ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

Mit 950 Ubbildungen

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Side af 298 Forrige Næste
248 Voge l. Achte Vrdnung, roohnliche Sorgfalt entwickelt; Ort und Bestandtheile des Nestes verhalten fich wie bel jenen. Das Weibchen legt in der ersten Hiilste des Mai 7—14 blahbraunlich- gelbe, mit feinen braunen Punkten ubersaete Eier; beide Gatten wechseln in der 21 Tage dauernden Brutung ab. — Das Mannchen ist dunkel schiefergran, am Halse schroarzlich, untenher mehr blaulichgrau, Hat weihe Stirnplatte und Flugelrand, am Flugelbug einen Stachel, br^unliche Futze, nach hinten einen gelbrothen Streif auf der Ferse und rnihi 16 Zoll. Das kleinere Weibchen erkennt man an der Helleren Farbung und der kurzeren Stirnplatte. Achte Ordnung. S ch w immvo g e l. Von allen Ordnungen, in welche die groste Classe der Vogel zersalli, ist keine leichier zu charakteristren als diejenige der Schwimmvogel. Alle zu ihr geho- rende Gattungen haben Schwimm- oder Ruderfuhe, je nachdem die Schwimmhaut nur die drei Vorderzehen oder auch die Hintere, bedeutend nach Dorn gewendete einschliesten mag ; sie haben ferner mehr oder minder nach hinten geruckte, also nicht im wahren Schwer- Punkte des Leibes befindliche, im Verhaltnist zur Langedes Rumpses und Halses kurze, bis zum Fersengelenk befiederte Beine. Dast bei den Wadern der letzten Familien mehr oder weniger entwickelte Schwimmhaute die Zehen verei- nen, beweist, dast jene auf der Granze zweier Ordnungen stehen, und dast sonach auch hier die Natur die gewohn- lichen Uebergange hergestellt habe. Schnabel, Nasen- locher und Flugel wechseln in ihrer Beschaffenheit so sehr bei den verschiedenen Familien der Schwimmvogel, dast man von ihnen, wo es fich um Charakterisirung der ganzen Ordnung handelt, keinen Gebrauch machen kann. Zweckmahigkeit des Baues lastt fich in wenigen der anderen grosten Abtheilungen ebenso deutlich nachweisen als bei der gegenwartigen. Schon die auhere Gestalt deutet auf die Bestimmung zum Leben und zur Bewegung auf dem nassen Elemente. Der dickliche, aber nach Hinten fich verjungende Rumpf erscheint an seiner unteren, das Waffer beruhrenden Seite abgerundet und kann daher nicht so ties einsinken, alS Wenn er eine scharfe Kielform Hatte; ebenso tritt die Brust weit und gewolbt Hervor; ste eignet fich also, die entgegenstehenden Wassermassen zu verdrangen, die, anstatt nach hinten auf Widerstand zu treffen, an dem schmaler werdenden Korper ohne Schwierigkeit hingleiten. Im Jnneren liegt allerdings ein Brustbein, welches, einem Schiffskiele nicht unahn- lich, den starken Brustmuskeln eine Stutze gewahrt, welche die Rundung des vordersten Theiles des Rumpfes bestimmen. Der Hals ist in der Regel langer, ost sogar um sehr Vieles langer als die Fuste, eine Ein- richtung, die jedem Landvogel unnutzlich, wo nicht Hin- derlich gewesen sein wnrde und nur bei Wadern fich findet, wo jedoch zwischen Futzen und Hals ein gleiches Verhaltnist herrscht. In Fvlge jener Verlstngerung steht der meistens kleine Kops so hoch, dast es dem Schwimmvogel moglich wird, trotz seiner Lage auf dem Waffer fich fret umzuschauen, die Gefahr zu erkennen, aber auch, ohne zu tauchen, seine Nahrung zu erfaffen. Wo dieses durch elastisches Vorschnellen des besonderS spitzigen Schnabels geschehen soll, finden fich wohl auch am Hinterhaupte eigenthumliche Knochengraien, die zur Befestigung besonderer Muskeln dienen. Die Stellung der Fuste ist gleichfalls von groher Bedeutung; es sollen diese den vom Waffer hinreichend getragenen Korper nicht sowohl unterstutzen als vielmehr rudernd vorwarts treiben und dursten doch nicht anders als hinter dem Mittelpunkte des Rumpfes angebracht sein. Der unge- schickte und schwankende Gang der Schwimmvogel er- klart fich auS dieser Einrichtung. Wo die Beine so weit nach hinten angebracht find, wie bei den Tauchern, wird eine fast senkrechte Haltung deS Korpers im Stehen und im Gange zur Nothwendigkeit. Damit der Widerstand deS Wassers nicht hindernd einwirke auf die Muskeln, sind die Schenkel kurz; seitliche Zusammmendruckung der Laufe, die bei einigen Gattungen fast zweischneidig erscheinen, befordert naturlich die Vor- und Ruckwarts- bewegung deS rudernden Fustes. Endlich gesellt fich noch specifische Leichtigkeitdes Korpers Hinzu, die weniger durch den zelligen Bau der Knochen als durch die Artder Befie- derung und groste, zwischen den Bauchdecken befindliche, mit Luft erfullien Raume hervorgebrachtwird. An der Brust und dem Bauche sind nicht allein die sehr dichtstehenden und kurzen Federn auf ber Flache so gewblbt, dast unter ihnen eine mit dichtem Flaum ersullte und Luft ein- schliehende Schicht bleibt, sondern das ganze Gefieder wird auch von Oel dergestalt durchdru.tgen, dast das Waffer nicht bis zur Haut gelangen kann. Wenn Hierdurch auf der einen Seite specifisch leicht machende Luftmaga- zine entstehen, so wird auf der anderen auch die kaltende Einwirkung des Waffers aufgehoben und der Vogel in Stand gesetzt, eine sehr niedrige Temperatur im Schroim- men zu ertragen. Die wahrend deS letzteren entwickelte Schnelligkeit und Krast Hangt auherdem ab vvn dem Bane und der Groste deS Ruders und ist daher nicht in allen Gattungen gleich grost; je langer die Zehen und je weiter die sie verbindenden Schwimmhaute sind, um so groher wird die bei jedem Ruderschlage verdrangte Was- ferntenge sein und daher durch die Schnelligkeit un Schwimmen um so mehr zunehmen, obgleich die Zahl der in gegebener Zeit fich wiederholenden Ruderschlage verhaltnihmahig geringer sti als bei einem mit kleineren Schwimmfuhen versehenen Vogel. Die Zehen muffen stets eine bedeutende Beweglichkeit befitzen, denn in- dem sie sich nach jedem Ruderschlage an einander legen, wird die Schwimmhaut zusammengefaltet, die Oberstache des Schwimmfuhes moglichst verkleinert und die Vor- wstrtsbewegung deffelben durch das Widerstand leistende Waffer erleichtert. Viele Schwimmvogel vermogen auch schnell und anhaltend zu tauchen, am Vorzuglich- sten solche, deren Fuhe am Weitesten nach hinten stehen. Der Flug ist nicht immer der Schwimmfertigkeit ange- messen, ungeschickt und ermudend bei den mil sehr kurzen und runden Flugeln versehenen Tauchern, ausnehmend schnell und gewandt bei den mit sehr langen und zuge- spitzten Flirgeln ausgerusteten Movenvogeln. Merk- wurdige Beispiele sehr vollkommenen Fluges geben die Seeschwalben, welche am Lande schlafen und jeden Morgen fich nach 10 — 15 geographischen Meilen entfernten Meeresklippen begeben, um zu fischen, die Albatros, die man schon 250 geogr. Meilen vom nachsten Lande entfernt antraf, und die, selbst wah- rend der furchtbarsten Sturme des Cap Horn, fich flie- gend erhalten, ferner die Tropicvogel, die, mitten im atlaniischen Meere, nie anders als fliegend, nie auf dem Waffer ruhend, gesehen werden, und die schwarzen Sturmvogel, die einem segelnden Schiffe den ganzen Tag uber folgen und durch anhaltende UntEreifung deffelben vielleicht den vierfachen Weg zurucklegen. Solchen langschwingigen Seevogeln wird freilich das Aufstiegen schwer; ste find genothigt, einen Anlauf zu nehmen, und Sturmvogel laffen fich nie vollkommen auf das Waffer nieder, sondern verbinden mit dem Schwimmen eine flat- ternde Bewegung der Flugel. Die Steuerfedern find bald lang, bald kurz; die sehr steistn dienen einigen Gat- tungen als Werkzeuge der Bewegung, namentlich als eine Art von Ruder bei dem Untertauchen. Im Ganzen befitzen Schwimmvbgel weniger Simtenscharfe als die Landvogel, mindestens tritt felten mehr als ein Sinn ge- ieigert hervor; Taucher sehen mit auherster Scharfe, Seinen aber geringe oder keine Geruchsfahigkeit zu haben, die wiederum bei Entenvhgeln sehr fein fein muh. Gerade diest letzteren befitzen auch ein feines Gefuhl in dem mit w 1 und nervenreicher Haut bekleideten Schnabel. ^' i llen scheinen die Schwimmhaute der vorzuglichste Sitz des Fuhlfinnes zu sein, mindestens liegen unter der durch siedendes Waffer leicht zu entser- nenden Epidermis derselben sehr zahlreiche und scharf vortretende Nervenwarzchen. Meistens ist die Nah- rung animalisch; Entenvogel vermengen zwar Pstanzen- theile mit den Wurmern u. s. w., die ihnen das Waffer bietet, allein schwerlich giebt es einen von Pflanzen aus- schliehlich fich nahrenden Schwimmvogel. Im Ver- haltnisse zu der Art, der Grohe und Starke der zum Futter dienenden Thiere erleidet die Schnabelform auch in dieser Ordnung sehr bedeutende Abanderungen; bei den gewissermahen den Raubvogeln vergleichbaren Schar- ben krummt sich der Oberkiefer zu einem Haken von mehr Starke, Grohe und Scharfe als bei vielen Falken; bei einigen Tauchern, die unter der Oberstache fischen und ihre Bente durch Herabstohen erhaschen, gleicht der lange, auherordentlich spitzige und Harte Schnabel einem durchbohrenden Dolche, und die Enten befitzen in dem loffelformigen, an den Randern mit feinen Hornblatt- chen eingefahten Schnabel ein ihrer ErnahrungSart vor- trefflich entsprechendes Werkzeug. Der vorherrschenden Bestimmung zu animalischer Nahrung entspricht der Magen, der gemeinlich Hautig und dunn ist; nur bei wenigen SchwimmvLgeln wiederholt fich die am Schwane vorkommende Einrichtung eines durch kreuzende Mus- kelbundel sehr verstarkten Magens. In Folge der leichten und reichlichen Ernahrnng und einer raschen und kraftigen Verdannng werden Schwimmvogel meist sehr fett; bei vielen hullt eine dichte, sehr olreiche Fett- schicht den ganzen Kbrper ein, macht aber, weil sie von dem Geruche der zum Futter dienenden Fische durch- drnngen ist, das Fleisch vieler Seeschwimmvogel unge- niehbar. Die Fortpflanzung geschieht mehrentheils im monogamischen Verhaltnisse und fast immer in der Nahe deS Wassers; eine Ausnahme machen einige auslandische Enten und die Ententaucher, die zum Theil vom Wasser weit entfernt auf hohen Bergen oder auf Baumen, theils wohl auch in verlassenen Nestern von Landvsgeln nisten, vielleicht aber fo ungewohnliches Verfahren nur dann beobachten, wenn sie an ihren gewohnlichen Bruteorten gestort worden find. Kunsttrieb entwickeln die Schwimmvogel nicht, fie begnugen sich mit einer rohen Unterlage, ost mit einer Felsfpalte oder Vertie- fung des Bodens und banen wohl gar eine Art vvn sehr roenig gesichertem fchroimntenden Neste. Viele futtern die Nester mit Federn und Dunen des eigeneit Korpers aus, die solchen Orten deS Leibes, die man Bruteflecke heiht, ausgezogen Werden. Bildung groher Vereine, >vo Taufende von Nestern neben einander lie- gen, erscheint namentlich bei Seevogeln als etroas sehr Gewbhnliches; bisweilen wird bei Anlegung solcher ge- meinsamen Bruteplatze ein gewiffes System befolgt, z. B. vvn dem patagvnischen Penguin. Einige Gattungen legen nur ein Ei, attdere viele, die vvn beiden Gatten abwech- selnd bebrutet werden. Die Jungen entwickeln sich schnell und erhalten vvn der Mutter im Schwimmen und Aufstnden der Nahrung Unterricht. Mindestens zroei Mausern werden erfotbert zur Hervorbriitgung des vollkommen ausgefarbten Kleides, welches ubrigenS auch bei Erroachsenen, zumal der in kalten Landern ein- Heimischen Arten, einem jahrlich zwei Mal eintretenden Wechsel untertoorfen ist und im Winter ost ganz anders aussieht als im Sommer. Wenn auch kein Schwimm- vogel in reinen Prachtfarben glanzt, so sehlt es doch nicht an Arten, die roegen zarter Zeichnungen oder der an einzelnen Kvrpertheilen Hervortretenden glanzvolleren Farbung zu den schoneren der ganzen Classe gerechnet roerden durfen. Sehr geringe Korpergrshe wird bei auherordentlich toenigen beobachtet, und auch diese find mindestens von der Statur einer Amsel; sehr viele Hin- gegen konnen fich mit den gråsten Landvhgeln verglei- chen, wie die Pelikane, Alabatros, Schwane und viele Ganse. Fur den Menschen haben fie mehr Nutzen als die meisten der bisher besprochenen Vogel anderer