrennt, bie am Hanbge-
lenk bes spitzigen Flugels einen kurzen Sporn unb nicht
felten an ben Seiten bes Kopfes kurze Hautlappen tra-
gen. Sn ber Lebensroeise kommen bie letzteren mit ben
Kibitzen sehr uberein, haben auch gleich biesen einen Fe-
berschopf. Der als Beispiel abgebilbete roirb in Griechen-
lanb, Aeghpten, Syrien unb am Senegal sehr hSufig,
feltener in Stalien unb Subruglanb gesehen, buckt sich im
Laufen auf unb nieber, fliegt unb schreiet roie ber Kibitz
unb nistet auf trockenem Boben. Er ist obenher schroarz
unv gran, untenher ockergelb in Rothlich, an Scheitel,
Schnabel, Kehle, Brust unb Fugen schwarz; bie Steuer-
febern sinb in ber WurzelhSlfte weig.
VI. Kibitz. (Vanellus.)
Gattungscharakter: Schnabel kurzer als ber
Kops, gerab, fast eylinbrisch, ziemlich bunn; Oberkiefer
mit etwas aufgetriebener, stumpfer Kuppe; Nasenlocher
fpaltssrmig in einer zwei Drittheilen ber Schnabellange
gleichkommenben Furche. Kopf mit , Feberbusch ober
Hautlappen. (Fig. 1872.) LSufe bunn, netzschuppig;
Fuge breizehig; Hinterzehe hoher eingelenkt, nicht auf-
tretenb, verkummert. Flugel mittelgrog, abgerunbet;
britte unb vierte Schwingfeber bie lSngsten; am Hanb-
gelenk bes Flugels ein Harter, stumpfer Sporn.
1. Der gemeine Kibitz. (Vanellus cristatus.) Fig. 1873.
Der Kibitz hat eine nicht minber groge geographische
Berbreitung als bie Mehrzahl ber in bieselbe Familie
zu rechnenben Vogel. Dag er von Schweben bis Norb-
afrika unb in ganz Norbasten gefunben werbe, wugte
man schon seit geraumer Zeit, allein bag er in vielen
Gegenben von Subien unb ostlich bis Sapan anzutreffen
sei, gehort zu ben Entbeckungen ber letzten Sahre. Sn
unserem Welttheile kennt man ihn als Zugvogel aller
Orteit, bie ganz roasserarmen ausgenommen. Sn Deutsch-
lanb erscheint er, als erster Verkunber bes oft noch fer-
nen Fruhlings, schon gegen Enbe Februars ober Anfang
MSrz unb richtet seinen Wegzug nach ber Herbstroitte-
rung, so bag er bei spStem Eintritte bes Winters oft erst
im November verschwinbet, einzeln sogar zuruckbleibt,
wenn ber Winter einen ungewohulich milben Charakter
behauptet. Er scheint mehr bes Nachts als am Tage
zu wanbern unb wShlt nach seiner Ankunft stets einen
Sumps zum Wohnorte, am Liebsten allerbingS einen
jener grogen Torfbruche unb Moore, an roelchen Norb-
beutschlanb Neberflug besttzt, begnugt sich aber auch mit
ben hochberohrten RSnbern stillstehenber GeroSsser unb
sogar ben mit Binsen unb RiebgrSsern uberroachsenen
Nieberungen, bie als sogenannte Felbteiche bei uns hSu-
fig sinb unb im hohen Sommer zum grogten Theile
eintrocknen. Steinigen, bergigen unb roalbigen Gegen-
ben ist er burchaus nicht zugethan, noch roeniger aber
stebelt er sich an in berNSHe bes Meeresstranbes. Man
mag ihn als roahren Sumpfvogel betrachten, ber min-
bestens hinsichtlich ber Wahl seines Aufenthaltes von
ben Regenpfeifern abroeicht. An Beweglichkeit, un-
ruhigem Weseu, an Migtrauen, Aufmerksamkeit unb
Klugheit steht er nicht Hinter biesem, roShlt ziemlich bie-
selbe Nahrung, strebt vor allen ben Regenrourmern nach,
von roelchen er erstaunliche Mengen zu verzehren ver-
mag, fliegt in monbhellen NSchten ebenso herum roie
am Tage, greift mit Muth auch bie stSrksten Raubvbgel
an, roenn sie seinem Bruteplatze sich nagern, unb vereint
sich mit seinen in ber Nachbarschaft angesiebelten Ver-
wanbten zu einem allgemeinen Angriffe auf jeben RSu-
ber. Den allgemein bekannten, roie „Kiroit" klingenben,
lauten Schrei lagt er sehr ost Horen, besonbers in ber
Paarungszeit, roo beibe Geschlechier fliegenb bie sonber-
barsten Gaukeleien treiben, bisroeilen gerabe aufsteigen,
bann in enger, auf einmal toieber unterbrochener Spirale
herabschiegen unb sich uberhaupt rounberlich benehmeit.
Zum Neste scharrtbas Weibchen eine flache Grube an ganz
offeuen Orten, auf Angern, Viehroeiben, Felbern ober
Sumpfufern, huthet sich, es in irgenb einer Art auszuzeich-
nen unb von fern kennilich zu machen, unb nimmt sich
kaum bie Muhe, es mit einigen Grashalmen auszufuttern.
Die vier olivengrunen, schroarzbraun punktirten unb ge-
fleckten Eier gelten bekanntlich fur sehr schmackhast; sie
stehen nirgenbs in so hohem Preise als in Lonbon, un-
geachtet ber grogen Zahl, bie aus Norfolk unb Lincoln-
shire borthin gebracht roerben. Das Weibchen brutet
16 Tage mit Aemsigkeit unb vereint sich mit bem MSnn-
chen, roo es gilt, einen Feinb zu verscheucheit ober von
bem Neste abzuleiten. Die in letzterer Abstcht angeroen-
beten Kunstgriffe zeugen von eben soviel List als auger-
orbentlicher Liebe zu ben Sungen. Sobalb biese Hin-
reichenbe Entroickelung erlangt haben, um freinbe Hilse
entbehren zu konnen, losen sich bie Familien auf; jene
bilben bann zahlreiche SchroSime, bie, mit alteren Subi-
vibuen unvermischt, im September ihren Wegzug an-
treten. Um biese Zeit eingefangen, lernen sie Gefan-
genschast ertragen unb roerben leiblich zahm. Durch
Vertilgnng von Regenrourmern, Ackerschnecken u. s. ro.
stiftet ber Kibitz sehr grogen Nntzen; sein Fleisch behagt
nur Wenigen, inbem es einen besonberen uiiangenehmen
Geruch besttzt. Sn Englanb igt man ihn im Herbst, roo
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