Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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Aber alle diese Leistungen überragt die Thätigkeit auf dem Gebiete der eigentlichen Kunst. Eine Reihe von
Namen sowohl von Bildhauern wie von Malern tritt uns hier entgegen. Unter den ersteren nennen wir Cornelius
und Johann van Mander1), die mehrere Sculpturwerke für Garten und Schloss herstellten, Theodor Allers,
den Hofbildhauer Christian Albrecht’s, ausgezeichnet durch seine geschnitzten Altarbilder, und Thomas Quellinus,
der schöne marmorne Grabdenkmäler schuf. Als Maler waren besonders Otto Krabbe, Andreas Johannsen,
Balthasar Maas und Georg Meier thätig, von deren Geschicklichkeit noch manches gute Pastorenporträt in den
Kirchen des Landes zeugt. Sibylla Merian malte „des Hauses seltenen Blumenflor“ (die Blumen aus den
Gewächshäusern) in mehreren Pergamentbänden, die eine Zierde der Bibliothek bildeten2). Aber der bedeutendste
Künstler war der schon oben (S. 43) genannte Jürgen Ovens3).
Ovens wurde im Jahre 1623 in Tönning geboren, kam sehr früh, vermuthlich schon im 17. Lebens-
jahre, nach Holland und war hier, wie sicher erwiesen ist, im Jahre 1642 ein Schüler Rembrandt ’s. Wahr-
scheinlicli begab er sich von Holland nach Italien (Bologna?). In die Heimath zurückgekehrt wurde er in Folge
des Rufes, den er sich durch seine Kunst erwarb, an den Hof Friedrich’s III. gezogen. Die Wirren des schwedisch-
dänischen Krieges veranlassten ihn, die Heimath zu meiden, und so ging er am 16. August 1657 zum zweiten
Male nach Amsterdam, wo er das Bürgerrecht erwarb4). Nach Wiederherstellung des Friedens berief ihn
Christian Albrecht im Jahre 1663 als seinen „Hofschilderer“ zurück. Schon bei seinem ersten Aufenthalte
malte Ovens den Herzog Friedrich III. in Begleitung eines grossen Hundes5). In jene Zeit fällt auch die schon
oben (S. 43) erwähnte Darstellung der Vermählung Karl’s X. Gustav von Schweden mit Ulrika Eleonore. Allein
seine hervorragendsten Werke sind unter der Regierung Christian Albrecht’s entstanden.
Vor allen seinen anderen Schöpfungen wurden neun grosse Gemälde gerühmt, welche später das Audienz-
zimmer der Königin im Schlosse Gottorp schmückten. Durch grossartige Auffassung und meisterhafte Zeichnung
und Farbengebung überragten sie alles, was bisher auf diesem Gebiete der Kunst in den nordischen Landen ge-
leistet worden war. Hervorragende Ereignisse aus der Geschichte des Landes und des Oldenburgischen Hauses
bildeten den Gegenstand dieser Gemälde. Auf denselben waren folgende Ereignisse dargestellt 6):
1. Wie der Herzog Adolf VIII. die ihm von den Ständen angebotene Krone von Dänemark ausschlug und
auf seinen Wunsch Christian von Oldenburg zum Könige erwählt wurde (1448) 7);
2. wie Christian I. sich mit der verwittweten Königin Dorothea vermählte (1449)8);
3. wie Christian I. im Jahre 1474 auf seiner Wallfahrt nach Rom vom Papste Sixtus IV. eine geweihte
Rose empfing;
4. wie auf dem Reichstage zu Rothenburg an der Tauber die Grafschaften Holstein und Stormarn zu einem
Herzogthume erhoben und die Landschaft Dithmarschen demselben einverleibt wurde9);
5. die Ueberreichung der Schlüssel von Kopenhagen an den König Friedrich I. (1524);
6. wie die Dithmarschen nach ihrer Unterwerfung (15. Juni 1559) den Huldigungseid leisten („Gottes düsend
de Buur will sich geven!)^-,
1. die Begegnung des Herzogs Adolf mit einem entsprungenen Löwen am Hofe der Königin Elisabeth von
England (1568)11);
8. die Ertheilung des Hosenbandordens an denselben (1568) 12);
9. die dem Könige Christian IV. und dem Herzoge Johann Adolf in Hamburg geleistete Huldigung (1603) 13).
1) Näheres über diesen Künstler folgt in der Baubesclireibung.
2) Ein Theil dieser Bände wird noch in der K. Bibliothek zu Kopenhagen aufbewahrt.
8) Neuere verdienstvolle Forschungen über diesen Künstler geben die Aufsätze von Johannes Biernatzki in der Kieler Zeitung
(Nr. 10 763, 10775, 11 015 und 11 401), ferner eine Abhandlung in den Hamburger Nachrichten (Jahrg. 1885 Nr. 164). Vgl. Michelsen,
Erinnerungen an einen Schleswig-Holstein’sehen Maler des 17. Jahrhunderts im Schleswig-Holstein’schen Sonntagsblatt f. Belletristik, Literatur
und Kunst Nr. 7, 39, 40, 45 ff., 51 ff., 59 ff. Dr. Sach, Gesch. d. Schlosses Gottorp II, S. 21; Jugend- und Lehrjahre des Malers Asmus
Jacob Carstens (1883) S. 43 ff., 138 ff. und 147 ff.
4) Hier malte er im Rathhause die Verschwörung des Claudius Civilis, ein vielbewundertes Nachtstück, 22 Fuss hoch und 19 Fuss breit.
6) Dieses Bild ist nach Michelsen beim Brande des Bjelk’schen Palais in den sechziger Jahren mit mehreren anderen Werken von
Ovens zu Grunde gegangen.
6) Vgl. Sach, Gesch. d. Schlosses Gottorp II, 17.
7) Vgl S. 21. Dieses Gemälde war nach Jürgensen (Chron. d. St. Schleswig) ein „Thürstück“.
8) Dieses Gemälde ist nach Jürgensen a. a. 0. das schätzbarste von allen. Es enthält eine solche Menge schöner Figuren und
Gruppen, womit die Hauptpersonen des Königs und der Königin umgeben sind, „dass man es Tage lang besehen und immer neue Schönheiten
daran finden kann“.
8) Vgl. S. 22, Anm. 3. Auf demselben sind auch die einst im Norden üblichen Geschenke, Heringe, Hermelinfelle u. a. dargestellt.
10) Vgl. S. 33. An diesem Stücke wie am vorhergehenden wurde besonders das treffliche Colorit gelobt.
41) Vgl. S. 34. Herzog Adolf ist dargestellt, wie er dem Löwen die Hand auf den Kopf legt.
12) Vgl. S. 34.
13) Vgl. S. 40. Die Hamburger suchten nach Jürgensen einst dieses Stück in ihren Besitz zu bringen.
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