Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Voge l.
Achte Vrdnung.
allein von ven ubrigen Eistauchern, sondern von den
Seevdgeln uberhaupt, bel welchen, seltene Ausnahmen
ungerechnet, gewohnlich der Geselligkeitstrieb vorherrscht.
Dah er einen gewiffen Grad von Zfihmungsffihigkeit
besitze, ergiebt fich aus der Erzahlung Montagu's, der
Gelegenheit hatte, ein an der englischen Kfiste gefangenes,
jungeres Jndividunin længere Zeit zu bevbachten. Das
Fleisch ist schwar;, Hart und fibelriechend und wird selbst
von den Eskimos verschmaht, welche diesen Eistaucher,
da er ihnen sonst k-inen Nutzen bringt, wohl aber eine
erstaunliche Menge von Fischen, zumal von Salmen
aufzehrt, hassen und verfolgen. Aus den adgezogenen
Fellen bereiten die Gronlander sehr dichte Winterkleider.
Ein eigentliches Rest macht er nicht, sondern benutzt als
solches eine mit wenigen Federn ausgefutterte Bodenver-
tiefung. Die zwei (nach Richardson) dunkeloliven-
grfinen Eier sind purpurrothlich gesteckt, theilen den
thranigen Geruch des Vogels und sind daher unge-
niehbar.
Zweite Familie.
Alken.
Der schon oben vergleichungsweis angeffihrte Fa-
miliencharakter der Alken besteht wesentlich in den kurzen
Flugeln und den dreizehigen, selten mit der Spur einer
Hinterzehe versehenen Schwimmfuhen. Zum bestan-
digen Aufenthalte aus dem Wasser sind diese Vogel in
nicht geringerem Grade befahigt als die Seetaucher, sie
fliegen aber schlechter als diese und vermogen nicht vhne
Muhe am Lande zu gehen; schreitend berfihren sie mit
den ganzen Lfinfen den Boden, und nur die Papagaien-
taucher entwickeln etwas mehr Gewandtheit. Sie tau-
chen geschickt und mit halbausgebreitelen Flugeln, stehen
am Lande vollig aufrecht, nahren fich nur von Wasser-
thieren, haben mannichfach gestaltete, indessen in der
Regel seitlich zusammengedruckte, ost an den Seiten
schief gefurchte Schnabel, wohnen nur an und aus dem
Meere, besuchen nie Flusse und Landseen, leben in Mo-
nogamie, nisten gesellig aus Kustenfelsen nnd legen ge-
wohnlich nur ein Ei. Vermoge der zweimaligen Mauser
erlangen fie je nach der Jahreszeit, nicht aber nach dem
Geschlechte, ein verschieden gefarbtes Kleid. Ein knapp
anliegendes, und sehr dichtes Gefieder macht es ihnen
moglich, auch wahrend sehr kalten Metters als Stand-
oder alS Strichvogel die nordlichen Meere zu behaupten,
aus welchen fie meistens allein gefunden werden. Nur
wenige Arten wandern und gerathen im Winter in mil-
dere Breiten.
I. Lumme. (Uria.)
GattungScharakter: Schnabel mittelgroh,ziem-
lich gerad, schmal, zusammengedruckt, spitzig, an den
Seiten glatt, nicht gefurcht; Unterkiefer vom Kinn-
winkel an mehr oder minder aussteigend; Nasenlocher an
der Schnabelwurzel, durchgehend (Fig. 1917.). Ffihe
kurz; Oberschenkel fast ganz mit der Bauchhaut ver-
wachsen; Vorderzehen durch volle Schwimmhaut ver-
bunden; Hinterzehe fehlt (Fig. 1918.). Flfigel klein,
sehr schmal; erste Schwingfeder die langste. Schwanz
ungemein kurz.
1. Die graue Lumme. (Uria Troile.) Fig. 1919.
Die graue Lumme oder Troillumme bewohnt die nor-
dischen Meere bis zum 700 Br., theils als Standvogel,
theils als Zugvogel, der im Winter nach Suden geht,
aber jenseils des englischen Canals schwerlich ange-
troffen wird. Jhre sfidlichsten Wohnorte dursten an
der englischen Kfiste fich befinden. Aus der Jnsel Wight
und in CornwalliS kommt fle an im Marz und bevol-
kert in Schaaren die Kustenfelsen; fle verlaht dieselben
im October, begiebt fich auf daS Meer Hinaus und
nahert fich im Winter dem Lande nicht wieder. Als
Standvogel lebt sie an den Kusten von Island und
Norwegen und sucht da der hartesten Witterung zu
trotzen, erliegt aber oftmals dem Froste und den unab-
lasstgen Sturmen. Auf der Ostsee wird sie selten ge-
sehen, Haufig aber auf Helgoland. An den russischen
Eismeerkusten und im nordlichsten Amerika gehort fie
zu den gewohnlichsten Seevogeln; nach Nutall zieht fie
dort in grohen Schwarmen zwischen Labrador, Hud-
sonsbay und Neufundland hin und Her und fiberwintert
zumal zahlreich in der Bay von Fundy. Niemals laht
fie fich nieder auf flachen Kusten, sondern wohnt und
brutet nur da, wo aus dem Meere gewaltige Felsen-
wande unmittelbar emporsteigen. Jene bald wie Mauern
fortlaufenden, bald vielfach zerrissenen, bald in zahl-
lose Kegel und Spitzsaulen gespaltenen, viele der arkti-
schen Kusten umgebenden Felsen, an deren Fuh die
Brandung tost, find die liebsten Aufenthaltsorte der
Lummen, Zu Hunderten fitzen sie auf den ost nur
fuhbreiten, aber Horizontal fortlaufenden Leisten der
scnkrechten Wande; durch die Oertlichkeit gezwungen,
bilden sie dort lange Reihen, wenden alle dem Meere
die Brust zu und gewahren durch die Art des Fluges,
ihre Vertraglichkeit und ewige Beweglichkeit ein nicht
unintereffanteS Schauspiel. In der Regel niedrig auf
dem Meere hinstreichend, schwingen fie fich durch einen
sehr kuhnen, aber allezeit gleichen Bogen plotzlich zu
den hohen Ruheplatzen empor und senken fich wieder zum
Meere hinab unter ganz ahnlicher Fluglinie. Sitzend
nicken fie in Einem fort mit dem Kopfe, und wo viele
neben einander Platz genommen, fieht diese sonderbare
Bewegung aus, wie gegenseitige hhfliche Begruhung.
Auf ebenem Boden so hilflos, dah fie nicht einmal
durch Kriechen das Wasser wieder zu erreichen versuchen,
sondern mit Hånden fich greifen lassen, entwickeln fie
im Schwimmen und im Tauchen die erstaunlichste Fer-
tigkeit. Unterstutzt durch besondere Rauheit der Laufe,
klettern sie mit einer gewissen Behendigkeit auf den zum
alleinigen Sitze dienenden Felskanten Herum. Sie sind
dumm und konnen nur durch anhaltende Verfolgungen
etwas mihtrauisch gemacht werden, lassen eben nicht ost
ihre schnurrende Stimme horen und nahren sich von
Fischen und kleinen Krustenthieren. Nester bauen sie
nicht, vielmehr legt das Weibchen auf den nackten Fel-
senabsatz ein einziges, 3 Zoll langes, grunlichweihes,
violettgrau marmorirtes Ei. Wie andere Seevogel er-
wahlen sie gemeinsame, ost von einigen Tausenden be-
volkerte Bruteplatze, die, zumal im hoheren Norden
haufig und umfangreich, von vielen Reisenden mit gro-
Hem Interesse beschrieben worden find. Fur die Jungen
sollen die Lummen gerade keine besondere Zartlichkeit
verrathen. Jhr Fleisch dunkt mindestens dem Europaer
ungeniehbar, wegen seines Thrangeruches. Erwachsene
Jndividuen find obenher braunschwarz, unten weih,
im Sommerkleide am ganzen Kopfe und an der Kehle
schwarzbraun, im Winterkleide an Wangen und Kehle
weih. Charakteristisch fur die Art find die schmalen
schwarzen Langstreifen auf den Weichen.
2. Die schwarze Summe. (Uria grylle.) Fig. I920.
Der Berbreitungsbezirk der schwarzen Lumme ist
zwarjenem der Troillumme vollig gleich, indessen Herrscht
hinfichtlich der Haufigkeit der Jndividuen ein erheblicher
Unterschied. Ueberall ist die schwarze Lumme feltener,
wenngleich nicht minder gesellig als die andere. Sie
theilt mit dieser fast alle Eigenschaften, soll fogar noch
dummer oder doch argloser sein und mag daher in be-
wohnten oder doch von Seefahrern viel besuchten
Orten eine grohe Verminderung ihrer ursprunglich be-
deutenden Zahlen erlitten haben. In den furchtbaren
Einoden um Melville-Jnsel und selbst in der Hudsons-
bah ward fie von Richardson in Schaaren beobachtet,
von welchen im Winter der grohere Theil sudwartS zog,
der kleinere auf solchen Stellen der Gewaffer zuruckblieb,
die, als nicht gefrierende, in der Mitte arktischen Eises
vorkommen. Die Bruteplatze gleichen denjenigen der
Troillumme; in diesen staunenswerthen Colonieen neh-
men die schwarzen Lummen die untersten, dem Meere
nachsten Bertiefungen und Spalten der Felsen ein und
benutzen dieselben zur Unterbringung ihrer Eier. Sie
paaren sich fruher oder spater im Verhfiltnih zur geo-
graphischen Breite, in Island erst Ende Aprils, bauen
kein eigentliches Nest und legen, wie europaische Orni-
thologen, welche den hohen Norden besuchten , verfichern,
nur ein, Hochstens zwei Eier. Audubon Hingegen, dem
Niemand Unzuverlassigkeit schuld geben kann, versi-
chert, dah er an der Kuste von Labrador stetS drei Eier
und zwar in einer Art von Nest, d. H. einer Vertiefung
gefunden habe, die gegen das in den Felsspalten Herab-
traufende Wasser durch einen Ringwall von kleinen
Sleinen und Sand geschutzt waren und nur dem er-
schreckt davon fliegenden einzelnen Weibchen gehorten.
Die Eier sind graugrunlich, rothlichbraun punktirt und
gesteckt. Im Sommerkleide sind diese Lummen durchauS
schwarz bis auf ein weihes Flugelschild; im Winter
werden alle untere Theile weih.
II. Alk. (Alca.)
Gatlungscharakter: Schnabel kurz, stark, vorn
sehr zusammengedruckt, guergefurcht; Oberkiefer bis zur
stark gewolbten Kuppe dicht befiedert; Nasenlocher
durchgehend, unter den Federn verborgen. Beine kurz;
Oberschenkel von der Bauchhaut umschlossen; Laufe
wenig zusammengedruckt; Vorderzehen mit vollkom-
mener Schwimmhaut; Hinterzehe fehlt. Flugel klein,
schmal; erste Schwingfeder die langste. Schwanz klein;
keilformig.
1. Der groKe Alk. (Alca impennis.) Fig. 1923.
Die Alten bilden eine kleine, ausschliehlich auf das
Meer angewiescne Gattung. Sie verlassen das letztere
nur wahrend der kurzen Brutezeit, entfernen sich auch
dann nicht von dem auhersteck Kustenrande, den hoheren
Klippen oder dem aus der See aufsteigenden Felsenufer
und lassen auS freier Wahl fich niemals auf einen flachen
Strand nieder. DurchauS gesellig, schwimmen fie in
gedrangten Zugen und bruten neben einander in Mengen,
die von der Haufigkeit der Species abhangt. Eine der
letzteren (Tordalk) findet sich zahlreich in allen nordlichen
Meeren , die andere , zunachst zu beschreibende Halt zwar
auch zusammen, wird aber uberall felten gesehen. Beide
schwimmen und tauchen mit gropter Fertigkeit, muffen
im Stehen den Korper vollig senkrecht tragen, ruhen
sitzend auf dem Hintertheile und gehen langsam und un-
ficher, indem sie ebenso auf die Zehen, wie den Hinter-
rand der Laufe sich stutzen. Rur der Tordalk fliegt und
zwar mit betrachtlicher Schnelligkeit, dem grohen
Alk wird solche Bewegungsart nnmoglich durch die Un-
vollkommenheit seiner Flugel. Der letztere soll einst
aufJsland gemein gewesen und selbst auf den schottischen
Jnfeln nicht selten vorgekommen sein, wird aber gegen-
wartig vort so wenig gesehen, dah man die Erscheinung
eines einzelnen, vielleicht durch Sturm verschlagenen
als Merkwfirdigkeit verzeichnet. Man weih von zweien,
die in dem langen Zeitraume von mehr als 30 Jahren
in der Nahe der Hebriden getodtet worden; den einen
schoh 1812 der bekannte Sammler Bullock, nachdem er
ihn in einem sechsruderigen Boote lange umsonst ver-
solgt Hatte, ein anderer ward 1822 in Gegenwart des
schottischen Naturforschers Flemming auf St. Kilda
lebend erhascht. Von den norwegischen Kusten und den
Faroern scheint seit einem halben Jahrhundert dieser
Vogel ganz verschwunden zu sein. Selbst auf Gron-
land zeigt er sich selten; vermuthlich Hat er sich ganz
an die von gewohnlichen Schiffen nicht besuchte Nord-
kuste des arktischen Amerika zurfickgezogen. Die Natur-
forscher der Nordpolarerpeditionen gedenken indessen
seiner nicht als eines gemeinen Vogels. Wie er an
Zahl abgenommen, beweist die von alteren Reisenden
erzåhlte Thatsache, dah ehedem die Gronlander die anf-
geblasenen Balge an ihre Wurfspiehe gebunden haben,
um diese uber dem Wasser zu erhalten, und die Eskimos
aus denselben Winterkleider verfertigten. Walfischfanger
wollen ihm in den letzten Jahren (um 1845) bisweilen
ostlich von Spitzbergen begegnet sein; nnmoglich ist es