Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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Voge l.
Achte Vrdnung,
roohnliche Sorgfalt entwickelt; Ort und Bestandtheile
des Nestes verhalten fich wie bel jenen. Das Weibchen
legt in der ersten Hiilste des Mai 7—14 blahbraunlich-
gelbe, mit feinen braunen Punkten ubersaete Eier; beide
Gatten wechseln in der 21 Tage dauernden Brutung
ab. — Das Mannchen ist dunkel schiefergran, am
Halse schroarzlich, untenher mehr blaulichgrau, Hat
weihe Stirnplatte und Flugelrand, am Flugelbug einen
Stachel, br^unliche Futze, nach hinten einen gelbrothen
Streif auf der Ferse und rnihi 16 Zoll. Das kleinere
Weibchen erkennt man an der Helleren Farbung und der
kurzeren Stirnplatte.
Achte Ordnung.
S ch w immvo g e l.
Von allen Ordnungen, in welche die groste Classe
der Vogel zersalli, ist keine leichier zu charakteristren
als diejenige der Schwimmvogel. Alle zu ihr geho-
rende Gattungen haben Schwimm- oder Ruderfuhe, je
nachdem die Schwimmhaut nur die drei Vorderzehen
oder auch die Hintere, bedeutend nach Dorn gewendete
einschliesten mag ; sie haben ferner mehr oder minder
nach hinten geruckte, also nicht im wahren Schwer-
Punkte des Leibes befindliche, im Verhaltnist zur Langedes
Rumpses und Halses kurze, bis zum Fersengelenk befiederte
Beine. Dast bei den Wadern der letzten Familien mehr
oder weniger entwickelte Schwimmhaute die Zehen verei-
nen, beweist, dast jene auf der Granze zweier Ordnungen
stehen, und dast sonach auch hier die Natur die gewohn-
lichen Uebergange hergestellt habe. Schnabel, Nasen-
locher und Flugel wechseln in ihrer Beschaffenheit so
sehr bei den verschiedenen Familien der Schwimmvogel,
dast man von ihnen, wo es fich um Charakterisirung der
ganzen Ordnung handelt, keinen Gebrauch machen kann.
Zweckmahigkeit des Baues lastt fich in wenigen der anderen
grosten Abtheilungen ebenso deutlich nachweisen als bei
der gegenwartigen. Schon die auhere Gestalt deutet
auf die Bestimmung zum Leben und zur Bewegung auf
dem nassen Elemente. Der dickliche, aber nach Hinten
fich verjungende Rumpf erscheint an seiner unteren, das
Waffer beruhrenden Seite abgerundet und kann daher
nicht so ties einsinken, alS Wenn er eine scharfe Kielform
Hatte; ebenso tritt die Brust weit und gewolbt Hervor;
ste eignet fich also, die entgegenstehenden Wassermassen
zu verdrangen, die, anstatt nach hinten auf Widerstand
zu treffen, an dem schmaler werdenden Korper ohne
Schwierigkeit hingleiten. Im Jnneren liegt allerdings
ein Brustbein, welches, einem Schiffskiele nicht unahn-
lich, den starken Brustmuskeln eine Stutze gewahrt,
welche die Rundung des vordersten Theiles des
Rumpfes bestimmen. Der Hals ist in der Regel langer,
ost sogar um sehr Vieles langer als die Fuste, eine Ein-
richtung, die jedem Landvogel unnutzlich, wo nicht Hin-
derlich gewesen sein wnrde und nur bei Wadern fich
findet, wo jedoch zwischen Futzen und Hals ein gleiches
Verhaltnist herrscht. In Fvlge jener Verlstngerung
steht der meistens kleine Kops so hoch, dast es dem
Schwimmvogel moglich wird, trotz seiner Lage auf dem
Waffer fich fret umzuschauen, die Gefahr zu erkennen,
aber auch, ohne zu tauchen, seine Nahrung zu erfaffen.
Wo dieses durch elastisches Vorschnellen des besonderS
spitzigen Schnabels geschehen soll, finden fich wohl auch
am Hinterhaupte eigenthumliche Knochengraien, die zur
Befestigung besonderer Muskeln dienen. Die Stellung
der Fuste ist gleichfalls von groher Bedeutung; es sollen
diese den vom Waffer hinreichend getragenen Korper
nicht sowohl unterstutzen als vielmehr rudernd vorwarts
treiben und dursten doch nicht anders als hinter dem
Mittelpunkte des Rumpfes angebracht sein. Der unge-
schickte und schwankende Gang der Schwimmvogel er-
klart fich auS dieser Einrichtung. Wo die Beine so weit
nach hinten angebracht find, wie bei den Tauchern, wird
eine fast senkrechte Haltung deS Korpers im Stehen und
im Gange zur Nothwendigkeit. Damit der Widerstand
deS Wassers nicht hindernd einwirke auf die Muskeln,
sind die Schenkel kurz; seitliche Zusammmendruckung
der Laufe, die bei einigen Gattungen fast zweischneidig
erscheinen, befordert naturlich die Vor- und Ruckwarts-
bewegung deS rudernden Fustes. Endlich gesellt fich noch
specifische Leichtigkeitdes Korpers Hinzu, die weniger durch
den zelligen Bau der Knochen als durch die Artder Befie-
derung und groste, zwischen den Bauchdecken befindliche, mit
Luft erfullien Raume hervorgebrachtwird. An der Brust
und dem Bauche sind nicht allein die sehr dichtstehenden
und kurzen Federn auf ber Flache so gewblbt, dast unter
ihnen eine mit dichtem Flaum ersullte und Luft ein-
schliehende Schicht bleibt, sondern das ganze Gefieder wird
auch von Oel dergestalt durchdru.tgen, dast das Waffer
nicht bis zur Haut gelangen kann. Wenn Hierdurch
auf der einen Seite specifisch leicht machende Luftmaga-
zine entstehen, so wird auf der anderen auch die kaltende
Einwirkung des Waffers aufgehoben und der Vogel in
Stand gesetzt, eine sehr niedrige Temperatur im Schroim-
men zu ertragen. Die wahrend deS letzteren entwickelte
Schnelligkeit und Krast Hangt auherdem ab vvn dem
Bane und der Groste deS Ruders und ist daher nicht in
allen Gattungen gleich grost; je langer die Zehen und je
weiter die sie verbindenden Schwimmhaute sind, um so
groher wird die bei jedem Ruderschlage verdrangte Was-
ferntenge sein und daher durch die Schnelligkeit un
Schwimmen um so mehr zunehmen, obgleich die Zahl
der in gegebener Zeit fich wiederholenden Ruderschlage
verhaltnihmahig geringer sti als bei einem mit kleineren
Schwimmfuhen versehenen Vogel. Die Zehen muffen
stets eine bedeutende Beweglichkeit befitzen, denn in-
dem sie sich nach jedem Ruderschlage an einander legen,
wird die Schwimmhaut zusammengefaltet, die Oberstache
des Schwimmfuhes moglichst verkleinert und die Vor-
wstrtsbewegung deffelben durch das Widerstand leistende
Waffer erleichtert. Viele Schwimmvogel vermogen
auch schnell und anhaltend zu tauchen, am Vorzuglich-
sten solche, deren Fuhe am Weitesten nach hinten stehen.
Der Flug ist nicht immer der Schwimmfertigkeit ange-
messen, ungeschickt und ermudend bei den mil sehr kurzen
und runden Flugeln versehenen Tauchern, ausnehmend
schnell und gewandt bei den mit sehr langen und zuge-
spitzten Flirgeln ausgerusteten Movenvogeln. Merk-
wurdige Beispiele sehr vollkommenen Fluges geben die
Seeschwalben, welche am Lande schlafen und jeden
Morgen fich nach 10 — 15 geographischen Meilen
entfernten Meeresklippen begeben, um zu fischen,
die Albatros, die man schon 250 geogr. Meilen
vom nachsten Lande entfernt antraf, und die, selbst wah-
rend der furchtbarsten Sturme des Cap Horn, fich flie-
gend erhalten, ferner die Tropicvogel, die, mitten im
atlaniischen Meere, nie anders als fliegend, nie auf dem
Waffer ruhend, gesehen werden, und die schwarzen
Sturmvogel, die einem segelnden Schiffe den ganzen Tag
uber folgen und durch anhaltende UntEreifung deffelben
vielleicht den vierfachen Weg zurucklegen. Solchen
langschwingigen Seevogeln wird freilich das Aufstiegen
schwer; ste find genothigt, einen Anlauf zu nehmen, und
Sturmvogel laffen fich nie vollkommen auf das Waffer
nieder, sondern verbinden mit dem Schwimmen eine flat-
ternde Bewegung der Flugel. Die Steuerfedern find
bald lang, bald kurz; die sehr steistn dienen einigen Gat-
tungen als Werkzeuge der Bewegung, namentlich als
eine Art von Ruder bei dem Untertauchen. Im Ganzen
befitzen Schwimmvbgel weniger Simtenscharfe als die
Landvogel, mindestens tritt felten mehr als ein Sinn ge-
ieigert hervor; Taucher sehen mit auherster Scharfe,
Seinen aber geringe oder keine Geruchsfahigkeit zu
haben, die wiederum bei Entenvhgeln sehr fein fein muh.
Gerade diest letzteren befitzen auch ein feines Gefuhl in
dem mit w 1 und nervenreicher Haut bekleideten
Schnabel. ^' i llen scheinen die Schwimmhaute der
vorzuglichste Sitz des Fuhlfinnes zu sein, mindestens
liegen unter der durch siedendes Waffer leicht zu entser-
nenden Epidermis derselben sehr zahlreiche und scharf
vortretende Nervenwarzchen. Meistens ist die Nah-
rung animalisch; Entenvogel vermengen zwar Pstanzen-
theile mit den Wurmern u. s. w., die ihnen das Waffer
bietet, allein schwerlich giebt es einen von Pflanzen aus-
schliehlich fich nahrenden Schwimmvogel. Im Ver-
haltnisse zu der Art, der Grohe und Starke der zum
Futter dienenden Thiere erleidet die Schnabelform auch
in dieser Ordnung sehr bedeutende Abanderungen; bei
den gewissermahen den Raubvogeln vergleichbaren Schar-
ben krummt sich der Oberkiefer zu einem Haken von
mehr Starke, Grohe und Scharfe als bei vielen Falken;
bei einigen Tauchern, die unter der Oberstache fischen
und ihre Bente durch Herabstohen erhaschen, gleicht der
lange, auherordentlich spitzige und Harte Schnabel einem
durchbohrenden Dolche, und die Enten befitzen in dem
loffelformigen, an den Randern mit feinen Hornblatt-
chen eingefahten Schnabel ein ihrer ErnahrungSart vor-
trefflich entsprechendes Werkzeug. Der vorherrschenden
Bestimmung zu animalischer Nahrung entspricht der
Magen, der gemeinlich Hautig und dunn ist; nur bei
wenigen SchwimmvLgeln wiederholt fich die am Schwane
vorkommende Einrichtung eines durch kreuzende Mus-
kelbundel sehr verstarkten Magens. In Folge der
leichten und reichlichen Ernahrnng und einer raschen
und kraftigen Verdannng werden Schwimmvogel meist
sehr fett; bei vielen hullt eine dichte, sehr olreiche Fett-
schicht den ganzen Kbrper ein, macht aber, weil sie von
dem Geruche der zum Futter dienenden Fische durch-
drnngen ist, das Fleisch vieler Seeschwimmvogel unge-
niehbar. Die Fortpflanzung geschieht mehrentheils im
monogamischen Verhaltnisse und fast immer in der Nahe
deS Wassers; eine Ausnahme machen einige auslandische
Enten und die Ententaucher, die zum Theil vom Wasser
weit entfernt auf hohen Bergen oder auf Baumen,
theils wohl auch in verlassenen Nestern von Landvsgeln
nisten, vielleicht aber fo ungewohnliches Verfahren nur
dann beobachten, wenn sie an ihren gewohnlichen
Bruteorten gestort worden find. Kunsttrieb entwickeln
die Schwimmvogel nicht, fie begnugen sich mit einer
rohen Unterlage, ost mit einer Felsfpalte oder Vertie-
fung des Bodens und banen wohl gar eine Art vvn
sehr roenig gesichertem fchroimntenden Neste. Viele
futtern die Nester mit Federn und Dunen des eigeneit
Korpers aus, die solchen Orten deS Leibes, die man
Bruteflecke heiht, ausgezogen Werden. Bildung groher
Vereine, >vo Taufende von Nestern neben einander lie-
gen, erscheint namentlich bei Seevogeln als etroas sehr
Gewbhnliches; bisweilen wird bei Anlegung solcher ge-
meinsamen Bruteplatze ein gewiffes System befolgt, z. B.
vvn dem patagvnischen Penguin. Einige Gattungen legen
nur ein Ei, attdere viele, die vvn beiden Gatten abwech-
selnd bebrutet werden. Die Jungen entwickeln sich
schnell und erhalten vvn der Mutter im Schwimmen
und Aufstnden der Nahrung Unterricht. Mindestens
zroei Mausern werden erfotbert zur Hervorbriitgung des
vollkommen ausgefarbten Kleides, welches ubrigenS
auch bei Erroachsenen, zumal der in kalten Landern ein-
Heimischen Arten, einem jahrlich zwei Mal eintretenden
Wechsel untertoorfen ist und im Winter ost ganz anders
aussieht als im Sommer. Wenn auch kein Schwimm-
vogel in reinen Prachtfarben glanzt, so sehlt es doch
nicht an Arten, die roegen zarter Zeichnungen oder der
an einzelnen Kvrpertheilen Hervortretenden glanzvolleren
Farbung zu den schoneren der ganzen Classe gerechnet
roerden durfen. Sehr geringe Korpergrshe wird bei
auherordentlich toenigen beobachtet, und auch diese find
mindestens von der Statur einer Amsel; sehr viele Hin-
gegen konnen fich mit den gråsten Landvhgeln verglei-
chen, wie die Pelikane, Alabatros, Schwane und viele
Ganse. Fur den Menschen haben fie mehr Nutzen als
die meisten der bisher besprochenen Vogel anderer