ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

Mit 950 Ubbildungen

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Side af 298 Forrige Næste
32 Vogel. Lrste Vrdnuiig. jedenfalls viele Erfahrungen besah, meinte, dah tin solcher Falk bei Verfolgung einer Schnepfe, die Haufigen, aber kurzen Zickzacke der Fluglinie abgerechnet, in der Minute Zeit gegen elf Meilen zurucklege. Audubon fuhrt in seiner amerikanischen Ornithologie an, dah er gesehen, wie ein Wanderfalk, den man dort wegen seiner verderblichen Angriffe auf Wasservogel den Entenfalk Heiht, auf den Knall des Gewehrs Herbeieilte und vor den Augen des nicht dreihig Schritte entfernten, nicht wenig uberraschten Schutzen die erlegte Ente packle und mit ihr triumphirend davonflog. Dieser eigenthumliche Jnstinct, sich die Thatigkeit der Jager und Hunde zu Nutzen zu machen, um ohne grohe Muhe Beute zu er- langen, last ahnen, datz die Zahmung und Abrichtung eines solchen Falken zur Jagd gerade nicht sehr schwer sein konne; die Natur kommt hier den menschlichen Be- strebungen zu Hilfe. Wirklich geht auch aus alten und neuen Buchern uber die Falconierkunst genugend hervor, dah der Wanderfalk, wenn er einmal an die Gefangen- schaft sich gewohnt hat, viele Gelehrigkeit verrathe und gegen seine Warter Zutrauen zeige, und dah bei Geduld, freundlicher Behandlung und angemessenem Verfahren die Abrichtung in ziemlich kurzer Zeit gelinge. Jm wil- den Zustande ist er eben so scheu als klug und aufmerk- sam, last sich im Sitzen taunt beschleichen, wahlt seinen Schlafplatz mit grohter Vorstcht, indem er am Liebsten auf der Spitze der Hochsten Tannen, nie auf niederen Aesten von Laubholzbamnen sich niederlaht, nothigen- falls einem im freien Felve liegenven hohen Stein zum Uebernachten den Vorzug giebt vor niedriger Buschwal- dung und langer als andere Vogel wacht. Auch bei dem Fressen beobachtet er ahnliche Vorstcht, denn wo er mit der Beute keine hohe Felsenspitze erreichen kann, laht er sich mit ihr auf einem offenen, nach allen Seiten den Umblick gestattenden Orte nieder. Mit seines Gleichen gerath er ost in Kampf, scheuet aber sonderbarer Weise Buffarde und Milane, welchen er eigentlich uberlegen ist, so sehr, das er sich von ihnen, ohne viclen Mider- stand zu leisten, seine Beute rauben laht. Streng ge- nommen kann er nicht als Bewohner des ebenen^Landes und der Niederungen angesehen werden, denn auch nach der Beobachtung franzostscher Naturforscher verlasit er die Berggegenden nur dann, wenn Nahrungsmangel oder zunehmende Kalte ihn vertreiben; in den norddeutschen Ebenen zieht er, wenn auch nicht selten, doch sehr unstat Herum; auf den Ebenen der Champagne wird er, nach Viellot, erst im Monat August stchtbar. Ueberzeugender ist es, dasi er Wesentlich nur in Gebirgen uistet und zu diesem Zwecke die hochsten und schroffsten Felsenwande erwahlt. In Deutschland beginnt er den Nestbau in der zweiten Halfte des Marzmonats und verrath dabei nicht mehr Kunstsinn als alle Verwandte. Die drei oder vier gelblichen, braun gesteckten Eier werden in drei Wochen ausgebrutet, so dah die Jungen gegen Ende Aprils aus- kommen. Sowohl in Frankreich als in England scheint die Fortpstanzungsperiode etwas spater zu beginnen, indem das Auskriechen der Jungen von Schriftstellern beider Lander auf die Mitte Mai's gesetzt wird. Mah- rend der Brutezeit verlasit das Mannchen kaum jemals den Mald, tragt aber seiner Familie reichliche Nahrung zu. Nach Dumont treiben die Aeltern die Jungen nicht nur aus dem Neste, sobald fte zum selbststandigen Leben erwachsen genug sind, sondern zwingen sie auch, den Be- zirk, in welchem sie geboren sind, zu verlaffen. Die Lebensdauer ist ausierordentlich lang. Mie alle Raubvogel erleidet auch der Wanderfalk je nach seinem Atter ungemein grosie Umanderungen der Farbung. Ausgewachsene Mannchen messen von 16 bis 18 Zoll in der Lange und klaftern 3 —4 Fusi, Haben schwarzlichgrauen Kopf und Hinterhals, blaulich asch- grauen, schwarz guergefteckten Rucken, unter dem Auge einen grosien, dreieckigen, schwarzen, mit der Spitze nach - unten gerichteten und gewohnlich Schnurrbart geheihenen Fleck, der aber auch an verwandten Arten nicht fehlt, rolh- lichweihe oder blauliche Kehle und Brust, die mit schma- ten, fchwarzlichen Ouerstreifen gezeichnet sind, schmutzig weisien, gueruber braungestreiften Bauch, zugerundeten, aschgrauen, an der Spitze weisien, sonst mit zahlreichen, breiten, abwechselnd dunkleren oder Helleren O-uerbinden versehenen Schwanz, schwarze, rothlichweih gefleckte Schwingfedern, gelbe Fusie und Wachshaut, braune Iris, Hellblaugrauen, an der Spitze schwarzen, ubrigens dicken, sehr gekrummten und mit scharfem Zahne ver- sehenen Schnabel. Junge Vogel sind oben dunkelbraun, wegen der Hellen Einfassungen der einzelnen Federn wie geschuppt, unten schmutzigweisi und mit braunen Langs- flecken gezeichnet. Die Weibchen ubertreffen die Mann- chen stets um 2—3 Zotle in der Lange, sind von we- niger entschiedener Farbung und gesteckter als diese. Spielarten scheinen nicht selten zu sein und erklaren einige bei alteren Schriftstellern vorkommende, den neueren unbekannte, aber dem Wanderfalken augen- scheinlich sehr nahe verwandten Arten europaischer Raubvogel. Die Verwendung des Wanderfalkens zur Jagd (Baitze) ist sehr alt und mag aus Asien stammen. Die altesten von ihr sprechenden Schriftsteller sind Aristoteles, Pli- nius und Aelianus. Nach Europa ward sie erst zur Zeit Karl's des Grosien verpstanzt, fand aber so viele Gunst, dah Erfahrung in der Falknerei als nothwendige Eigen- schaft eines jeden Adligen betrachtet ward. Englische Schriftsteller behaupten, dah die Angelsachsen die Baitze schon im vierten Jahrhunderte betrieben und von Scan- dinaviern erlernt, indessen in ihr keine Geschicklichkeit besessen hatten. Einer der angelsachsischen Konige lieh im 7. Jahrhunderte den Bischoff von Mons, Winifred, um einige gute Jagdfalken schriftlich bitten. Die dani- schen Eroderer machten zuerst die Kunst wirklich Heimisch, und im 11. Jahrhunderte scheint sie (unter Kanut dem Grosien) allgemein verbreitet gewesen zu sein. Die Nor- manen beschrankten, wie in allen anderen Beziehungen, so auch in dieser, die Freiheiten der unterjochten Eng- lander und hinderten durch blutige, ohne alle Rucksicht gehandhabte Gesetze jeden Nichtadligen am Halten und Gebrauche der Jagdfalken. Konig Johann gestattete Hin- gegen Dasselbe jedem nicht leibeigenen Unterthanen durch ein besonderes, noch vorhandenes Gesetz. Schon 1481 ward das sogenannte Buch von St. Albans gedruckt, Welches, von Juliana Berners, der adligen Priorin eines Nonnenklvsters zu Sopewell, verfaht, unter andern eine umstandliche, aber in sehr aristokratischem Tone ab- gefahte Anleitung zur Falkenjagd enthalt. Es War ubri- gens diese Richtung einer geistlichen Dame den Zeitge- nossen nicht anstohig, denn alle vornehmen Frauen er- gaben sich lange Zeit und mit groher Leidenschaft jener Jagd. Johann von Salisbury, der im 13. Jahrhunderte schrieb, nennt die letztere geradezu eines Mannes unwur- dig, weil nicht nur alle Trauen sie trieben, sondern die meisten sogar die Manner an Geschicklichkeit weit uber- trafen. Dah die Franzosen und Italiener in jener Kunst nicht nur nicht zuruckgeblieben, sondern ihr auch fruh- zeitig mit vielem Eiser ergeben gewesen sein muffen, geht aus der nicht unbedeutenden Literatur hervor; das erste wichtigere Werk uber Falknerei erschien unter Karl VIII. von Frankreich i. I. 1567. Wie alt sie in Deutschland sei, ist nicht bekannt, allein Kaiser Friedrich II. (starb 1250) schrieb uber sie eine noch vorhandene Abhandlung. Alle deutsche Fursten nnterhielten kostspielige Anstalten behufs der Falkenjagd, die erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Vergeffenheit gerieth, nachdem sie schon seit langer Zeit nur zum Zeitvertreibe Vornehmer ge- dient Hatte. Seit einigen Jahrzehnten lassen vornehme Landbesitzer Englands und Schottlands es sich angelegen sein, sie wieder empor zu bringen. Die Kunst der Ab- richtung war noch um 1650 Mittel fur Viele, nicht nur um zu leben, sondern auch um Vermogen zu sammeln, indem man damalS 300 — 400 Thaler fur einen ganz guten Falken bezahlte. 2. Der Merlinfalk oder Zwergfalk. (Falco Aesalon.) Fig. 1225. Obgleich der Zwergfalk um ein volles Dritttheil klei- ner ist als der Wanderfalk, so giebt er demselben an Muth und Klugheit eben so wenig nach als an Schnel- ligkeit des Fluges und Gefahrlichkeit fur alle etwas schwacheren Vogel. Gleich jenem jagt er nur stiegend und befaht sich nicht mit Vogeln, die sich vorstchtig an den Boden drucken, stoht von oben herab, stellt zumal kleinen Singvogeln nach, verwirft aber auch Mause und Jnsecten nicht. Er ist zahmbar und laht sich zur Baitze abrichten, ward iin Mittelalter eben so gebraucht wie der Wanderfalk, jedoch nicht gleich Hochgeschatzt, taugt aber, nach dem Urtheile Sebright's, des neuesten Schrift- stellers uber Falknerei, darum wenig, weil er nicht Kraft genug besitzt, um Vogel zu todten, die ein Rebhuhn an Grohe ubertreffen. Darf man alten Werkeit uber Falk- nerei trauen, so ertrug er Gefangenschaft ungern und gewohnte sich Selbstverstuinmelungen an, wie Papageien, zum Verdrusse der Besitzer, sie ost vornehmen. Nicht nur rih er sich bei der Mauser alle junge Federn aus, um die bluterfullten Kiele derselben auszusaugen, son- dern er zerbih und frah die eigenen Laufe und Zehen in Anfallen von blinder Wuth und Gier. In Deutschland wird er uberall, aber gerade nicht in Menge getroffen, verhalt sich theils als Strich-, theils als Zugvogel, bleibt bisweilen im Winter da, scheint im Sommer nord- lich zu ziehen, bewohnt am Liebsten die Rander kleiner Waldungen und bebrntet eben daselbst seine 5 —6 weihen, braun marmorirten Eier in einem, wie bei an- deren Raubvogeln, sehr unkunstlich auf Baume oder in Felsspalten gebaueten Neste. In bergigen Gegenden Englands, z. B. in Wales und Cumberland, verweilt er bas ganze Jahr; in Irland erscheinl er als Standvogel, giebt auch da den Bergen, besonders moosigen Abhan- gen, den Vorzug und legt sein Nest auf ebener Erde zwifchen dem Haidekraute an. Nach Thompson Lesucht er Haufig die Seekuste jener Jnsel, um Strandlaufer zu jagen. Auch in Sudeuropa ist er nicht selten. Unter den einheimischen Raubvogeln ist er der kleinste, indem er ausgewachsen nur 12—13 Zoll in der Lange misit, 26 Zoll klaftert. Das alte Mannchen hat blaulich-asch- farbenen Rucken und Flugel; auf jeder Feder steht ein schwarzer Schaftstrich; Brust und Bauch find weihlich- rostgelb ntit ablangen, schwarzen Flecken, Nacken nnd Seiten des Halses rostroth, Schwanzfedern aschblau, am Ende weih, Wachshaut und Fuhe gelb, Schnabel Hell- blau, Dorn schwarz. Die Weibchen gleichen, abgesehen von der an;ehnlicheren Grohe, dem jungen Mannchen, welches oben graubraun, rostgelb gefleckt, unten weih und braun gesteckt ist und auf dem Schwanze 5 —6 Hel- lere O-uerbinden tragt. 3. Der Thurmfalk. (Falco tinuncluus.} Fig. 1226. Der Thurmfalk bewohnt ganz Europa und einen grohen Theil von Nordasien, soll auch in Nordamerika gesehen worden sein und ist in den letzten Jahren nicht allein von Algier, sondern selbst vom Senegal gebracht worden. In Deutschland verhalt er sich als Zugvogel, kommt im Marz an und geht im September wieder fort. In Waldern wird er anger der Brutezeit kaum ange- troffen und zieht den Aufenthalt in offenen Gegenden vor. Er vermag sich in erstaunliche Hohen emporzu- Ichwingen, stiegt dort entweder in weiten Kreisen umher, oder tchwebt mit kaum bemerkbaren Flugelschlagen an derselben Stelle lange Zeit. Hat er eine Beute erspurt, so sturzt er wie ein schwerer Stein fast senkrecht Herab, verfolgt sie aber sogleich im Horizontalen Fluge, falls er sie verfehlte, und wird durch getsiuschte Erwartung zuletzt so hitzig, dah er alle Vorsicht vergiht und mit beispiel- loser Kuhnheit den fliehenden Vogel bis in die Nahe der Menschen oder sogar in das Jnnere enger Gehofte ver- folgt. Uebrigens jagt er nicht blos im Fliegen, sondern greift auch fitzende Vbgel an, und andere Male zieht er, langsam fliegend, Hart am Boden hin, um Feldmause,