Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Schwimmviigel.
V S g e 1.
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, mit jener Hinsichtlich der Zartheit und Schmackhastigkeit
deS Fleisches verglichen werden kann. Man schieht sie
ubrigens nicht vor December, indem sie bei der Ankunft
an den Kusten der Ver. Staaten sehr mager ist, dafur
aber in zwei Monaten sich vollkommen erholt und ausneh-
mend fett wird. Das Mannchenhat schon schwarzbraunen
Hals, Vorberrucken und Brust, weihen, mit schwarzen
Querlinien sehr fein und schon gezeichneten Hinterrucken;
Unterbrust und Bauch siud weih, ebenfalls quergestreist,
die Fuhe aschgrau; der Schnabel ist schwarz; die Lange
betragt 2 Fuh.
16. Die amerikanisme ScheUente. (Anas albeola.) Fig. 2636 2038.
Die Schelleuten haben einen kurzen, hohen, gegen die
Stirn aufsteigenden, nicht verflachten, an der Wurzel
hockerlosen und etwas zusammengedruckten Schnabel (Fig.
2036.). Die Nasenlocher stehen fastinder Mittedes Ober-
kiefers. Die Fuhe zeichnen sich aus durch Lange derZehen.
Die Geschlechter unterscheiden sich in der Farbung sehr
von einander; das Gefieder der Mannchen bietet immer
den Gegensatz zwischen Weih und Tiefschwarz bei grun
oder blau schillerndem Kopfe und Halse, dasjenige der
Weibchen ist braun oder grau. Man kennt mehrere Arten,
von welchen einige nur am Meere, andere nur auf Suh-
wassem sich aufhalten, fast nur dem Norden der Well
angehoren, daher regelmastig wandern, sehr gut tauchen,
ungeachtet eines nicht besonders gunstigen Flugelbaues
rasch fliegen, gesellig leben, von kleinen Wafserthieren sich
nahren, sehr scheu und vorstchtig sind, einelaute, den Na-
men Schell(en)ente erklarenden Ruf horen lafsen, zwi-
schen Sumpfpsianzen oder auch auf alten Baumsturzeln
nisten und zum Theil durch Fruchtbarkeit sich auszeichnen.
Fast alle haben ein ranzig schmeckendes und daher sehr
gering geschatztes Fleisch. In Deutschland ist die weihe
Schellente (Anas clangula) die gemeinste. In Nord-
amerika tritt an ihre Stelle eine ziemlich Lhnliche Art,
die Geister-Ente (Spirit - duck), wie sie das Volk neNnt
wegen der erstaunlichen Schnelligkeit, mit welcher sie
taucht und von der Oberstache verschwindet. Vermoge die-
ser seltenen Fertigkeit entgeht sie so leicht wie die achten
Taucher einem Schufse, den fle aufblitzen sah, und kann,
nur aus der Verborgenheit eines sogenannten AnstandeS
getodtet werden. Angeschoffen verschwindet sie gleichfalls,
Hangt sich irgendwo unter dem Wasser fest und geht dem
Jager verloren. JhrFutter besteht in kleinen Seethieren
der verschiedensten Art und in gewissen Strandpflanzen,
unter welchen die Lattich-Ulve (Ulva lactuca) den Vor-
zug erhalt. Jm Winter sieht man sie einzeln oder paar-
weis, im Marz verbindet sie sich mit anderen zu grohen
Gesellschaften, welche im April nach Norden ziehen.
Viele kommen im Juni auf der Hudsonsbah an und
machen Nester in hohlen, dem Ufer nahen Baumstammen.
Das Mannchen darfschon heihen ; Stirn, Wangen, Schopf
und Seiten des Oberhalses sind grun und schillern in die
den Scheitel und Kehle schmuckenbe metallische Purpur-
sarbe; von den Augen nach hinten lauft eine weihe Binde.
Unterhals, Schulterfedern, Flugeldecken und Unterseite
sind reinweih, die Fuhe gelblich, der Rucken ist schwarz,
der Schwanz braun, der Schnabel blaulich schwarz. Das
viel kleinere Weibchen ist aufKopf und Rucken braun, an
der Oberbrust und den Seiten schwarzgrau, an der Un-
terbrust und dem Bauche weih, braungelb angeflogen.
1 17. Die Eisente. (Anas glacialil.) Fig. 2039 — 2042.
Die Gruppe der Eisenten hat einen^ehr kurzen, ander
Wurzel hohen, nach vorn verschmalerten Schnabel (Fig.
2037.), dessen Rander grohe, entfernt stehende und vor-
ragende Blatter tragen, ziemlich elliptische, weit nach
hinten angebrachte Nasenlocher, keilformigen, 14federigen
Schwanz, dessen Mittelfedern, wenigstens am Mannchen,
sehr verlangert sind, bald ein buntes, bald ein sehr ein-
fach gefarbtes Gefieder. Die Arten leben an den See-
kusten und vertiefen sich nur im Winter in das Binnen-
land, gehoren den hoheren Breitcn an und kommen zu
uns, um nahe an den Kusten zu uberwintern. Zu
den verbreitetsten gehort die Winterente oder Eisente, in-
dem sie rings um den Pol, im Sommer zwischen dem
60—75 ° n. Br., im Winter bis herab zu dem 50°, ge-
funden wird. JmHerbste erscheint sie in zahllosen Schwar-
men auf der Ostsee und an den Kusten von England und
wandert nicht vor Ende Aprils nach dem hoheren Norden
zuruck. Vereinzelte uberwintern wohl auch auf den Seen
des tiefen Jnneren. Sie besitzt, wie alle Meeresenten, im
Tauchen ausnehmend viele Fertigkeit, fliegt ungern auf,
ist nicht scheu, sondern wohl eher einfaltig zu nennen,
liebt Geselligkeit und nahrt sich, wie die Verwandten, von
kleineren Seethieren. Sie nistet nur im hohen Norden,
nie an der Kuste, sondern an Ufern von Fluffen und Tei-
chcn, begnugt sich mit wenigen Halmen als Unterlage
ihrer 10—15 grunlichen Eier und schutzt diese mittels der
elgenen Dunen. Jhr Fleisch theilt den thranigen Ge-
schmack mit dem aller anderen Meeresenten. Geschlecht
und Alter bringen in der Farbung erhebliche Verschieden-
Heiten hervor. Das reife Mannchen im Hochzeitkleide ist
weih, jedoch sind ein Fleck an den Schlafen, ein Kreuz auf
der Brust, die Hintere Flugelhalfte, der Schwanz und
kurze Schnabel schwarz; der letztere Hat eine gelbe Spitze;
die zwei mittleren Stenerfebern ragen sehr weit Hervor,
der Spiegel scheidet sich kaum deutlich ab, die Fuhe sind
grunlichgrau. Die oben braun, unten grauweihen Weib-
chen und Junge haben schwarze Schlafenflecken und Schei-
tel. Ausgewachsene Jndividuen messen gegen 2 Fuh.
18. Kurzflugelige Ente. (Anas bracliyptera.) Fig. 2043.
Am Schluffe dieser gebrangten Ueberstcht der sehr gro-
hen Gattung der Enten muh nothwendig eine Art stehen,
die sich von der Grundform am Weitesten entfernt. Sie
gehort dem antarktischen Meere an, besonders der Sud-
spitze Amerika's, dem Feuerlande und den Falklandinseln
und streift von da einzeln sowohl an der Ost- als der West-
kuste Patagoniens bis unter den 45 ° s. Br. Die Kurze
ihrer Flugel, die nicht das Fliegen, aber ein aufierordent-
lich schnelles Hinstreifen an der Meeresflache gestatten,
deutet auf nahe Verwandtschaft mit den Pinguinen. Jene
Bewegung ist sehr eigenthumlich und nicht leicht zu be-
schreiben und mag am Ersten mit dem Hinstattern der
gemeinen Ente auf dem Wafferspiegel verglichen werden,
wenn diese nachsetzenden Hunden zu entkommen sucht. Sie
besteht in schnellen Schlagen sowohl der Fuhe als auch
der kurzen und sehr steiffederigen Flugel, die aber nicht
zugleich, sondern abwechselnd bewegt werden. Das dabei
entstehende Gerausch ist sehr laut, und das Wasser sprutzt
rechts und links in weiten Bogen. Ungeachtet des letzteren,
wie man meinen sollte, hinderlichen Umstandes eilen
diese fliehenden Enten mit einer Schnelligkeit dahin, die
nach der Schatzung des erfahrenen Capitain King min-
destens 13—14 engl. Meilen in einer Stunde Zeit gleich-
kommt und den von jenem Seemanne erfundenen, in Eng-
land jetzt allgemein angenommenen Namen „Dampfer-
Ente (Steamer-duck)" rechtsertigt. Cook, der freilich
lange vor Einfuhrung von Dampfschiffen diese Enten be-
schrieb, nennt sie Rennpserd-Enten. Sie werden ubri-
gens von vielen fruheren Seefahrern, z. B. von Byron,
erwahnt. Ihre Grohe ist sehr bedeutend; King giebt als
Maah des grohten ihm vorgekommenen Eremplars 40
(engl.) Zoll an und bestimmt das Gewicht zu 13— 14
Pfund, Cook Hingegen (in der Beschreibung seiner zweiten
Reise) zu 29 Pfund. Es soll sehr schwer sein, sie zu
todten, indem sie aufmerksam und scheu sind und ein Feder-
kleid von solcher Dicke besitzen, dah keine grohere Schrote,
sondern nur sogenannteRehposten Hindurchdringen. Dem
Fleische wohnt ein so starker Fischgeruch bei, dah Anfangs
Niemand von Kings' Erpedition sich zum Genusse ent-
schliehen wollte. Eine funfmonatliche Kreuzfahrt in jenen
hohen Breiten und eine ebenso lange Beschrankung auf
gefalzene Vorrathe machte mit der Zeit manchen Matrosen
anders denken. Man warf zuletzt keine der erlegten
Dampferenten weg, und King selbst entschloh sich zum
Genusse, als Mittel, um dem Scorbut vorzubeugen. Neber
Sitten und Fortpflanzungsgeschichte fehlt es an allen Be-
obachtungen Das Gefieder ist obenher bleigrau, unten
weih, der Schnabel gelb, mit schwarzem Nagel und 3 Zoll
lang, der Spiegel weih ; auf dem Flugelbuge steht ein kur-
zer Dorn; die Fuhe sind graugelb. Eine zweite, etwas
kleinere, aber eben auch unansehnlich gefarbte Art von
kurzflugeligen Meeresenten entdeckte King an der west-
licheu Mundung der Magalhaens-Strahe.
Als jagdbare Vogel gewahren die Enten , besonders
diejenigen der ersten Gruppe so bedeutende Vortheile,
dah die Volker der verschiedensten Erdgegenden eine
Menge von Verfahrungsarten ersonnen haben, um sich
ihrer in grohen Zahlen zu bemachtigen. In China be-
deckt der Entenfanger seinen Kopf mit einer Kurbisschale,
wadet bis au den Hals in das Wasser, mischt sich lang-
sam unter die verdachtlosen Vogel und zieht sie bei den
Hintersuhen unter das Wasser; auf den Seen des nord-
lichen Frankreich erbauet man Hutten aus Rohr und
Binsen, in welchen mehrere Jager sich verbergen, die
durch glelchzeitige Gewehrsalven in elnem Augenbllcke
Hunderte aus den dichten Schaareu der wandernd ange-
langten Enten erlegen. Weit kunstlichere Vorrichtungen
macht man in den an kleinen Seen reichen Riederungen
von Lincolnshire in England (Fig. 2048.) Ein vom
Wasserbecken ausgehender breiter Abzugsgraben wird
shmmetrisch mit dunnen Stangen uberwolbt und mit
einem Netze uberspannt. Jede dieser in Mehrzahl an-
gebrachten Fallen stellt eine gekrummte, vorn offene,
nach Hinten immer enger werdende, zuletzt in ein Sack-
netz mundende Rohre dar, die durch verschiebbare Quer-
Wande in Abtheilungen zerfallt werden kann. Die Enten
gehen um so tieter in dieselbe, als man ihnen bort
Hanssaamen und anderes Futter Hinstreuet. Entdeckt der
vorsichtig herbeischleichende Jager einen Flug derselben
in der Falle, so schreckt er ihn durch plotzliche Erschei-
nung und Bewegung der Arme und treltt ihn, durch
einen besonders dresstrten Hund unterstutzt, von einer
Abtheilung zur anderen bis in das Sacknetz. Die An-
tage der Falle ist eine solche, dah die auf dem Teiche
befindlichen Enten weder den Jager, der ubrigens jeden
Larm vermeldet, noch das Schicksal ihrer Genossen ge-
wahren konnen. Eine besondere Parlamentsacte be-
schrankt die Daner dieses sehr eintraglichen Jagdver-
fahrens auf den Zeltraum vom Ende Octobers bis
Anfang Februars.
IV. Sager. (Mergus.)
Schnabel gerade, schmal, lang; Oberkiefer an der
Kuppe hakig ubergebogen; Kiefernrander mit nach Hinten
gerichteten spitzigen Zahnen besetzt (Fig. 2044.). Laufe
niedrig, seitlich zusammengedruckt; Hinterzehe schwachlich,
gesaumt (Fig.2045.). Flugel mittelgroh, spitzig, die bel-
ben vorbersten Schwingfebern gleich , von allen bie lang-
sten. Schwanz kurz, breit, 18feberig.
1. Der grotze Siger. (Mergus merganser.) Fig. 2046.
Der Gestalt nach entfernen sich bie Sager fast gar
nicht von ben Enten, allein ber lange unb bunne Hals,
besonbers aber ber sehr verlangerte Schn,J*el geten ihnen
wieberum bas Ansehen von Scharben. Sie bilben zwi-
schen ben genannten Gattungen ober auch zwifck^n ben