Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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Der Verherrlichung der Vergangenheit des Gottorp’schen Hauses widmete er auch sonst vornelimlicli seine
Kunst. Unter den noch weiter bekannt gewordenen Werken dieses Meisters stellt eines die Vermählung des
Herzogs Johann Adolf mit Augusta, der Schwester Christian’s IV., dar 1).
Eine reiche Beschäftigung fand der Pinsel des Meisters in dem von Christian Albrecht im Jahre 1670 un-
gefähr an der Stelle, wo jetzt das Lazaretli liegt, errichteten Gebäude, welches er zu Ehren seiner Gemahlin die
Amalienburg nannte. Ovens schmückte die holzgetäfelten Wände und Decken des viereckigen Hauptsaales wahr-
scheinlich in den Jahren 1673 und 1674 mit schönen, grossen Gemälden, welche in der damals beliebten allegorisclien
Darstellungsweise 2) die Herzogin verherrlichen sollten, aber schon den folgenden Geschlechtern ein vollständiges
Räthsel waren und ausserdem durch unverständige Restauration bedeutend an Kunstwerth verloren. Nach der
ausführlichen Beschreibung, welche uns Jürgensen (Chronik der Stadt Schleswig) von diesem Saale entwirft^),
muss derselbe durch seine Raumverhältnisse zusammen mit seinem präclitigen Schmucke einen grossartigen Eindruck
hervorgebraclit haben. Der Saal erliob sicli auf einer Basis von 40 Fuss im Quadrat durch zwei Stockwerke
und verjüngte sich oben bei einer Neigung von 50—60° zu einem Quadrate von 20 Fuss. Die Beleuchtung
des Raumes geschah sowohl durch Seiten- wie durch Oberlicht (resp. oberes Seitenlicht)1). Acht Gemälde zierten
denselben. In dem ersten Deckenfelde der Westseite war Mars dargestellt, wie er aus der Schlacht zurückkehrt
und Venus ihm mit dem Taubengespanne entgegenkommt, im zweiten Minerva, im dritten gegen Norden Diana;
das vierte Feld enthielt das Bild der Herzogin Amalia, das fünfte gegen Osten Jupiter und .Juno, das sechste
Apollo und die Musen, das siebente Phöbus mit dem Sonnenwagen und das achte Ceres und Flora.
Auch manche der hervorragenden Persönlichkeiten am Herzoglichen Hofe wurden von Ovens gemalt. So ist
von ihm noch ein Porträt des Olearius sowie des Kanzlers v. Kielmannsegg vorhanden; letzteres, welches den besten
holländischen Porträts an die Seite gestellt werden kann, befindet sich in der kleinen Aula der Universität zu Kiel5).
Der dänische Krieg und die Flucht des Herzogs beendeten seine Thätigkeit auf Gottorp. Er lebte nun in
Friedrichsstadt, das von ihm schon nach seiner zweiten Heimkehr aus Holland zum Wohnsitze erwählt worden war.
Dort schuf er im Jahre 1675 ein Altargemälde für die lutherische Kirche, ein Nachtstück, welches die Klage um
den Leichnam Christi darstellt6). Er starb zu Friedrichsstadt am 9. December 1678. Gleich anderen hervorragen-
den Männern, die am Hofe Friedrich’s III. und seines Sohnes gewirkt hatten, wurde der Künstler später im Dome
von Schleswig beigesetzt, wo noch lange eine zuletzt schwer lesbare Inschrift die hohe Verehrung kund that,
deren er sich bei seinen Zeitgenossen erfreute 7)..
Dieselbe Vorliebe wie sein Vater zeigte Christian Albrecht auch für die Gartenkunst, indem er bedeutende,
dem veränderten Geschmacke entsprechende Verschönerungen in den von seinem Vater geschaffenen Anlagen vor-
nahm. Es war damals die Zeit, in welcher die Gartenkunst überhaupt neue Impulse empfing. Die holländische
Art der Anlage, wie sie aus den Stichen von Hans Vredemann de Vries und den Plänen des Franzosen
Androuet Ducerceau ersichtlich ist, war bis dahin die herrschende gewesen. Mächtige, die Schlösser in
weitem Bogen umgebende Parkanlagen standen in Verbindung mit abgetheilten, kleineren Schmuckgärten.
Zierliche Architekturen und überkünstelt geschnittene Hecken waren sehr beliebt und fanden selbst in Italien,
in dessen Gartenanlagen wir heute nocli den harmonischen Einklang zwischen Natur und Kunst bewundern,
welcher im Norden vielfach verloren ging, durcli Carlo Maderno, Domenico Fontana und andere Meister
Verbreitung. In Frankreich, wo allmählig die Mode über die landschaftliche Umgebung eines Schlosses und
die Anlage von Lustgärten bestimmte Regeln aufstellte, haben besonders Savot (1624) und Blondel (1685)
I) Vgl. S. 40. Dieses Bild befindet sich gegenwärtig mit einigen anderen der hier aufgeführten Darstellungen in Frederiksborg. Vgl.
Hamburger Nachrichten, Jahrg. 1885 Nr. 164.
2) Es hatte sich in dieser Hinsicht besonders auch im Norden in der bildenden Kunst ein grosser Wandel vollzogen. Die Künstler suchten
jetzt sich einen vornehmen und gelehrten Anstrich zu geben und entfremdeten sich dadurch dem Volke. Während früher auch bei Darstellungen
von Ereignissen aus anderen Ländern und Zeiten die im Lande übliche Tracht in naiver Weise beibehalten worden war, fanden jetzt antike Ge-
wänder und nackte Körper immer mehr Anwendung. Auch bewegte sich die Kunst nach dem Vorbilde der Italiener gern in Allegorien und
mythologischen Themen. Ebenso war in der äusseren Stellung der Künstler eine Aenderung eingetreten. Sie wurden an die Höfe gezogen
und erhielten Hoftitel und andere Ehren. Es ist die Zeit der entstehenden Akademien gegenüber den früheren Zünften.
3) Diese Beschreibung geht so ins Einzelne, dass auf Grund derselben eine Reconstruction möglich wäre.
4) Üeber die äussere Architektur der Amalienburg mag die Mittheilung genügen, dass das Dach durch eine von sogenannten Bohlensparren
construirte Hauptkuppel gebildet wurde, und dass an den vier Ecken des Gebäudes sich ähnlich gebildete Aufbauten befanden. — F. Posselt
neigt sich der Ansicht zu, dass dieses Lusthaus und sein mit Gemälden geschmückter Hauptsaal nach dem Vorbilde des durch seine Gemälde
aus Rubens’ Schule berühmten „Hauses im Bosch“ zu Haag erbaut gewesen sei. Vgl. Zeitschrift f. Schleswig- Holstein-Lauenburg.
Gesch. 1881, 8. 302.
5) Auch zwei von Ovens herrührende Radierungen des Kanzlers v. Kielmannsegg werden erwähnt. In wie hohem Grade Ovens auch diese
Kunst von seinem Meister gelernt hatte, zeigt seine Darstellung der Inauguration der Universität Kiel, welche in die oben S. 51 A. 2 erwähnte
officielle Festbeschreibung des Torquatus à Frangipani aufgenommen ist. (In benannter Aula befindet sich auch ein Bild Christian Albrecht s.)
6) Dasselbe wurde 1854 nicht besonders glücklich restaurirt.
7) Vgl. Sach, Gesch. d. Schlosses Gottorp II, 22.
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