Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Voge l.
Awcite cØrdnung.
Preises roegen nur auf ben Tafeln der Reichen erschei-
nen. Dem Enropaer ist biese Vorliebe nicht recht be-
greiflich, benn nnr scharfe Getonrze tonnen bem schlei-
migen Stoffe, ber auf bie maunichfachste Weise bereitet
roirb, einige Schmackhastigkeit mittheilen.
Wahrscheinlich tragen mehrere Schwalben Jnbiens
zu jener reichen Aernbte von Nestern bei. Vor ber Hanb
kennt man nnr ztoei berselben mit Genanigkeit. Die
Salangan-Schroalbe Fig. 1324. (Laroat ber Ja-
vaner) ist oben braun, bie Unterseite bes Korpers unb
bie Spitze bes gabelformigen Schroanzes stub weifflich ;
bie Tang fressenbe Sch roalbe Fig. 1326. (Linchi
ber Javaner) gleicht ber vorhergehenben Art in Farbung,
ist aber groper, roirb gegen 5 Zoll lang, hat schneeroeihe
Unterseite unb im Verhaliniffe langere Flugel. Beibe
beroohnen bie meisten Jnseln Jnbiens unb sinb in mehre-
ren europaischen Sammlungen, besonbers berjenigen ber
ostinbischen Gesellschast zu Lonbon, anzutreffen. Die
anberen von Reisenben auf ben Philippinen, Carolinen,
Bonrbon u. s. ro. entbeckten, ahnliche Diefter bauenben
Arten sinb allein aus nnzureichenben Beschreidungen
Hekannt.
Zweite Unterordnung.
A ahnsch n ablrr.
Der Name ber zroeiten Unterorbnung ber Hocker beu-
tet auf ihr wesentlichstes Kennzeichen. Bei allen zu ihr
gehorenben Gattungen tragt ber Oberkiefer gegen seine
Spitze jeberseits eine Kerbe ober einen sogenannten Zahn,
ber allerbings nicht immer mit gleicher Dentlichkeit Her-
vortritt, inbessen bie Lebensart anbeutet unb auf geroisse
Verroanbtschaften hinroeist. In ber grohen unb fur ben
Systematiker sehr schroierigen Gruppe ber Hocker vertre-
ten bie verschiebenen Unterorbnungen anbere auherhalb
gelegene naturliche Familien; bie Spaltschnabler erin-
nern an bie Eulen, bie Zahnschnabler an Tagraubvbgel,
bie mit gerabem, sehr spitzigen Schnabel versehenen San-
ger an bie Spechte unb anbere Kletiervogel. Der Ver-
gleich mit ben Tagrandvogeln begrunbet fich nicht allein
auf bie Form bes Schnabels, sonbern auch aufbie Aehn-
lichkeit ber Lebensart, benn mit ber einzigen Ansnahme
ber Schmuckvogel (Ampelibeen) leben alle Zahnschnab-
ler nur von thierischer Nahrnng, unb zroar mehrentheils
von Jnfeeten, bie sie geschickt ergreifen. Die Kerbe bes
Oberkiefers ist ihnen Hierzu von gropent Nutzen. Eine
anbere auf biese Ernahrungsart bezngliche Vorrichtung
zeigt sich in ben steifen Bartborsten, bie bei ben meisten
bie Schnabelrourzel nmgeben. Sie haben meist viel
starkere Fuhe unb scharfere Krallen als anbere Hocker,
kommen zroar Hinsichilich bes am Schnabel stch barlegen-
ben Charaeters uberein, lassen aber an biesem roichtigen
Werkzeuge viele Umgestaltungen gewahren, bie man sek-
ten mit unroibersprechlicher Geroihheit beuten kann, bie
jeboch mit ber Art bes Fatters unb seiner Ergreifung
ober Zerstuckelung in engen Beziehungen stehen muffen.
Bei ben Fliegenschnappern ist ber Schnabel an ber Wur-
zel niebergebruckt, bei ben Wurgern fast in seiner ganzen
Lange feitlich znsammengebrucki; in beiben Familien ist
er eben so kraftig als fchroach bei ben Sångern, Bilbun-
gen, roelche bie nach mehreren Seiten moglichen Ueber-
gange anbeuten. Auf biefen Formverschiebenheiten be-
ruht bie fernere Eintheilung ber Unterorbnung, roelche
eine geroaltige Zahl von kleineren, felten bie Miltelgrope
erreichenben Vogeln enthalt.
Erste Familie.
Fliegenschnapper.
Die roeitverbreiteten unb in roarmen Lanbern vor-
zngsroeis h^ufigen Fliegenschnapper haben einen an ber
Wurzel breilen, niebergebruckten Schnabel, vor ber Ha-
kenformig ubergebogenen Spitze jeberseits mit starker
Kerbe ober Zahn versehenen Oberkiefer, starke Bartbor-
sten unb ziemlich kurze, immer mehr ober roeniger abge-
runbete Flugel. Ungeachtet ihrer Kleinheit zeigen sie
vielen Math unb fogar roilbe Kampflast, verrathen bie
Blutgier ber Ranbvogel unb rourben, roenn ihnen bie
Kraft unb genngenbe Waffen verliehen roaren, biefen an
Gefahrlichkeit nichts nachgeben. Von Natur unerschro-
cken, veriheibigen sie sich nicht nur gegen jeben stårkeren
Gegner unb meist mit Erfolg, sonbern sie stehen auch
nicht an, weit grohere Vogel anzufallen. Stets verrathen
sie Leibenschaftlichkeit, sturzen sich auf jeben in ihren Be-
reich gerathenben Vvgel unb auhern zumal bie Hschste
Erbitterung, wenn irgenb einer sich ihrem Neste zu na-
Hern toagt. Schnelligkeit unb Getoanbheit bes Fluges
setzen sie in ben Stanb, es mit starken Feinben aufzu-
nehmen, bie sie minbestens burch unablassige Verfolgung
unb Neckerei ermuben unb zur Flucht zwingen, toenn sie
ihnen svnst auch keinen erheblichen Schaben zuzafugen
vermogen. Svlches Benehmen hat ihnen Achtung ver-
schafft ; an unfere gemeinen Wurger toagt sich kein Ranb-
vogel noch ber fonst ubermuthige unb kampflustige Råbe.
Allen kleinen Vbgeln stellen sie nach, erhaschen sie, zer-
brechen burch Schnabelhiebe bie Hirnschale unb fressen
mit unverkenndarem Wohlgefallen bas Hirn. In Ame-
rika unb Jnbien leben Gattungen, bie an Grimmigkeit
ben kleineren Raubvogeln nichts nachgeben, eben fo grofe
Vertoustungen unter toehrlofen Vogeln anrichten unb
nicht minber als biese gefurchtet toerben. Die kleinen
Arten leben nur von Jnsecten, toelchen sie, ruhig auf
einem Aste sitzenb, anflauern, unb bie sie burch plotzliches
Herabstohen im Fluge fangen. Schnell umkehrenb neh-
men sie ben fruheren Ort toieber ein unb toarten gebul-
big unb regungslos, bis ihnen ber Zufall eine neue Bente
zufuhrt. Sie leben ubrigens in Monogamie unb banen
zum Theil nicht unknnstliche Nester.
VII. Fliegeufchnapper. (Muscicapa.)
Gattungscharakter: Schnabel mittellang, ge-
rabe, plattgebruckt, mit beutlicher Firste; Kieferranber
gerablinig; Oberkiefer vor ber kurzen ubergebogenen
Spitze mit Kerbe; Bartborsten nur halb so lang als ber
Schnabel. Fnpe kurz, schtoach; bie beiben anferen Ze-
Hen an ber Wurzel vertoachsen; Krallen klein. Flugel
abgerunbet.
1. Ter zefleckte Fliegenschnapper. (Muscicapa grisola.)
Fig. 1327. 1328 a.
Die Fliegenschnapper sinb stille, etwas phlegmatische,
aber auch fur Reizung empfangliche unb bann zankische
Vogel, mehrentheils ziemlich klein unb, foweit sie ben
kålteren Erbgegenben angehoren, nicht von lebhafter
ober schoner Farbung.. Sie nahren sich ansschliehlich
von Jnsecten, nothigenfalls auch von faftigen Fruchten,
obgleich nicht von reifen Kirschei^toie Pennant irrig
angiebt. Jhre Gegenwart in Garten Hangt mit ber zur
Zeit ber Fruchtreife bort zunehmenben Jnsectenzahl zu-
sammen. Der gefleckte Fliegenschnapper ist ber gemeinfte
unter ben vier in Deutschlanb vvrkvmmenben Arten; er
kommt als Zugvvgel gegen Enbe Aprils paartoeis an,
geht vor Mitte Septembers toieber toeg unb toirb von
bem Mittelmeere bis Dalecarlien angetroffen. Seinen
Aufenthalt ninunt er eben so gern in lichten Laubhvlz-
toalbern als in Garten unb ben Buschen um bie Dorfer,
inbem er ben Menschen nichr furchtet ober toenigstens
nicht strebt, benselben zu'vermeiben. Getoohnlich toahlt
er einen Baum von mittlerer Hohe zum Sitze unb kehrt
zu bemfelben immer toieber zuruck, toeilt mehr auf ben
unteren Ztoeigen als im Gipfel, bleibt ruhig, bis ein
Jnfect voruberfliegt, ergreift biefes mittels eines flat-
ternben, nicht besonbers geschickten Fluges unb kehrt,
inbem er einen kurzen Bogen beschreidt, fogleich auf sei-
nen Stanbort zuruck. Eine folche Jagb bauert bistoeilen
eine Halbe Stunde, geschieht in ber regelmahigsten Weise
unb besteht allein in ben beschriebenen kurzen, fast in
gleichen Zeitraumen wieberholten Flugen. Weiche Jn-
fecten erhalten ben Vorzng vor ben Hartstugeligen Ka-
fern i bie Bente entkommi ubrigens baruin felten, toeil
ber Fliegenschnapper nie unvorsichtig auf sie sturzt, sou-
bern sie zuerst genau in bas Auge faht unb bie Entfer-
nung unb Richtung mit vieler Sicherheit abfchåtzt. Vor-
zuglich stellt er ben zweiflugeligen Jnfeeten, ben Mucken
unb Fliegen nach unb toirb beshalb auch an Geroassern
hausig gefehen ; Jvhannisbeeren unb Flieberbeeren friht
er nn^ im Nothfalle. Stimnie laht er felten horen, aus-
genommen zur Paarungszeit; bie Tone sinb leis unb
verbienen nicht ben Namen bes Gefanges. Er nistet je
nach Umstanben an sehr verschiebenen Orten, balb auf
hohlen Enben von Baumståmmen, auf breiten Stumpfen
von Aeften, in Mauerlochern unb unter ben vorragenben
Enben ber Dachfparren unbetoohnter, ben Garten nahe-
liegenber Gebaube, verrath uberhaupt kein Mihtrauen
unb uertapt bas Nest nicht, obgleich es entbeckt toorben
sein unb Befucher Herbeigezogen haben mag. Die Be-
stanbtheile bes Nestes sinb Moos unb Wurzelzasern, bie
nicht ohne getoiffe Kunst zu einer flachen, ziemlich bichten
Halbkugel vertoebt stub ; bas Jnnere ifi toie getoohnlich
mit toeichen Stoffen ausgefuttert, auf toelche bas Weib-
chen im Juni vier bis funf Hellblaugrune, rvstroth ge-
fleckte Eier legt. Beibe Aeltern betheiligen sich bei bem
Geschafte ber Brutung, toelches in berRegel nur einmal
in jebem Sommer vorgenomnien roirb. In ber Gefan-
genschaft roirb biefer Fliegenschnapper sehr zahm. Unter
ben beutschen ist er ber grohte, inbem er nahe an 6 Zoll
in ber Lange miht; er ist oben aschgran, unterhalb
toeihlich unb tragt an ber Kehle, auf ber Brust unb
Seiten braunliche Langsflecken. Schroingfebern unb
Steuerfebern sinb matt bunkelbraun, in Gran ziehenb,
Mannchen unb Weidchen auherlich nicht zu unterfcheiben.
2. Der schwarzgraue Fliegenschnapper. (Muscicapa luctuosa.)
Fig. 1328 b.
Alle Fliegenschnapper sinb gegen Kalte unb Feuch-
tigkeit empsinblich unb baher Haufiger in bem Suben als
bem Norben. Man kann bieses fogar an ben toenigen
in Deutschlanb vorkommenben Arten nachroeifen, bie,
am Zahlreichsten in Sub- unb Mittelbeutschlanb, an ber
Ostsee seltener toerben unb nicht uber bas mittlere Schroe-
ben hinausgehen. Der schtoarzgraue Fliegenschnapper
scheint noch empfinblicher zu sein als bie vorhergehenbe
[Art unb toirb stellentoeis als eine Seltenheit angesehen,
';. B. in Englanb, too er nicht alljahrlich erscheint unb
toenigstens nicht uberall brntet. Getoohnlich kommt er
bort sehr ermubet an, scheint biirch feuchtes, trubes Wet-
ter ungemein zu letben unb sucht Zuflucht auf Bauer-
Hofen, Warme unb Nahrung auf Dungerhaufen. In
Deutschlanb trifft er Enbe Aprils ein, als achter, bes
Nachts reisenber Zugvogel, ber schon im August an-
fangt, sich in kleinen Familien toieber zu entfernen, Ge-
birgsroalber auffucht, kleine Felbholzer vermeibet unb
uberhaupt toeniger Zutrauen zu Tage legt unb bie
menschliche Nachbarschaft nicht liebt. In Sitten unb
Nahrungstoeife gleicht er sehr bem zuerst beschriebenen
Vertoanbten, nistet auf hohen Stammen bichter Walber,
benutzt auch bie von Spechten gemachten Locher zur lin«
terbringung bes aus Moos, Blattern unb Rinben zu-
sammengefugten Nestes unb legt 5—6 Helllauchgrune,
ungefleckte Eier. Die Mauser ereignet sich zweimal im
Jahre unb hat veranlatzt, bas man bie Art mit anberen,
namentlich ber vorhergehenben verwechselt Hat. Das
Fruhjahr - ober Hochzeitkleib bes Mannchens ist oben
schtoarz, Stirn, bie ganze Unterseite unb bie Flugelbeck-
febern sinb toeif; im Herbste anbert bas Schtoarz in
.Schroarzgrau, unb bas Weitz ber Stirn ninunt eine
schmutzige Farbung an. Das Weibchen unb bie jungen
Vogel gleichen bem Mannchen im Herbstkleibe; von
ihren Schwanzfebern sinb bie brei auheren auf ber Au-
sienfahne roeip. Die Lange betragt 5% Zoll. — Von
ben beiben anberen beutschen Arten ist ber toeisihal-
Ifigc Fliegenschnapper burch weitzes Halsbanb bei
! ubrigens schwarzer Farbung unb burch gleichfarbige