ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

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Side af 143 Forrige Næste
durch Lehren und Schriften anregend gewirkt. Dieselben forderten in genau vorgeschriebener Gruppirung: Parterre, Bosketts, Springbrunnen, Statuen, Colonnaden, durch ausgeschnittene Bäume hergestellte Theater, Labyrinthe, Grotten, dann die „treillages“ und „berceaux“, d. h. aus leichten, gitterartig gekreuzten Latten her- gestellte Architekturen. Grosse Wasserbecken in der Längsaxe und gefällige, den Horizont abschliessende Architekturen waren neben allerlei Durchblicken auf das Schloss weitere Erfordernisse. In Frankreich entwickelte dann der talentvolle André Lenôtre (f 1700) die Gartenkunst auf dieser Grundlage weiter. Er verstand es, bei seiner Anlage des Versailler Gartens (seit 1664)1) die strengen architectonischen Linien mit der Natur in innige Beziehung zu bringen. Terrassen, Wasserkünste, Blumenparterres waren wirkungsvoll situirt, während breite Schnaisen und Alleen reizvolle Durchblicke gestatteten. Später gab dann das hauptsächlich an fürstlichen Höfen beliebte Rokoko den Gärten sein Gepräge. Besonders charakteristisch sind hier die treppenartigen Ab- stufungen in den Böschungen und die Sternalleen in den Waldungen 2). Die von dem Herzoge Christian Albrecht im Jahre 1692 begonnene und durch den geschickten Gärtner Tarter, den Nachfolger des Clodius, ausgeführten Verschönerungen des Neuwerks zeigen im Ganzen mehr noch die niederländische Art3). Aus einer Reisebeschreibung vom Jahre 1702^), in welchem die Anlagen Christian Albrecht’s noch keine Aenderung erlitten hatten, sowie aus alten Abbildungen (vgl. Taf. IV) und den noch vor- handenen Ueberbleibseln können wir uns ein ziemlich genaues Bild von der ehemaligen Pracht dieses Neu- werkes machen5). Wenn man die im Norden des Schlosses von Friedrich III. erbaute steinerne Brücke überschritten hatte, so führte eine zwischen üppiggrünen Wiesen angelegte und an beiden Seiten mit schattigen Bäumen bepflanzte schnur- gerade Allee zum eigentlichen Eingänge. Hier wurde der Blick sofort durch ein vielbewundertes „Wassertheater“ gefesselt. Es war dies eine in mehreren Absätzen aufsteigende Anlage von Wasserkünsten verschiedener Art, welche auf einer Anhöhe den Eintretenden unmittelbar gegenüberlag. Die Höhe krönte ein nach vorn offener Antentempel mit zwei Säulen in jonischer Ordnung. Innen stand in der Mitte Apollo mit der Leyer6) und an den Seiten zwei Flötenbläser in Lebensgrösse. Der ganze Bau war ausser dem figürlichen Schmucke mit einem Hängewerk von Muscheln- und Schneckenfestons reich geziert. Vor diesem Tempel am oberen Haupte der Cas- cade war ein in ein Muschelhorn blasender Steintriton auf einem Delphine angebracht, aus dessen Rachen ein starker Wasserstrom sich schäumend und brausend über eine flache, sich nach unten erweiternde Treppe hinab- stürzte. Auf der untersten Stufe befanden sich verschiedene Vexirfontänen. Unten sammelte sich dann das Wasser in einem Bassin, in welchem grosse, aus Blei gegossene Frösche aus ihren Mäulern Wasserstrahlen zwölf bis vierzehn Fuss hoch emporschleuderten. Delphine und Muschelwerk bildeten die Einfassung. Ausserdem waren die beiden Seiten der Treppe abwechselnd mit Fontänen, Vasen und auf Postamenten stehenden Figuren, worunter Pluto, Neptun und die vier Jahreszeiten sich befanden, auf das reichste geschmückt. Dichtbelaubte Bosketts bildeten die äusserste Umrahmung. Wandte man sich von diesem Wassertheater nach Westen, so bot sich nach wenigen Schritten ein neuer, ebenso prächtiger und überraschender Anblick. Vor dem Beschauer lag der 500 Fuss lange und 280 Fuss breite Herkulesteich, in dessen Mitte sich die schon oben7) geschilderte Kolossalfigur des Herkules erhob, während an den vier Ecken aus grossen Fontänen mächtige Wasserstrahlen hoch empor stiegen. Im Norden schloss sich dann der im Halbkreis angelegte, im herrlichsten Blumenflor prangende Globusgarten an, dessen äusserstes Ende das Globushaus bildete8). Dieser Garten war gleichfalls im Halbkreis von einer Mauer mit Nischen umgeben, in welchen sehr schöne, in Blei gegossene, colorirte und an einigen Theilen vergoldete Büsten der Herzöge von Schleswig aufgestellt waren 9). In den einzelnen Abtheilungen des Blumenparterre’s befanden sich noch mehrere kleinere Bassins mit fabelhaften Thieren, welche alle Wasser spieen. X) Vgl. darüber das Kupferwerk: Les plaisirs de l’ile enchantée, Paris 1664 (fol.). 2) Ueber die französische und englische Gartenkunst des Rokoko hat Springer interessante Arbeiten veröffentlicht. 3) Auch der von dem holländischen Ingenieur Menhardt im Jahre 1650 angelegte Schlossgarten zu Berlin trug mehr niederländischen Charakter. 4) Vgl. Reisen d. d. Herzogth. Holstein u. Schleswig im J. 1702, aus dem Französischen übersetzt von Schullehrer Pasche in Wenken- dorf (abgedr. in Dr. N. Falk’s Archiv f. Geschichte, Statistik u. s. f. der Herzogth. Schlesw.-Holst. 1843, S. 345—348). 5) Vgl. auch Jürgensen a. a. 0. 6) So berichtet u. a. auch die oben erwähnte Reisebeschreibung. Jürgensen nennt Neptun mit dem Dreizack. Da aber ein Bild des Neptun an der Seite der Treppe stand, so ist dies wenig wahrscheinlich. Auch in dem berühmten Schlossgarten zu Schwetzingen wird eine ähnliche Cascade oben durch einen offenen Rundtempel abgeschlossen, in welchem das Bild des Apollo steht. 7) Vgl. oben S. 44. 8) Vgl. a. a. 0. 9) Um das Jahr 1770 wurden diese Figuren aus dem Garten entfernt und später eingeschmolzen. Aehnliche vergoldete Büsten und Statuen aus Blei befanden sich auch in dem oben erwähnten Schlossgarten zu Berlin. 54